genehmigt sein. Das brotkonsuinierende Publikum wird das Unternehmen mit Freuden begrüßen, hauptsächlich wenn es dem beabsichtigten Zweck, gutes, gesundes Gebäck zu mäßigen Preisen herzustellen, entspricht!
Tübingen, 17. August. (Sanitäts-Co- lonncn.) Die Hebungen der freiwilligen Sani- tats-Colvmie hier fanden letzten Samstag mit einer höchst gelungenen Nachtübung ihren vorläufigen Abschluß. Das Uebungsfeld bildete der Exerzierplatz, welcher dicht mit Gestrüpp und alten Weidenbüumen umgrenzt ist, unter deren Dunkel die verwundeten Soldaten lagen. Auf das Kommando: „Schwärmen!" gings an die Arbeit des „Absuchens," wozu kleine, am Gürtel befestigte Laternen lenchren mußten. Die nach Verfluß einer guten Viertelstunde gefundenen, teils leicht, teils schwer verwundeten Soldaten, an deren Waffenröcke kleine mit Aufschriften versehene Papptäfelchen die Art und Weise der erhaltenen Verletzung markierten, beispielsweise „Schuß in den Bauch mit Austreten der Eingeweide" wurden, nachdem die Sanitätsmannschaften den Notverband angelegt hatten, in den Lichtkreis zweier Feuerböcke gebracht, worauf der dienstthuende Arzt über die Verletzung und die an Ort und Stelle vorgenommene Behandlung examinierte und zweckmäßige Weisungen gab. Das ganze nächtliche Treiben gewährte täuschend ähnlich den grausigen Anblick eines nächtlichen Verbandplatzes im Kriege. Auf der andern Seite bot aber der Eifer und die Sorgfalt mi: denen die Mannschaften ihrem Samariterwerk oblagen, die Gewähr, daß der Mensch, der Wunden schlägt, solche auch wieder zu heilen bemüht ist. Und das ist, sollten schwere Zeiten kommen, immerhin ein Trost.
' Besighei m, 17. August. DieErntegeschäste sind beendigt. Sommer- und Winterfrüchte kamen durch die andauernd warme Witterung ganz unberegnet unter Dach. Trotz der großen Hitze verrichteten die Leute unverdrossen ihre Arbeit. Die Ernte fiel nach Qualität und Quantität vortrefflich aus.
* Von der Jagst, 16. Aug. (Bienenzucht.) Seit 8 Tagen hatdas Einsammeln von Honig durch die Bienen ein rasches Ende gesunden; Feld, Wiese und Wald bieten ihnen wegen der fortwährenden Dürre keine Honigblumen mehr; was sie noch finden und eintragen, ist Wachs zum Zudeckeln der Waben. — Einer unserer Hauptbienenzüchter, Lehrer Stang in Jlshofen, hat 7 Zentner Honig Heuer bekommen.
* (Verschiedenes.) In Gemmingen durchschallt ein Schustersgeselle dem Sohne seines Meisters im Streit den Vorderarm bis auf die Knochen. — In Ravensburg verübte der junge Max Strähle eine brutale That. Er stieß dem Restaurateur Nägele das Stilet so in den Vorderarm, daß die Schlagader durchschnitten wurde und Nägele starb. Dem totwunden Mann stahlen zwei Friseurgehilfen, die sich beim Verbandanlegen wichtig machten, die goldene Uhr samt Kette. In Haft sind alle
drei. — Eine Reihe von Betrügereien verübte eine schon öfters bestrafte, in Eßlingen wohnhafte Fran dadurch, daß sie bei mehreren Uhrmachern unter falschen Vorspiegelungen neue Uhren entnahm, solche sofort versetzte und den Pfanderlös für sich verbrauchte. — In'Musberg, A.O.A. Stuttgart, branute das Haus des Schmieds Michael Huzel samt der Scheuer bis auf den Grund nieder. — In M arba ch stürzte der 20jährige Sohn des Ehr. Bürkle, wohl in schlaftrunkenem Zustande, so unglücklich durch das Dachfenster der Bühne herab, daß er augenblicklich starb.
* Karlsruhe, 16. August. Mau schreibt der ,Str. PL von hier: In letzter Zeit wurde auch in Baden der Vorschlag gemacht, den Wucher im Viehhandel schärfer als bisher auf dem Wege der Strafgesetzgebung zu bekämpfen, man erblickt aber bei sachverständiger Seite darin kein durchgreifendes Heilmittel. Eim Vorbeugung könne nur auf dem Wege einer Landesviehver- ficheruug erfolgen. Die Ortsviehversicherungen seien auch unzureichend. Der Viehwncher sei fast gefährlicher als der Geldwucher.
