„Das halte, wie Du willst" — antwortete ich dem durchaus zuverlässigen, im Polizeidienst ergrauten und deshalb (wie ich dachte) genügend erfahrenen Mann - „nur bist Du mir dafür verantwortlich, daß der Mensch weder abhanden kommt, noch sich oder anderen Schaden thut."
Der Schließer entfernte sich daraufhin mit dem üblichen „Zu Befehl! Ew. Wohlgeboren" und ich vergaß über anderen dienstlichen Obliegenheiten, die mich fast bis Mitternacht in Anspruch nahmen, ganz das Dasein des fraglich Verrückten im Teilhause.
So war es ungefähr 1 Uhr nachts geworden und endlich eine Ruhepause in meinem Dienst eingetreten. In der vorderen großen Wacht- stube schnarchten die Schutzleute und die uns zur Nacht zukommandierten Soldaten. Es war dies eigentlich nicht dienstgemäß, aber seit Menschengedenken schon so üblich, daß ich als junger Beamter keine andere Ordnung einführen .zu dürfen glaubte. Sie schliefen den Schlaf des Gerechten und auch ich hielt die Zeit für gekommen, mir es etwas bequem zu machen. Ich schnallte also Säbel und Revolver ab, legte sie auf den gegenüber dem Fenster stehenden tSchreibtisch, knöpfte die Enganliegende Uniform auf und streckte mich auf dem an der einen Seitenwand befindlichen Schlaf-Divan aus.
Ich mochte dort so etwa eine halbe Stunde im Halbschlummer gelegen haben, als ich die aus den Gefängnisräumen in die Wachtstube führende Thür gehen hörte, regte mich aber nicht, weil ich schon wußte, daß der Schließer um diese Zeit eine Runde zu machen pflegte. Richtig! Der Schritt, der meinem schlaftrunkenen Ohr der des Schließers zu sein schien, hielt ein Weilchen in der vorderen Wachtstube und kam dann in mein Offizierszimmer, und ich war nun schon überzeugt, daß es der Schließer sei, der nach meiner Lampe sehen wollte, wie das jedesmal bei seinen nächtlichen Runden geschah. Wie aber der Mensch an mir vorüberschritt, sah ich nicht die gedrungene Gestalt des Schließers, sondern eine lange, hagere, in der ich in den nächsten Augenblicken den fraglich Wahnsinnigen erkannte. Ein nicht zu beschreibender Schreck durchzuckte mich, denn schon hatte der Mensch den Schreibtisch erreicht, mit einer auffallend hastigen Bewegung meine Waffen ergriffen und den Säbel aus der Scheide gezogen. Er prüfte mit den Fingern die Schärfe desselben und die Prüfung schien ihn zu befriedigen, denn er ließ ein leises Lachen hören. Wie die meisten „Grünen" hielt ich es im Anfang für nötig, eine gute Solinger Klinge und dazu noch scharf geschliffen zu tragen und auch mein 13 mm Centralfeuer-Revolver steckte stets geladen im Futteral. Dann zog er den Revolver aus dem Futteral, besah ihn mit Kennermiene, legte dann Scheide und Futteral auf den Tisch zurück und schritt mit dem Säbel in der Rechten und dem Revolver in der Linken auf meinen Divan zu. Mich aber durchzuckten während dieses Vorganges mit Blitzesschnelle etwa folgende Gedanken: Verrückt ist er jedenfalls, sonst hätte er sich nicht so auf meine Waffen gestürzt! Aber was nun thun? Springe ich auf und suche ins Nebenzimmer zu entkommen, so kann er mich von hinten niederschießen oder Niederschlagen, schreie ich um Hilfe, so kann mir dasselbe widerfahren und ich ziehe vielleicht noch andere in das Unglück und ein Angriff meinerseits hatte auch keine Aussicht auf Erfolg! Also sich nicht rühren, abwarten, alle Sinne anstrengen, dabei aber möglichst kaltes Blut. Dann huschten Erinnerungen an einst gehörte Erzählungen, wie man Irrsinnige durch Eingehen auf ihre Ideen überlistet, an mir vorüber, ich hatte aber keine Zeit, dieselben sestzuhalten, denn schon stand der Wahnsinnige vor meinem Lager und sagte, nachdem er einige Sekunden lang Meine halbgeschlossenen Augenlider beobachtet:
„Du schläfst ja qar nicht, stehe auf!"
Fast mechanisch richtete ich mich langsam auf, so daß ich ihm jetzt gegenüber saß. Es folgten einige Augenblicke Stille, in denen ich wie schlaftrunken an meinen Augen rieb, dabei aber fühlte, daß der Blick des Wahnsinnigen scharf auf mir ruhte. Dann sprach er erregt, fast drohend:
„Weißt Du nicht, daß ich Jesus Christus bin? Kniee nieder und bete mich an!"
