Landesnachrichten.
* Bern eck, 7. Jan. (Korresp.) Andreas Rentschler, Taglöhner in Berneck, kam letzten Mittwoch abend in der Kempf'schen Lohmühle daielbst in die Räder und war fast augenblicklich eine Leiche. Wie dankbar muß man angesichts solcher Fälle für die staatliche Unfallversicherung sein! Ohne dieselbe käme die aus 1 Witwe und 7 Kindern bestehende Familie in unsagbares Elend. (Rentschler hat, wie uns von anderer Seite berichtet wird, die beiden Feldzüge von 1866 und i870 mitgemacht.)
* Pfalzgrafenwciler, 7. Janr. (Korr.) Vorige Woche verkaufte Gottlob Weber, Metzger, an Ehr. Haas und Habisrenünger in Frenden- ftadt ein Riesenschwein, welches geschlachtet ein Gewicht von 529 Pfund ergeben hat. Das Schwein hat Gottlob Webers. Z. von Sternwirt Stockinger in Pfalzgrafenwciler gekauft.
* Der „St. Anz." schreibt: Wie uns aus Florenz mitgeteilt wird, haben Ihre Königlichen Majestäten am Vormittag des Neujahrsfestes in Villa Quarto die Glückwünsche der Personen des allerhöchsten Gefolges entgegengenommen, weitere Empfänge haben jedoch bei Höchst-Denselben nicht stattgefunden. Im Laufe des Tages trafen zahlreiche telegraphische und schriftliche Glückwünsche für den König und die Königin ein, von welchen insbesondere die ans der Heimat herrührenden die Majestäten hoch erfreuten. — Die Spitzen der Behörden und der Notabilitäten von Florenz, sowie die daselbst anwesenden Fremden von Distinktion haben sich bei den höchsten Herrschaften eingeschrieben. — Die Wirkung der in den letzten Tagen über ganz Europa verbreiteten Schneestürme hat sich auch bis nach Florenz ausgedehnt, woselbst ein für diesen Himmelsstrich ungewöhnlich starker Schneefall stattgefunden und die Kälte sich bis ruf 7" Cels. gesteigert hat. Glücklicherweise hat die Gesundheit der Majestäten bis jetzt durch diese ungünstigen Witter- nngsverhältnisse keinen Schaden gelitten. In den letzten Tagen ist wieder klares Wetter und Sonnenschein eingetretcn, welcher die Kälte gebrochen hat und die Schneedecke rasch wieder verschwinden läßt.
* Stuttgart, 5. Jan. Die Sozialdemokratie ist fortwährend bemüht, auf allen möglichen Wegen ihre anarchistischen Brandschriften, die allen Besitzern Mord und Totschlag drohen, in möglichst viele Hände zu bringen. Ein hierzu mißbrauchtes Mittel zur Verbreitung solcher Flugblätter wurde heute hier ausfindig gemacht.
* Rotten bürg, 5. Janr. Am Dienstag Abend ist hier der Landtagsabgcordnete des Bezirks, Oberamtspflcger Vogt, an einem Herzschläge plötzlich verschieden.
* (Verschiedenes.) In Urach wurde in einem Weiher der Leichnam einer dortigen Frauensperson aufgefunden. — 100 M. Prämie zahlt die „Allg. Fleischerzeitung" in Berlin 8. IV. demjenigen, der bis zum 1. März 1888
die Mittel angiebt, durch welche bei der im Sommer angefertigten Cervelatwnrst am Besten das Farbehalten erreicht wird. Drei renomierte Wurstfabrikanten wird genanntes Fachblatt als Preisrichter wählen und demnächst deren Namen veröffentlichen. — Zn einem Hausherrn auf dem Lande kommen am Nenjahrsmorgen seine Angehörigen und wünschen ihm ein glückseliges neues Jahr und „alles, was er sich selber wünsche." Die Antwort darauf: „Ich wünsche mir vor allem an meinen Hemden ordentliche Hemdenknöpfe; denn ich habe eben ein Hemd angezogen, an welchem ein Knopf fehlt." Diese Thatsache dürfte manche Hausfrau interessieren! — In Untertürkheim verließ eine geistig nicht ganz zurechnungsfähige Frau ohne Wissen der Ihrigen das Hans durch das Fenster. Nach einiger Zeit wurde sie halb erfroren in einem Graben entdeckt; sie starb am folgenden Tage.
Bauer K. von Derd in gen verließ vor einigen Tagen bei der großen Kälte in einem Anfall von Geistesstörung nachts seine Wohnung und rannte strümpsig im Schnee nach den ca. 3 stunden entfernten Bahnbrücken, wo er in jämmerlichem Zustand, mit erfrorenen Füßen, anfgefnnden wurde. Sein Zustand ist bedenklich.
