rur Herstellung von Magazinen und sonstigen Bauten für Militärzwecke an dem genannten Punkte mit Beschleunigung fortzuführen. An den Befestigungen um Warschau wurde letzter Zeit gleichfalls kräftig gearbeitet, so daß ein neues Werk, der Reihe nach das achte, nächster Tage der Kriegsverwaltung fertiggestellt über­geben werden wird. Die bereits fertigen Werke werden durch eine Reihe von Militär-Magazinen ergänzt, deren Herstellung im Laufe des Som­mers ansehnlich gefördert wurde. Sowohl in Warschau, als auch in Kielce sind mehrere der­artige Magazine meist einfache, zur Berg­ung der Proviant-Vorräte bestimmte Holzbauten teils fertiggestellt, teils begonnen worden.

' Konstantinopel, 16. Septbr. Vor 8 Tagen empfing der Sultan den jetzigen Besitzer der' Essener Werke,, Herrn Krupp, in Audienz. Krupp hielt eine Ansprache, in welcher er der herzlichen Gefühle gedachte, welche sein kürzlich verstorbener Vater für den Sultan gehegt habe. Der durch diese Worte sichtlich gerührte Sultan versicherte Herrn Krupp, daß er für ihn die­selbe Achtung hege, welche er seinem verewigten Vater zollte und als Beweis dieser wohlwollen­den Gesinnung überreichte, ihm der Sultan eigen­händig das Großband des Osmanieordens. Am 12. d. wurde im Jildizpalast zu Ehren Krupps ein großes Festmahl veranstaltet, zu welchen! auch die Begleiter Krupps zugezogen waren; überdies hat der Sultan anbefohlen, daß der Reisegesellschaft für die Zeit ihres Auf­enthalts in Konstantinopel 2 Hofwagen und eine Dampffähre zur Verfügung gestellt werden.

* Konstantinopel, 19. Sept. Infolge des von Deutschland an die Pforte gerichteten Ersuchens wegen der Beleidigung des deut­schen Konsuls Löper in Rustschuck ' dreien deutschen Panzerschiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen zu gestatten, hat die Pforte die Absendnng einer Circularnote neuerdings verschoben. Die Pforte erklärt Dr. Vulkowitsch, Bulgarien müsse Deutschland die weitestgehende Satisfaktion geben, um die Panzerschiff-Demon­stration zu verhüten, da sich daraus weitere Verwickelungen, selbst eine russische Besetzung Bulgariens ergeben könnte

* (Ein Kiuderspielhans.) Ein reicher Burger Buffalos will sein Vermögen den Kindern seiner Stadt vermachen, und zwar soll damit ein großes Kiuderspielhans eingerichtet werden mitten im engsten belebtesten Teile der Stadt. Die Säle sollen lang, sehr hell und luftig sein und voll sein von Schaukelpferden, Kinderwagen, Bilderbüchern, Puppen, Schaukeln, Velocipeden, Karussels, Kegelbahnen, Haufen reinen Sandes und allem anderen Spielzeug, das je erdacht ist. Jeden Nachmittag sollen in einem Saale Vor­träge, leichtverständliche Plaudereien, Puppen- spiele, Pantomimen und andere große Vor­stellungen stattfinden. Jedes Kind der Stadt hat freien Eintritt; verlangt wird nur, daß Hände und Gesicht rein gewaschen sind und daß Rede und Benehmen anständig bleiben. Jedes

Zimmer soll von einer gütigen Helferin über­wacht werden, welche die Unartigen zur Ord­nung bringt, den Kleinen beisteht und die Spiele leitet, wo es wünschenswert sein sollte.

Haus- L Landwirtschaftliches.

* (Sauerkraut vor Uebersänerung zu sichern.) Man bestreiche die betreffenden Gefäße mit Kalkmilch und entferne die Kalkrinde erst bei dem Einfüllen des Krautes mit heißem Wasser. Da der Kalk die Säure sättigt, so wird das Kraut besser schmeckend und hält sich länger. Nach dem Einfüllen empfiehlt es sich, einen bir­kenen Pfahl in das Kraut zu stecken, da der­selbe die Uebergährung, sowie das Welk- und Käsigwerden verhindert.

WeißeWäsche. Ein vortreffliches Mittel, die Wäsche schön weiß zu machen, ist gereinigter Borax. Man nimmt auf etwa 30 Liter Was­ser eine Hand voll Borax; bei feiner Wäsche, wie Vorhänge, Spitzen und bergt. kann man noch mehr nehmen. Der Borax muß wie bei Soda zuvor in heißem Wasser zerkocht und wird dann mit dem Waschwasser vermischt. Er greift die Wäsche nicht im mindesten an, macht das härteste Wasser weich und erspart viel Seife. Einen Beweis für die Vortreff­lichkeit des Borax haben wir an der holländi­schen Wäsche, die ja wegen ihrer Sauberkeit und Weiße bekannt ist. Ünd in Holland nimmt man nie Soda zur Wäsche, sondern stets ge­reinigten Borax. Man kauft ihn bei einem Droguisten.

