* Stuttgart, 17. Okt. Heute vormittag verstarb an den Folgen eines vor einigen Tagen erlittenen Schlaganfalls Generalmajor z. D., Freiherr von Egloffstein im Alter von nicht ganz 66 Jahren. In dem Feldzuge gegen Frankreich hatte er zu wiederholten Malen Ge­legenheit, sich persönlich auszuzeichnen. Am 30. November 1870 in der Schlacht von Mlliers hatte er onit seinem Bataillon den Park von Villicrs besetzt und es glückte ihm, denselben gegen den hartnäckig und mit großer Uebermacht mehrmals anstürmenden Feind und trotzdem bei seinen Leuten Munitionsinangel eintrat, zu halten. In der zweiten Schlacht von Mlliers und Cham- pigny am 2. Dezember 1870 führte er sein Ba­taillon im Laufe der Schlacht zum Angriff ans Champigny. Bis zum großen Kalkofen siegreich vorgedrungen, wird er durch einen Schuß in die Brust, wobei die Lunge verletzt wurde, schwer verwundet. Seine heldenmütige Tapferkeit in den beiden Schlachten, durch die er die ihm unterstellten Soldaten zu größter Ausdauer an­spornte und mit denen er das denkbar Mögliche unter den schwierigsten Verhältnissen erreichte, seine Umsicht und Hingebung blieben nicht un­beachtet, sie wurden höchsten Orts bekannt, an­erkannt und geehrt. Nachdem die Wunde ge­heilt war, suchte er wieder das Regiment auf und übernahm sein Bataillon. Da die verletzte Lunge ihm fortwährend jgroße Schonung auf­erlegte und ihn nötigte, des öfteren die Quellen von Baden-Baden zu gebrauchen, er auch mit der Zeit den Anstrengungen des Militärdienstes sich körperlich nicht mehr gewachsen fühlte, er­bat er 1876 seine Verabschiedung, die ihm in sehr ehrenvoller Weise durch Allerhöchste Ent­schließung vorn 7. Februar 1876 als General­major mit der gesetzlichen Pension und Stellung zur Disposition gewährt wurde. Der Verstor­bene war auch im Jahre 1818 Teilnehmer der Expedition nach Baden und am Feldzuge von 1866 gewesen. Er war seit November 1851 in kinderloser Ehe mit Sophie Ottilie v. Moser, Tochter des ff Obersten und Kommandanten des 4. Infanterieregiments v. Moser, verbunden.

* Der provisorische Abschluß des württemb. Staatshaushalts für 1887-88, welcher sich au­geblich auf 12 Mill. Mark Ueberschnß belaufen soll, dürfte noch im Laufe der nächsten Woche amtlich festgestellt werden. So erfreulich das Resultat eines io bedeutenden Ueberschusses, na­mentlich im Hinblick auf die dadurch eintretende Steuererleichterung wäre, so ist es doch der Möglichkeit nicht zu weit entrückt, daß die darauf gesetzten Hoffnungen nicht in dem gewünschten Umfange erfüllt werden. Unser Gewährsmann, der auch diesmal gut unterrichtet sein will, sin­der die Ursache dieser günstigen summe in den Reichsabgaben der Branntweinsteuer an Würt­temberg und stellt dabei der demnächst in der Kammer einzubringenden Vorlage bezüglich der Aufbesserung der Beamtengehälter der jüngeren Klassen eine erfolgreiche Aufnahme in Aussicht. Im Interesse speziell der jüngeren Beamten

wäre die Verwirklichung des oben genannten Abschlusses wohl zu wünschen. (H. B.)

'Stuttgart, 17. Okt. Wie man dem Jpf" von hier schreibt, will die Kongregation der barmherzigen Schwestern zum Zweck der Er­bauung des hies. katholischen Krankenhauses demnächst ein Anlehen ausschreiben, dessen Tilg­ung in den Jahren 1893 bis 1942 vor sich gehen soll. Der Aufwand für das Ganze ein­schließlich des Bauplatzes beträgt 425,000 M., wovon 200000 Mrk. durch gesammelte Gelder u. s. w. getilgt werden können, während 225,000 Mark durch Aulehen aufzubringen sind.

