sich unter Flüchen und Drohungen nach Setzingen zurück. In ihren Wagen fand man auch Waffen, z. B. einen Degen, sowie eine Sense und frisch gemähte Frucht. — Bei einem Brande, welcher die Scheuer des Wirts Hecke! in Egelsee in Asche legte, sind 18 Stück Rindvieh und 5 Schafe verbrannt. Heckel erleidet einen Gesamtschaden von 30000 Mark. — Der seit 26. v. Mts. fehlende 10jährige Knabe eines Ulmer Bahnwärters ist bis nach Kempten ohne jegliche Geldmittel gewandert und hat, dort aufgegriffen, die Behörden durch unwahre Angaben über seine Heimat bis jetzt hingehalten. Der Vater des schon einmal durchgebrannten Burschen holte denselben in Kempten ab. — In Hardt O.A. Oberndorf gab es zwischen dem Maurer W. Eduard und dessen Ehefrau Streit. Die Frau ging darauf nach Schramberg, um ihren dort in Arbeit stehenden 28jährigen Sohn aus erster Ehe, I. Flaig, zn holen, damit er ihren Mann für die ihr angethane Mißhandlung züchtige. Dieser kam nachts halb 12 Uhr betrunken nach Hause. Er packte seinen Stiefvater, warf ihn zu Boden undjmißhandelte ihn derart, daß er nach Verfluß von ein paar Tagen starb. Der Stiefsohn wurde verhaftet.
* München, 9. Aug. Die Verlobung des Fürsten Albert von Thurn und Taxis mit der Erzherzogin Margaretha von Oesterreich, Tochter des Erzherzogs Josef, wird, hiesigen Blättern zufolge, demnächst stattfinden.
* Win gen, Kreis Zabern, 6. Aug. Eduard Deutsch, bekannt durch seinen Protest im Reichstag, zur Zeit Generaleinnehmer in einem französischen Departement, erhielt für sich und seine Familie als Optierter nicht das Visum seines Passes und kann daher nicht wie sonst die Herbstsaison auf seinem neuerbauten Schlosse in Wingen zubringen. Sein Bruder, der nicht optiert und Junggeselle ist, darf zurückkommen.
* Darm stadt, 9. Aug. Auf dem Gries- heimer Schießplatz ist gestern Abend ein Kanonier vom 13. Württemb. Artillerie-Regiment verunglückt. Derselbe hatte sich unbefugt am Zünder einer Revolvergranate zu thun gemacht, diese explodierte und riß ihm einen Teil der rechten Hand ab; außerdem erhielt er mehrere Kugeln in die rechte Seite.
* Berlin, 9. August. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird nächste Woche nach Berlin kommen und bald darauf die Reise nach Kisstngen antreten.
* Berlin, 10. August. Der kaiserl. Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst von Hohenlohe, wurde gestern vom Kaiser empfangen und zur Tafel befohlen. Derselbe reiste heute nach Petersburg ab. Vor seiner Rückkehr in das Reichsland wird der Fürst noch einen kurzen Aufenthalt in Berlin nehmen.
* Berlin, 10. August. Kaum haben die bulgarischen Briganten die Oesterreicher Ländler und Bieder freigegeben, so wird bereits wieder aus Sofia gemeldet, daß dieselben gestern den
Photographen Karstojanoff und dessen Gehilfen aus nächster Nähe des Klosters Rilo, in welchem der Prinz Ferdinand und Stambulow zur Zeit sich aufhalten, weggeschleppt haben. Wie dem „B. T." berichtet wird, scheine die Möglichkeit nicht ausgeschlossen zu sein, daß die Räuber es auf den Koburger abgesehen hatten.
* Berlin, 12. August. Der König von Portugal ist heute um 7 Uhr 40 Minuten hier eingetroffen. Am Bahnhofe, wo eine Ehrenkompagnie vom 2. Garderegiment aufgestellt war, wurde derselbe vom Kaiser empfangen und nach dem Schloß geleitet.
* Berlin, 8. Aug. Durch sein Kind gerettet wurde gestern nachmittag der Dachdecker Robert Heinemann. Derselbe war auf einem Neubau der großen Friedrichsstraße beschäftigt, als zur Vesperstunde der elfjährige Sohn auf dem Bau erschien, um dem Vater Kaffee zu bringen. Heinemann war mit seiner Arbeit noch nicht zu Ende und rief seinen Sohn zu sich auf das Dach. Mit einem Strick um den Leib, dessen Ende an dem Schornstein befestigt war, begab sich Heinemann nach dem Dachrande, um an der Gosse weiter zu arbeiten. Während der Knabe die Eßwaren auspackte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß der Strick sich plötzlich von dem Schornstein losgelöst und der Vater dadurch im Abrutschen über die Dachkante begriffen war. Das Kind sprang schnell hinzu und es gelang ihm, den Strick noch rechtzeitig zu erfassen und so den Sturz des Dachdeckers zu verhindern. Während dieser sich mit einer Hand krampfhaft am Dachrande festhielt, der Körper jedoch in freier Luft schwebte, schrie der Knabe aus Leibeskräften um Hilfe. Ein Maurer eilte schnell zu Hilfe und half dem Knaben, den Dachdecker wieder heraufzuziehen. Rührend war der Dank des Vaters, welcher fortwährend sein Kind herzte und küßte, ohne dessen schnelle Hilfe er in die Tiefe gestürzt wäre.
