Präsidenten, bedient, welcher zu diesem Zwecke längere Zeit in San Renw verweilt habe.

* Berlin, 29. Dezbr. Ein Bulletin der Aerzte Dr. Mackenzie, Schräder, Kranse und Hovell, datiert San Nemo, 29. Dezember, morgens 7 Uhr 25 Min., besagt: Die zuletzt ausgetretene Wucherung am linken Taschenbande hat nicht weiter um sich gegriffen, sondern sich in eine Geschwürffocke umgewandelt, welche sich zu benarben beginnt. In der Umgebung der­selben bleibt eine dauernde Verdickung des Taschenbandes, sowie die Neigung zu Schleim­absonderung, welche jedoch auch im Nachlassen begriffen ist. Das Allgemeinbefinden ist, wie immer seit Wochen, durchaus befriedigend.

* Köln, 28. Dez. Die Rheinschiffahrt ist wegen Eistreibens eingestellt, die hiesige Schiff­brücke abgebrochen.

' Grünberg i. Schl., 21. Dezbr. Ein interessanter Fall von Rechtsprechung in einem Preßprozeß ist am 2l. ds. in hiesiger Schöffen- sitznng vorgekommen. Eine süddeutsche Hut- macherfirma hatte gegen die Redaktion der Zeit­schrift:Das Deutsche Wollcngewerbe" geklagt, weil sie sich durch eine Notiz in dieser Zeit­schrift beleidigt gefühlt glaubte. In dieser Notiz war nämlich das Verfahren jener Hut- macher scharf gerügt, ihre deutschen Hirte mit französischen, speziell Pariser Fabrikmarken zu versehen und dieselben über einen französischen Ausgangshafen nach Südamerika zu verschiffen, um den dortigen Käufern die Hüte um so sicherer als französisches Fabrikat verkaufen zn können. Der Richter erster Instanz erkannte auf Frei­sprechung der bezeichnetcn Redaktion und moti­vierte dieses Urteil in einem die Geschäftspraxis der Kläger. zermalmenden Erkenntnis. Die zweite Instanz schloß sich den Ausführungen des ersten Richters in den wesentlichsten Punkten an, erachtete aber die Schärfe, mit welcherDas Deutsche Wollengewerbe" jene Gcschäftsmani- pulationen gerügt, für beleidigend und ver­urteilte die Redaktion zn einer Geldstrafe, so­wie zur Veröffentlichung des Urteils in ihrer Zeitschrift. Diese Publikation ist erfolgt, und gleichzeitig wurde mit derselben das in öffent­licher Gerichtssitzung gefällte Urteil erster Instanz milUeräffetsili M)' vhui. Kmin-u. - u rnr: MW' 'zwar nachdem vorsichtigerweise zuvor Rechtsanwälte und andere Juristen befragt, welche diese Ver­öffentlichung als erlaubt und somit völlig legal erachtet hatten. Nichtsdestoweniger erhob die Hntmacherfirma abermalige Beleidigungsklage

gegen die Redaktion, und. derselbe

öffentliche Schöffengerichtshof, welcher jenes zermalmende Urteil gefällt, verurteilte wegen Veröffentlichung dieses seines eigenen in öffent­licher Sitzung gefällten Urteils die beklagte Redaktion zn 300 M. Geldstrafe.

* (Millionen-Erbschaft.) Ebenso end­los wie erfolglos scheinen die sogenannten Mil- lionenerbschasten zu sein'. Jetzt b schäftigt eine solche seit längerer Zeit einige Persönlichkeiten in Gleiwitz (Oberschlesieu). Im Jahre 187u

verstarb in Brasilien ein gewisser Ziffer, der angeblich ein Vermögen von 7 Millionen Doll, hinterließ. Die Aufforderung an den Erben blieb unberücksichtigt. Neuerdings hat nun ein Advokat aus Teschen einen Erben ausfindig gemacht. Ob der Glückliche wohl seine Mil­lionen erhalten wird, scheint allerdings noch recht zweifelhaft.

* (Bestrafter Baumfrevel.) Das Leipziger Landgericht hat in seiner letzten Sitzung ein Exempel an einem Baumfrevler, dem Hand­arbeiter Friedrich Hermann Heintze aus Püchau bei Wurzen, statuiert. Derselbe hatte im letzten Frühjahre auf dem Wege von Wurzen nach Lüptitz 31 Stück junge Obstbäume durch Ab­brechen der Kronen oder Anschneiden der Bäume beschädigt. Er wurde zn l Jahr Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt.

