vom Finanzminister unterzeichnet, welcher den besonderen Auftrag dazu hatte."
— Der Sturm gegen das Ministerium Stambuloff in der bulgarischen Deputiertenkammer ist vertagt worden. Neunzig Deputierte, welche ihre Unterschrift zur Abänderung des Gesetzes über die Bezirkskommissionen gegeben hatten, womit Mißtrauen gegen die Re- giernng ausgesprochen wäre, haben dieselbe zurückgezogen. Ihre Sinnesänderung war die Folge einer Konferenz mit Stambuloff, worin derselbe ein Bild der auswärtigen Schwierigkeiten entwarf und die Abgeordneten auf die Folgen aufmerksam machte, welche ein Ministerwechsel in diesem Augenblicke herbeiführen würde. Der Appel an ihren Patriotismus war nicht vergebens und die Krisis ist vorläufig beigelegt.
Landesnachrichten.
* (Tagesordnung für die Schwnrgerichts- sitzungen des IV. Quartals 1887.) Mittwoch d.14. Dezbr., vorm. 9 Uhr: 1) Strafsache gegen den ledigen Bauern Joh. Friedr. Lam- parth von Heselbronn, Gemeinde Ueberberg, QA. Nagold, wegen vorsätzl. Körperverletzung mit dadurch verursachtem Tode. Donnerstag 15. Dez., vorm. 9 Uhr: 2) Strass, gegen die ledige Fabrikarbeiterin Barb. Holder von Neuffen, OA. Nürtingen, wegen Kindstvtnng. Freitag d. 16. Dez., vorm. 9 Uhr: 3) Strass, gegen den verheir. Fabrikarbeiter Karl Fr. Seyfried von Calmbach und den verheirateten Gypser Will). Fr. Schnhmann von Wildbad, wegen Meineids und Anstiftung hiezu. Samstag 17. Dez., vorm. 9 Uhr: 4) Strass, gegen den verheir. Weber Mich. Fischer von Harthausen, OA. Stuttgart, wegen Meineids. Am gleichen Tage, vorm. II Uhr: 5) Strass, gegen den led. Schuhmacher Anton Peter von Dächingeu, OA. Ehingen, wegen versuchter Notzucht. Montag :9. Dez., vorm. 9 Uhr: 6) Strass, gegen den verheir. Bauern Jak. Fr. Bnrkle von Schwann, OA. Neuenbürg, wegen versuchten Todschlags. Dienstag d. 20. Dez., vorm. 9. Uhr: 7) Strass, gegen den ledigen Tienstknecht Adolf Bregling von Baiersbronn, OA. Freudenstadt, wegen Verbrechen wider die Sittlichkeit. Am gleichen Tage nachm. SVr Uhr: 8) Strass, gegen den vorm. Schultheißen und Acciser Christof Dittns von Obewreichenbach, OA. Calw, wegen erschwerter Unterschlagung im Amte.
Der Maschinenfabrik Eßlingen ist die Lieferung von 10 Lokomotiven, '-0 Stück offenen und 50 Stück bedeckten Güterwagen für die württ. Staatseisenbahn übertragen worden.
* Vo m Bo d ensee, 6. Dez. (Schiffsheb- nng.) Jetzt erst, nachdem die „Stadt Lindau" ganz trocken liegt und der vom Gewell hineingeworfene massenhafte Schlamm weggeschafft ist, kann man den großen Umfang des angerichteten Schadens ermessen; man gewinnt die Ueberzcugung, daß der angerannte T abgebrochen wäre, wenn die „Habsbnrg
Marys Gefangener.
Autorisierte Nebersetzuug aus dem Englischen von S. S.
(Fortsetzung.)
V.
Mary verbrachte den Tag und den Abend in nervöser Auflegung; als sie sich zu später Stunde zur Ruhe begab, konnte sie den ersehnten Schlaf wieder nicht finden; wie konnte sie auch dieses Geschick so leicht ertragen. Es kam ihr vor, als müßte sie der bloße Gedanke daran wahnsinnig machen. Sie strich sich das Haar von der heißen Stirn. Es war schrecklich — schrecklich! daß sie ihre Liebe unbegehrl verschenkt und zwar einem Manne, den sie so wenig kannte -- einem Manre, den sie vor drei Tagen noch nicht einmal gesehen.— einem Manne, dessen Hände sich mit dem Blute eines M tmeuschen befleckt hatten — einem Manne, der ein Bauernmädchen so leidenschaftlich geliebt, daß er ihr während vieler Jahre der Abwesenheit und Wanderschaft t.eu geblieben, und nun bei seiner Rückkehr dem das Leben nahm, der ihn ans dem Herzen seiner Geliebten verdrängt halte!
