dem er erklärt, er sei nicht in der Lage, das Anerbieten anznnehmen, da der Patriotismus ihm zur Pflicht mache, seinen Rang in der Armee beiznbehalten, um den Säbel an dem Tage in der Hand zu haben, wo ein zweifellos nahe bevorstehender Krieg den inneren Zwiespältigkeiten der Parteien Stillschweigen aufer- lcgen und wo Frankreich eine zeitlang seine Deputierten vergessend, aller seiner Generale bedürfen wird.
— Die „Nowoje Wremja" sagt, Deutschland dränge Oesterreich zum Kriege, als ob der Militärattache Oesterreichs in St. Petersburg die Augen nicht offen halte. Deutschland sollte, meint das russische Blatt, lieber die Einstellung der Rüstungen anraten, weil sie leicht einen Konflikt erzeugen könnten. Die iu Wien abgehaltenen Beratungen feien schon eine unmotivierte Herausforderung. Rußland wünsche mit Wien und Berlin in Frieden zu leben; ein Bruch sei trotz allem Vorhergegangenen noch zu vermeiden, aber so lange Rußland den wahren Zweck der jetzigen Maßnahmen nicht kenne, werde es sich auf alle Fälle vorbereiten.
Landesnachrichten.
* Alten steig, 21. Dez. Am 1. Jan. u.
Js. tritt für den ganzen Oberamtsbezirk Nagold eine Bezirkskrankenpflege-Versicherung der Dienstboten in Kraft. Dieselbe ist auf Grund Beschlusses der Amtsversammlnng vom 4. Juli d.
Js. errichtet worden und erhielt die Bestätigung der Kgl. Kreisregiernng. Verpflichtet dieser Krankenkasse beizntreten sind alle Dienstboten der Hans- und Landwirtschaft. In häuslicher Geineinschaft lebende Personen find berechtigt, der Kasse beizntreten. Die Beiträge betragen für ein männl. Mitglied 50 Pfg., für ein weibl. 40 Pfg. pro Monat. Es wird freie Verpflegung in den Krankenhäusern zu Nagold, Altensteig, Haiterbach und Wildberg bis zu 13 Wochen gewährt. Für den Eingang der Beiträge haftet die Dienstherrschaft, sie ist dagegen berechtigt von dem Dienstboten den Betrag wieder einzuziehen. Die Kasse steht unter der Verwaltung der Amtskorporation und es ist die Kasse- und Rechnungsführung Obliegenheit des Oberamtspflegers. Der Sitz der Verwaltung ist in Nagold. Die Anmeldung zur Kasse hat bei den Ortsvorstehern zu geschehen, welche auch damit betraut sind, die Beiträge einziehen zu lassen.
' Stuttgart, 19. Dez. Man erinnert sich noch des kolossalen Schneefalls, der im vergangenen Jahre einige Tage vor Weihnachten so großen Schaden, insbesondere an den Telegraphen- und Telephonleitnngen verursachte. Es halte heute vormittag ganz den Anschein, als ob sich der Vorfall wiederholen wollte, denn es fielen wieder, wenn auch nur eine halbe Stunde lang, große Schneemassen, die aber, da die Witterung wesentlich milder ist, als im letzten Jahre, nicht liegen blieben, sondern sofort schmol-
,Jch möchte nur wissen, wer ihm das mitgeteilt hat? sagte Mary schnell.
«Vielleicht hat ihm die Frau Baronin gesagt, wie wohl ihr während ihres Krankseins Ihre Besuche gethan haben, Fräulein Huntingdon. Ich sagte ihm, wie sehr ich mich fr« neu würde, Sie zu sehen. Und da spielte ein ernstes Lächeln um seine Lippen und er fügte hinzu, er könnte das sehr gut verstehen — ein Besuch von Ihnen würde für ihn lie beste Stärkung sein, wenn er,krank wäre."
„Er ist ja außerordentlich schmeichelhaft," sagte Mary mit einem Anflug von Spott. „Aber da er mich nie gesehen hat, kann ich nicht tifl auf das Kompliment geben, Frau Kelly.".
„Aber Lady Dalrymple hat eine Photographie von Ihnen, Fräul. Mary," bemerkte Frau Kelly lächelnd. „Auf jeden Fall schien Baron HubeN viel an Sie zu denken."
„Er ist sehr gütig." sagte Mary nachlässig. „Ich glaube, ich höre Schellengeläute, Frau Kelly.
«Ich möchte, Sie erlaubten mir. Ihnen, ehe Sie wegfahren, noch ein wenig Wein zu geben, Fräulein Mary. Ich weiß wohl, Sie trinken selten welchen, aber Sie sehen heute müde aus, gerade als ob es Ihnen ein Bedürfnis wäre. Es ist auch guter Portwein," fügte sie hinzu, „aus der Frau Baronin eigenem Keller.