* (Verschiedene s.) In dem Garten des Fabrikanten Rieger in Unterkochen steht ein junger Apfelbaum, von welchem erst kürzlich das Obst eingeerntet wurde, zum zweiten Male in schönster Blüte. In Schwaigern wurde letzten Sonntag das vom verstorbenen Rotgerber Friz gestiftete Gebäude eingeweiht, das eine Turn­halle, einen Kleinkiuderschnlsaal, einen Zeichneu- saal und einen Feuerwehrturm in sich schließt. - Vorigen Sonntag abend gingen zwei Schuster­gesellen in Herrenberg mit zwei Mädchen spazieren. Ein ruhig seines Weges gehender 60 Jahre alter Schäfer wurde von den Bur­schen ohne jede Veranlassung überfallen und in rohester Weise mißhandelt, fodaß sich derselbe nur mühsam nach Hause schleppen konnte. Die Unholde sind im Dunkel der Nacht entkommen, werden aber ihrer Strafe nicht entgehen. In Ulm wurde am Montag früh ein unbekannter 14löjähriger Bursche in fast erfrorenem Zu­stande auf dem Bahngeleise aufgefunden. Ein Stuttgarter 58jähriger Schreiner hat sich am 7. Oktober auf den Obstkauf nach Marbach begeben und ist seitdem spurlos verschwunden. Aus der Markung U n tertierheim bei Dillingcu wurde ein Schäfer um Mitternacht im Pförch- karren ermordet und beraubt. Der Thäter ist verhaftet. Ein Dienstknecht in H. auf der Bomser Höhe verzehrte kürzlich auf einen Sitz 12 Batzenwürste und trank dazu 3 Schüsseln süße Milch. In Großbottwar erhängte sich der 80jährige Oberamtstierarzt Ruchte. Von Verfolgungswahnsinn geplagt, soll derselbe zu diesem schrecklichen Ende gekommen sein.

In Würz bürg findet am 29. Oktober Verhandlung gegen die Schuhmacher Walters Eheleute und ihre 4 Lehrlinge vor der Straf­kammer des K. Landgerichts statt. Walter ist ans Hachtel OA. Mergentheim und dessen Ehe­frau aus Schwieberdingen OA. Ludwigsburg gebürtig. Bei 100 Diebstähle sind ermittelt, bei welchen das saubere Ehepaar ihre Lehrlinge znm Stehlen aussandte und die Beute dann zu sich nahm.

' In Mainz ist die neue Husarenkaserne abgebrannt.

* Frankfurt, 16. Okt. Ein Herr, welchem zwischen dem 20. September und 8. Oktober 280 000 M. in Wertpapieren aus seiner Woh­nung gestohlen worden sind, hat laut ,Fr. I/

durch die Staats-Anwaltschaft in auswärtigen Blättern ein Ausschreiben erlassen, wonach auf die Entdeckung des Thäters oder auch nur eines Teiles der gestohlenen Papiere ein Preis von 10 000 Mark ausgesetzt ist.

* Wiesbaden, 16. Oktbr. Der Besitzer einer der schönstgelegenen Villen der Koblenzer Straße in Bonn, deren Park sich bis zum Rhein­ufer erstreckt, hatte vor Kurzem eine Haushäl­terin engagiert. Der Eintritt sollte demnächst erfolgen. Man denke sich die Ueberraschung des Herrn, als an Stelle der Haushälterin am N ds. Mts. folgender Brief bei ihm anlangte: Wiesbaden, den 7. Oktbr. Nach nochmaliger Ueberleguug muß ich Ihnen heute leider Mit­teilen, daß es mir unmöglich ist, die Stelle in ihrem Hause anzunehmen, indem Ihr Besitztum, so schön es auch zur Sommerzeit gelegen, mich im Winter, da es zu entfernt von der Stadt, um öfter Theater oder Konzerte zu besuchen, die Einsamkeit zu sehr empfinden läßt.

* Berlin, 18. Okt. Die Professoren Berg­mann und Gerhardt haben auf die Aufforde­rung der hiesigen Staatsanwaltschaft, einen Strafantrag gegen Mackenzie, sowie gegen den Verleger und den Drucker der Broschüre zu er­heben, ablehnend geantwortet, da sie überzeugt seien, daß die Beleidigungen Mackenzie's aus ihn selbst zurückfallen würden; sie wünschten im Gegenteil eine möglichst weite Verbreitung der Broschüre.

* Berlin, 18. Okt. Im Prozeß Geffcken ist die Voruntersuchung abgeschlossen; die Er­hebung der Anklage ist demnächst zu erwarten.

Hamburg, 15. Okt. Der Zollanschluß Hamburgs und Altonas vollzog sich heute still und ohne Störung. Die Eröffnung des freien Verkehrs ist voraussichtlich nicht vor Donners­tag zu erwarten.

Dortmund, 13. Okt. Folgender inte­ressante Pserdeverkanf wurde Hierselbst in voriger Woche abgeschlossen. Ein Herr wollte von einem andern ein Pferd kaufen, für welches 600 M. gefordert wurden. Da dem Käufer aber dieser Preis zu hoch schien und eine Einig­ung nicht erzielt werden konnte, so fragte er, wie viel denn das Pferd kosten solle, wenn er es nach Pfunden bezahle. Nachdem der Ver­käufer für das Pfund Lebendgewicht 1 M. und für das Pfund Schlachtgewicht 2 M. gefordert hatte, wurde vereinbart, daß der Preis des Pferdes nach Lebendgewicht bezahlt werden solle. Bei der darauf sogleich mit der Wage vorge­nommenen amtlichen Gewichtsermittlung ergab sich ein Gewicht von 973 Pfd., und mußte der Käufer nunmehr wohl oder übel das Pferd statt mit 600 mit 973 Wk. bezahlen.

