und es bleibt uns nur der Wunsch, daß ein solches bald wicderkehre.

* Stuttgart, 31. August. Die Zuberei­tungen für die große Bieueuzüchterversammlung in Stuttgart in der zweiten Woche des Sep­tembers gehen ihren Gang. Die Zahl der Anmeldungen von Ausstellern mehren sich in erfreulicher Weise. Man hofft auf einen zahl­reichen Besuch aus Deutschland und besonders auS Württemberg. Nach dem Statut der deutsch-österreichischen Wanderversammlung hat jeder Teilnehmer 3 M. für die Fcstkarte zn bezahlen. Indes hat der württembergische Lan- gesverein, um den Besuch zu erleichtern, für seine Mitglieder die Karte zu 2 M. festgesetzt, indem er das Fehlende auf seine Kosten über­nimmt. Für solche, die bloß die Ausstellung scheu wollen und auf Fest- und Festeszeichen verzichten, ist auch dazu Gelegenheit. Der Ein­trittspreis zur Ausstellung allein ist für jeder­mann am 13. September 50 Pf., am 14. und 15. Sept. 30 Pf..

" Stuttgart, 31. Aug. Jetzt, wo sich eine so energische Agitation gegen die Abzahlungs- Geschäfte bemerklich macht, suchen sich diese unter allerlei harmlosen Benennungen zu Ver­kappen um auf diese Weise das mißtrauisch ge­machte Publikum einzufangcn. Die Inhaber solcher Firmen wetteifern förmlich darin, ihre Geschäfte unter allerlei harmlosen, anheimelnden und gemütlichen Bezeichnungen einzuführen. Ist es nicht eine köstliche Ironie, daß ein neues Abzahlungs-Geschäft hier unter der Benamsung volkstümliches Institut" eröffnet wird?

* Kirchheim u. T., 29. August. (Erms- thalbahn.) Die Dividende der Ermsthalgescll- schaft für das laufende Jahr wird in eingc- weihten Kreisen auf mindestens 5Proz. taxiert, da sich der Verkehr in ungemein günstiger Weise entwickelt.

* (Verschiedenes.) Durch den Ausscheller wurde in Fellbach und mehreren Nachbar­orten öffentlich bekannt gemacht, daß zum so­fortigen Eintritt zum Haller Eisenbahnbau Ar­beiter gesucht werden, die neben freier Fahrt Pr. Tag 8 M. 50 Lohn erhalten. InHeiI - brou n siel ein 8jähr. Kind in den Neckar und wurde von einer Weingärtnersfrau unter Todes­gefahr gerettet. - In Gros s ek fi ugen wurde dem Gutsbesitzer Stoll eine auf 2000 M. ge­wertete Mähmaschine von bübischer Hand voll­ständig ruiniert. JnLeonberg wurde einer alten Frau von der Dreschmaschine der Arm vom Körper gerissen, auch die Nippen der rech­ten Seite gebrochen. Die Aermste lebt noch.

* (Guillotiniert). Während der Maurer Miederer vor einigen Tagen in Nürnberg zu ebener Erde beschäftigt war, fiel vom obersten Stockwerk ein Zimmermannsbeil so unglücklich herab, daß es mit der Schneide dem in gebück­ter Stellung befindlichen Maurer das Genick abschlng und der Aermste sofort verstarb.

* Berlin, 31. August. Der Kaiser ist

heute Nachmittag kurz dor 2 Uhr in Berlin eingetroffen und Mat sich sofort nach seinem Palais begeben.

lieber das Befinden des Kaisers schreibt man der ,Magdeb. Zig/, daß es demselben wieder ganz vortrefflich geht und er hat selbst zu seiner nächsten Umgebung geäußert, daß er sich sehr wohl fühle und gänzlich wied.r von den Schinerzen hefreit sei.Der Monarch ist in den letzten Tagen viel ins Freie gefahren, und wenn er nicht mit Regierungsangelegenheiten beschäftigt ist oder Gäste bei sich hat, so macht er auch einen Spaziergang unter den herrlichen Bäumen und auf den sauberen Kieswegen des Parkes."

Die Frage einer praktischen Fußbe­kleidung für die Infanterie beschäftigt seit einer Reihe von Jahren die Militärverwaltung in eingehendster Weise, ohne daß es bis jetzt ge­lungen ist, eine dem Bedürfnis völlig entsprechende Lösung zn finden. Auch bei den bevorstehenden Manövern will man nicht nur die kürzlich in den Blättern erwähnte Einführung von Zeug­stiefeln, sondern eine ganze Reihe von Vor­schlägen auf ihre praktische Bewährung prüfen. Ein Beschluß wird möglicherweise noch in diesem Spätherbst erfolgen.

'Berlin, 81. Aug. DieNordd. Allg. Ztg." bespricht die Frage der Abzahlungsge­schäfte als eine dringend der Regelung bedürf­tige.Die Not des kleinen Mannes, mindestens aber des Bedürftigen, sagt das Blatt, hat diese Art von Geschäften ins Leben gerufen. Und diese Not begleitet das ganze Abzahlungsgeschäft, bis der Arme mühselig das ersehnte Eigentum erreicht hat. Wesentlich auf die Thatsache der Not spekulierend, etabliert der Verkäufer von Abzahlungswaren seine geschäftlichen Grundsätze und Manipulationen. Die Not preßt dein Käufer den höchsten Preis heraus, die Not zwingt ihn, statt vollwertiger Ware geringe zn kaufen, die oft bei weitem nicht dem erlegten Preise ent­spricht."

* Posen, 29. August. DerPost" wird telegraphisch gemeldet: Nach demPosener Tageblatt" erkrankten gestern 77 Soldaten vom zweiten Bataillon des 6. Infanterie-Regiments anscheinend infolge des Genusses von Schweine­fleisch. 50 davon wurden in das Militärlaza- reth überführt. Auch im Militärlazareth find 55 Personen aus der gleichen Ursache erkrankt.

* Ost heim (Elsaß), 30. Aug. Die hiesige Feuerwehrgesellschaft, welche die Einführung der deutschen spräche in den Kommandos abgelehnt hat, wird sicherem Vernehmen nach aufgelöst werden.

Ausländisches.

Wien, 30. August. Graf Kolnoky stattete gestern der Königin Natalie von Serbien einen einstündigen Besuch ab.

Pest, 31. August. Rittmeister Dobner und Major Laabe werden hier zurückerwartet, da, wie es heißt, der Fürst Ferdinand auf den

Wunsch von Stambulow seine mitgebrachte Um­gebung durch Bulgaren ersetzen wolle.

Der Kampf der Tschechen gegen den österr. Unterrichtsminister v. Gautsch wird immer erbitterter. Die Städte Pilsen und Kuttenberg verweigern die Schließung ihrer tschechischen Ober-Realschulen trotz des Erlasses des Uuter- richtsministers. Jungtschechen fordern, daß für jede Nationalität ein eigener Sektionschef in dem Unterrichtsministerium ernannt werde, welcher einen entsprechenden Wirkungskreis erhalten und gegen die Willkür des Ministers gesichert sein solle. (Dann könnte man anderthalb Dutzend Sektionschefs anstellen.)

Fünfkirchen. Der Gerichtsdiener Paul Feher erschoß seine im Bette schlafende Frau und beging dann einen Selbstmord. Durch den abgefeuerten Schuß geriet auch die Wohnung Fehers in Brand. Als die Nachbarn, durch den Feuerschein angelockt, herbeieilten, fanden sie die halb verkohlten Leichname des Feher- schen Ehepaares vor. Das Motiv der That war, daß Feher, der arbeitsscheu war, aus dem Dienste entlassen wurde, und seine Frau ihm kein Geld mehr geben wollte.

* Paris, 29. August. In der Presse herrscht heute fast nur noch eine Stimme darüber, daß der bevorstehende Mobilisirungsversuch in der Hauptsache ein verfehlter ist.

Toulouse, 31. Aug. Der Mobilmachungs­befehl wurde um Mitternacht ausgeführt. Im ganzen Bezirk herrscht große Aufregung. In Montaubau und anderen benachbarten' Orten wurden die Sturmglocken geläutet. Während der Telegraphendicnst ausschließlich auf den durch die Mobilisierung hervorgerufenen Ver­kehr beschränkt wird, sind die Bahnzüge zur Be­nützung wie sonst frei.

* London, 30. Aug. Von New-Uork eingetroffenen Nachrichten zufolge wurde der am 10. Aug. von Bremen nach Newyork segelnde norddeutsche LloyddampferTrave" (Kapitän Willigerod) während seines Aufenthaltes in Southampton am 11. d. von der Kronprin­zessin von Deutschland, begleitet von ihren Töch­tern und der Herzogin von Ediuburg, besucht, ein Ereignis, welches bemerkenswert erscheint, weil es das erste Mal ist, daß ein Dampfer mit voller Ladung und einer Anzahl Passa­giere während der Fahrt von königl. Herr­schaften besucht wurde. Die Kronprinzessin kam völlig unangemeldet in einer königl. englischen Jacht von Osborne und ließ sich während ihres einstündigen Aufenthaltes an Bord sämtliche Einrichtungen des Dampfers, den Maschinen­raumund die Quartiere der Zwischendeck-Passa­giere zeigen und sprach dem Kapitän Willigerod ihre Bewunderung aus. Während des Thees in der ersten Cajüte ließ sich die Kronprinzessin den als Passagier an Bord befindlichen geo­graphischen Reisenden E. von Hesse-Wartegg vorstellen. Ein brausendes Hurrah der 809 Passagiere und der aus 200 Köpfen bestehenden

Die Kerrgollsmühks.