„Nein, ich danke Ihnen sehr, Frau Kelly, wirklich, ich möchte lieber keinen. Das muß doch der Schlitten sein," fuhr sie fort, indem sie ans Fenster ging und auf die beschneite Straße sab. „Ja, da kommt er. Bob hat noch jemand drin," fügte sie hinzu; ich möchte . issen, wer ..."
Die Worte erstorben ihr auf den Lippen. Da sie am Fenster stand, griff sie krampfhaft nach dem nächsten Stuhl, um sich darauf zu ' ützen. Ein plötzliches Zittern überfiel sie; die schneebedeckte Landstraße,
zen und nur dazu beitrugen, den ohnehin schon starken Schmutz noch zu vertiefen.
* Cannstatt, 18. Dez. Christian Kreder, Vorarbeiter in der G. Knhn'schen Eisengießerei in Berg, seit 186l daselbst in Arbeit, beging am 15. ds. sein 2>jähriges Dienstjnbiläum. Da er leider schon seit 4 Monaten krank ist, schickte Kommerzienrat Kuhn dem treuen Arbeiter ein schön gefertigtes Diplom nebst einem Geschenk von 100 M. an sein Krankenlager.
* Künzelsau, 18. Dezbr. (Spätes Gewitter.) Gestern früh, kurz vor 8 Uhr, hatten wir bei einem Thermometerstand von fl- 8° R. ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner, dem strömender Regen folgte. Dabei war es so finster, daß man vor halb 9 Uhr nicht ohne Licht lesen konnte.
- (Verschiedenes.) Ein Weingartner in Rottenbnr g nahm sich die Zwangsvollstreckung so zu Herzen, daß er sich erschießen wollte. Die Kugel verfehlte indes ihr Ziel und verursachte nur eine nntötliche Wunde. — In Fischingen wurden einem Bürger mittelst Einbruchs 570 M. gestohlen.
* Ein junger Mann in Villingen bekam den Auftrag, 600 M. auf der Post einznzahlen, lief aber an der Post vorbei und suchte das Weite. Gefahndet wird auf den braven Sohn nicht 'werden, weil der entstandene Nachteil seine eigenen Familienangehörigen trifft.
* Auf der Strecke Stühlingen - Hints chi n- gen, wo die strategische Bahn gebaut wird, sind z. Zt. über 400 italienische Arbeiter beschäftigt. Es ist doch merkwürdig — schreibt die „Bad. Ldsztg." — daß zu diesen Erdarbeiten immer so viele Italiener herbeigezogen werden müssen, während besonders im Achwarzwald, fern von jeder großen Stadt, die Bewohner immer über Mangel an Arbeit und Verdienst klagen.
München, 19. Dezbr. Dem Fremdenbl. wird ans Berlin telegraphiert: Eine friedliche Wendung steht bevor. Es soll von hier aus gelungen sein, durch verstärkten Hinweis ans die sofortige Aktion der Tripelallianz bei Bedrohung eines einzelnen Verbündeten die leitenden Kreise in Petersburg zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Die Ordres zur Einstellung der russischen Truppenvormärsche seien unmittelbar zu erwarten.
" Hof, 19. Dez, Der Posteleve Hanig aus Jausr, der von Lanban in Schlesien mit gegen 20000 Mk. flüchtig gegangen, wurde hier verhaftet. lieber 16 0. 0 M. in Papiergeld, Gold, Pfandbriefen, Konpons und Pret osen, aus-Postsendungen herrührend, wurden bei ihm vor- gcfnnden. Er trieb hier großen Aufwand.
* Vom Main, 21. Dez. Auf eigentümliche Weise suchte der Lehrling eines Handwerkers in unserer Gegend seinem Meister zu helfen. Die von ersterem im Auftrag des Meisters ausgrtragenen Rechnungen wurden, wie leider herkömmlich, nur sehr langfaul be
zahlt, worüber der Meister bei Tische in Gegenwart des Lehrlings mehrmals stark klagte. Was that nun der Junge? Er ging ohne Wissen des Meisters zu sämtlichen Künden und sagte ihnen, sein Herr muffe durchaus Geld haben, der Gerichtsvollzieher habe bereits gepfändet und er, der Lehrling, gehe nicht eher von der Stelle, als bis er Geld habe. Da blieb den Leuten natürlich nichts anderes übrig, als zu bezahlen. Am vergangenen Sonntag nachmittag nun legte der Lehrling die vereinnahmte Summe von 1700 Mark, deren einzelne Posten er genau ausgeschrieben hatte, dem Meister auf einmal auf den Tisch. Dieser war natürlich aufs höchste überrascht, als er den Sachverhalt erfuhr und wußte nicht, solle er sich freuen oder ärgern. Sicher waren manche Kunden durch das Drängen des Burschen beleidigt, und dann war es ihm auch nicht recht, daher gepfändet worden sein solle. Einstweilen hat er den diensteifrigen Jungen geohrfeigt.
