37 Millionen Einwohner, wovon 36 Millionen Franzosen waren. Dabei ist zu bemerken, daß der Ueberschuß der Geburten über die Sterbc- fälle, der alljährlich abgenommen hat, im Jahr 1888 nur mehr 44 772 betrug. Hält man mit diesen Zahlen zusammen, daß Deutschland 1886 47 Millionen Einwohner und einen Ueberschuß der Geburtsfälle über die Sterbefälle von 605 155 aufwies, daß die Einwohnerzahl heute schon über 48 Millionen beträgt und den regel­mäßigen jährlichen Zuwachs vorausgesetzt, in 20 Jahren 60 Millionen betragen wird, so er­scheint es nicht als schwarzseherisch, wenn die französischen Patrioten auf die traurige Kon­sequenz Hinweisen, daß bei einem eventuellen Entscheidungskampfe nach 20 Jahren Frankreich den sechs Millionen wehrkräftiger deutscher Männer gegenüber nur etwa drei Millionen wehrkräftiger Franzosen zur Verfügung haben i werde und es somit nur eine Frage der Zeit sei, daß Frankreich zu einer Macht zweiten Ranges herabsinken werde.

* Die Republikanerin Portugal betreiben die Aufhetzung gegen die Monarchie seit den letzten Maßregeln der Regierung in noch gröberem Stile wie bisher. Fast die gesamte haupt­städtische Presse veröffentlicht fortgesetzt heftige Artikel gegen den König. Die vielgelesene Zeit­ungDebates" bezeichnet den König als einen Fremdling, welchen das Volk fortjagen müsse. Die ZeitungenEl Dia" undSccolo" erklären den König Carlos für verrückt. Auch die Witz­blätter bringen beleidigende Karrikaturen des Königs. Der Lissaboner Abgeordnete Arriga erklärte in einer Volksversammlung, der Staats­streich der Regierung begründe fortan ein Recht des Volkes auf Revolution.

" New-Aork, 14. April. Ein großes Meeting von Deutschen in Toronto richtete eine Adresse an Kaiser Wilhelm, worin sie ihn bitten, er möge die Rückkehr der Jesuiten nach Deutschland nicht gestatten, ebensowenig eine Annäherung an den Vatikan zngeben.

' Die Elektrische Hinrichtung ist nunmehr auch von dem Newyorker Appellationsgericht für verfassungsmäßig, erklärt. Kemmler, der Buffaloer Mörder, der im Mai vorigen Jahres zum Tode verurteilt wurde, und die vier anderen inzwischen im Staate Newyork zum Tode ver­urteilten Mörder werden nun wahrscheinlich sehr bald der Welt beweisen müssen, daß die elektrische Hinrichtung nicht schlechter ist, als das Hängen.

Handel rwd Verkehr.

* Stuttgart, 14. April. (Landes-Pro- dnkten-Börse.) Die Börse ist ziemlich gut be­sucht ohne belangreiches Geschäft. Wir no­tieren per 100 Kilogr.: Weizen russ. Sax. 22 Mk. 50 Pf. bis 22 Mk. 90 Pf., do. russ. 21 Mk. 90 Pf. bis 22 Mk. 25 Pf., do. azima 21 Mk. 30 Pf. bis 22 Mk. 25 Pf., do. do. fränk. 22 Mk. 50 Pf., do. Land 21 Mk. 75 Pf., Dinkel 14 Mk., Roggen 18 Mk. 25 Pf., Gerste ungar. 20 Mk. 40 Pf. bis 21 Mk., do.

rumänier 13 Mk. 50 Pf., Haber 17 Mk. 80 Pf. bis 18 Mk. 80 Pf., Mais 12 Mk. 55 Pf., Ackerbohnen 17 Mk. Mehlppreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries:

33 Mk. 50 Pf. bis 34 Mk., Mehl Nr. 0 :

34 Mk. bis 34 Mk. 50 Pf., do. Nr. 1: 32 Mk. bis 32 Mk. 50 Pf., do. Nr. 2: 30 Mk. 50 Pf. bis 31 Mk., do. Nr. 3: 28 Mk. 50 Pf. bis 29 Mk. 50 Pf., do. Nr. 4: 25 Mk. bis 25 Mk. 50 Pf.

* Schlierbach, 14. April. Am Sams­tag wurden hier bet einem Holzverkauf für 2 Raummeter 5 Fuß langes eichenes Küferholz 170 Mark bezahlt. Käuferin war eine Bier- brauerei in Ludwigsburg.

Vermischtes.