Eine Volksgeschichte aus Schwaben von August Butscher.

(Fortsetzung.)

Xaver preßte die Hand aus die rechte Seite, sein Gesicht war lcichenbleich, seine Augen schlossen sich und wie ein Messer knickte er an der Wand nieder.Das hat der elende Sft gethan," brüllte der Mehl- Hans und schmetterte diesen mit einem so furchtbaren Streich nieder, daß er lautlos zusammensank.

Alle stoben wie Spreu auseinander und in dem trüben, staub­vollen Raume beugte sich nur eiu totenbleiches Mädchen auf Xaver nieder, aus dessen Seite ein Blntstrom quoll.Einen Wagen, den Arzt!" keuchte sie nur noch und der treue Müllerkuappe stürmte davon.

4. ioltes und Neues.

Das war eine traurige Ernte in der Herrgo tsmühle und auch im Erlenhofe. Es schien lange Zeit, als ob der Sensenmann dort Ernte halten wollte mit seiner gewohnten, kalten Grausamkeit. Aber es wen­dete sich doch zum Besseren mit den kommenden Wochen, die so viele Losten auf so manches Herz gehäuft hatten.

Im Festsaale waren am blutigen Abend des Fahnenfestes, wie wir wissen, nur diebeiden Opfer liegen geblieben, und als sanfter Engel die Müller-Marie, dieder Liebe Verknotigung" durch Betrübnis und Pein in jenen bitteren Stunden mit grausamer Konsequenz an sich erfuhr.

Der schlagfertige Mehlhans war rasch seiner Pflicht nachgekommen. Er ermahnte den Wirt, indem er eine seiner beiden Fäuste ballte, rasch ein Fuhrwerk bereit zu halten, und schickte den Fahnmfrieder, der sich nach verzogenem Gewitter wieder mutig in den Vordergrund der Dinge gestellt hatte, ins nächste Städtchen, um den Arzt zu holen. Da das

Universalgenie auch als Schnellläufer sich hervorthar, war in kurzer Zeit der Gerufene da und legte den ersten Verband en.

Der Erlenhofer Six lag noch immer da wie ein Scheit Holz, und die beiden Rivalen wurden bewußtlos aMeladen.Und wohin?" fragte der Rosselenker.Zu uns in die Herrgottsmühle!" sagte mit ungedul­diger Stimme die Müllerstochter, die den schweren Körper des Gesto­chenen aufrecht erhielt. Dem Mehlhans, der nebenher trottelte, war es nicht sonderlich wohl bei der Sache.

Schon unterwegs schlug Xaver die Augen auf, aber er erwachte noch nicht zum vollen Bewußtsein, sondern drückte nur schwach die Hand seiner Geliebten, die er vielleicht nicht einmal erkannte, und schloß die Augen wieder. Der Mond schien hell auf die bleichen Gesichter der keden, und es war ein fremder, seltsamer Anblick. Der junge Erlmi- hofer lehnte wie ein Steinbild in einer Ecke der Kutsche, und nur zu- weilen verriet ein rasches Aufatm-n, daß sein Leben nicht erloschen sei.

Die kurze Strecke nach der Mühle war bald zurückgelegt, und die Kutsche bog in den Hof ein.

Der Herrgottsmüller war, als er das Resultat der mitoerschuldeten Szene gesehen, so rasch es seine schlotternden Beine zugelassen, heimge­eilt, sogar die Tochter im Stiche lastend, und stand jetzt schlotternd trotz der lauen Sommernacht unter dem Fenster der Unterstube; eben hatte er einem Knechte aufgegeben, er solle die Marie aufsuchen. Das Gesinde stand sämtlich im Hofe und der Bildermann oben an seinem Fenster; auch er merkte wohl, daß etwas Besonderes vorgegangen war.

Als die Kutsche hereinfuhr und der Herrgottsmüller den Sach­verhalt erkannte, rief er der Tochter halb zornig, halb ängstlich zu: Was soll das heißen? Was soll ich mit den Streithähnen in der Herr- gottswühle machen?"

Aber mit festen Augen sah ihn Marie an und sagte dann kurz:

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