* In Nördlingen wurde ein Oekonom und Müller durch schweres Unglück heimgesucht. Es verendeten ihm innerhalb zweier Wochen seine sämtlichen 8 schönen Pferde, desgleichen ein neuntes, das er entlehnte, sowie ein Rind. Seitens der Tierärzte konnte die Sache noch nicht eruiert werden. Während man anfangs glaubte, Pilzvergiftung durch Spreuer annehmen zu müssen, ist man jetzt des Glaubens, es sei ein Racheakt vvrgenommen worden.
* Fr a nkfurt a. M-, 22. Mai. Der siebente deutsche Lehrertag, welcher von über 1200 Teilnehmern besucht war, hat folgende von dem Lehrer Rißmann-Berlin beantragte Thesen fast einstimmig angenommen: „Der siebente deutsche Lehrertag erhebt von neuem die Forderung der allgemeinen Volksschulen und erachtet als die erste Durchführung derselben für notwendig: 1) die Aushebung des an vielen Orten bestehenden Unterschiedes zwischen einer sogenannten „gehobenen Volksschule" oder Bürgerschule und der gewöhnlichen Volksschule, durch welche Unterscheidung dieser letzteren der Charakter einer Armenschule aufgedrückt wird; 2) die Aufhebung der Volksschulklassen mittlerer und höherer Lehranstalten und Einrichtung allgemeiner Elementarschulen für das gesamte Schulwesen; 8) die Aufhebung des Schulgeldes zunächst an allen Volksschulen." Auch zur deutschen Rechtschreibung nahm die Versammlung Stellung durch Annahme folgender These: „Die deutsche Rechtschreibung bedarf im nationalen Interesse einer einheitlichen Regelung für ganz Deutschland und im pädagogischen einer durchgreifenden Vereinfachung. Die Lehrcrvereine werden aufgefordert, sich mit der Vereinfachung der Rechtschreibung noch weiter zu beschäftigen."
* Berlin, 22 Mai. Es ist nach unseren Informationen Thatsache, daß die Auflegung von Retorsionszöllen gegen Rußland in bestimmte Aussich: genommen ist. In diplomatischen Kreisen wird das gegenwärtige Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland als durchaus unerfreulich bezeichnet, lieber die Gründe der eingetretenen Spannung sind noch ganz andere Leute als blos das große Publikum im Dunkeln. Der ganze Zuschnitt der internationalen Lage ist ein solcher, daß für die nächste Zeit eine verstärkte diplomatische Bewegung zu erwarten ist.
* Berlin, 23. Mai. Die Uebersiedlung des Kaisers nach Schloß Friedrichskron ist für Sonntag projektiert.
* Berli u, 23. Mai. Im Charlottenburger Schlosse, das heute zum erstenmal elektrisch erleuchtet war, wurde Prinzessin Irene nebst Begleitung vom Kaiser und sämtlichen fremden und hiesigen Fürstlichkeiten empfangen.
* Berlin, 24. Mai. Der Kaiser hatte heute die beste Nacht seit seiner Anwesenheit in Charlottcuburg; er schlief je drei Stunden hinter einander ohne Husten und wird der Ziviltranung, wie der kirchlichen Trauung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Irene beiwohnen. Seit 10 Uhr ist der Kaiser im Park.
* Berlin, 24. Mai. Prinz Heinrich ist mit seiner Gemahlin heute nachmittag 3 Uhr vom Bahnhof Charlottenburg mittelst Extrazug nach Schloß Erdmannsdorf abgereist. Auf dem Wege zum Bahnhofe und auf dem Bahnhofe selbst wurden dem Neuvermählten Paare von einer dichtgedrängten Menge stürmische Ovationen dargebracht.
'Berlin, 24. Mai. Dem Vernehmen nach hat der Kaiser den Grobherzog von Hessen zum Armee-Inspekteur ernannt. Zu dieser Armee- Inspektion sollen das 7., 8. und 11. Armeekorps gehören.
" Düsseldorf. Die kgl. Regierung Hierselbst hat vor kurzem eine neue Verfügung an die Lehrpersonen erlassen betreffend die Ausübung des Züchtigungsrechtes in den Schulen. Hiernach ist als Grundsatz für die Ausübung des Züchtigungsrechtes in den Schulen fortan fenzuhalren, daß die elterliche Zucht das Vorbild aller Schulzucht ist und bleiben muß, die Züchtigung aber niemals bis zu Mißhandlungen ausgedehnt werden darf. Je weniger enge Grenzen hiernach für die Handhabung der Schulzucht gezogen sind, desto mehr muß der Lehrer sich der in der Erziehnngslehre gegebenen Weisungen über die Bestrafung der Schüler bewußt sein.
