wig an Dänemark. Das neue Oesterreich er­hält als neuslaoische Macht die gesamte Balkan- Halbinsel, Serbien, die Walachei, Montenegro, Bulgarien und Konstantinopel eingeschlossen, selbst Triest wird ihm erhalten. Italien muß sich mit Wälschtirol und Tessin begnügen. (Dieser Russe ist der schlimmste noch lange nicht; er nimmt zwar, was er gerne möchte, ist aber auch gegen andere von einer liebenswürdigen Freigebigkeit.)

dritten eine Kopfverletzung. In Pleidels­heim wurde der im schönsten Mannesalter stehende Gemeinderat und Stiftungspfleger ttlmer von einem Stiere, welcher ausschlug, so auf den Unterleib getroffen, daß er nach einigen Tagen seinem qualvollen Leiden erlag. In Sigle rshofen erhängte sich ein 40jähriger Mann, der von Geburt an nur eine Hand hatte, aus Schwermut. Er hat nämlich in letzter Zeit auch noch den andern, gesunden Arm ge­brochen. Das nach längerer Reparatur am Mittwoch wieder in Dienst gestellte Dampfboot König Karl" fuhr ans seiner zweiten Fahrt nach Lindau bei Wasserburg ans einen Stein, so daß es an mehreren Stellen leck wurde.

* Mannheim, 12. August. Auf dem vorletzten Viehmarkte dahier wurde von einem belgischen Viehhändler ein großartiger Betrug verübt. Derselbe kaufte, wie man der B. L. schreibt, Vieh ein im Betrage von ungefähr 21 000 Mrk. Da der Mann seit Jahren hier verkehrte und fürgut" galt, wurde ihm von den Händlern ein außergewöhnlicher Kredit ge­währt. In Belgien aber verkaufte derselbe das Vieh um Schleuderpreise und erklärt nun, zur Zahlung aufgefordert, er habe das Geld auf dem Bahnhose zu Brüssel verloren und könne keine Zahlung leisten. Heute wird bei der Großh. Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.

' München, 10. August. Der Kronprinz des deutschen Reiches wird wie in den Vor­jahren auch den diesjährigen Waffenübungen der bayerischen Armee beiwohnen. Die näheren Bestimmungen werden nach der Rückkehr des Kronprinzen nach Berlin vereinbart werden.

* Auf Requisition der Meklenbnrgischen Staats­anwaltschaft wurde in Nürnberg ein Gerichts-

! beamter aus Planen bei Strelitz verhaftet, welcher dort mit einer Summe von 9000 Mark flüchtig gegangen war. Der Mann war mit diesem mitgenommenen Gelde ziemlich sparsam umgegangen, denn bei seiner Verhaftung wur­den noch 8720 Mark in seinem Besitze vor­gefunden.

* Kissingen, 13. Ang. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck ist heute Abend kurz nach 7 Uhr hier eingetroffen.

' Berlin, 12. August. Gestern ist aus der Gewehrfabrik in Spandau gegen 500 Mann ge­kündigt worden. Hiermit soll die Verringerung des Arbeitspersonals aber noch nicht abgeschlossen sein. Die Nachtarbeit soll entweder mit dem 5. oder 20. September aufhören. Unter den gekündigten Leuten befinden sich viele Berliner.

* Berlin, 12. August. Das deutsche Re­petiergewehr hat in der letzten Zeit bei dem Gefechtsschießen des 39. Infanterie - Reg ments die glänzendsten Resultate ergeben. Das Schie­ßen ergab geradezu verblüffende Erfolge in Bezug auf die Präzision der Waffe. Die erste Kompagnie schoß z. B. dem ,Düss. Anz." zufolge

, auf eine Distanz von 200 Meter nach einer

' 1,20 Meter hohen Scheibe in drei Serien. In

der ersten Serie fehlten auf 100 Schuß nur 5, in der zweiten nur 3, in der dritten Serie saßen die Schüsse sämtlich ohne Ausnahme.

Berlin, 13. August. Den Nachrichten zufolge, welche dem Kaiser zugegangen sind, ist der Gesundheitszustand des Kronprinzen vor­trefflich und die Heilung eine vollständige.