* Dülken. Im Streite erschlug Hierselbst am Heiligabend ein Sohn seinen leiblichen Vater. Letzterer wollte seinem Sohne mit dem Brot­messer zn Leibe gehen. Dieser wehrte sich und traf seinen Vater mit einem Scheite Holz so unglücklich, daß derselbe sofort eine Leiche war. Der Erschlagene sollte im letzten Sommer seine Frau erwürgt haben, wurde aber wegen mangeln­den Beweises freigesprochen.

* Lübeu^, Mit wahrer Todesverachtung ließ vor einigen Tagen ein hiesiger Müller eine Amputation an sich vollziehen. Derselbe war ans Versehen mit dem rechten Arm in das Getriebe der Windmühle geraten. Erst nach längerer Weile tonnte auf sein Zurufen das Mühlwerk zum Stillstand gebracht und der Arm, halb zermalmt, aus seiner gefährlichen Lage befreit werden. Trotzderheftigsten Schmerzen ging der Patient selbst zum Arzt, welcher eine sofortige Amputation für notwendig hielt. Letz­terer unterzog sich der Leidende ohne weiteres, ohne ein Betäubungsmittel in Anwendung bringen zu lassen.

Ausländisches

* Wien, 27. Dezbr. Baron Albert Roth­schild und dessen Gemahlin, Baronin Bettina Rothschild, sind auf Grund einer kaiserlichen Entschließung für hoffähig erklärt worden.

- Mg: Die Nene Freie Presse

bringt einen heftigen Artikel gegen die russischen Wühler in Serbien.

* Reichenberg. Am 21. d. erfolgte plötz­lich die Verhaftung des hiesigen Baumeisters Joseph Schröter, welcher den Kandidaten für die Baumeistersprüfung gegen ein Honorar von mehreren Hundert Gulden die Prüfungsfragen der Prager Statthalterei früher verschaffte, be­vor die Klansurprüfung stattfand. Schröter betrieb dies Geschäft schon seit Jahren und ist ein vermögender Mann.

* Pest, 23. Dez. Von hervorragender seite wurde dem Korrespondenten derN. fr. Pr." mitgcteilt, daß die öffentliche Meinung in Ruß­land über die Erfolglosigkeit des letzten Krieges und seiner Opfer täglich erbitterter wird.

und ist sofort eine Abteilung Telegraphen-Jn- gcnienre zur Ausbesserung ausgesandt worden.

Dagegen wird kein Versuch gemacht werden, das Brestcr Kabel der Anglo-Amerikanischen Gesellschaft, welches seit einigen Monaten nicht in Ordnung gewesen ist, zu reparieren. Mit diesem Kabel hat mau wenig Glück gemacht.

Es wurde erst im letzten Sommer ausgebessert und riß schon wieder ein oder zwei Tage später.

Wahrscheinlich wird inan im nächsten Frühjahr ans Werk gehen, um es zn heben, Mittler­weile gehen die englischen Depeschen über die drei noch in Betrieb befindlichen Kabel.

* Berlin, 28. Dez. Die Situation erscheint andauernd ernst. Die heutigen ' Blätter ent­halten Petersburger Meldungen, wonach dort Bestellungen - zn Kriegszwecken gegeben und Truppenbewegungen angevrdnet und fortgesetzt werden.

Dem Reichstag sind aus verschiedenen Teilen Deutschlands Petitionen zugegangen, welche auf Verschärfung und Erweiterung der gesetzlichen Bestimmungen gegen den Wucher gerichtet und von eingehenden Denkschriften be­gleitet sind. Einem wirklichen Nachweise des Bedürfnisses für solche Maßnahmen gegenüber wird der Reichstag sicher gern bereit sein, wirk­same Hilfe eintrettn zu lassen. Man sieht jedenfalls interessanten und vielleicht erfolgreichen Debatten entgegen.

Berlin, 28. Dez. Ein eleganter Aben­teurer, der mehrere Monate in den besseren Kreisen der Residenz verkehrte, ist plötzlich ans Berlin verschwunden. Er gab an, der Sohn eines Fürsten zn sein und trieb demgemäß einen fürstlichen Aufwand. Seine Diners und Soupers in einem Restaurant Unter den Linden waren von exquisiter Feinheit. Ebenso machte er be­deutende Einkäufe bei Juwelieren und in an­deren größeren Geschäften ohne jedoch zu zahlen.

Als nun die Gläubiger drängten, veranlaßte, wie dasD. T." berichtet, der Abenteurer eine hiesige Sängerin, zu welcher er Beziehungen unterhielt, Wechsel in Höhe von 14 000 Mk. zu acceptieren, mit denen er seine Gläubiger befriedigte. Vor einigen Tagen war der Ver­falltag dieser Papiere und seit dieser Zeit ist der Glücksritter verschwunden, es der Sängerin überlassend, die Wechsel für ihn cinznlösen.