* (Macht der Gewohnheit.) Auktio­nator Müller (bei einem Festessen die Verlob­ung seiner Tochter bekannt gebend):Verehrte Herrschaften, ich habe Ihnen die angenehme Mit­teilung zu machen, daß sich meine Tochter Elise heute mit Herrn Angler verlobt hat zum ersten, zum zweiten und zum dritten und letzten Mal!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Barbarische Behandlung

muß es bezeichnet werden, Rheumatismus und Gicht durch scharfe Einreibungen, Pflaster und sonstige äußerliche Mittel kurieren zu wollen, da diese Krankheiten einzig und allein einem schlechten Zustande des Blutes zuzuschreiben sind, in welchem sich ein Ueberschuß von Säure befindet. Dieser versauerte Zustand des Blutes entsteht aus der (Rührung nicht assimilierter und unverdauter Nahrung tm Magen, in Folge der gestörten Thätigkeit des Magens, der Leber und Nieren. Das einzige richtige Verfahren, Gicht und Rheumatismus gründlich und er­folgreich zu heilen, ist, vor allem gesunde Thä­tigkeit dieser Organe herznstellen und die Säure aus dem Blute zu entfernen.

Das bis jetzt übliche Heilverfahren hat sich keiner günstigen Erfolge zu erfreuen, wes­halb die genannten Krankheiten vielfach geradezu als unheilbar angesehen werden.

Es ist jedoch thatsächlich bewiesen, daß IVaimki's 8akö Ours auch die hartnäckigsten Fälle von Rheumatismus und Gicht erfolgreich heilt, indem dieselbe die gestörte Thätigkeit der Nieren, Leber und des Magens wieder herstellt, Entzündung beseitigt und den versauerten Zu­stand des Blutes neutralisiert.

Wiederholt schon haben Geheilte, welche ihre Gesundheit dieser Medizin verdanken, ihren Dank dafür öffentlich in den Zeitungen ausge­sprochen.

In den bekannten Apotheken zu haben, Haupt-Depot: Hirsch-Apotheke in Stuttgart und Schwanen-Apotheke in Eßlingen.

Ruine, nach Osten notdürftig durch eine Ver­kleidung von Dachpappe geschützt. Unten in der Ruine befindet sich noch ein Laden der Vorbe­sitzerin, welche sich beim Verkauf einen Laden in dem neuen Hause ausbedungen hat. Im Hinterhause befindet sich dieWeinhandlung zur Stadt Athen". Diese und andere Mieter im Hinterhause haben eine Entschädigungsklage gegen Herrn Carpenter angestrengt.

* Sonderburg, 10. April. Der Post­räuber, welcher die Sonderburger Fahrpost um 11,000 Mk. beraubte, wurde in Glasgow verhaftet.

* (Auch ein Jubiläum.) In Jena feierte dieser Tage ein Schneidergeselle das Jubiläum der bei ein- und demselben Meister von ihm gefertigten 5500. Hose. Im Interesse künftiger Geschichtsforscher unserer Zeit wollen wir auch den Namen des Jubilars nicht unterdrücken, er heißt Joh. Höfer, ist aus Neustadt a. O. ge­bürtig und steht seit 15 Jahren in Diensten des Schneidermeisters Wölbing.

* Hamburg, 14. April. Es wird hier der Versuch gemacht, den Fürsten Bismarck zur Annahme eines sicheren Reichstagsmandats zu bewegen. Der Erfolg der Bemühungen steht sehr in Frage.

Ausländisches.

* Wien, 14. April. DieDeutsche Ztg." bestätigt aus guter Quelle, daß die Zusammen­kunft v. Caprivi's, v. Kalnoky's und Crispi's am 28. Mai in Karlsbad stattfinden werde.

* Wien, 14. April. Die Regierung ant­wortete den Fabrikanten, daß sie am 1. Mai allen Arbeitern der Staatsbetriebe, die den Wunsch nach einem Feiertage aussprechen, den­selben gewähre.

* (Selbstjustiz.) Ein Einwohner von Biel (Schweiz) sollte im Ehescheidnngsprozeß, den seine Frau angehvbcn, vor den Schranken des Gerichts erscheinen. Mit den Worten:Ich richte selber" schoß er auf seine Frau. Diese wehrts jedoch den Schuß ab, so daß sie nur an der Hand verletzt ist. Mit mehreren Schüssen nahm sich sodann der Ehemann selber das Leben.

* Die Totengräber von Paris, 125 an der Zahl, haben ein Syndikat gebildet, um einen Taglohn von 6 FrcZ. und eine Alters­versorgung zu erhalten.

