Hunde im ganzen Land in den letzten Jahren wahrzunehmen gewesen ist (von 42882 im Jahre 1884 ist die Zahl auf 51664 im Jahre 1888 gestiegen). Die Annahme der Hunde ist ein Beweis dafür, daß der dermalige Steuersatz von 8 M. nicht genügt, um die Vermehrung der Hundezahl hintanzuhalten.
* Stuttgart. Ueber die Lage der bäuerlichen Landwirtschaft hat die Kgl. Staatsregierung in sechs Gemeinden Erhebungen anstellen lassen, welche einen beruhigenden und günstigen Stand derselben ergeben haben. Die betreffenden Gemeinden liegen in den verschiedenen Landesteilen. Die Verschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes ist eine ziemlich niedere, von 9 bis 45 pCt. des Kapitalwerts der Güter und Gebäude nach dem Steueranschlag. Auf dem gesamten Grundwerte der sechs Erhebungsgemeinden ruhen 1—14 pCt. Schulden, welche zum größten Teile die Kleinbesitzer und Taglöhner j treffen, welche sich einen kleinen Besitz erworben ! haben und denselben unverhältnismäßig hoch bezahlen mußten; im großbäuerlichen Betriebe ist die Verschuldung unerheblich. Zu den Pfandschulden kommen noch die laufenden Schulden ohne Sicherheit, die sich von Vs—V 2 des Wertes vom beweglichen Vermögen einer Anzahl Bauern belaufen. Diesen versicherten und unversicherten Schulden steht aber in einzelnen Gemeinden eine die Schulden weit übersteigende zur Kapitalsteuer angemeldete Summe gegenüber, so daß der Gesamteindruck der Erhebungen ein günsti- ger ist.
* München, 21. Fcbr. Im Magistat hat die ultramontane Mehrheit es abgelehnt, von Döllinger zu seinem 90. Geburtstage die Glückwünsche der Stadt zu übermitteln. Dagegen hat das Gemeindekollegium beschlossen, den Magistrat aufzufordern, dem Reichsrat Dr. von Döllinger zum neunzigsten Geburtsfeste eine Glückwunschadresse zu widmen. Sollte der Magistrat auf der Ablehnung beharren, so wurde das Gemeinde- kolleginm für sich selbst eine Adresse widmen.
* Bayreuth , 18. Febr. Unter ungeheurem Andrang des Publikums, fand heute die Verhandlung gegen den verheir. Steinhauer Georg Ad. Seiß von Buchau statt, der am 2l. September 1888 dem Metzgermeister Frank aus Schwarzenbach a. S. in der Nähe von Kirchen- lamitz aufgelauert, ihn erschlagen und seiner Barschaft beraubt hat. Noch an demselben Tage wurde Seiß verhaftet; es gelang ihm jedoch, zu entkommen, in Zürich aber wurde er wieder verhaftet. Man fand in seinem Koffer eine in Gedichtform verfaßte Lebensbeschreibung seiner selbst, die ein umfassendes Geständnis der Mord- that enthält. Die Schilderung des Mordes beginnt : „Zum Gastwirt Reinel kam ich spät, — Hier war der Metzger Frank — An eine solche Schreckenstat — Da war gar kein Gedank'! — Doch ganz zuletzt kam mir der Sinn, - Die That jetzt zu begeh'n, — Es blieb in meinem
Herzen drin, — Das kann ich nicht versteht" u. s. w. Seiß wurde zum Tode verurteilt.
* Berlin, 21. Febr. Dem „Berl. Tageblatt" wird aus Triest, wo vorgestern die Kronprinzessin-Witwe Stefanie eingetroffen, die schon einmal bald nach dem Tode des Kronprinzen Rudolf aufgetauchte Meldung wieder übermittelt, wonach die Kronprinzessin-Witwe einem Ereignis entgegenblicken könnte, das die Thronfolgefrage in Oesterreich eventuell auf die einfachste und natürlichste Art zu lösen geeignet wäre.
' Berlin, 21. Febr. Von Ihrer Majestät der Kaiserin Königin Augusta wurde heute der Württembergische Staatsminister Freiherr von Mittnacht in Audienz empfangen.
* Berlin, 21. Februar. Hiesige Blätter schreiben: Ueber das Befinden des Königs von Württemberg sind ganz neuerdings sowohl bei der königl. württembergischen Gesandtschaft in Berlin als auch am Berliner Hofe Nachrichten aus Nizza eingetroffen, welche dasselbe als noch ungünstiger schildern, wie nach den letzten halbamtlichen Aeußerungen aus Stuttgart festgestellt werden konnte.