* Straßburg, 23. Mai. Eine Ministerial- Verfügung vom 22. ds. ordnet vom 3!. Mai
ab für alle über die französische Grenze kommenden Ausländer, gleichviel ob um durchzureisen oder um im Reichslande Aufenthalt zu nehmen, den Besitz eines mit dem Visa der deutschen Botschaft in Paris versehenen Passes an, widrigenfalls die Weiterreise zu hindern und der Reisende über die Grenze zu führen ist. Gewerbe-Legitimationen ersetzen den Paß nicht. Ausgenommen von der Paßpflicht sind die Bewohner französischer Grenzgemeinden, die zu Geschäftszwecken sich nach den deutschen Grenzgemeinden begeben und sich darüber ausweisen.
Straßburg, 23. Mai. Die Verfügung des Paßzwanges für Elsaß-Lothringen ist dem Vernehmen nach ergangen, um den französischen Wühlereien in den Reichslanden ein Ende zu machen.
" Straßburg. Ein Elsässer namens Emil Hübner, welcher vor einigen Tagen in Paris gestorben ist, hat dem Bürgerhospital der Stadt Mühlhausen ebenso wie dem dortigen Gewerbe- Verein die Summe von je 400 000 Mark vermacht.
* Aus dem Reichslande,20.Mai. Man schreibt der Str. P. aus Münster: Bei dem Bau eines Wasserbehälters in Alten-Weier, Gemeinde Metzeral, sollte am Pfingstmontag eine großartige Sprengung vorgenommen werden. Im Laufe der Woche waren bereits 40 Zentner Pulver dahin verbracht und fachkundige Männer schon eingetroffen, welche die Leitung dieses gefährlichen Unternehmens übernehmen sollten. Allein „unverhofft kommt oft," so auch hier. Samstag vormittag zogen dunkle Wolken auf und bald entlud sich ein schweres Gewitter Die an der Arbeit beschäftigten Arbeiter suchten das schützende Dach der Bauhütte bis auf zwei, die sich in den Minengäugen ängstlich verkrochen. Da ertönte ein gewaltiger Krach. Der Blitz schlug in die zu den Miuengängen führende elektrische Leitung. Die vierzig Zentner Pulver entluden sich infolge des Blitzes und die Sprengung wurde plötzlich durch höhere Gewalt tadellos vollzogen. Leider geschah dabei ein Unglück, denn von den zwei Arbeitern war jede Spur verwischt; dieselben liegen unter berghohem Steingeröll begraben.
' Saargemünd, 22. Mai. Daß es gefährlich ist, mit alten Granaten zu spielen, beweist wieder ein Fall, in dem der 16jährige Peter Gries von hier sich mit einer 7 Centi- meter-Granate zu schaffen machte. Das Geschoß war leider noch geladen, explodierte und tötete den Gries auf der Stelle.
Ausländisches.
* Wien, 23. Mai. Schönerer brachte heute einen durch 2835 Petitionen unterstützten Antrag auf Schaffung eines Zollbündnisses mit dem Deutschen Reiche ein, die beantragte Zuweisung desselben au einen Ausschuß wurde aber abgelehnt.
* Wien, 23. Mai. Das Wiener Polizeipräsidium hat das demonstrative Singen der „Wacht am Rhein" verboten.
* Wien,23.Mai. (Abends.) Der„N.sr.Pr." zufolge hat Montenegro alle Vorbereitungen getroffen, um zahlreiche, gut ausgerüstete Banden auf Befehl (Rußlands?) in die Herzegowina zu werfen. — Da eine Sperrung der österreichisch-montenegrischen Grenze seitens Oesterreichs erwartet wird, hat das Aktionskomite sich auch durch große Getreidesendungen vorgesehen. — Serbien beabsichtigt angeblich, Belgrad als Freihafen zu erklären.
' Graz. Die hiesige akademische Burschenschaft „Franconia" wurde auf Grund des 8.24 des Vereinsgesetzes aufgelöst. Die Behörde erblickte in der Dekorierung des Vcreinslokals mit, einer schwarz-weiß-roten Fahne und eben solchem Wappenschilde eine politische Demonstration.
* Rom, 24. Mai. Der seit längerer Zeit geplante Besuch des Kaisers von Oesterreich bei König Humbert wird in nächster Zeit, wahrscheinlich anläßlich der Manöver, in Bologna abgestattet werden. Es steht in der Hauptsache fest, daß Kaiser Franz Josef zu Wasser mit einem Geschwader nach Ancona kommen und von da weiter nach Bologna reifen wird. Dieser Besuch reicht in seiner Bedeutung weit über die Grenzen rein höfischen Gebietes hinaus.