* Vom Niederrhein, 7. August. Wie die Volkszeitung rheinischen Blättern entnimmt, hat Fürst Alfred zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, Oberstmarschall und erbliches Mitglied des Herrenhauses, durch Selbstmord geendet. Man soll den 77- jährigen Mann mit durchschnittenem Halse und mehreren Dolchstichen in der Brust als Leiche in seinem Schlosse zu Dyck bei Neuß gefunden haben. Vor kurzem hieß es, Fürst Salm habe um Entlassung aus seinem Hofamte (königl. preußischer Oberst-Marschall) gebeten; hier spricht man davon, diese Bitte sei dem Fürsten so nahegelegt worden, daß er sich zu derselben habe entschließen müssen. Vielleicht steht damit der Selbstmord in Verbindung. In Berlin, wo Fürst Salm sich viel aufhielt, war er trotz seines hohen Alters als Lebemann sehr bekannt. Fürst Alfred war der letzte Sprosse der Linie Salm-Reifferscheidt- Dyck.
' lieber die Verbreitung der polnischen Sprache in Posen gehen der „Kreuz-Ztg." folgende Mitteilungen zu: Am Gymnasium in Posen
alljährlich 6 arme Bayern ins hiesige Katharinenstift ausgenommen werden. — Die Zahl der Kurgäste hat heute 4500 überschritten.
* Dem Vernehmen nach soll der Stuttgarter Bahnhof eine Erweiterung erfahren in der Art, daß das gräflich Beroldingensche Anwesen miteingezogen werden soll. Geboten wurden von der Generaldirektion 450000 Mark, der Graf aber verlangt 500000 Mark.
* Eßlingen, 6. Aug. Wie verlautet, findet das Landesfeuerwehrfest hier endgiltig vom 25. bis 27. August statt, wogegen die Hunde- Ausstellung, die zu gleicher Zeit beabsichtigt war und gegen welche der Landesfeuerwehr- Ausschuß Einwendung erhob, unterbleibt. —
Die Feuerwehr hat dem Hundezüchterverein 500 Mark Entschädigung zu zahlen und wird an den Gemeinderat die Bitte richten, es möge dem Hundezüchterverein wegen seiner an den Tag gelegten Nachgiebigkeit die Maille als Ausstellungsplatz eingeräumt werden. Damit sind die unerquicklichen Streitereien beigelegt.
* Haigerloch, 7. August. In Stetten hies. Oberamts wurde in der Nacht vom Sonntag auf Montag ein Mord ausgeführt. Dem ,N. T/ schreibt man hierüber: Als der Müller nachts 1 Uhr vom auswärts nach Hause kam, hörte er, daß die Sägmühle, die im Betrieb sein sollte, stillstehe. Er begab sich dahin und fand den Sägeknecht Bregenzer schwer verwundet am Boden liegen. Derselbe konnte ihm noch Mitteilen, daß ihn ein lediger Bursche von Stetten namens Bayer bei der Arbeit überfallen habe; bald darauf verschied der Verletzte. Bei der Verhaftung des Bayer fand man, daß er vorher bemüht gewesen war, seine Beinkleider vom Blute rein zu waschen, was ihm jedoch nicht gelang; desgleichen fand man Spuren von Sägmehl an den Stiefeln und letztere paßten genau in die Tritte, die man auf dem Wege und in der Nähe der Sägmühle fand. Der Mörder ist 20 Jahre alt, der Ermordete etwa 40. Der Grund der Rache und des Mordes war Eifersucht.