' Berlin, 29. Dez. DerKrenzzeitnng" zufolge ist heute von einem Antwerpener Hause hierher berichtet worden, daß die Verhandlungen Rußlands mit holländischen, belgischen und französischen Bankiers über die Aufnahme einer Anleihe von 700 Millionen Rubel definitiv ge­scheitert seien.

* DieNationalztg." teilt mit, cs seien vor­bereitende Erörterungen mit dem Kronprinzen geführt worden, zu dem Zweck, eventuell, je nach dem Stande seiner Krankheit, für die Aus­übung der Krourechle Vorsorge zu treffen. Der Kronprinz habe sich dabei des Rates des Herrn v. Roggenbach, des früheren badischen Minister-

Warys Gefangener.

Autorisierte Uebersetzung aus dem Englische» von S. S.

(Fortsetzung.)

Und doch ist sein Leben kein so glückliches gewesen," sagte Bob nachdenklich.

Nein, weil er soblindlings" liebte, wie der Dichter sagt," be­merkte der junge Offizier lächelnd.Aber ohne Zweifel hat er jene Passion überwunden und zwar gänzlich. Lady Dalrymple wünscht sehr, er möchte sich verheiraten und hier niederlassen."

Wie müssen dem Manne seit 24 Stunden die Ohren klingen " sagte Flcrrie.Mary, hast du vergessen, daß wir den Mitchells ver­sprochen Huben, ihnen heute Nachmittag beim Schmücken der Kirche zu helfen?" -

Ich glaube nicht, daß ich Mary gehen lassen werde," bemerkte Bob.Sie hacke heute Morgcn sihr arges Kopfweh!"

Es ist vorbei. Ich möchte gem gehen, sagte Mary schnell. Alles in der Welt, meinte sie, wäre besser, als den Nachmittag allein zuzubringcn.

Als Bob das Verlangen in den glänzenden Augen sah, ließ er sie ohne weiteren Widerspruch gehen.

Mary war eine der lustigsten Arbeiterinnen an jenem Nachmittag :m Schulzimmer, obgleich sie ermüdet aussah, als sie nach Hause kam. Hauptmann Lee begleitete sie bisLandcsende" und unterwegs fuhr die Eqmpage der Baronin Dalrymple an ihnen vorbei, in der Richtung nach Dalehurst. Ma y und ihre Begleiter waren gerade in ein ernst­haftes Gespräch vertieft. Marys Hand ruhte aus dem Arm des jungen Offiziers, der ihr über das schlüpfrige Pflaster hinweghalf, so daß keines von ihnen das Gesicht am Wagenfenster sah. Dieses aber hatte sie im Schein der Straßenlaterne ganz genau gesehen.

Ist jemand hier zu Besuch gewesen, Martha?" sagte Mary er­müdet zu dem Hausmädchen, das sie einließ.

Ja, Fräulein. Frau Baronin Dalrymple und Sir Hubert sind hier gewesen. Es schien ihnen sehr leid zu thun, Sie nicht anzutreffen und die Frau Baronin sagte, sie wollte morgen früh noch einmal kom­men, da sie in die Stadt zu reisen beabsichtigte."

O," sagte Mary gleichgültig, als sie langsam die Treppe hinaufging, wenig ahnend, welche Aufklärung ihrer am folgenden Mor­gen harrte.

IX.

Lady Dalrymple ist im Salon, Fräulein Mary."

Schön, Martha, ich werde gleich kommen." Als sic das gesagt, wandte sich Mary Huntingdon von dem Fenster ihres Schlafzimmers, wo sie, in Gedanken vertieft, gestanden hatte, weg und ging, obne noch einen Blick in den Spiegel zu werfen, ob ihr Haar in der gewöhnlichen Ordnung sei, ruhig die Treppe hinunter. So trat sie in den Empfangssalon.

Lady Dalrymple, eine große stattliche Frau, die in den aristokra­tischen, feinen Zügen ihres Gesichts noch Spuren ihrer großen Schön­heit trug, stand in der Mitte des eleganten Zimmers. Sie war in Samt und Pelz gekleidet und man erkannte schon von weitem die große Dame an ihr. Ihr stolzes Antlitz gewann sichtbar an milderem Aus­druck, als Mary hereintrat. Die Baronin ging auf sie zu und streckte ihr beide Hände entgegen.

Meine Liebe," sagte sie freundlich,ich freue mich, Sie zu sehen."

Sie nahm beide Hände des jungen Mädchens in die ihrigen, wie sie so sprach und zog sie an das Lichr neben dem Fenster.

Wir waren schon gestern bei Ihnen," fuhr sie fort, indem sie