Ursache, da letzterer das sichere Zielen und die Umsicht oft in hohem Grade verhindert; auch war man bestrebt, einen Ersatz für die Feuch­tigkeit so leicht anziehende Holzkohle zu erhalten. Das Letztere glaubt man in der Kohle aus Kork gesunden zu haben. In elfterer Richtung hat die Pulverfabrik Rottweil-Ha mb urg seit mehreren Jahren Versuche gemacht; diese sind nun im wesentlichen abgeschlossen und haben so befriedigende Ergebnisse geliefert, daß die Versuchswerke nun zur fabrikmäßigen Herstel­lung rauchfreien Pulvers umgewandelt und ver­größert werden. Für Militärzwecke ist die Er­findung von höchster Wichtigkeit.

, Ludwigsburg, 2. Mai. Ein unbe­kannter Freund und Gönner hiesiger Stadt hat am 28. April dem Stadtvorstande die Summe von 10,000 Mk. mit dem Wunsche übersendet, daß dieses Geschenk zur Verschönerung von Lud­wigsburg verwendet werden möge. Von den bürgerlichen Kollegien wurde die Gabe mit Freuden begrüßt und beschlossen, der Bestim­mung des edlen Spenders in bester Weise ge­recht zu werden.

* Munderkin gen, 4. Mai. Gestern kamen durch Vermittelung des deutschen Fischerei- Vereins von St. Ludwig (Elsaß) ca. 4000 junge Aale hier an, welche alsbald von Herrn Präparandenlehrer Speck und Rosenwirt Braun an den von Herrn Professor Dr. Siegln: in Hchenheim bezeichneten Stellen dem Wasser über­geben wurden. Unter den vielen Tierchen waren kaum 10 tote und sie zeigten sich (57 om lg.) bei und nach dem Einsetzen sehr lebendig.

* (Verschiedenes.) In Jselshauseu wurden dem Lammwirt Baumann 400 Mark gestohlen. In Eßlingen wollte sich ein 17 Jahre alter Flaschnergeselle aus Lebens­überdruß erschießen. Er hatte es auf das Ge­hirn abgesehen, fehlte jedoch und der Schuß drang nur durch die Ohrmuschel. Ebendaselbst mißhandelten betrunkene Bierbrauer einen Bahn­wärter, der ihnen den Uebergang bei geschlossener Barriere verbieten wollte, auf die infamste Weise. Die Thäter sind verhaftet. Der Bodensee ist seit mehreren Tagen im Wachsen und steigt täglich um 5-6 em, was viel heißen will, wenn man bedenkt, daß nicht weniger als 13 Millionen Hektoliter erforderlich find, bis der Bodensee nur um einen einzigen Zoll steigt.

*AusBaden, 3. Mai. Daß in unserer Zeit des Fortschritts sich Aerzte, Gerichtsvoll­zieher und Geschäftsreisende mit ihren obligaten Muster-Köfferchen des Zweirads bedienen, fällt jetzt niemanden mehr auf, daß aber Schornstein­feger in ihrer vollen Ausrüstung - ihre Tour, wenn auch nicht gerade im Schornstein, so doch auf der Landstraße mit dem Zweirad besorgen, dürfte auch einem Ben Akiba als etwas noch nicht Dagewesenes erscheinen. Und doch macht, wie die B. L. schreibt, ein solcher Dunkelmann zum großen Ergötzen von Jung und Alt in einem lieblichen Schwarzwaldthale dem brausen­

den Dampfroß in seiner schwarzen Uniform Wettbewerbung.

" München, 2. Mai. Die neuen Zehu- und Zwanzigmarkstücke, welche soeben die könig­liche Münze fertiggestellt hat, zeigen den sehr jugendlich gehaltenen Kopf des Königs Otto von Bayern im Profil. Den König umgiebt die Schrift:Otto, König von Bayern."

' Wie dasRegensburger Tagebl." erfährt, werden die Truppen der beiden bayerischen Ar­meekorps die Pickelhaube zum 1. Juli eudgiltig anzulegen haben.

" Frankfurt a. M. Ein Angestellter der Krepp'schen Fabrik hatte vor einiger Zeit die Summe von 100000 Mrk. unterschlagen und war flüchtig geworden. Krepp war dem Defrau­danten nachgereist und hatte ihn in Palermo auch bereits erreicht. Der Verfolgte entzog sich jedoch seiner Festnahme durch Selbstmord, den er durch einen Sturz von einem Felsen aus­führte. Durch die Aufregung wurde das Ge­müt des Herrn Krepp dermaßen erschüttert, daß er wahnsinnig wurde.

* Berlin, 4. Mai. Es ist nunmehr de­finitiv festgesetzt, daß die Hochzeit des Prinzen Heinrich bis auf weiteres aufgeschoben bleibt.

