Amtsblatt für
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' . I Erscheint wvchentl. 3mal: Dienstag, Donners
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Dienstag dm 25. Hktoöer.
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1887.
Amtliches.
In Enzklösterle ist eine Telegraphanstalt mit Telephonbetrieb errichtet worden. Dieselbe wird am Dienstag den 1. Nov. mit beschränktem Tagesdienst für den allgemeinen Verkehr eröffnet werden.
— Kaiser Wilhelm traf am Freitag früh in bestem Wohlsein von Baden-Baden wieder in Berlin ein.
— Bei den Abgeordnetenwahlen zum badischen Landtag wurden, wie sich schon aus dem Ergebnis der Urwahlen folgern ließ, von der katholischen Volkspartei 5 Mandate an die Nationalliberalen verloren, welche auch von den Demokraten zwei Sitze gewannen.
— Die letzten sächsischen Landtagswahlen haben eine starke Vermehrung der Stimmenzahl der Sozialdemokraten gebracht. Von den rund 59000 abgegebenen Stimmen fielen 12270 ans die sozialdemokratischen Kandidaten. Im Jahre 1881 hatten die Sozialdemokraten nur 2174 Stimmen aufgebracht.
— Selten noch ist die öffentliche Meinung so genarrt worden, wie mit den Meldungen und Widerrufen betr. den Zarenbesnch. In den letzten Tagen meldeten nämlich die Zeitungen, der Zar wolle Kaiser Wilhelm nun doch besuchen; wir nahmen von dieser Nachricht indes keine Notiz. Heute ist schon die Ableugnung an der Reihe. Der Zar sei, wie bekannt, .durch die Erkrankung seiner Kinder in Dänemark znrück- gehalten und habe seine Schiffe nur nach Hanse geschickt, daniit diese noch Kronstadt erreichen können, ehe der Hafen durch Eis versperrt wird.
— Die Parzellierung polnischer Güter znin Zweck polnischer Kolonisation,' welche zuerst in Westprenßen begonnen hatte, nimmt gegenwärtig auch in der Provinz Posen ihren Anfang. Die polnische Nettnngsbank hat zunächst behufs Verkaufs einer größeren Anzahl von Parzellen welche gegenwärtig zum Gut Naramovice bei Posen gehören, auf den 30. d. in Naramovice einen Lizitationstermin anbcraumt. Die einzelnen Parzellen haben l5—30 Morgen Flächeninhalt; wer jedoch bauen will, muß wenigstens 40 Morgen kaufen. Die Bietungskaution beträgt 10 pCt. des geforderten Betrages.
— Fürstbischof De. Kopp hat 'am 18. d. in Berlin den durch die Verordnung vom 13. Februar d. I. abgcänderten Bischofseid geleistet, worauf er nur Mittwoch in Breslau seinen feierlicher! Einzug hielt.
— Fürst Ferdinand soll nach einer noch unbeglanbigtcn Privatdcpesche in Begleitung des Ministers Natschewitsch incognito nach Pest gereist sein, um nach einer Unterredung mit seinen dortigen Freunden auch nach Berlin zu gehen, um seine Anerkennung zu betreiben.
— Es wird mehrseitig gemeldet, daß das französische Ministerium entschlossen sei, sofort nach dem Zusammentritt der Kammern die Ka- binetsfrage zu stellen, um ohne Zögern der Ungewißheit ein Ende zu machen nnd' entweder zu fallen oder durch ein günstiges Votum seine Stellung auf einige Zeit zu befestigen.
— Eine bonapartistische Kundgebung wird aus Corsica gemeldet, wo Prinz Noland Bona- parte gegenwärtig als Tourist weilt. In Gartens veranstaltete ihm der Gemeinderat, welcher wegen der Ankunft des Prinzen seine Sitzung unterbrach, einen feierlichen Empfang, bei welchem mit dem Nuß: „Es lebe der Kaiser!" u. a. nicht gegeizt wurde.