Mannheim, 17. Aug. Zum Submissionsunwesen bringt das ,M. Tgbl/ einen neuen Beitrag. Von der Straßen- und Wasserbau- Inspektion war die Holzlieferung für einen neuen Belag der Kettenbrücke ausgeschrieben. Der Kostenvoranschlag setzte für den Kubikmeter gesunden, fehlerfreien Holzes einen Preis von 120 M. pro Kubikmeter fest. Eine Reihe von Eingaben bewegte sich ziemlich nahe um den Satz des Voranschlags, ein hessischer Submittent aber machte ein Abgebot von nicht weniger als -15 pCt., worauf ihm auch die Lieferung übertragen wurde. Wie vorauszusehen war, fiel das Holz auch darnach aus. Die überwiegende Mehrzahl der Hölzer entsprach nach keiner Richtung den gestellten Anforderungen und wurde denn sofort dem Lieferanten zur Verfügung gestellt. Ein hiesiges Geschäft wird nun um einen wesentlich höheren Preis das Holz liefern, die Differenz bezahlt der naive Hesse und außerdem dürfte dieser auch noch wegen Ueberschreitung der Lieferungsfrist in eine ansehnliche Konventionalstrafe verfällt werden.
' Baden-Baden, 17. Aug. Eine großartige Schwindelei im Betrag von über 100000 M. wurde zum Nachteil eines alten und angesehenen hiesigen Bankhauses verübt. Ein angeblicher „Oberingenieur" einer Dampfpflugfabrik, der in den ersten Kreisen der hiesigen Bürgerschaft sich einzndrängen verstanden hatte, hat mit großer Umsicht und Geduld vermittelst gefälschter Kreditbriefe und Checks den Streich zu Stande gebracht. Der „Oberingenimr", der seit 1-/z Jahren hier mit seiner Familie auf großem Fuß, aber ohne Aufsehen zu erregen, lebte, ist verschwunden, seine Frau und sein Sohn (Polytechniker in Zürich) dagegen in sicherem Gewahrsam, weil der Beihilfe und Hehlerei dringend verdächtig. Der Fall erregt hier großes Aerger-
nis und erinnert an den „Baron Derschau"- Neinsall.
(Erstochen.) In Schwaighan sen wurde der Wagnergeselle Mittelmeier von dem Taglöhner Meier erstochen. Beide waren bei einer Verhandlung des Landgerichts in Regens- bnrg als Zeugen gewesen und begaben sich dann in's Schwaighauser Wirtshaus, woselbst es zwischen beiden zu Streitigkeiten kam. Meier entfernte sich, nachdem er von den Zeugengebühren im Betrage von 7,40 M., die er erhalten hatte, 5 Mk. in Bier angelegt, und lauerte dem später heimgehenden Mittelmeier aus, dem er mehrere Messerstiche versetzte, wovon einer in's Herz gieng und ihn sofort tötete.
" Mainz, 17. August. Die hier und in Castel unter der Anschuldigung der Teilnahme an der Patriotenliga verhafteten elsaß-lothringischen Soldaten sind sämtlich wieder ans der Haft entlassell worden.
* Frankfurt a. M., 16. Ang. Der in Erfurt gegründete „Evangelische Bund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen" trat heute zu seiner ersten (konstituierenden) General-Versammlung in Frankfurt zusammen. Nachdem eine Beratung der Vertrauensmänner vorangegangen war, fand von 11—3 Uhr eine allgemeine Versammlung der Bundesmitglieder statt, welche von mehr als 300 Personen aus allen Teilen Deutschlands besucht war. Zunächst erfolgte die Konstituierung des Bundes durch Annahme des von den Vertrauensmännern vorberatenen Statuts. Darnach will der Bund gegenüber den äußeren und inneren Gefahren, welche den demschen Protestantismus bedrohen, dazu Mitwirken, daß dem deutschen Volke die Segnungen der Reformation erhalten und immer weiter erschlossen werden. Maßgebend ist für denselben das in seinem ersten Aufrufe erhaltene Programm: „Der Ev. Bund bekennt sich zu Jesu Christo, dem eingeborenen Sohne Gottes als den: alleinigen Mittler des Heils und zu den Grundsätzen der Reformation. Seine Aufgabe ist eine zweiseitige. Er will im Kampf gegen die wachsende Macht Roms die evang. Interessen auf allen Gebieten wahren, der Beeinträchtigung derselben durch Wort und Schrift entgegeutreten, dagegen allen Bestrebungen wahrer Katholizität und christlicher Freiheit im Schoße der kathol. Kirche die Hand reichen. Er will andererseits gegenüber dem Judifferentismus und Materialismus der Zeit das christlich-evang. Gemeinbewußtsein stärken, gegenüber dem lähmenden Parteitreiben den innerkirchlicheu Frieden pflegen, gegenüber der landeskirchlichen Geteilt- heit des evangel. Deutschlands die Wechselbeziehungen zwischen den Angehörigen der einzelnen Landeskirchen beleben und mehren." Der Bund zählt rund 8500 einzelne Mitglieder (Württemberg allein 1064.) Es folgte eine vertrauliche Besprechung über interkonfessionelle Verhältnisse, insbesondere über den Rückgang in der Zahl des evangel. und damit des deutschen Elements in den preußischen Ostprovinzen. Mehrere Red-
Die KerrgottsmMe.