Dann aber machte Mary sich auch wieder Gedanken, daß sie den jungen Mann bei dem Schneegestöber auf die Straße gewiesen. Vielleicht war die zarte Gestalt vor Ermüdung zmammengebrochen und ruhte nun auf der trügerischen Schneedecke im Schlaf, der Tod heißt. Sie wagte kaum daran zu denken.
Als am andern Morg.n Nannie das Zimmer Marys betrat, war diese bereits aufgestanden; ihr Antlitz sah bleich aus und Verzweiflung war daraus zu lesen. Mary schien um viele Jahre älter geworden za sein.
Nannie besorgte die wenigen Geschäfte, als sie dann wieder der Thüre zuschritt, redete sie Mary an; „O, da fällt mir ein, ich hätte
war, es bei der Entfernung des ungetreuen Kommis ans dem Geschäft bewenden zu lassen und keine Anzeige von dem Vorfall zu machen, überwältigte die Aufregung über die Verirrungen seines Sohnes dessen Vater so sehr, daß er vom Schlage getroffen znsammenstürzte und nun hoffnungslos darniederliegt.
* Berlin, 8. Dez. Nach einer Depesche, welche dem „Journal de Genöve" aus Petersburg znging, sind Dokumente, welche sich ans der deutschen Botschaft zu Petersburg befanden und als Beweis der Erklärungen zu dienen hatten, welche Fürst Bismarck bei der Entrevne dem Zaren gemacht hatte, entwendet worden, noch ehe sie Alexander III. vorgelegt werden konnten. Es ist Untersuchung eingeleitet.
* Berlin, 11. Dez. Infolge Unwohlsein des Reichskanzlers hat sich Prof. Dr. Schwen- ninger nach Friedrichsruh begeben. — Der Konflikt zwischen Rumänien und Griechenland hat sich verschärft, die griechischen Konsuln wurden aus Rumänien abberufen.
* Bielefeld, 9. Dez. Die „Vieles. Ztg." bringt, wie die „Franks. Ztg." telegraphisch meldet, nachstehenden Brief des Kronprinzen an den Geh. Rat Hinzpeter Hierselbst, früheren Zivilgonverneur des Prinzen Wilhelm und Heinrich: „Indem ich für beide Briefe recht von Herzen danke, kann ich mit gutem Gewissen die Mitteilung machen, daß die von den Aerzten angeordneten Mittel bald nach den Tagen der Konsultation den entzündlichen Teil völlig beseitigten und daß die fatalen Erscheinungen sich znrückbildeten, wobei ich mich körperlich vollkommen wohl befinde, niemals von Kräften kam, stets den guten Appetit bewahrte, auch zum Erstaunen Aller, die mir begegnen, blühend anssehe. Absichtlich teile ich solche Einzeln- heiten Ihnen mit, weil es mir vorkommt, als sei die an sich gewiß ernste Erscheinung einer Neubildung und deren ungünstiges Aussehen mit Uebertreibnngen ausposauut worden, so daß man nicht recht an eine günstige Wendung glauben will. Der liebe Gott wird bestimmen, was für einen Verlauf das Leiden nehmen soll, dessen Pflege nächst der Kronprinzessin den besten Sachverständigen anvertraut ist, die trotz allen Allfeindungen, denen sie ausgesetzt sind, mein volles Vertrauen besitzen. Ich verzage keineswegs und hoffe, wenn auch nach längerer Schonung, meine Kräfte dem Vaterlande dereinst wieder in alter Weise wiedmen zu können. Tief gerührt von den zahllosen Beweisen der Teilnahme, die mir aus dem ganzen Reiche wie vom Auslände zu- gehen, erkenne ich mit aufrichtiger Dankbarkeit an, daß man mir Vertrauen schenkt, und daß auf meinen Charakter gebaut wird. Solche Erfahrungen unter solchen Verhältnissen sind ein wahrer Schatz für mich, den ich Zeit meines Lebens hoch in Ehren halten werde."
' Essen. In einem Hanse der Kastanien- Allee betrieb eine Frau Heinz ein schwungvolles Manufaktur- und Modewarengeschäft, das fast ausschließlich ans — gestohlenen Sachen bestand;
beinahe vergessen — doch zu fragen, ob Herr Keith gestern abend wirklich weggegangen ist, — daß" —
Ihre Stimme versagte, es trat ein kurzes Stillschweigen ein.
„Ja, Fräulein Mary'" sagte Nannie ruhig.
„Daß er geste n abend Weggehen wollte; that er es denn?"
„Ja, Fräulein Mary."
„Um welche Zeit ging erV"
„Cs war ungefähr um neun, Fräulein Mary."
„Schneite es da?" fragte Mary in leisem Ton.