— Der ,Jndcpendance Belge^ wird aus Kopenhagen gemeldet, der Zar wünsche nicht nur keine Begegnung mit Kaiser Wilhelm, sondern
sei sogar wegen der Versumpfung der bulgarischen Frag-, welche der Zar Bismarcks Politik zuschreibt, gegen Deutschland sehr irritiert. Der Zar werde die Rückreise nach Rußland über Stockholm antrcten, unter keinen Umständen oberdeutsches Gebiet berühren.
— Die Russen beabsichtigen jetzt, Deutschland wirtschaftlich den Garaus zu machen. So behaupten sie wenigstens. Der russische Finanzminister glaubt das Mittel gefunden zu haben, um einen Hanptschlag gegen uns führen zu können. Es dreht sich nämlich darum, den Staaten die russische Ware» gar nicht oder^ sehr niedrig besteuern, Vergünstigungen zu gewähren. Englischen Waren z."B. sei, da russisches Getreide in England keiner Besteuerung unterliege, eine Zollermäßignng von 20 Proz. zubewilligen, ebenso holländischen nnd schwedischen Erzeugnissen, die unter der Flagge dieser Staaten oder unter russischer eingeführt würden. Was Frankreich betrifft, das russisches Getreide mit einer niedrigen Steuer belegt, so müsse der Zolltarif um 10 Proz. ermäßigt werden. Von einer solchen Maßnahme sei eine furchtbare Wirkung auf die deutsche Industrie zu erwarten. Schon nach Jahresfrist werde dann die öffentliche Meinung Deutschlands die Beseitigung der Getreidezölle fordern, um eine Gleichstellung deutscher Erzeugnisse mit denen anderer Länder von Rußland zu erlangen. Erst dann sei die Reihe an Rußland, mit sich reden zn lassen.
— Die Panslavisten scheinen allmählich einznsehen, daß ihre Agitationen in Bulgarien eine etwas kostspielige Sache ist und schließlich ohne den gewünschten Erfolg bleibt. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat der dortige russische Gesandte den bulgarischen Flüchcknigen die bisher gewährte Geldunterstntznng entzogen.
— Das offiziöse Blatt der bulgarischen Negierung /Swob-ovcL stößt folgenden Notschrei ans: „Mit aufgehobenen Händen wenden wir uns zum letzten Male an Europa nnd an unsere alte Oberherrin, die Türkei, wir appellieren an die Völker Europas, welche Parlamente mit Redefreiheit und beschließender Stimme besitzen. Mögen diese Völker einer schwachen Nation zn Hilfe eilen pnd den Kamps zwischen der Maus und dem Löwen nicht Massen. Auf ganz Europa nnd dessen Völkern wird die Schmach lasten, wenn sie am Ende des neunzehnten Jahrhunderts gestatten, daß ein Volk nur deshalb zn Grunde gerichtet werde, weil es das Vaterland nnd die Freiheit liebt und bewahrt. Schmach treffe jene französischen Republikaner, die sich vor einem Autokraten beugen, der die halbe Welt beherrscht und die Schwachen, die ihren Herd schützen wollen, mit Füßen tritt."
Landesnachrichleu.
* Alten steig, 24. Oft. In der Generalversammlung des Privatsparvereins am Samstag abend im „Löwen" wurde von Herrn Amtsnotar Dengler der Rechenschaftsbericht des letzten Jahres vorgetragen. Demselben ist zn entnehmen: Es beträgt der Aktiostand am 1. Juli 1887 450145 M. 3 Pfg., der Passivstand 437528 M. 69 Pfg., das reine Vermögen beziffert sich auf 12 016 M. 34 Pfg. nnd voriges Jahr betrug solches 11536 M. 58 Pfg., sonach ergiebt sich eine Vermögenszunahme von 1079 M. 76 Pfg. Neu eingelegt wurden inneralb des Rechnungsjahres 8! 116 M. und zwar von hiesigen Einlegern 32 416 M., von auswärtigen 48 700 M. Zurückgezogen wurden Einlagen samt Zins 58373 M. 97 Pfg. Die Jahrcs-
cimiahmen betragen 147 36t M. 32 Pfg., die Ausgaben 142 306 M. 19 Pfg., sonach betrug der Gesamt-Umsatz 2 >9 670 M. 5! Pfg. Der Verwaltungsrat wurde Pr. Akklamation wiedergewählt. Den beiden Kontroleuren, Hrn. Amtsnotar Dengler und Hrn. Holzhändler Philipp Maier sr. wurde für ihre langjährige treue nnd hingebungsvolle Arbeit und anläßlich des 50- jährigen 'Bestandes des Vereins je eine Garnitur silberner Eßlöffel in Etuis unter anerkennenden Worten von seiten des Herrn Sparkassiers Luz überreicht, für welche Aufmerksamkeit die beiden Herren hocherfreut dankten. Hierauf kam die Geschichte des Vereins zum Vortrag nnd behalten wir uns vor, in einer der nächsten Nummern auf dieselbe zurückzukommen.