* Eisleben, 18. Febr. Ein aufregender Vorgang ereignete sich in einer Gerichtssitzung zu Hausfeld. Es stand eine Streitfrage zwischen zwei Schwägern zur Verhandlung. Einer derselben namens Barthel lärmte bei der Vernehmung der Gegenzeugen nutz wurde, als er der wiederholten Ermahnung des Vorsitzenden, Gerichts-Assessor Dr. Petzold, nicht folgte, zu einer sofort anzutretenden 24stündigen Haft verurteilt. Kaum aus dem Sitzungszimmer entfernt, kam Barthel wieder zurück und riß mit dem Rufe: „Ehe ich eingesteckt werde, will ich mich erst rächen", einen Revolver aus der Tasche, um auf den Vorsitzenden zu schießen. Bevor er dies jedoch ausführen konnte — der Revolver war in ein Tuch gewickelt — wurde er von allen Seiten gepackt und aus dem Sitzungszimmer hinausgedrängt. Auf dem Vorflure hatte Barthel leider noch Gelegenheit, seinen Schwager, der, durch den Lärm herbeigezogen, aus dem Zeugenzimmer trat, durch einen Schuß in den Oberschenkel zu verwunden. In dem Revolver, welcher ihm nun entwunden wurde, befanden sich noch 4 Patronen.
Auslimdisches.
* Wien. Trotz der Gegenanstrengung der Opposition wurde im ungarischen Abgeordnetenhause der vielumstrittene tz 14 der Wehroorlage (mit einer von Tisza gutgeheißenen Aenderung) angenommen. Noch aber stehen bei der Beratung weitere Kämpfe bevor, so daß das Ende derselben sich einstweilen nicht absehen läßt.
* Wien. Wie es neuerdings heißt, wird ein offizieller Bericht über die Katastrophe von Meier- ling nicht erscheinen. Die Brüder Baltazzi (Oheime der Baronesse Vetsera), sowie mehrere Personen des hohen Adels, welche den intimen Umgang des Kronprinzen bei dessen Jagdausflügen bildeten, werden Wien verlassen.
Weisungen zur rechten Zeit und eigenes Beispiel große Verdienste zu erwerben: Der Landrat zu Hörde in Westfalen hat den richtigen Weg betreten; er erließ am 15. d. folgende Verfügung an die Bürgermeister und Amtmänner seines Kreises: Indem ich Euer ... in der Anlage einen Abdruck „Verdeutschung von Fremdwörtern für den öffentlichen Dienst im Großherzogtum Sachsen" ergebenst übersende, bitte ich, in den an mich gerichteten Sachen die entbehrlichen Fremdwörter zu vermeiden."
— Wie verlautet, wird demnächst eine Verordnung des Kaisers erscheinen, wonach der 9.
März, als der erste Gedächtnistag an das Ableben des Kaisers Wilhelm I., in Preußen als nationaler Buß- und Bettag gefeiert werden soll. Alle öffentlichen Vergnügungen, Musik re. hätten an jenem Tage zu unterbleiben und kirchliche Gedächtnisfeiern, sowie entsprechende Akte in den Schulen sollen stattfinden.
— Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin telegraphiert: „Die Nachrichten, daß der Sultan von Marokko an Deutschland einen Gebietsteil zur Anlage eines Kohlenhafeus abgetreten habe, sind aus der Luft gegriffen. Deutschland hat bei seiner geographischen Lage wenigstens den einen großen Vorteil vor den übrigen Mächten, daß es die einzige Zentralmacht ist, die keinerlei direkte Interessen am Mittelmeer oder am Ein- und Ausgange desselben hat, und daß es daher von Mittelmeer-Jnteressen erst in zweiter Linie berührt wird, nämlich erst dann, wenn Lebensinteressen seiner verbündeten Freunde in Frage gestellt werden. Wir können deshalb mit Bestimmtheit erklären, daß alle jetzt oder später auftauchenden Gerüchte, wie das Eingangs erwähnte, jeder Begründung entbehren und nur als Tendenzlügen in die Welt gesetzt werden, um Mißtrauen zu säen."
— Die ungarische Opposition macht immer mehr den Eindruck eines Tobsüchtigen, der mit dem Kopf durch die Wand will. Was an sachlichen Zugeständnissen beim Wehrgesetz zu erringen war, hat sie errungen, gleichwohl wird fortgenörgelt und geradezu auf den Rücktritt Tiszas gedrungen. Der Ministerpräsident nimmt denn auch seinerseits kein Blatt vor den Mund, sondern hält den Schreiern mit dürren Worten ihr unverantwortliches Benehmen vor, ohne allerdings, wie es scheint, die Opposition zur Selbsterkenntnis zu führen. Die parlamentarische Lage wird dadurch eine sehr unerquickliche, das Ende der Wehrgcsetzdebatte ist einstweilen noch gar nicht abzuseheu.