Handel und Berkehr.

* Stuttgart, 16. Sept. (Landes-Pro- dukten-Börse.) An heutiger Börse wurde wieder wenig umgesetzt, doch haben die Preise die vor­wöchentlichen annähernd behauptet. Wir no­tieren per 100 Kilogr.: Weizen Niederbayer. 18 M. 50 Pfg., dto. russ. 18 M. 25 Pf. bis 18 M. 70 Pf., dto. nngar. 18 M. 50 Pf., Dinkel 12 M. 40 Pf.

* Stuttgart, 19. Sept. (Hopfenmarkt.) Die zugesahrenen 86 Ballen gingen gleich der Vorwoche rasch vom Markt. Preise hielten sich von 86100 M. per Ztr.

* Stuttgart, 20. Sept. (Kartoffel-Obst- u. Krautmarkt.) 500 Zentner Kartoffeln L 3 M. 50 Pfg. bis 4 Mrk Psg. per Zentner; 4000 Stück Kraut ü 16 M. bis 20 M. per 100 Stück. 100 Ztr. würtrembergisches Most­obst, 7 M. Pfg., 500 Zentner auswärtiges Obst 6 M. 60 Pfg. bis 6 M. 80 Pfg. per Ztr., 1000 Zentner auswärtiges Obst, waggon­weise 6 M. 50 Pfg. per Zentner.

Heilbronn, 20. September. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 6 M. 50 Pfg., Birnen 67 M., gebrochene Aepfel 10 M., Kartoffeln gelbe 2 M. bis 2 M. 80 Pfg., Kartoffeln blaue 2 M. 60 Pfg. bis 3 Mark, Wurstkartoffeln 2 M. 50 Pfg. bis 3 M. 60 Pfg. per Zentner.

* Engen, 19. Sept. Auf dem heutigen Schweinemarkt herschte bei zahlreicher Ausfuhr ein lebhafter Handel. Die Preise zogen an. Milchschweine kosteten das Paar 1219 M.

»Willsbach, 17. Septbr. (Viehmarkt.) Preise für Ochsen, 3036, für Stiere 2030 Karolm, für Kühe 100300 M. und für Jung­vieh und Rinder 50200 M. pro Stück. Auf der Bahn gingen 15 Wagen Vieh ab. Der Krä­mermarkt war gut besucht und für die Ver­käufer nicht ungünstig.

»Nürnberg, 17. Sept. Hopfen-Preise: Marktware prima 7075 M., dto. mittel 6065 M., dto. gering 5055 M., Württem- berger prima 90105 M., dto mittel 7075 M., Badischer prima 8895 M/ dto. mittel 7075 M., Elsäßer prima 7585 M.

Buntes Allerlei.

» (Neue Münzen.) Von den neuen un­schönen Zwanzig-Pfennig-Stücken in Nickel sind nunmehr bereits 4,714,153 Stück geprägt wor­den. Hievon hat allein die Münzstätte in Berlin 2,697,700 Stück geprägt. Weiter folgen München mit 705,710, Karlsruhe mit 598,555. Der Rest verteilt sich auf die Münzstätten zu Stutt­gart, Dresden und Hamburg. Trotz dieser beträchlichen Zahl kursieren die Stücke bei uns nur wenig und es hat ganz den Anschein, als suche jeder, dem die neuen Zwauzig-Pfennig- Stücke unter die Hände kommen, sich öer un­schönen Münzen möglichst schnell wieder zu ent­ledigen.

» (Das Buch Mosis und das Strafgesetzbuch.) Der 4'1jährige Dienstknecht Kilian Schneider von Karlsbach, der zum arbeiten zu faul, wurde Wunderdoktor" und zwar kuriert er mit Sym­pathie, Verordnung von Wallfahrten, Gebeten, Opfern und außerdem gab er seinen Kranken einewnnderthätige Salbe", die für alle Ge­brechen gut war. Er stand sich sehr gut bei seinem Geschäfte, doch kam er, als er die Leute gar zu sehr ausbeutete, mit dem Gericht in Konflikt. In der Verhandlung that Schneider mit seiner Kunst und seinem7. Buch Mosis" groß; worauf ihm der Herr Richter treffend erwiderte, er besitze das Strafgesetzbuch, das jedenfalls noch bessere Wirkung thue. Schließ­lich kam Schneider mit drei Wochen Gefängnis davon.

» Das Molsheimer Kreisblatt erzählt ernsthaft folgende Jagdgeschichte: Am ver­flossenen Sonntag hatte der Jagdbefitzer Becht in Dorlisheim das gewiß seltene Glück, auf seiner Jagd im Dorlisheimer Wald mit einem Schuß drei Rehböcke zu erlegen. Zwei davon blieben auf dem Platze und der dritte sprang noch etliche Meter als verwundet fort, wo er ebenfalls endete.