* Die französischen Patrioten sehen mit Besorgnis auf die Ziffern, welche eine neue Untersuchung über die Kinderzahl der französi­schen Familien ergeben hat. Es hat sich näm­lich folgendes annähernde Resultat ergeben: Familien ohne Kinder 2 000 000, Familien mit

1 Kind 2500 000, Familien mit 2 Kindern

2 300 000, Familien mit 3 Kindern 1 500000, Familien mit 4 Kindern 1000000, Familien mit 5 Kindern 550 000, Familien mit 6 Kin­dern 330 000, Familien mit 7 oder mehr Kin­dern 200000. Mit dieser Dumme kinderloser Familien zählte Frankreich schon 1886 nur mehr

der gewollt hätte, der Onkel würde ihm mit vollen Händen gegeben haben und als Gymnasiast hätte er schon wie ein Prinz leben können."

Ein Glück nur, daß er nicht gewollt hat und seine Gedanken auf ernstere Dinge gerichtet waren," fuhr Martin fort,wie leicht kann nicht ein Mensch in den Jahren, wenn seine Kasse stets wieder gefüllt wird, nachdem sie leer geworden, und er sich keinen Zwang aufznerlegen braucht, verbummeln und verkommen! Schon vor einem Jahre sollte das vornehme Leben vor sich gehen; der Kommerzienrat wünschte, sein Neffe solle sofort mit ins Geschäft eintreten, Heinrich erklärte aber, daß er davon noch nichts verstände, daß er hier zu viel Freiheit habe und nichts lernen würde und daß er lieber noch zuvor auf ein Jahr nach Hamburg gehen wolle, um in einem dortigen renommierten Bank­hause sich praktisch auszubilden. Der Onkel hatte schon seinen Plan fertig. Die große, schöne Villa der Frau Generalin v. Rauscher sollte gekauft, glänzende Equipagen sollten angeschafft, betreßte Diener enga­giert, mit Familien von Geburt und Ansehen sollte in Verkehr getreten werden. Heinrich erwiderte aber dem Kommerzienrat rund heraus, daß er sich gar nicht danach sehne, sich mit solchem Luxus zu umgeben, daß er am liebsten in diesem Hause bleibe, in welchem er ausgewachsen sei, daß er sehr gern in einen geselligen Verkehr trete, aber nur in einen solchen, wo der Geist Anregung und Befriedigung fände und daß ihn das hohle Gesellschaftsleben in den höheren Kreisen förmlich anwidcre. Na, Sie wissen ja, wie sehr der Herr Kommerzienrat den Heinrich liebt, welchen Respekt er vor seinem Verstände und seinen Kenntnissen hat und wie jedes Wort, was der Neffe spricht, für den Onkel ein Orakel­spruch ist."

Woher wissen Sie denn das alles, Martin?"

Der Herr Prinzipal hatte vorher, ehe der Heinrich damals kam, mit mir schon allerlei besprochen, was nach des jungen Herrn Rückkehr

geschehen solle, und teilte mir denn auch später seufzend mit, daß der Heinrich nicht wolle und vorläufig alles beim alten bleibe. Aber wie ich Ihnen schon gesagt habe, Fräulein Katharina, jetzt kommt es doch anders. Der Herr Kommerzienrat hat es mir heute morgen trium­phierend erzählt, in dem letzten Brief, den der Heinrich vom Manöver ans geschrieben, hat gestanden, daß sich sein Geschmack gänzlich verän­dert habe, daß er jetzt selbst wünsche, künftighin ein Leben zu führen, das auch äußerlich den Reichtum des Hauses repräsentiere und daß der Onkel sogleich bei der Generalin v. Rauscher anfragen möge, ob deren Villa noch käuflich zu haben sei."

Seltsam!" sagte Katharina und wiederum nahmen ihre Augen für einen Augenblick einen starren Ausdruck an.Was nur kann Heinrichs Geschmack so plötzlich verändert haben?"

Er macht zum ersten Male als Offizier die Manöver mit, da kommt er täglich mit sehr vornehmen Leuten in Berührung und konnte sich deren Thun und Treiben einmal in der Nähe betrachten. Es wird ihm wahrscheinlich so sehr behagt haben, daß er es nachzuahmen ge­denkt !"

Oder auch"

Was meinen Sie?"

Nichts, nichts!" erwiderte Katharina und bog sich auf den Teppich nieder, um einige lose Blätter anfzuheben. die sie in den Korb warf. Nachdem sie sich wieder anfgerichtet, sagte sie:Die Guirrlande ist doch recht häßlich und geschmacklos geworden, jetzt da sie befestigt ist, sieht man es erst bitte, Martin, nehmen Sie dieselbe wieder herunter!" (Fortsetzung folgt.)

(Lesefrucht.) Zwischen Welt und Einsamkeit ist das rechte Leben; nicht zu nah und nicht zu weit sollst du dich begeben.