* Berlin, 13. August. Generale aus den Kriegsjahren 1870-71 zählt, wie wir einer Zu­sammenstellung der,Voff. Zeitung' entnehmen, die preußische Armee, wenn man von den Fürst­lichkeiten und hochgestellten Personen mit Generals­rang absieht, gegenwärtig nur noch 17. Es sind dies: der Kronprinz, Graf Moltke, sowie die Generale Prinz Wilhelm von Baden, Graf Vlumenthal, von Kameke, Graf v. d. Goltz, v. Treskow, Prinz Albrecht von Preußen, von Obernitz, v. Pape, die Grafen von Branden­burg I und II, Freiherr von Schlottheim, von Strnbberg, Prinz Kraft zu Hohenlohe-Jngel- fingen, v. Ranch II und v. Stichle. Im wirk­lichen aktiven Dienst befinden sich von diesen Generalen, wenn man die Generaladjutanten u. s. w. unberücksichtigt läßt, nur noch 10. In dein Feldlager der Pioniere bei Gonse n- heim werden zur Zeit Versuche mit Hänge­matten gemacht. Diese Lagerstätten sagen den Mannschaften recht wohl zu.

* Worms, 9. August. Die Versammlungen der sogen. Heilsarmee sind polizeilich verboten worden.

- (Der Raubmörder Schimak.) Vor dem Schwurgerichte in Neu titsche in begann am 12. ds. die auf 11 Tage anberanmte Verhand­lung gegen den Raubmörder Auton Schimak, dessen Uuthaten die Bevölkerung der Krouländer Mähren und Schlesien durch Wochen in Auf­regung versetzten. Der Angeklagte, der in Be­gleitung zweier Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonnet in den Saal gefühlt wird, hat eine eigentümliche Verteidigungstaktik gewählt. Er gibt sich für den Bäckergehilfen Anton Kasilek aus, dessen Dokumente in seinem Besitze gefun­den wurden und den er nach der von der Staats­anwaltschaft erhobenen Anklage ermordet haben soll. Allen Fragen des Untersuchungsrichters setzte der Angeklagte vollständiges Stillschwei­gen entgegen, höchstens beifügend,daß die bei ihm Vorgefundenen Sachen sprechen mögen". Auch war er nicht zu bewegen, irgend eines der im Laufe der Untersuchung aufgeuommeneu Pro­tokolle zu unterfertigen. Schimak ist des sechs­fachen Raubmordes, des dreifachen versuchten Raubmordes, eines Meuchelmordsversuchs und verschiedener Diebstähle angeklagt.

Ausländisches.

Wien, 10. Ang. In Gödöllö (Ungarn) hat gestern ein Schuhmacher Namens Varadi seine drei Kinder, ein neunjähriges Mädchen, einen siebenjährigen und einen einjährigen Sohn mit einem Messer ermordet und sich dann erhängt. Varadi war vermögend, litt aber an einer un­heilbaren Krankheit.

Laudesuachrichten.

Gestorben in Amerika: Jakob Bachmann aus Rohrdorf, 31 Jahr; Jakob Roller aus Neuweiler, 28 I,; sie ertranken auf einer Ruderfahrt bei Detroit.

- (Auswanderung.) Die Zahl der Aus­wanderer in Württemberg nach überseeischen Ländern stellte sich im ersteftHalbjahr von 1887 auf 3173. Voriges Jahr belief sich dieselbe im gleichen Zeitraum auf 1774. Die Auswan­derung ist also Heuer eine viel stärkere als im vergangenen Jahr.

* Vom mittleren Neckar, '2. August. Die meisten Halmfrüchte sind nun bei uns unter Dach. In der vorigen Woche wurde die Dinkel­ernte beendet, in dieser Woche wurde der bei uns reichlich angebaute Frühhaber vollends ein­geheimst. Die Witterung war zu diesen Ge­schäften sehr günstig und das Ernteergebnis ein überaus reichliches. Der Dinkel lieferte im Durchschnitt pro Morgen 200 Garben, der Frühhaber nicht viel weniger. Dazu ist das Ergebnis beim Dreschen ein gutes. Weniger schön steht der Späthaber. Dieser hätte not­wendig noch mehr Regen haben sollen. Auch die übrigen Gewächse, besonders Tabak, Kar­toffeln und das Oehmdgras lechzen nach Regen. Wenn er nicht bald kommt, so wird die Ernte dieser Gewächse ganz gering ausfallen.

* Erlenbach, 12. August. Seit einigen Tagen gibt es in unseren Berglagen gefärbte Frühlraubcn.

* (Verschiedenes.) In Möttingen verbrannten infolge eines weggeworfenen Zünd­hölzchens 4 Morgen Dinkel auf dem Halm. Der unfreiwillige Thäter, ein Schneider, hat den Schaden zu ersetzen. Wegen Beleidigung Karl Mayers in Stuttgart wurde inEßlingen Schlör, Redakteur vomBürgerfreund", durch das Amtsgericht zu einer Gefängnisstrafe von 3 Wochen verurteilt. Schlör hat Berufung gegen das Urteil erhoben. Der Sergeant der 1. Eskadron des 2. württ. Dragoner-Regiments Nr. 26 in Ulm hatte sich eine Mißhandlung eines Untergebenen zu schulden kommen lassen und sollte deshalb vor dem Militärgericht zu seiner Vernehmung erscheinen. Aus Furcht machte derselbe einen Selbstmordversuch und wurde schwerverletzt in das K. Garuisons- lazaret übergeführt. In Horrheim bei Vaihingen fielen drei Kinder des Müllers Koch von einem mit Erbsen beladenen Wagen. Der Fall verursachte dem einen einen Armbruch, dem ander» eine Schulterkontusion und dem

Die Kerrgoltsmühke.