* (Verschiedenes.) Beim Abführen von Eichenholz kam Fuhrmann Kull von Herren- alb unter den beladenen Wagen, wobei ihm das Rad über den Brustkorb ging, so daß er nach wenigen Minuten starb. Er hinterläßt eine Witwe mit 5 Kindern. — Am vorletzten Sonntag gab es in Ballendorf einen Zusammenstoß mit Zigeunern. Mit 9 Wagen waren dieselben dorthin unterwegs. Schon sperrten am Eingang des Dorfes die vorderen Wagen die Straße, da wollte ein hiesiger Bürger, um Platz zu bekommen für sein Berner- wägele, die Pferde des Zigeunerwagens auf die Seite führen, worauf die Zigeuner ohne weiteres vom Wagen herab auf ihn einschlugen. Sie erkletterten auch das Bernerwägele, auf dem eine Bürgersfrau saß, und schlugen blindlings drein. Bald kamen aus dem Dorf die Bürger den Bedrängten zu Hilfe und es kam zu einer regelrechten Schlägerei. Die Zigeuner zogen
Gr sott dein Kerr sein!
Roman von Marie Lichtenberg.*)
„Egon, ich hasse, ich verabscheue dich!* strömte es in überwallender Leidenschaftlichkeit von den Lippen einer pikantschönen jungen Dame, welche mit graziöser Nachlässigkeit auf einem Divan ruhte.
Ein dunkelrotes Atlaskleid umfloß in reichem Faltenwurf die schlanke und doch so jugendlich üppige Gestalt. Hals und Arme freilassend, deren plastische Formen unter den in ungefefselter Freiheit darüber hinabwogenden dunklen Lockenwellen wie rosig angehauchter Marmor hervorschimmerten.
Das schöne geistvolle Antlitz von jenem warmen Farbentone, wie er nur den Südländerinnen eigen ist, war bei diesen heftigen Worten voll und ganz der hohen stolzen Männererscheinung zugewendet, welche — wie in tiefes Sinnen versunken — ihr gegenüber am Kaminsims lehnte, während der frische Purpurmund, wie unter mühsam unterdrücktem Seelenschmerze, leise zuckte und die schönen Augen, voll fascinierenden Feuers, mit brennender Glut und wildem Trotze auf dem schönen bleichen Antlitz des jungen Mannes ruhten.
Heiße Liebesglut und leidenschaftliches Zürnen wechselten meteor. artig in diesen dunkelbraunen, leuchtenden Sternen.
Graf Egon Alhanza fuhr bei den verletzenden Worten der jungen Dame mit einer ungeduldigen, zornigen Bewegung rasch aus seinem tiefen Sinnen auf und richtete seine athletische Gestalt zu ihrer vollen Höhe empor; dann zuckte es wie Wetterleuchten in den schönen, vor Erregung bleichen Zügen des jungen Mannes auf, während seine großen nachtdunklen Augen voll Geist und Energie — strahlende Augen, welche
nur zum Befehlen, nicht zum Bitten geschaffen schienen — mit unsäglicher Zärtlichkeit auf seinem reizenden Gegenüber ruhten, als es sich fast flehend von seinen Lippen rang:
„Leonie, verurteile mich nicht, ehe du mich gehört hast! Kannst du es denn gar nicht begreifen, nicht fassen, daß die Ehre seines Namens dem echten Manne über alles gehen muß? Daß er sich diese erhalten muß um jeden Preis? Und wenn er sein ganzes Lebensglück opfern sollte! Du weißt es ja nicht, was mich zu dieser mir in tiefster Seele verhaßten Ehe zwingt! Darum-*
Mit silberhellem Lachen unterbrach Leonie de Merinville die Rede des Grafen Egon Alhanza, dann erhob sie sich mit einer raschen elastischen Bewegung aus ihrer ruhenden Stellung, drückte sich in die Ecke d s Divans und ergriff — die Augen fest, fast drohend auf Graf Egon gerichtet — in stürmischer Erregung das Wort:
„Egon, habe wenigstens den Mut, die Perstdie deines Herzens offen einzugestehen! — Dein maßloser Ehrgeiz ist es, welcher dich zwingt, diese Ehe zu schließen. Der Ehrgeiz schon jetzt, bei Lebzeiten deines Onkels, das Majorat und dessen immense Einkünfte freiwillig von ihm abgetreten zu erhalten. Das ist die Triebfeder deiner Handlungsweise. Ah, du hieltest mich nicht für so gut unterrichtet?* fuhr sie bitter lächelnd fort. „Mein Vormund und sogenannter Wohlthäter, der gebietende Herr v. Alhanza, hat mich die ganze bittere Schmach des Verlafsenseins mit einem Male durchkosten lassen, des Verlaffenseins von dir, Egon, den ich mit der ganzen Glut meiner Seele liebe und ohne welchen ich das Dasein nicht zu ertragen vermag!
„Als ich von meinem vierwöchentlichen Besuch bei der Baronin Terzky nach Alhanza zurückkehrte, hörte ich zu meinem Erstaunen, daß du auf drei Tage zum Besuch dagewesen seiest, aber Alhanza nach drei Tagen, ohne meine Rückkehr abzuwarten, wieder verlassen habest. Gleich
') Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt.