kröne auf's Haupt setzte. Jener Waffenthaten zu gedenken, sie in steter Erinnerung zu behalten, unsere Jugend auf die ruhmvollen Thaten ihrer Väter hiuzuweisen und sie als glänzende Vorbilder vor Augen zu fuhren, dazu hätten wir das vollste Recht. Die wackeren Krieger hätten vollen Anspruch erworben auf die innigste Dankbarkeit des deutschen Volks. Schließlich toastierte der Hr. Redner auf das ganze deutsche Vaterland mit all' seinen Fürsten und Königen, vor allem auf jenen Jubelgreis im Silberhaare, Kaiser Wilhelm. Mit großem Enthusiasmus wurde das dreimalige Hoch ausgenommen. — Nun begannen die Spiele der Kinder und es war für Abwechslung und angemessene Beschenkung bestens gesorgt. Trotz einiger niedergegangenen Regenschauer hielt Alt und Jung wacker aus; man amüsierte sich bei den trefflichen Leistungen der Siadtmnsik und bei dem beschaulichen Treiben der munteren Jugend recht angenehm. Bei gehobenster Stimmnng wurde nach dem Rückzug in die Stadt vor dem neuen Schulhaus gemeinsam die „Wacht am Rhein" angestimmt. Abends war noch musikalische Unterhaltung im Kriegervereinslokal, die zahlreich besucht war und ebenfalls den schönsten Verlauf nahm. — Das in dankbarer Erinnerung an die großen Waffenthaten unseres deutschen Heeres und seiner Führer gefeierte Fest hat wohl auch diesmal seinen Zweck nicht verfehlt und in manchem den Willen neu bestärkt: .An's Vaterland, an's teure, schließ dich an!" und bleibendes Andenken an die gegebene Feier ist ohne allen Zweifel in die Herzen der Jugend geschrieben worden, das seine guten Früchte tragen wird. Möge es Gottes gnädiger Wille fügen, den Tag von Sedan stets im Frieden feiern zu dürfen!
° Alten steig, 4. Sept. Ein Stuttgarter Herr, der hier bei einem Verwandten auf Besuch weilt, gab heute nachmittag im „Stern" unter freundl. Mitwirkung einiger hiesigen Herren eine Unterhaltung zum Besten der Nagolder Abgebrannten. Es kamen gelungene Couplets und Solo-Szenen zc. von packendster Satire mit wirklicher Virtuosität zum Vortrag, weshalb auch die Lachmuskeln der zahlreichen Teilnehmer fast in steter Bewegung blieben. Der Erfolg war ein günstiger, indem an klingender Münze rund 36 Mark abfielen, welche den Abgebrannten unverkürzt zukommen. Der Herr hat sich nach zwei Seiten Dank und Anerkennung verdient: einmal hat er uns einen sehr vergnügten Nachmittag bereitet und gleichzeitig zur Linderung der Not von Mitmenschen ein gutes Werk gethan. Also alle Anerkennung i
* Alten steig, 5. Sept. Wieder hat sich ein entsetzliches Unglück beim Fuhrwerk zu- geiragen. Ein Knecht der Faist'schen Mühle, Alois Ostertag von Schönbronn, geriet in Rohrdorf unter seinen Wagen. Ein Rad ging ihm über den Kopf und zerquetschte ihm denselben derart, daß der junge Mann, ein Familienvater, tot aufgehoben werden mußte. Möchten doch
die stets wiederkehrenden Unglücksfälle eine ernste Mahnung zur Vorsicht sein!
* Am gestrigen Sonntag fand im Hanse des Adam Keppler in Znmweiler eine gewiß seltene Feier statt: die Taufe von Drillingen. Die Kinder, nun 8 Tage alt, zwei Knaben und ein Mädchen, sind alle gleich kräftig und versprechen das beste Gedeihen. Auch die Mutter ist nach den Umständen wohl auf.
* Stuttgart, 2. Sept. Ein königliches Reskript beruft den Landtag zur Beratung der Branntweinsteuervorlage zum 13. September ein.
' Stuttgart, 2. Sept. Nach Mitteilung der ,Lndw. Ztg/ hat General v. Kcttler um seinen Abschied nachgesucht und sich bereits von den Offizieren der Brigade verabschiedet. Derselbe wird schon in den nächsten Tagen abreisen und sich nach Norddeutschland begeben. Was den General zu dem plötzlichen Ausscheiden aus seiner hohen Stellung bewogen haben mag, weiß man nur in höheren Offizierskreisen zu erzählen. Manche wollen wissen, daß ein Vorkommnis bei der letzten Brigade-Vorstellung am 27. A-'.g. den General zu dem Schritte veranlaßt habe.
'Stuttgart, 3l. Aug. (Militärisches.) Wie man hört, wird im Monat Oktober noch eine Uebung von Reservisten der Infanterie zur Ausbildung mit dem neuen Gewehr stattfinden. Zn dieser Uebung werden alle diejenigen Reservisten der Infanterie herangezogen werden, welche bei den Hebungen im Mai und Juni d. I. nicht erscheinen konnten.
' Vo m Brenzthal, 31.Aug. (Kaffeeban.) In einigen Thalorten wird bei uns deutscher Kaffee gebaut. Nach Farbe und Größe gleichen die Früchte dem wirklichen Kaffee, werden auch ganz so behandelt, um das Getränke Kaffee zu gewinnen. Gewöhnlich verwendet man den deutschen Kaffee aber nicht allein, sondern vermischt mit echtem.
* (Verschiedenes.) In Rottw eil kam ein fremder Mann mit einem Stück Tuch zu einer Frau und bat sie flehentlich, ihm dasselbe doch abzukaufen, sic bekomme den Stoff ganz billig. Die Frau bot 50 Mrk. weniger, als der Händler verlangt« nnd sofort schlng- l e yr r rer - ein. Nachher stellte sich nun heraus, daß der Stoff immer noch um ca. 30 Mrk. zu teuer bezahlt war. Kaust bei ansässigen soliden Kauf- lenten! — In Ulm verübte ein junger Mann unter der falschen Vorspiegelung, er habe einen 100-Markschein verloren und seinen Verlust bei der Polizei angezeigt, dadurch verschiedene Betrügereien, daß er sich Darlehen gewähren und stunden ließ und dann spurlos verschwand. — Ein eigentümliches Malheur hatte in Stuttgart eine Dame und ihr Kammermädchen. Dem letzteren wurde befohlen, einen Toilettentisch zu säubern und ahnungslos nahm es das Waschwasser und goß es aus. Gleich darauf wurde Besuch angemeldet. Die Dame stürzt zur Toilette, um ihr Gebiß zu suchen. Vergebens! Es war mit dem Waschwasser entfernt worden.
Die Dame verlangt von ihrem Mädchen 60 M. Schadenersatz und will denselben am rückständigen Lohn abziehen. Das Mädchen will nicht zahlen, sondern auf den vollen Lohn klagen und so kann man, wird eine Einigung nicht erzielt, auf eine ganz merkwürdige Gerichts-Verhandlung rechnen. — In Neckargröningen wurde der Leichnam eines etwa 50 Jahre alten Arbeiters aus dem Neckar gezogen. Derselbe hinterläßt eine Witwe mit sechs Kindern. In einer Wirtschaft soll der Unglückliche in „treuer" Fürsorge 3 M. für seine Kinder zurückgelassen haben.' — In Ergenzingen brannte der Gasthof zum Waldhorn nieder.
- München, 30. August. König Ludwigs pekuniärer Nachlaß ist jetzt geordnet. Mit Hilfe der Privatmittel des Königs Otto, durch die bei Hofe jetzt beobachtete Sparsamkeit, durch Verkauf verschiedener Hinterlassenschaften und durch den Ertrag des Entrees in den Schlössern u. s. w. wird in etwa fünf Jahren die Schuld der königlichen Civilliste der Vergangenheit angehören. Die Einnahmen aus dem Verkauf des königlichen Nachlasses und aus dem Besuche der Schlösser erwiesen sich besser, als man gehofft hatte. Allerdings verkaufte man ganze Kioske, Kostumvorräte in Masse, und die Entrees in Herren-Chimsee, Linderhof und Neuschwanstein sind eben so hoch wie ergiebig. Man rechnet 100—150,000 Mrk. Entrees für 1887 allein. Dabei sind alle Wertsachen, die nicht niet- und nagelfest sind, vorsorglich entfernt, nach München gebracht worden und kommen dort (mit entsprechenden Schntzmaßregeln) in den nächsten Jahren zur Ausstellung, selbstverständlich auch nicht ohne Entree.
* Passau, 26. Ang. Ein Scheusal, wie es nur wenige gibt, wurde gestern vom Landgericht in eine ganz exemplarische, aber wohlverdiente Strafe verurteilt. Der 16jähr. Jn- wohnerssohn Josef Zehntner, ein lüderlicher und verschwenderischer Bursche, welcher wiederholt aus der Lehre gejagt wurde, brauchte, um fleißig ins Wirtshaus gehen zu können, Geld und da er licki selbst nichts verdiente, so dränier in leme Mnmr, eine arme lranttnye Witwe, ihm solches zu geben; da die Frau sich weigerte, die Lüderlichkeit seines Sohnes zu fördern, verfiel der Unmensch vor zwei Jahren in den Gedanken, sich mit Gewalt Geld von seiner Mutter zu verschaffen. Zu diesem Zweck sperrte er die Wohnung ab, packte die Hilfslose Frau am Halse, warf sie zu Boden, kniete ihr auf den Unterleib und drosselte sie so lange, bis sie ihm auf Handschlag versprach, für ihn — da sie selbst nichts mehr hatte — bei einer Nachbarin Geld zu entlehnen, was auch alsbald geschah, worauf der Bursche seine Beute im Wirtshaus verjubelte. Durch den ersten Erfolg ermutigt, versuchte Zehntner dieselbe Nichtswürdigkeit öfter und schlug und mißhandelte seine leibliche Mutter überhaupt bei jeder Gelegenheit derart, daß die unglückliche Frau sich schließlich gar
Me KerrgoltsinMe.