Eine Volksgeschichte aus Schwaben von August Butscher. kFortsetzung.)

Eben erblickte der Friede.' die beiden Wegesgenossen, die ein wenig stehen geblieben waren, und rief ihnen zu:Endlich auch das Wäret ihr nur Mitgefühlen, demütig gefahren, ist besser als hochmütig gelaufen 's macht nichts übrigens. Werde in die Hecrgottsmühls gehen. Ganz recht, 's macht nichts, einen schönen Gruß an die schöne Marie, sie soll sich recht Herrichten und ihren Vers will ich sie auch noch abfragen, bffser ist bester. Der Six kommt auch noch mit hinaus, und wie wollen dem Müller heute den Beutel noch leichter machen."

Recht so," sagte Xaver,also auf Wiedersehen, sag' ich auch, wie du heute morgen!" Damit schritten st: Wecker und beachteten nicht di; wütenden Blicke, die ihnen der j inge Erlcnhofer nachschickte.

Kaum waren sie aus dem Bereich des Lärms und auf den Fahr­weg eingebogen, der hart am Bachafcr hinführte, als sie wieder freund­liche, abendliche Stille umfing. Rechts krochen am Abhange Eclenbüsche hinan und warfen die Schatten über den Weg und wohl auch noch in den klaren Waldbach, dessen Wellen und Schaumkämme die scheidende Sonne vergoldete. Einzelne Vögel langen leise in den Büschen, dazu ertönte jetzt die Gebetglocke, de: Bach murmelte seine Weisen und ein Surren und Sausen dazwi'ch.n kündete ihnen die Nähe der Mühle an. Noch eine Biegung und sie tag vor ihnen. Es war ein altes, aber solid gebautes Gehöft; von einem Felsen mit schneeigem Gischt stürzte der Strudelbach auf das riesige alte Rad, das, wie mürrisch, seine langsamen Umdrehungen machte.

Dort auf dem Hügel über dem kleinen Wasserfall standen zwei Kreuze, ein altes graues, besten Christus einen Moosbart trug, und ein

neues, dessen g'gffserer Heiland oderHerrgott" in reicher Vergrlounz im Abendschein blitzre. Das wa: das Wappen der Herrgottsmühle. Das Thal machte hier eine ziemlich weite Bucht und ließ kaum einen Raum für verschiedene Wirtschaftsgebäude, die einen ungleichmäßigen Hof um- schloßen. Obst- und Gemüsegarten befanden sich hinter der Mühle gegen den Bach hin, der, nachdem er das Schaufelrad umtobt, einen Bogen beschrieb und weiter stürmte.

Alles macht den Eindruck der Wohlhabenheit, der Solidität und des ländlichen Behagens. Es war ein altes, gutes Nest, in dem sich anscheinend die Ruhe und das Glück seit uralter Zeit gehütet von den Christusbildern, von denen allerdings das eine die einfache Vergangen­heit, das andere aber die prunkende Gegenwart symbolisierte. Der jetzige Müller hatte das Mühlegut, zu dem eine Menge Felder und Wälder gehörten, vor langer Zeit von einem alten, kinderlosen Vetter erstanden und das geradezu unverwüstliche Besitztum trotz seiner ausschweifenden Lebensweise nicht zu Grunde richten können. Uebnzens wußte er sich, je nach den Umständen, ein frommes Mäntelchen umzuhängen und hatte zum Exempel das neue prahlerische Christusbild errichten lasten. Die Leute behaupteten, der alte Gott sei ihm nicht mehr gut genug gewesen, oder aber auch, er habe irgend etwas unter dem Brusttuch beschwichtigen wollen, als er dasGestift" machte.

Das alte, bemooste, ehrwürdige Zeichen ließ er stehen, aber nur um des Gegensatzes willen. Die Leute sollten sehen, daß er ein anderer sei, als die früheren Herrgottsmüller,die Leimsieder", wie er ste titu­lierte. Und so standen denn die Kreuze friedlich neben einander, und das alte schien dem gleißenden neuen und seinem Stifter in seiner Schlichtheit zu sagen:Herr, verzeih' ihnen, denn ste wissen nicht was sie thun!"

Im Hofe standen Mühlewagen und um den laufenden Brunnen