- Berlin, 5. Mai. Entgegen anderweitig verbreiteten Nachrichten bin ich in der Lage, auf das Bestimmteste zu berichten, daß am Hof­lager zu Charlottenburg Disposition dahin ge­troffen ist, die Heirat des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Irene von Hessen, falls irgend der gegenwärtig befriedigende Zustand des Kaisers noch andauert, in der allerkürzesten Frist statt­finden zu lassen. Die Hochzeit soll im engsten Familienkreise in Charlottenburg gefeiert werden, ohne daß weitere Einladungen dazu ergehen. Das junge Paar wird sich dem Vernehmen nach von hier aus alsbald nach Fürstenlager See­heim bei Darmstadt begeben, um dort einige Zeit zu verweilen. (Frkf. I.)

' In Berlin ist endlich das Dreiradfahren auf den Straßen freigegeben worden, doch müssen sich die Fahrer von der Polizei eine Fahrkarte ausstellen lassen. Das Zweiradfahren bleibt nach wie vor verboten.

" Hattingen (Westfalen), 1. Mai. Die bejahrte Mutter eines hiesigen achtbaren Bürgers hatte beim Kochen eines Linsengerichts aus Versehen statt des üblichen Weizenmehls eine Dosis Rattengift in die Speise gemischt. So­gleich nach dem Genuß der letzteren erkrankte die Unglückliche, sowie die Hausfrau und vier Kinder unter deutlichen Vergiftungsanzeichen. Die Urheberin des Unglücks selbst starb schon wenige Stunden darauf, die übrigen Erkrankten liegen unter sorgsamster ärztlicher Pflege lebens­gefährlich danieder.

* Lübeck, 5. Mai. Das Nordische Tele­graphenbureau meldet, daß die Sendung deutscher Kriegsschiffe zur Eröffnung der Kopenhagener Ausstellung in Kopenhagen große Anerkennung finde.

* Kleve. Seit dem Jahre 1747, also seit

IV 2 Jahrhunderten, hat die Gemeinde Hau Lehrer aus derselben Familie. Der letzte seines Stammes, Eberhard Janssen, seit 1846 Lehrer daselbst, hat mit dem Schluffe dieses Schul­jahres infolge Augenschwäche seine Lehrthätig- keit zum Bedauern der Gemeinde einstellen müssen.

* Posen, 2. Mai. In den Monaten Mai, Juni und Juli kommen in den Provinzen Posen und Westpreußen ungefähr 15 polnische Ritter­güter zur Zwangsversteigerung. Bereits heute ging eine große polnische Herrschaft für 336000 Mark in deutschen Besitz über. Das Dominium Lowenschitsche im Kreise Schrimm wurde näm­lich von Herrn Knobloch gekauft, der es ver­mutlich später an die Ansiedelungs-Kommission weiter verkaufen wird. Uebrigens war bei dem Lizitationstermin die Ansiedelungs-Kommission auch durch einen Bevollmächtigten vertreten.

Ausländisches.

* Wien, 2. Mai. Laut kaiserlicher Ent­schließung erhielt die Musik-Kapelle des 84. Re­giments (Kapellmeister Komzat) Ordre, im Som­mer in München während der Kunstausstellung zu konzertieren; seit 1866 ist es das erstemal, daß eine österreichische Kapelle in Deutschland konzertieren darf.

* Wien, 4. Mat. In dem heute begonnenen Prozeß Schönerer wegen des Ueberfalls in der Redaktion des Neuen Wien. Tgbl. und wegen der Ausschreitungen beim Kommers der Burschen­schaft Teutonia leugnet Schönerer, irgendwelche Gewaltthätigkeit begangen zu haben, er habe nur Auskunft verlangt, ob Kaiser Wilhelm lebe oder tot sei. Es sind 56 Zeugen vorge­laden und ein großes Aufgebot von Justizwache, damit keine antisemitischen Ausschreitungen statt­finden. Die Zeugenaussagen sind sehr belastend für Schönerer.

* Wien, 5. Mai. Schönerer wurde we­gen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätig­keit und wegen Wachebeleidigung zu vier Mo- naten schweren Kerkers, zwei Fasttagen monat­lich und Adelsverlust verurteilt. Die Antise­miten spannten den Wagen aus und trugen Schönerer im Triumph nach Hause. Seine Verteidigungsrede schloß Schönerer mit den Wor­ten, er möchte vor den Kaiser hintreten und ihn bitten, das Volk von dem Judenjoche zu befreien. Der Stenograph Gerstgrasser wurde wegen desselben Verbrechens zu zweimonatlichem schwerem Kerker verurteilt.