' Wie die „Nene Badische Landeszeitnng" meldet, ist ein gewisser Jakob Münch, bis vor vier Monaten Buchhalter des Großhandlungs- Hauses Röchling-Klingenburg zu Ludwigs- Hafen wegen Unterschlagung von 140 000 M. verhaftet worden. Die Unterschlagung erfolgte durch fortgesetzte Fälschungen der Bücher, welche nach dem Austritt Münchs entdeckt wurden. Der Defraudant soll mit dem Gelde in kurzer Zeit sich vier Häuser erbaut haben.
* München, 6. Jan. Der Justizminister erklärte sich im Finanzausschuß für Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen und Entscheidung derselben durch die Oberlandesgerichte.
* Berlin, 6. Jan. Frankreich und Rußland haben ihre Botschafter bei den europäischen Höfen zur Abgabe von Friedensversichernngen ermächtigt.
" Berlin, 6. Jan. Der Kaiser hat auf die ihm anläßlich des Jahreswechsels dargebrachte Glückwunsch-Adresse des Berliner Magistrats eine Antwort erlassen, in welcher es heißt: „Nicht oft genug kann ich Gottes Gnade dankend rühmen, welche mir in der Erhaltung meiner Kräfte zugleich den Willen der Vorsehung knndgiebt, auch noch in meinem hohen Alter meines fürstlichen Amtes zu walten. In der Erfüllung dieser mir obliegenden Pflicht liegt die höchste Befriedigung meines Lebens. Gestützt auf festes Gottvertranen gehört mein ganzes Streben, meine unablässige Sorge allein dem Wohle meines geliebten Volkes. Ich gebe mich vertrauensvoll der Hoffnung hin, daß unter dem Schutze des dauernden Friedens, welchen Gott unserem Vaterlande erhalten wolle, infolge der auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete
getroffenen gesetzlichen Maßnahmen die Wohlfahrt der Nation sich ferner kräftig entwickeln und daß durch eine billige und angemessene Vermittelung der in den gesellschaftlichen Klaffen bestehenden Verschiedenheiten eine ausgleichende Zufriedenheit gefördert werde. Wenn ich mit solchem Bewußtsein die Schwelle des neuen Jahres beruhigt überschreiten durfte, so ist doch mein Gemüt von ernster Sorge erfüllt und mein Vaterherz schwer bedrückt durch die betrübende Heimsuchung meines Herrn Sohnes. In der allgemeinen Teilnahme, welche sich für den Erkrankten aller Orten zu erkennen giebt und welche auch der Magistrat zum Ausdruck bringt, finde ich Trost für die mir und meiner Gemahlin auferlegte harte Prüfung. Möge Gott bald Wandel schaffen."
* Berlin, 7. Januar Der Studiosus Oehlke, der vor längerer Zeit in einem Konflikt zwischen dem konservativen und freisinnigen Stndentenverein seinen konservativen Gegner im Duell erschoß, ist, wie aus Glatz berichtet wird, nach dreijähriger Festungshaft begnadigt worden.
* Berlin, 7. Jan. Dem russischen Botschafter am hiesigen Hofe, Grafen Paul Schu- walloff, wurde vom Kaiser Wilhelm bekanntlich bei Gelegenheit der Kaiserznsammenknnft der Schwarze Adler-Orden verliehen; dieselbe höchste Auszeichnung ist jetzt auch dem deutschen Botschafter am russischen Hofe, General v. Schweinitz, vom Kaiser zuteil geworden.
* Der „Figaro" will durch ein Telegramm aus Berlin in Erfahrung gebracht haben, daß Fürst Urussow, der frühere Vertreter Rußlands in Bukarest, thatsächlich der Verfasser der gefälschten Schriftstücke sei, auch sei Urussow von seinem Posten in Brüssel abberufen worden.
* K öln, 7. Jan. Nach einem in der „Köln. Zeitung" heute erschienenen Correspondenzartikel scheint eine einmalige Forderung von hundert Millionen Mark für die volle Durchführung des neuen Militärgesetzes in Aussicht genommen zu sein.
* Köln. Dieser Tage wurde Hierselbst ein Wirt aus Fischenich gefänglich eingebracht, welcher feinen Knecht auf die brutalste Weise ermordet hat. Der Knecht kehrte bei demselben am Dienstag voriger Woche ein, um eiu Glas Branntwein zu trinken, wobei er seinen früheren Dienstherrn an den ihm noch schuldigen Lohn erinnerte. Der Wirt schlug darauf den Aermften zu Boden, schleppte ihn in den Stall, band ihm Hände und Füße zusammen und hängte denselben an einem Gurt auf, worauf er derart auf ihn einschlug, das; der Mann mit Wunden bedeckt war. Dann band er ihn los und ließ ihn liegen. Der Knecht schleppte sich noch bis auf die Straße, wo er bald nachher starb.