* (Arbeiterkolonien.) Der vierte Jahresbericht des Vereins für Arbeiterkolonieu in Württemberg ist in den letzten Tagen verschickt worden. Die in dem Berichte mitgeteiften statistischen und finanziellen Ergebnisse können wir übergehen nnd wollen nur darauf Hinweisen, daß die fortwährende Zunahme der Zahl der um Aufnahme Nachsuchenden nicht nur die laufenden Kosten der Verwaltung namhaft erhöht, sondern auch die Befürchtung wachgerufen hat, es möchten in den Wintermonaten auch Württemberger wegen Ueberfüllung abgewiesen werden müssen. Der Ausschuß und die allgemeine Versammlung haben bereits die Frage der Gründung einer zweiten Kolonie im nördlichen Teile des Landes in's Auge gefaßt nnd vorbereitende Schritte hierfür gethan. Unerläßliche Voraussetzung ist aber dabei, daß namentlich die Mitgliederzahl des Vereins immer mehr steige, was schon durch den erhöhten Aufwand für die tägliche Verpflegung von durchschnittlich 73 Kolonisten auf dem Dornahofe (gegenüber 64 im Vorjahr) dringend geboten ist. Möge die Sache der Arbeiterkolonieu in unserem Lande, deren Nutzen sich immer mehr erprobt, auf's mene der regen Teilnahme nnd werkthä- tigen Unterstützung aller Menschenfreunde an's Herz gelegt sein!
* Stuttgart, 21. Okt. Warnung. Heute Mittag 12 Uhr sollte in der Bergstraße Nr. 11 neuer Wein in den Keller gelegt werden, wozu sich ein Küfcrgcsellc in den Keller begab. Als derselbe längere Zeit nichts von sich hören
. ließ, begab sich ein zweiter Küfer in den Kecker, i um nach'dem ersten zu sehen, da man auuahm, ' eines von den gestern gefüllten Fässern werde rinnen. Endlich betrat auch der Hansbesitzm, Herr Schüler senior mit einem Nachbar, das Licht voraushaltend den Keller, wobei plötzlich das Licht anslöschte und Herr Schüler plötzlich zn Boden fiel, während sein Begleiter, das Unglück ahnend, gerade noch rechtzeitig der erstickenden Kohlensäure entweichen und ins Freie herauf eilen konnte. Einen oben am Hause vorbeigehenden Jagdliebhaber ersuchte derselbe kurz entschlossen, mit seinem Gewehr einige Schüsse durch das Kellcrfenster abzufeuern, um die Kohlensäure zu vertreiben, welcher Aufforderung derselbe bereitwilligst nachkam. Erst jetzt gelang es, die drei Männer zu retten und durch rasch angestrengte Wiederbelebungsversuche zum Erwachen zurnckzubringen.
* (Hagelschaden.) Nach dem statistischen Jahrbuch für Württemberg berechnet sich der gesamte Hagelschaden, welchen Württemberg in den Jahren von 1828 1887 erlitten hat, auf 141,251,132 M. oder 2,349,084 Mrk. im Jahresdurchschnitt. Den größten Hagelschaden