Ruhig, wie-noch schlaftrunken, erhob ich mich und indem ichs that, kam mir — woher, weiß ich bis zur Stunde nicht - die Antwort: „Herr! Ich will thun, was Du sagst, abersiehe, ich bin bloß ein armer Gehilfe, meine Gage ist sehr klein; ich habe nur dies eine Paar Hosen und kniee ich in diesem Schmutze" — der Fußboden war in der That sehr schmutzig — „so sind sie verdorben. Gestatte, Herr, daß ich mir die Matte, die vor der Thür liegt, hole, dann will ich thun, was Du verlangst." Ich hatte die Rede ruhig begonnen, war aber dann bald in einen möglichst demütig flehenden Ton übergegangen.
Wieder einige Augenblicke Stille, in denen der Wahnsinnige mir starr in die Augen sah, und ich alle Kraft zusammennahm, seinen Blick ruhig aber mit möglichst demütigem Ausdruck auszuhalten.
„Aber die Matte ist auch schmutzig" — warf er endlich ein.
„Ich kehre sie um, Herr, sie ist neu, und die andere Seite daher rein," antwortete ich.-
„Geh" — sagte er, nachdem er nochmals seinen Blick in meine Augen gebohrt, endlich — „hole sie. Aber mach' schnell" — fügte er beinahe drohend hinzu.
Ruhig wandte ich mich um, erreichte in fünf gewöhnlichen Schritten — ich habe sie nicht gezählt, aber ich weiß doch, daß es fünf waren und daß ich während derselben ganz Ohr war, ob er sich nicht rege, oder die Feder meines Revolvers nicht schnappe — die Thür und ruhig öffnete ich sie; aber als ich die Thürklinke in der Hand und mich überzeugt hatte, daß der Schlüssel glücklicherweise an der Außenseite steckte und dann in die vordere Wachtstube getreten war, im Nu die massive Thür geschlossen und den Schlüssel zweimal umgedreht hatte, versagten mir alle Kräfte den Dienst; ich konnte keinen Ton aus der Kehle bringen und mußte mich an die eben verschlossene Thür lehnen.
Erst als auch der Kranke drinnen im Offizierszimmer die Sachlage erkannte und, den Revolver zu Boden werfend, so daß ein Schuß losging, sich mit wahnsinniger Kraft auf die Thür warf, konnte ich mit einer Stimme, die ich selbst nicht erkannte, „Achtung, Leute," schreien.
Ein unbeschreiblicher Tumult erfolgte, in wenigen Minuten war mein ganzer Gewalthaufe um mich versammelt, und auch der Schließer stürzte atemlos herbei, grau im Gesicht, wie ungebleichte Leinwand.
„Eu—eu—euer Wohlgeboren" — stammelte er „der Kranke" — weiter kam er nicht, die Stimme versagte ihm den Dienst.
„Ja, Du Hundesohn" — schrie ich ihn an — „den habe ich glücklich dort drinnen gefangen, aber wie kriegen wir ihn jetzt unversehrt und ohne Unglück in unsere Gewalt, sonst kommen wir beide, Du Hundesohn, unter Gericht und sind verlorene Menschen."
„Das werde ich schon machen, Ew. Wohlgeboren," jubelte der Schließer und stürzte davon, um nach einer Minute mit mehreren großen und sehr dicken Filzdecken zurückzukehren. Diese Decken wurden aufeinander gelegt und zwei der längsten Soldaten mußten sie vor der Thür ausgebreitet festhalten, dann wurde diHTHür vorsichtig geöffnet und wie der Wahnsinnige mit geschwungenem Säbel herausbrach, wurde er samt dem Säbel in die Decken verstrickt, und es gelang den vereinten Kräften von 14 Soldaten und 7 Schutzleuten — aber nur mit großer Mühe — ihn nach Wunsch unschädlich zu machen.
Bis zum Mittag des folgenden Tages tobte der Wahnsinnige bei uns: Er sei Jesus Christus, man wolle ihn wieder kreuzigen, das würde der Vater nicht zulassen u. s. w. — dann kam der Meister und ein Arzt mit Wärtern und brachten ihn ins Irrenhaus.
Mir gelang es, das Ereignis der Nacht zu vertuschen, aber nie mehr habe ich mich auf die Erfahrung älterer Untergebenen verlassen und das auch nicht zu bereuen gehabt.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Lw gutes Lued.
„.. . . Die Anleitungen des gesandten Buches sind zwar kurz und bündig, aber für den praktischen Gebrauch wie geschaffen; sie haben mir und meiner Familie bei den verschiedensten Krankheitsfällen ganz vorziiglicheDienste geleistet." —So und ähnlich lauten die Dankschreiben, welche Richters Verlags- Anstalt fast täglich für Übersendung des illustrierten Buches „Der Krankenfreund" zugehen. Wie die demselben bcigedrucktcn Berichte glücklich Geheilter beweisen, haben durch Befolgung der darin enthaltenen Ratschläge selbst noch solche Kranke Heilung gefunden, welche bereits alle Hoffnung aufgegebr» hatten. Dies Buch, in welchem die Ergebnisse langjähriger Erfahrungen niedergelegt sind, verdient die ernsteste Beachtung jede» Kranken. Niemand sollte versäumen mittelst Postkarte von Richters Verlags- Anstalt in Leipzig oder New-Dork, 310 Broadway, di« 936. Auflage d«S „Krankenfreund" zu verlangen. « Zusendung erfolgt kostenlos.
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