* Wien, 5. Mai. In Folge der Straßen­demonstration für Schönerer, wobei die Anti­semiten die Wacht am Rhein sangen, wurden vier Verhaftungen vorgenommen.

"Bozen, 2. Mai. Bei einem hiesigen Schweinemetzger kaufte jemand um zehn Kreuzer Schinken und erhielt denselben in ein Papier eingewickelt, das sich später als ein Erlaß des Oberkommandanten Andreas Hofer aus dem Jahre 1809 erwies. Das Schriftstück war von Bozen datiert und enthielt von Hofer selbst ge-

Lourson.

Erzählung von Brunno Köhler.

(Fortsetzung.)

Und Sie haben keine Zeile von seiner Hand, keinen letzten Gruß mehr von ihm empfangen?"

Nein nichts als der kurze offizielle Bericht von seinem Tode gelangte zu uns!"

Haben Sie daraufhin nicht Nachforschungen angestellt, um die näheren Umstände jenes rätselhaften Vorfalls mit dem Soldaten in Er­fahrung zu bringen?"

Alles, alles hat man versucht aber nichts weiter ließ sich er­mitteln, als die Gewißheit, daß er tot sei."

Die Gräfin hielt, inne, ihre Augen hatten sich mit Thcänen gefüllt, als sie halb für fich hinzusetzte:Sein Leben, in dem das seiner Mutter wurzelte, hatte kurz zuvor ein Wesen mit dem Glück und der Ruhe seines Daseins erkauft! Nun war das Opfer umsonst gewesen aber die That selbst war nicht mehr ungeschehen zu machen'."

Mit gespanntester Aufmerksamkeit war Walter diesen Mitteilungen gefolgt. Glaubte er doch den versteckten Sinn ihrer Worte erraten zu haben. Schon wollte er in plötzlicher Aufwallung den Mund öffnen, um -ihr entgegenzurufen, daß jene unselige That, unter der er ihre Ver­bindung mit dem Grafen verstand, keine Bedeutung, keine Folgen mehr für sie habe, als sich die Gräfin plötzlich aus ihrer schmerzlichen Nieder­geschlagenheit auflichtete und in scheinbar ruhigem Ton die Frage an ihn richtete, ob er ihr die beffprochenen Mitteilungen noch nicht zu machen im stände 'ei.

Walter stockte, einen-Äugenblick mit der Antwort, dann sagte er rasch:Ich habe leider, noch immer keine Nachricht von Hause empfangen,

ob man in meinem Zimmer jenes angeführte Tagebuch gefunden. Es ist aber vielleicht auch unnötig, dasselbe kommen zu lassen, da ich mich jetzt wieder völlig des Aufenthalts in jenem Schloß erinnere, auch über gewisse Vorgänge, die mit den Bewohnern desselben in Zusammenhang stehen, deutlich Auskunft geben kann!"

Ist das wirklich der Fall?" rief aufhorchend die Gräfin.

Ich werde versuchen," entgegnete Walter,Ihnen über die Bauart und die innere Einrichtung des Schlaffes bestimmte Einzelheiten mitzu- teilen, Sie können daraus falls Sie selbst genügend orientiert sind ersehen, ob meine Mitteilungen Anspruch auf Wahrhaftigkeit machen können!"

Erstaunt und mit einer gewissen ängstlichen Scheu im Blick, wie sie Menschen oft eigen ist, die, vom Unglück verfolgt, beständig in der Furcht leben, bei jeder Nachricht neues Unheil zu erfahren, hatte sich die Gräfin zu Walter herumgewandt, ihn mit einem kaum hörbaren Bitte, sprechen Sie gefälligst!" zum Reden auffordernd.

Walter beschrieb nun zunächst mit kurzen Worten die Lage des Schlaffes, die Bauart und die Räumlichkeits-Verhältnisse desselben. Seine Ausführungen wurden mit kurzen, zustimmenden Zwischenrufen und wachsendem Erstaunen von seiten der Gräfin entgegengenommen.

Man hatte mir ein Zimmer angewiesen," berichtete Walter weiter, das ich für das Arbeitszimmer des Grafen hielt. Rechts davon befand sich ein Gemach, das der Gemahlin desselben gehören mochte. Es war ein üppiger Raum, der beinahe einen frivolen Anstrich hatte. Die Wände waren mit blaßgelbem Damast verkleidet und die Möbel aus duftendem Rosenholz geschnitzt. Die übrigen acht mit viel Sorgfalt und Geschmack ausgestatteten Wohnräame vervollständigten das von Glanz und Luxus erstrahlende Heim, das, man sah es deutlich, einem jung vermählten Paare zum Aufenthalte dienen sollte. Und doch schien