* Witten, 16. Oktbr. Am 12. ds. starb laut derRh.-Westf. Ztg." Hierselbst das ein­zige Törchterchen eines Bauunternehmers an den Folgen der Zwangs-Impfung. Es hatte sich nämlich Blutvergiftung eingestellt, die das Kind nach wochenlaugem qualvollen Leiden da­hinraffte.

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Gr soll dein Kerr fein!

Roman von Marie Lichtenberg.

(Fortsetzung.)

Egon konnte die Mutter um so ruhiger Irma allein überlassen, da sie ja von all' den wilden Stürmen seines Innern nichts wußte. Denn erstens hatte sie, wie er glaubte, keine Ahnung von seinem früheren geheimen Herzensbunde mit Leouie, und zweitens hatte er in seinem, damals in wildem Zorn geschriebenen Briefe an die Mutter nichl ein­mal Leonies Namen genannt und seine Heirat mit Irma gar nicht er­wähnt. sondern nur geschrieben, sie habe durch ihre unehrenhafte Wechsel­fälschung sein ganzes Lebensglück vernichtet und somit für immer jedes Anrecht an seine Sohnesliebe verwirkt. Also wußte die Mutter gar nichts von seinen Lebensverhältnissen und er hatte auch nichts von ihrer, ihm wohlbekannten Plaudersucht zu befurchten. Daß er vermählt war, hatte die Baronin Belany seiner Zeit durch eine gedruckte Verlobungsanzeige erfahren, welche ihr Graf Gyula eingeiandt hatte.

So hatte Irma nichts weiter zu thun als sich der Baronin Be­lany als Schwiegertochter vorzustellen und dieselbe mit allem Komfort zu umgeben, dessen die leidende Dame benötigte. Bei seiner Abreise nach Pest bat Egon seine sanfte, junge Gattin, an seiner Stelle die Mutter zu empfangen und ihr eine recht freundliche Aufnahme zu bereiten.

Gewiß werde ich das thun, Egon!" erwiederte Irma herzlich, die weichen Arme beim Abschiede nochmals recht fest um seinen Hals schlingend und mit warmem Liebesblick zn ihm aufschauend.Ich werde die Ba­ronin Belany mit all' der ihr gebührenden Achtung und Zuvorkommen­heit empfangen und bewirten, ja noch mehr, ich werde sie auch aus voller Seele lieben müssen, denn sie ist ja deine Mutter, du lieber, lieber Mann I"

Irma freute sich herzlich» die Mutter ihres Gatten kennen zu lernen, und nahm fiL in ihrer schrankenlosen Herzensgüte vor, dieselbe durch die zärtlichste Liebe alles Leid ihrer zweiten Ehe vergessen zu machen und sie womöglich wieder gänzlich mit ihrem Sohne zu versöhnen. Ihr Wunsch sollte nur allzubald erfüllt werden. An demselben Tage noch, wo Egon am Morgen nach Pest abgereist war, traf am Abend die Baronin Belany auf Schloß Alhanza ein.

Schnell sprang Irma die hohen Stufen der Terrasse hinab, als sie einen eleganten Wagen sich dem Schlosse nahen sah. Doch wie staunte sie, als sie neben einer bleichen, leidend aussehenden älteren Dame, in welcher sie sofort Egons Mutter vermutete, die schöne, stolze Komtesse

: Merinville im Wagen erblickte.

Mit kindlich warmer Herzlichkeit, welche allerdings für die stolze Zürde der gebietenden Schloßfrau nicht ganz passend war, eilte die inge sanfte Frau an den Wagen, um der älteren Dame die Hand beim üssteigen zu reichen, da der etwas langsame Kutscher noch damit be- häftigt war, die Zügel am Wagen zu befestigen.

Ich bin doch so glücklich, in Ihnen die Frau Baronm Belany l begrüßen, gnädige Frau?« sagte Irma, mit zärtlicher Sorgfalt um ie bleiche Dame bemüht, welche auf ihre Frage bejahend nickte und, ch fest auf Irmas Arm stützend, langsam, und wie es schien, mit An- l-nnnn« d-rn Ninaen stiea. während ein leichtes Hüsteln ihre Brust

erschütterte.

Zärtlich zu ihr aufschauend, fuhr Irma fort:Mem Gatte hat mir aufgetragen, gnädige Frau, Sie in seinem Namen zu empfangen."' Und weshalb ist mein Sohn nicht selbst hier?" klang es scharf

und streng von den Lippen der Baronin.

Egon wurde zu einer Landtagssitzung nach Pest einberufen," er­widerte Irma schüchtern,deshalb gestatten Sie mir*