Eine Volksgeschichte aus Schwaben von August Butscher.
(Fortsetzung.)
Das Gebah:en des wundellichen Bildermannes machte dem Herrgottsmüller viel zu schaffen; es war ihm immer so schwül zu Mute, a!S drohte ihm irgend ein jäher Wetterstreich.
Der Tochter wagte er nicht nahe zu treten, denn ihre ernsten, tiefen Augen machten ihn feig. Zudem konnte er immer noch nicht gleuben. daß Xaver seinen Verstand so gänzlich verloren, daß er wirklich sein Schwiegersohn werden wollte.
Der Erlenhofer Six hatte seine verzehrende Neigung zu der Um- worbensten der ganzen Gemeinde nicht aulgegsben. Aber so „dumm" es ihm auch noch im Kopse war, amr er doch klug genug, sich hinter den Müller zu stecken, denn vor den tiefen, so verächtlich blickenden Anzen Mulms fürchtete ec sich ebewo sehr, als vor den muskulösen Armen des Kraxenmannes, von dem er als sicher annahm, daß er den Stich, den er übrigens nicht eingestand, einmal mit Zinsen heimgeben werde.
Der Müller tröstete ihn, hatte aber doch seine Bedenken. „Aus dem Mädel wird kein Mensch klug," sagte er. „Wir müssen erst einmal abwarten, wie es bei der Strafkammer dir >md dem Mehlhans geht,"
„Aber—" wandte Six zähneknirschend ein, „wenn Ihr so wankelmütig seid, so gebt Ihr dem hergelaufenen Kranitzer am Ende doch den Segen und die Herrgottsmühle dazu!"
„Herrgott von Bentheim!" brauste der Müller auf. „Gott soll mich strafen, wenn das geschieht l" — Dieser Zornausbruch war köstlicher Thau auf die etwas welk gewordenen Hoffnungen des Einödbauern.
Dis Strafkammer, vor der Six mit den Hauvtbeteiligten zu er- scheinen hatte, machte ihm mel Kopfzerbrechen. Ec hatte v.rchcht, den Mehlbans, der auch angeklagt war. „herumzukriegen", damit er zu seinen Gunsten aussage, er wolle dann das Gleiche thun, aber damit war er schlimm angekommen. Der Grobian hatte ihm kurzweg erklärt, wenn er nicht machet daß er fortkomme, schlage er ihm alle Knochen im Leibe entzwei. So ein übermütiger Bauernsohn, der ihn beim Tanzen ausgelacht, tolle ihm wenigstens eine Stunde vom Leibe bleiben, oder er könnte für nichts stehen. Das war sehr deutlich, und der Versucher mußte sich wohl oder übel trollen. Uebrigens hatte er noch gute Hoffnung, wie er meinte. Wenn er tüchtig log, konnte er sich noch hinaus» bringen mit Hilfe seiner Kameraden, und im schlimmsten Falle, was lag an einem Messerstiche mehr oder weniger. So standen die Dinge, als der Tag der Verhandlung, der sich schon in aller Frühe zehr schwul anließ, anbrach.
Der Herrgottswüller hatte den alten Bildwmann und den noch etwa? bleichen, aber sonst wieder ganz gekräftigten Kcaxenmann rm Wagen mitgenommen; daß auch die als Zeugin aufgeforderte Tochter mit von der Partie war, läßt sich denken; sie wollte auch dabei fern, wenn ihr Schatz vor den Richtern redete, so ganz anders als die Bauern, über welche die Stadtlente nur lachten.
Die beiden Krainer saßen Vater und Tochter gegenüber und der Mehlhans, der eine Zigarre „von den besten" rauchte, kutschierte. Der alte Bildermann, der jetzt einen anständigen Anzug trug, hatte auf dem Wege Muße genug, das Gesicht des Müllers zu studieren, das sich rmmer halb seitwärts wandte, wie um die Getreidestoppeln zu zählen.
„Ja, ja, wir werden alt," meinte Xavers Vater in seiner atzenden Manier, als wäre er an den Abschluß einer langen Gedankenrnhe gekommen, „und da denkt man auch ans Sterben und an seine Jugend-