„In jenem Augenblick nicht, Fräulein."
„O, Nannie, schien es ihm gut zu gehen? Schien er stärker zu sein und . . ."
Wieder versagte die Stimme.
„Es schien ihm besser als vorher zu gehen, Fräulein Mary; aber er war noch keineswegs wohl"
„Hilterüetz er — hinterließ er irgendwelche Botschaft für mich?" brachte Mary mit Mühe hervor.
„Nur das, Fräulein Mary — er bat mich, Ihnen milzuteilen, daß er gesonnen sei, sich selbst dem Gerichte zu stellen."
„Sagte er das?"
„Gerade das, Fräulein Mary," erwiederte N rnnie und verlftß das Zimmer.
Mary sprang ruhelos auf, ging hin ans Fenster und zog mit zitternden Händen den Vorhang zurück. Es schneite sehr, große weiße Flocken fielen in solcher Unmenge, daß sie nicht einen Zoll weit von der Fensterscheibe sehen konnte. Mit einem leisen Stöhnen ließ^ sie den Vorhang fallen und kehrte zu ihrem Sessel am Feuer zurück. Sie schauderte und zitterte und starrte in die Flamme^
Körperlich war sie fast gänzlich erschöpft; sie war aber zu unruhig,
einen halben Meter weitergewühlt hätte. Eine von der bayer. Verwaltung bestellte Kommission, die Vertreter der v. Maffei'schen Maschinenfabrik an der Spitze, hat die Wiederherstellung des Schiffes mit einem Aufwand von 60000 M. für möglich erklärt. Ob Abbruch oder Reparatur zu geschehen hat, wird nächstdem entschieden werden. Die in dem Schisfskeller gelegenen Flaschenweine haben den Einfluß der Feuchtigkeit nicht ausgehalten, sie sind trüb und sauer geworden, der Champagner hat den Geschmack und die Kohlensäure total verloren.
* (Postalisches.) Die Geueraldirektion der Posten und Telegraphen erläßt heute die alljährlich Wiederrehrende Bekanntmachung, betreffend den Postpäckereiverkehr über Weihnachten und die rechtzeitige Erneuerung der Zeitungsbestellungen auf 1. Januar.
* (Verschiedenes.) In Ditzingen brannten Samstag nacht 4 Scheuern ab. Das Feuer war so intensiv, daß die Röte in Stuttgart sichtbar ward. — InLeonberg brachte ein l ljähriger Knabe seine Hand auf denHan- block eines Nachbars und verlor durch den Hieb mit dem Beil 2 Finger. — In Duttenberg wurde ein Ulan von einem Pferde geworfen und starb nach längerem Leiden. — In Onstmettingen wurden die Pferde einer nach Hause fahrenden Gesellschaft scheu. Die Leute sprangen zum Teil aus dem Wagen, wobei einer derselben in seine Axt fiel und zwar so schwer, daß ihm das Hirn ans dem Schädel quoll. — In D ü r r- menz hat sich der Bierbrauer Julius Belser erschossen.
* (Konkurse.) Karl Bräckle, Bäcker in Markgröningen. Jakob Schwarz, Weingärtner das. Nachlaß der Witwe Mar Hurth, gewesenen Konditors in Sulz.
* Der einzige Sohn einer Familie ans Darmstadt, welcher in Wiesa in Thüringen in Stellung war und mit seinem Prinzipal wegen Lvhn- differenzcn in Wortwechsel kam, wurde von diesem in einem Gasthanse vor den Augen der anwesenden Gäste mit einem Revolver niedergeschossen. Tödlich verwundet wurde der junge Mann in ein Spital verbracht, wo er hoffnungslos dar- niederlicgt. Die Kugel ging hinter dem Ohc in den Kopf und blieb vort stecken. Der Prinzipal, welcher sofort verhaftet wurde, hat sich im Gefängnis erhängt.
(Leichtsinn.) Man schreibt aus Kassel: Der Leichtsinn eines jungen Mannes hat über seine achtbare Familie großes Herzeleid gebracht. Ausgerüstet mit hervorragender kaufmännischer Bildung, war derselbe in einem der rennomier- testen Geschäfte unserer Stadt als Buchhalter thätig und erfreute sich des vvllsten Vertrauens seines Prinzipals, der ihm in allernächster Zeit den Posten eines Prokuristen zu übertragen beabsichtigt haben soll. Plötzlich jedoch stellte es sich heraus, daß der Herr Buchhalter sich bedeutender Wechselfälschungen und Unterschlagungen zum Nachteil der Firma, deren Interesse eil völlig er zu vertreten, schuldig gemacht hatte. Obgleich nur der Cef des betr. Hauses nachsichtig genug
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