» Die Naive. Theaterdirektor:Sie spielen naive Rollend Geben Sie mir einmal eine Probe." Die Naive:Ich bitte um fünfhundert Mark Vorschuß!"

Verantwortlicher Red.: W. Rieker, Altensteig.

so findet dies ganz vorzugsweise auch bei der eben genannten Krank­heitsgattung die vollste Anwendung. Es sei deshalb auf eines der wirksamsten Vorbeugungsmittel gegen die Lungensuchten, nämlich auf das Turnen der Brust, mit einigen Worten ganz besonders auf­merksam gemacht.

Fast keine Gattung turnerischer Hebungen bleibt ohne alle, wenn auch nur entferntere Einwirkung auf die Brustorgane: Das Herz und die Lungen. In einer näheren und unmittelbarem Beziehung zu den­selben stehen indeß die Hebungen, welche den Oberkörper eldst oder die oberen Gliedmaßen in Bewegung setzen. Dahin gehören namentlich das Emporheben der gestreckten Arme nach den Seiten und das Zusammen­bringen der äußeren Handflächen über dem Kopse, die Kreisbewegung der Arme, ohne und mit Gewichtsbeschwerung, nach vorwärts und um­gekehrt nach rückwärts, das schnelle Strecken der vorher gebeugt gewe senen Arme nach oben, n -ch unten und nach den Seiten (Ausschnellen), das Seitrückschwingen der erst nach vorn gestreckten Arne (die Schulter­probe), das Beugen des Rumpfes nach den Seiten und nach hinten, die Bewegungen des Rumpfes und der Arme mit Hilfe eines Status u. A. Von den vielerlei Turnübungen am Barren aber seien hier vor­züglich das Tragen des Körpers durch die auf die Holme gestemmten Arme (der einfache Stütz), das Senken und Erheben des Körpers mittelst Beugen und Streckens der aufgestützten Arme (Armwippen-, der Stütz mit gebeugten Armen, wobei sich die Ellenbogen höher befin­den müssen als die Schultern (Beugestütz) und das iu diesem Stütz EchVoMäMgreifen hxx Hände zu bewerkstelligende Weiterbewegen des Körpers (Stützet») aufgeführt. Eine ähnliche Bedeutung haben ver­schiedene Uebungen an anderen Geräten als am Reck, Rundlauf, Litern und selbst am Seile. Im Agemeinen erfüllen auch den­selben Zweck die Körperthätigkeiten, welche durch das Schwimmen und

Singen veranlaßt werden. Alle diese Uebungen äußern in dreifacher Weise ihren heilsamen Einfluß auf die Athmungswerkzeuge. Erstens verursachen sie zugleich mit der Erweiterung der Brusthöhle auch eine kräftigere und vollkommenere Ausdehnung der Lungen. Werden aber die Lungen in ihre gehörige volle Thätigkeit versetzt und findet dabei das Eindringen der eingeatmeten Luft in alle, auch an den äußersten Teilen derselben gelegene Zellen statt, so kann es nicht so leicht zu krankhaften Veränderungen und Ablagerungen in diesem schwammigen Gewebe ko.amen. Ein zweiter Nutzen für die Lungen entspringt ferner ans dem Turnen dadurch, daß es das Blut zu einem rascheren Umsätze seiner Stoffe veranlaßt; denn die bei allen Bewegungen zunächst und haupt­sächlich in Anspruch genom neuen Muskeln gehören zn den blutreicheren Gebilden des Körpers und es ist allgemein bekannt, daß die Blut- und Säftemasse überhaupt nur durch einen lebendigen Kreislauf und durch die dabei iu den verschiedenen Teilen mit ihr vorgehende naturgemäße Umwandlung in gesunder Beschaff nheit erhalten werden kann. Das eigentliche Wesen der Lungenschwindsüchten, wie das der meisten chronischen Krankheiten überhaupt, besteht aber in einer eigentümlichen Veränderung der Blutmischung, deren Erzeugnisse die in den Atmungsorganen sich ablagernden und dieselben zerstörenden Knoten (Tuberkeln) find. Drittens endlich wirken die schon mehr erwähnten Körperübungen vorzüglich auch dahin, daß die Reizbarkeit der Nerven überhaupt gleichmäßiger verteilt und besonders von den Brustorganen hinweg nach Außen hin geleitet wird. Dies letztere aber muß um so wichtiger erscheinen, weil gerade die Vermehrung und Steigerung der Nervenreizbarkeit in den Atmungs- Werkzeugen mit eine Hauptursache der Lungensuchten ist.

Es leuchtet demnach wohl hinlänglich ein. da'ß die turnerischen Uebungen zur Abwehr und erfolgreichen Bekämpfung eines der gefährlich­sten Feinde der menschlichen Gesundheit wesentliche Beihilfe bieten.