* Paris, 20. Mai. „Siecle", Organ des
Präsidenten Carnot, schreibt einen Artikel gegen Äoulanger, worin letzterer gewarnt wird, in seinem Auftreten so wie bisher fortzufahren.
Es heißt da: „Boulanger benimmt sich wie ein Thronbewerber. Er muß wissen, daß er sich damit der Gefahr aussetzt, wie ein Thronbewerber behandelt zu werden. Eine dringende Notwendigkeit ist aber, daß das Ministerium, wenn es eine Entscheidung getroffen haben wird, mit der äußersten Thatkraft vorgeht. Um den Kaiseradler im Ei zu vernichten, braucht man nur den Stiefelabsatz eines Gensdarmen." Dies wird von Einigen dahin gedeutet, daß das Proskriptionsgesetz vom 22. Juni 1886, welches auf den Grafen von Paris, den Prinzen Jerome Napoleon und den Prinzen Viktor Anwendung gefunden hat, nunmehr auch auf Männer wie General Boulanger angewendet werden soll.^ Möglicherweise ist aber auch nur au ein weiteres lß! kriegsgerichtliches Vorgehen gegen den Generals
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wegen hartnäckiger Umstnrzbestrebuugen gedacht. U Paris, 23. Mai. Eine große Anzahl Üll
von falschen Noten ist, wahrscheinlich von Barre-
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lona aus hier eingeführt worden. Dieselben ---> 2 .- sind sehr gut nachgemacht. Infolgedessen findet eine Erschwerung des Verkehrs statt, da niemand mehr Noten annimmt. Es handelt sich um?»
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falsche 500-, 1000-, 100- und 50-Frankenscheine.kll Der Kassier der Gasgesellschaft soll für 12000^? Z iZ Franken solche falschen Scheine angenommen haben: sogar Beamte der Bank von Frankreich M»^ ^
sollen die falschen Scheine, ohne etwas zu merken, angenommen haben. Mehrere Blätter werfen heute der Bank von Frankreich vor, sie habe ^ ^
aus Sparsamkeit die notwendigen Opfer ge- scheut, um ein vollkommenes, selbst für die heutige Technik unnachmachbares Billet herzustellen.
Das jetzige Billet sei so einfach, daß 5 geschickte Graveure den Stich nachahmen können; höchstens das Papier biete noch einige Schwierigkeit.
"Paris, 23. Mai. Die Anordnung des Paßzwangs wird von der Presse als eine Herausforderung Frankreichs aufgefaßt, indes die Parole ausgegeben, sich dadurch nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Am meisten werden darunter, meint „Figaro", die Hoteliers der Reichslande zu leiden haben.
London, 24. Mai. Aus Simla, 23. d. wird gemeldet: 3000 Tibetaner haben bei Tagesanbruch Guatong angegriffen. Das Gefecht hat bis 10 Uhr vormit-ags gedauert. Auf ihrem Rückzug wurden die Tibetaner von den englischen Truppen verfolgt. Drei Engländer wurden getötet, zwei verwundet. Die Tibetaner haben circa 100 Maun verloren.
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Handel «nd Verkehr.
* Alteust eig, 25. Mai. Der gestrige Pstugst- markt, vom Wetter überaus begünstigt, brachte bewegtes Leben in die Stadt, äußerst zahlreich war die ländliche Bevölkerung hereingeströmt und dürften namentlich die Wirte sehr gute Geschäfte gemacht haben; auch der Krämermarkt war wieder etwas günstiger. — Auf dem Viehmarkt war die Zufuhr in Zugvieh und fetten Ochsen keine starke, dagegen waren außergewöhnlich viele Kühe und Jungvieh zugeführt. Jin Handel konnte sich kein reges Leben entwickeln, denn sowohl die Käufer, wie die Verkäufer beobachten eine zuwarteude Haltung, was auch ganz gerechtfertigt ist, denn bekämen wir in der Bälde einen ausgiebigen Regen, so würden die Viehpreise zweifelsohne erheblich anziehen. Was heute gehandelt wurde, ist zu gedrückten Preisen umgesetzt worden. — Auf dem Schweinemarkt kostet en Milchschweine 16—25 Mk.
" * Am Bodensee kursiert gegenwärtig folgender Witz: „Mit Eintritt der Sommerfahrorduung werden in Bregenz Kanonenschüsse abgefeuert, sobald ein österreichisches Schiff den Hafen verläßt, damit die andern Schiffe auf der Hut sind und sich retten können."
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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