Lalldesmchrichien.
* Stuttgart, 21. Febr. Im Druck erschienen ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erhebung eines Zuschlags zur Hundeabgabe durch die Gemeinden. Dieser Zuschlag, der zu Gunsten der Ortsarmenkasse erhoben werden darf, soll nach Art. 1 den Betrag von 12 Mark für den Hund nicht übersteigen. In den Motiven wird darauf hingewiesen, daß die Zunahme der
Antwort, während sein Auge unheimlich leuchtete. „In jener oberen Fachreihe, links," fügte er hinzu und deutete nach der Wandseite, wo sich die Offizin befand, „da finde ich, was ich brauche. Nur soviel davon, als zwischen meinen Daumen und Zeigefinger geht, in Speise oder Trank gestreut und —
„Ich kenne seinen Aufenthalt; noch heute abend suche ich ihn auf, und morgen früh findet man in einem hiesigen Gasthofe einen Fremden tot in seinem Bett. Wenn der schlimmste Fall Antritt und der stille Mann seziert und die Todesursache entdeckt wird, — wenn man auf mich zurückgreift, als diejenige Person, die am Abende zuvor bei ihm war, so werde ich sagen, daß ich chm selbst das Gift verkauft habe.
„Ich werde sagen, er habe sich bei mir als Chemiker eingeführt und vorgegeben, das Gift für einen wissenschaftlichen Zweck zu brauchen. Nachträglich seien mir Bedenken gekommen; ich habe nach ihm in allen Gasthöfen gesucht und ihn auch endlich gefunden, aber das Gift nicht von ihm zurück erhalten können. Man kann mir höchstens vorwerfen, ein gefährliches Medikament an einen Unberufenen verkauft zu haben, und die Strafe, die mich dafür trifft, werde ich gern tragen."
Rabeling schwankte. Er erschrak vor der fortzeugenden Kraft der Sünde, die mit einem Betrüge begann und bis zum Mord führen sollte! War es nicht genug, daß er den Vetter um alles gebracht hatte?
Was hatte ihm der von der Heimat Verbannte gethan, dessen Glücksgüter er genoß, der Mann, vor dem er mit seinem bösen Gewissen beschämt die Augen Niederschlagen mußte, daß er ihn für alles dies auch noch einer meuchlerischen Hand überantworten sollte?
Trimborn ahnte dielen innerlichen Kampf, aber er ließ sich nichts merken.
„Gegen Ihre Frau müßten Sie natürlich strenges Schweigen bewahren," begann er auf's neue, als verstände es sich von selbst, daß
Rabeling seinen Plan billige. „Und das um so mehr, als ich leider die Unvorsichtigkeit begangen habe, Ihrem Vetter zu einer Zusammenkunft mit ihr zu verhelfen."
„Wie?" fragte Rabeling betroffen. „Meine Frau weiß bereits —?"
„Ihre Frau weiß alles, nur von Ihrer Schuld hat sie keine Ahnung. Sie hegt die Ueberzeugung, daß auch Ihnen der Vetter für tot gegolten habe, so gut wie allen anderen, und bei diesem guten Glauben hat er sie einstweilen belassen."
„Ich sehe nicht ein," sagte Rabeling düster und mißbilligend, „welchen Vorteil Sie sich von dieser Zusammenkunft für Ihren Plan hätten versprechen können."
„Mich plagte die Neugier," versetzte Trimborn, „unbemerkt hinter einem offenen Fenster des Gewächshauses zu erlauschen, welche Aufnahme ein Totgeglaubter bei der ehemaligen Braut finden würde, die sich inzwischen verheiratet hat. Der Fall kommt nicht alle Tage vor." Er begleitete diese Worte mit einem vtelbedeutenden Lächeln, welches für einen zur Eifersucht geneigten Ehemann etwas Herausforderndes hatte.
„Und was haben Sie denn erlauscht?" fragte Rabeling.
„Leider nichts, worüber Sie sich freuen könnten. Ihre Gemahlin rechtfertigte die mit Ihnen eingegangene Ehe damit, daß sie Frau Ritter, die diese Verbindung wünschte, ein Opfer gebracht habe."
„So, so!" machte Rabeling ungläubig.
„Der Mutter des ehemaligen Bräutigams eine treue Tochter sein zu können, sei der einzige Liebesdienst, den sie dem Totgeglaubten zu erweisen vermocht habe, und zugleich ihr einziger und süßester Trost. Sein Andenken habe in ihrem Herzen in ununterbrochener Frische fortgelebt und alle ihre Hoffnung sich nach dem Jenseits gewandt, wo die wieder vereinigt werden, die sich hier trennen müssen."
(Fortsetzung folgt.)