* Limburg. Ein Negerkind im Alter von 2' , Jahren, das eben ans Afrika angekommeu, erregte am Bahnhof und in der Stadt lebhaftes Interesse. Dasselbe, eiu Knabe, befand sich in Begleitung eines Missionars. Wie dieser erzählte, ist der Junge taubstumm und stammt
Warys Gefangener.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von S. S.
(Fortsetzung.)
Um etwaige Wiedererkcnnung zu vermeiden, ging ich nicht durchs Dorf, sondern durch die Gray Lames in den Wald und bedachte dabei gar nicht die Länge des Weges bei meinem kleinen Ueberschuß von Kräften. Ich war schon totmüde, als ich den armen Ned Kelly in -Schrecken und Todesangst, mit entsetzlichen Gewissensbissen im Walde fand. Nur mit Schwierigkeit vermochte ich ihn zu bewegen, mir zu agen, was geschehen sei. Auch dann sagte er mir nur, daß er Hartley getötet und daß es seiner Mutter Tod sein würde, wenn man ihn fest- nähme. Ich selbst war vor Schrecken fast ganz betäubt. Als er mich nun anflehte, ihm zu seiner Flucht behilflich zu sein, konnte ich zunächst an nichts anderes denken, als ihm meine Reisekleider zu geben und an üatt derselben sein Samtjagdkonüm anzuziehen. Hierauf riet ich ihm, mit dem ersten Zug nach der Stadt zurückzufahren. Er war hier am Dahnhose wenig bekannt und da wir einander an Größe und Farbe ziemlich ähnlich sind, konnte er die Eisenbahnbeamten leicht täuschen. Ich gab ihm alles Geld, was ich bei mir hatte, und sah nun den armen Kelly mit schwerem Herzen fortgehen, denn trotz seiner Angst und seiner Gewissensbisse war er noch um mich besorgt und fürchtete, die Kälte würde, wenn ich länger bei ihm stände, üble Folgen für mich haben. Aber ich ermüde Sie," sagte Sir Dalrymple, einen Augenblick die Erzählung abdrechend. „Soll ich warten? Wollen Sie das übrige ein andermal hören, wenn Sie . .
.Nein, nein," sagte sie mit matter Stimme, indem sie sich ein . emg auf ihren Kiffen erhob; .ich möchte eS lieber jetzt hören. Aber — aber wollen Sie nicht Platz nehmen?"
Er lächelte ein klein wenig, als sich ihre Augen begegneten, und setzte sich dann ruhig nieder. Der Schrecken war nun aus dem schönen, jungen Gesicht ihm gegenüber geschwunden, aber es sah noch sehr traurig aus und ihre Lage bekundete noch große Mattigkeit und Erschöpfung. Sir Huberts Stimme wurde sehr zärtlich, als er fortfuhr :
.Als Ned außer Sicht war, ging ich ein wenig weiter und dann fand ich den armen Hartley. Sehr wenige Augenblicke genügten, um mich zu überzeugen, daß menschliche Hilfe ihm nichts mehr nützen würde — er war tot. Ich ging weiter und fragte mich, was nun zu thun wäre. Plötzlich fiel mir ein, daß es das beste wäre, Kelly Zeit zu seiner Flucht zu lassen, dadurch, daß man die Leute vermuten ließ, er habe sich in der nächsten Umgegend verborgen. Ich weiß nicht, ob mir mein Plan selbst gün; klar war, aber ich weiß, daß ich lange u nher- wanderte, bis ich endlich, ganz erschöpft, den Wald verließ und mich zur Landstraße wandte. Es war da schon finster geworden und ich fühlte, daß ohne Ruhe meine Kraft zusammenbrechen würde. Ich erinnere mich, den Weg dann in den kleinen Steig zwischen den Hecken eingeschlagen zu haben. Dann muß ich, glaube ich, eine Zeitlang daS Bewußtsein verloren haben, denn es war bedeutend dunkler geworden, als ich langsam und matt aufzuwachen schien und Schritte hörte — eilige, leichte Schritte — die sich mir näherten. Da vernahm ich eine süße, heitere Stimme wie Engelsgesang in meinen Ohren. Ich glaube, der Ton jener Stimme gab mir Mut, Mary.
.Auf jeden Fall verlieh sie mir Kraft genug, mich langsam zu echeben und die holde Sängerin anzureden, die liebe kleine Sängerin, die so zärtlich und doch so grausam, so süß und doch so unerbittfth ist, die in so reichlichem Maße Mitleid spendet und so karge Verzeihung gewährt l"
Sir Huberts Stimme war sehr leise und zärtlich, als er einen