Eine Volksgeschichte ans Schwaben von August Butscher.
(Fortsetzung.)
„Die Simpel!" rief erbost der Müller. „Was glauben denn die Leute? Da steh, Xaver, was ich zusammengemacht habe, ich glaube, das Ding ist gar nicht so Übel und auswendig kann ich's fast wie Wasser." Er zog ein Par sch menge Bogen aus der Tasche. „Du bist bei einem Haar so hell, wie ein G'studierter und wirst gleich wissen, wie du daran bist. Herrgott von Bentheim, das Ding hat Hand und Fuß, glaub' ich. Auf dem ganzen Weg auf den Bussen Hab' ich's vor mich hingesagt und es hat mir immer besser gefallen."
Xaver las das Manuskript stille durch und konnte zuweilen ein leises Lächeln nicht unterdrücken. „Es ist wirklich eine ganz originelle Red ," sagte er endlich.
„Die Leute werden Augen und Ohren aufreißen," meinte der Mehlhans; „ich h -b's gleich gesagt, und die ärgsten Schreier zur Thüre hinausgeworfin.".
„Du bist ein guter Ke l, Hans," lobte ihn der Müller, „nur ein Bissel hitzig."
„O. ich bin gar nicht hitzig gewesen," lachte Hans. „Das ging ganz ruhig und ganz glatt, es hat keiner mehr gemuckst hernach."
Alle lachten, selbst Marie, die wieder eingetreten war. „Jetzt zeig' deinen Vers her, den du sagen mußt!" sagte schmeichelnd der Müller. „Es ist ein ganz mukwürdiges Stück, und sie sagt um keine Welt, wer ihn gemacht hat." Oie zog langsam einen Papierstreifen aus dem Mieder und der Frieder mußte die Strophen vorlesen.
„'s macht nichts," sagte er dann begeistert, „aber das Ding ist so schön, daß ich selber kein besseres hätte machen können. Hat's der Lehrer gemacht oder der Pfarrer?"
„Ein guter Freund einfach, er hat's mir schon vor einigen Wochen geschickt." war Mariens ruhige Antwort, dabei schickte sie einen solch* freudigen Liebesdlick nach Xaver hinüber, daß dieser bis ins Herz erbebte.
Six, der immer auf der Lauer lag, hatte den Blick aufgefangen und wußte jetzt, woran er war. Er biß sich auf die schwülstigen Lippen, daß kleine Blutstropfen hervorquollen, und behielt sich vor, bald Abrechnung zu halnn, vielleicht morgen schon.
Der Herrgottsmüller war über das, freilich etwas zweifelhafte Kompliment Xavers und den Erfolg des Gedichtes so gönnerhaft gestimmt, daß er den Kraxmmann zwang, seinen Kram vorzuzeigen. Ohne Wahl zog er aus jeder Lade, so viel ihm beliebte, und bezahlte ihm den keineswegs geringen Preis sofort mit blanken Thalern aus.
Für die Müller-Marie legte der Verkäufer noL ein schönes Medaillon aus mattem Golde in die weiße Hand der Empfängerin, und als sie es heimlich öffnete leuchtete ihr des Gebers Photographie freund« lich-erust entgegen. Bewegt preßte sie es ans Herz und flüsterte ihm zu: „Das wird von morgen an mein HauptsLmuck, Xaver."
„Und du bist der meinige," gab dieser leise zurück.
Der Fahnenfrieder, der mit seinen langen Ohren etwas davon aufgefangen hatte, sah mit halb bedauerndem, halb höhnischem Blicke nach Six hinüber, der finster dahin brütete, und murmelte halblaut: „Das Ding mit der Hochzeit scheint doch noch einen Haken zu haben; 's macht nichts, aber mir scheint's, in der Herrgottsmühle geht die Sonne noch lange nicht auf!"
Den größten Teil der Waren verschenkte der Müller wieder ohne Wahl an die Tafelrunde Six vom Ehlenhof aber erhielt nur eine riesige Tabakspfeife, „damit er sein ungewaschenes Maul damit stopfen könne." Er sagte gar nichts darüber, denn er schien mit seinen Gedanken übergenug zu thun zu haben.
»
s
8-«
. - K rr
—r c» rr
L es i
-<! ^
«-» -a »
ff-Z
W.
-2« hl p
<8
<4-
!
r