Vermischtes.

* Ibbenbüren, 15. Dez. Vom hiesigen Schöffengericht wurde vor einiger Zeit ein Colon aus Brochterbeck, weil er bei einer Prozession jemanden den Hut abzuschlagen versuchte, zu 25 M. Strafe verurteilt. Derselbe legte dagegen Berufung beim Landgericht in Münster ein und wurde von der dortigen Strafkammer zu 50 M. Strafe, den Kosten beider Instanzen und der Veröffentlichung des Erkenntnisses verurteilt. Der Amtsauwalt hatte 14 Tage Gefängnis beantragt.

* Rom, 17. Dezember. DerOsservatore" publiziert die Adresse der bayerischen Bischöfe an den Papst. Dieselbe beginnt folgendermaßen: Seit die Ünglücksbotschaft die Welt durcheilt, daß das Patrimonium Petri gänzlich beraubt, Rom selbst.von den Feinden okkupiert sei, hörten die Hirten und Herden des ganzen katholischen Erdkreises nicht auf, die enorme Verletzung des öffentlichen Rechtes zu betrauern und zu ver­dammen." Nachdem die Adresse die Leiden des Papsttums ausgezählt, fährt sie fort:Auch wir reklamieren die Rechte, die Freiheit und die politische Herrschaft des heiligen Stuhles; auch wir verdammeu Alles, was entweder durch offene Gewalt oder unter dem Schein des Ge­setzes direkt oder indirekt gegen die Freiheit und Macht des Papstes verbrochen wird. Wir wer­den darum mit aller Macht dahinstreben, damit die wahre und volle Freiheit-des Papstes wieder­hergestellt werde. Wir flehen Gott an, daß er den Papst in der ersten Stadt des katholischen Erdkreises Freiheit und Unverletzlichkeit ge­nießen lasse.

* Paris, 16. Dezbr. Der Reporter des

Figaro" überbrachte Lesseps die Hiobsbotschaft über die Ablehnung der Vorlage über die Pa­namagesellschaft. Der Jsthmusbezwinger war von sieben seiner jüngsten Kinder umgeben; er wurde bleich und war stumm, als er die Nach­richt vernahm; dann sagte er: Das ist unmög­lich! Madame de Lesseps ries: Das ist schänd­lich!Ich glaubte nicht", sagte Lesseps,daß eine französische Kammer derart die Interessen des Landes opfern würde. Die Kammer konnte durch einen Aufschub alles, 1500 Millionen Er­sparnisse retten. Der Panamakrach ist nicht blos der Rain der Aktionäre, sondern ein Triumph für unsere Feinde, ein Unglück für unsere Fahne. Mein Trost ist, daß ich von allen Seiten Be­weise der Sympathie und des unentwegten Ver­trauens erhalte." Er wies dem Reporter einen Brief der Königin Jsabella vor, welche ihn heute wie gestern ihrer Bewunderung versichert. Die Kinder drängten sich heran, küßten und trösteten ihn. Sein 7jähriges Mädchen rief: Vive Bou- langer! worüber der Reporter Calmette sagt: Wahrscheinlich werden auch die ruinierten Ak­tionäre so schreien. Denn nichts ist natürlicher, als daß man eine Regierung stürzen will, unter der man sein Geld verloren hat."

* Recht strenge Ansichten über die Sonntagsheiligung äußerte letzter Tage der angli­kanische Bischof don Liverpool in einer über den Gegenstand gehaltenen Predigt. Folgende Beschäftigungen halt der Bischof für entschieden unerlaubt am sonntag: Bekannte besuchen, Rech­nungen Nachsehen, Unterhaltung über alltäg­liche Gegenstände, Zeitunglcsen und Bries- schreiben!

* (Zwöls Regeln christlicher Kin­dererziehung.) 1) Sei, was die Kinder werden sollen. 2) Thue, was die Kinder thun sollen. 3) Unterlasse, was die Kinder unter­lassen sollen. 4) Lebe den Kindern vor, nicht nur wenn sie Dich sehen und hören, sondern auch wenn sie Dich nicht sehen und hören.

5) Fehlt es bei den Kindern, so untersuche Dein Sein, Dein Thun, Dein Lassen, Deinen Wandel.

6) Findest Du bei Dir Fehler, Sünden, Ab­weichungen, so bessere Dich zuerst; alsdann suche die Kinder zu bessern. 7) Gedenke, daß Deine Umgebung nichts anderes ist, als der Wider­schein Deines Sinnes. 8) Wenn Du Dich täg­lich ziehen lässest vom Herrn, so lassen sich Deine Kinder lieber ziehen von Dir. 9) Je gehor­samer Du gegen den Herrn bist, desto gehor­samer pflegen Deine Kinder gegen Dich zu wer­den. Darum bat der weise Salomo den Herrn um ein gehorsames Herz, damit er sein Volk richten und regieren möge. 10) Jede Scheide­wand zwischen dem Herrn und einem Erzieher ist ein großer schaden für die Kinder. 11) Ein Vorbild ohne Liebe zu den Kindern gleicht dem Mond, der wohl leuchtet aber nicht wärmt. 12) Ein Vorbild aber mit einer herzlichen und innigen Liebe zu den Kindern gleicht der Sonne, die mit ihren Strahlen alles erwärmt und belebt.

*Welcher Esel hat mir wieder meine Feder weggekramt?" monologosierte ein alter Beamter, und setzte, als er sie endlich hinterm Ohr fand, bescheiden hinzu:Das habe ich mir gleich ge­dacht!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Riet er, Altensteig.

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