* Berlin, 18. Dez. Heute vormittag fand im Grnnewald ein Pistolendnell zwischen dem stuck, plill. Oskar Reumann und einem Herrn Marx statt, wobei letzterer einen Schuß durch die Lunge erhielt und auf der Stelle verstarb. Das Duell war die Folge eines Streites am Zirkus Renz, in desseir Verlauf Reumann von seinem Gegner thätlich angegriffen worden war. Reumann hat sich der Behörde selbst gestellt und ist in Haft genommen worden.
* Berlin, !9. Dez. Eine Militärberatung beim Kaiser hat sich vornämlich mit den Aufklärungen, welche der „Ruff. Invalide" veröffentlicht, befaßt. Generalstabschef Obrut- scheff, von welchem laut „Köln. Ztg." der Artikel des „Invaliden" stammen soll, gilt als eifriger Anhänger Frankreichs, er verkehrte in Paris in den' maßgebenden Kreisen und hat eine Französin zur Frau.
Ans Sachsen, >7. Dez. Ans eine vom Landtage ausgehende Anregung hat die sächsische Staatsbahnverwaltnng die Frage in Erwägung gezogen, ob das bisher ans den 'sächsischen Linien meist übliche Konpesystem mit der in Württemberg, der Schweiz und Amerika üblichen Bauart mit Vorteil zu vertauschen sei. Man ist zu dem Ergebnis gelangt, daß für größere Linien mit lebhaftem Verkehr die Einteilung in Koupes vorznziehen sei, weil dieselbe eine schnellere Entleerung des Wagens ermöglicht und manche namentlich für längere Reisen erwünschte Bequemlichkeit gewährt. Dagegen sollen Wagen mit Durchgang, wie bisher ans sämtlichen Schmalspurbahnen, so auch auf Nebenbahnen mit geringerem Verkehr dem Bedürfnisse entsprechend eingestellt werden.
Leipzig, 19. Dezbr. Das Reichsgericht verurteilte Cabannes wegen Landesverrats, Bestechung, Beisciteschaffung amtlicher Urkunden und Diebstahls zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust.
* Lübeck, 17. Dezbr. Es bestätigt sich laut „Köln. Ztg.", daß zum Schutze der Kieler
der schnell herbeifahrende SLlit en — alles verschwamm vor ihren Augen. Aber sofort erboste sie sich auch. Sie ging hin zu Frau Kelly und bereitete sich zum Weggehen, denn neben ihrem Bruder im Schlitten hatte sie ein stolzes, schönes Gesicht gesehen, das sie sofort wieder erkannte, und welches sie gehofft hatte, niemals wiederzusehen.
„Lossen «ie mich Ihnen etwas Wein einschenken, bitte, Fräulein Mary, Sie sehen so weiß aus, nie eine Kalkwand!"
„Ich fürchte, daß Sie farbenblind geworden sind, Frau Kelly," war die lustige AntwoN, „oder daß ich gewöhnlich Wangen wie Feuerrosen habe. Was wohl von beiden?"
Das lustige Schellengeläute verstummte, draußen hörte man Stimmen uns Schritte ans den Steinstufen. Mary wartete. Beide Hände batte sie im Muff fest ineinander geschlungen, den sie leidenschaftlich an ihr Herz drückte, als ob sie damit dem ungestümen Klopfen desselben Einhalt rhun wollte. Die Hansthist. öffnete sich; sie hörte Bobs Stimme, die so freundlich und herzlich klang und daneben noch eine andere Stimme, tief und volltönend, di: sie leider ach! so wohl kannte. Ein freudiger Blick kam in Frau Kellys Äugen, als sich die Thür öffnete und Dr. Huntingdon und der Mann, den Mary als Bertie Keith kennen gelernt, eintratcn.
(Fortsetzung folgt.)
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(Auch ein Kompliment.) (Ein Spaziergänger hilft einem Bauern, den schweren Henwagm den Berg hinaufzubringen.) „Dank' schön!" sagt der Bauer, als sie endlich oben sind; „aber fl Hab' mas' glefl denkt: Mit einem Ochsen bring' is' net aufi!"
Auflösung des Rätsels in Nr. 148:
„Flocke, Glocke".