graphenverwaliung als eine durchaus günstige. Ein Rück­gang der Reinerträgnisse sei nicht zu befürchten. Aus laufenden Mitteln seien neue telephonische Verbindungen be­absichtigt. Bezüglich der Stadtpost führt der Minister aus, daß wenn durch dieselbe ein dauernder Ausfall an Ein­nahmen sür die Staaispost entstehen würde, so werde diese dem Privatinstitut auf tarifarischem Gebiete eutgegentreten. Der Minister beklagte sich sodann im Laufe seiner Aus­führungen über die Art der Parteinahme eines Teils der Stuttgarter Presse und der Bürgervereine zu Gunsten des Privatinstituts. Die Mehrcrigenzen für Vermehrung von Beamtenrc. werden genehmigt, ebenso die erigierten 55,000 M. pro 1887/89 für Erweiterung des Landpostwesens; hier­von sollen im ersten Jahre 15,000 D(., im zweiten 30,000 M. für Verbesserung der Botenbelohnungen verwendet werden. Rach längerer Erörterung wird eine Petition von Post- praktikanten 1. Kl. um Verbesserung ihrer Stellung der Regierung zur Erwägung anheimgegeben, lieber eine Pe­tition von Landpostboten aus dem Oberamt Leutkirch geht man unter Hinweis auf obigen Beschluß zur Tagesord­nung über. Lchluß der Sitzung.

Lkurdesnachrichteu.

' AItensteig, 29. April. Letzten Mittwoch abend wurde in Göttelfingen ein Einbruchs- diebstahl verübt, wobei dem Diebe eine ansehn­liche Summe in die Hände fiel. Nach Eintritt der Dunkelheit war der ledige Bauer Friedrich Frey ans kurze Zeit ausgegangen; während seiner Abwesenheit wurde nun in seine Woh­nung eingedrnngen, ein Koffer erbrochen und ans demselben Elf Hundertmarkscheine und 80 Mark in Silber gestohlen. Von dem Liebe hat man noch nicht die geringste Spur.

* Der Rücktritt des Herrn Staatsministers v. Holder soll nach in Stuttgart umlaufen­den Gerüchten nahe bevorstehen. Derselbe hat sich, wie seinerzeit mitgeteilt, nach Durchberatung feines Etats in der Kammer, nach Baden-Baden zur Erholung begeben. Was an dem umlaufen­den Gerücht Wahres ist, muß sich ja bald aus- weisen.

* (Große Fruchtbarkeit.) In dem Lamm­wirtshause zu Oe sch in gen OA. Nottenbnrg, ist im vorigen Monat ein besonderer Segen der Fruchtbarkeit eingekehrt. Eine Kuh im Stalle bekam 2 Kälber, eine Geiß erhielt 2 Kitzle», von einem Pferde wurde 1 Fohlen und von einem Schwein ein Junges erzielt. Wenn dann hinzugefügt wird, daß diesem Hanse die Freude der Erscheinung lieblicher Zwillinge zu teil wurde, und dies alles in dem kurzen Zeitraum von 4 Wochen sich vollzogen hat, so mag zur Bollendnng häuslichen und irdischen Glücks wohl nichts mehr gefehlt haben.

" Ravensburg, 26. April. Die Herren Stadtvorstände von hier und Weingarten hatten sich gestern nach Stuttgart begeben, um an zu­ständiger Stelle das Gesuch um Genehmigung einer Dampfstraßenbahn von hier nach Wein­garten mündlich zu befürworten. Soeben kam nun von Stuttgart ein Telegramm hier an, laut welchem diese Bahn gesichert ist.

' Aus Ilsfeld wird derNztg. vom 23. April mitgeteilt: Ein eigenartiges Vermächtnis kam heute hier wieder zur Verteilung. Schon über ein Jahrhundert lang bekommt hier am Freitag vor Georgii auf Kosten der Gemeindekasse, jede

ortsanwesende Person, sie sei arm oder reich, einheimisch oder fremd, jung oder alt, einen Spende-Wecken." Dabei hat im Rathaussaal die älteste Schülerklasse mit den Lehrern ein geistliches Lied zu singen, ein Schüler den 104. Psalm zu lesen und der Ortsgeistliche eine Rede zu halten. Die Stiftungsurknnde ging leider verloren, auch der Name des Stifters ist unbekannt. Man vermutet und erzählt: ein edler Mann, welcher der Gemeinde den Durst­lachwald und das Hägenberggnt (zns. ca. 500 Morgen) geschenkt habe, hätte diese jährliche Spendeverteilung verlangt. Als diese vor 20 Jahren einmal unterblieb, wurde das Hägen­berggut im Sommer darauf verhagelt, wodurch natürlich der Volksglaube au die Erzählung bekräftigt wurde.

(Verschiedenes.) In Heidcnheim gingen 2 Pferde mit einem Wagen durch. Der Heizer Egetmaier fiel ihnen in die Zügel, um sie anfznhalten, erhielt dabei aber von der Wagendeichsel einen solch' harten Schlag an den Kopf, daß er bewußtlos weggetragen werden mußte und seitdem selten zur Besinnung kommt. In Stuttgarter Lehrerkreisen erregt die Thatsache, daß in einer höheren Lehranstalt einem Klassenlehrer, der mit dem Einzug des Geldes betraut war, die Summe von einigen hundert Mark aus dem Katheder entwendet worden ist, großes Aufsehen. In Giengell verlor am Sonntag den 17. ds. ein einziger Sohn seiner Eltern durch einen Sturz die Treppe herab, das Leben. Ein ganz ähnlicher Fall passierte ebendaselbst wieder am letzten Sonntag. Ein lediger Gerbergeselle stürzte in einer Wirt­schaft die Kellertreppe hinab und starb kurz darauf an den erhaltenen Verletzungen. In Reutlingendorf stürzte ein massiv her­gestellter Scheuergiebel, kurz nachdem die Hand- werkslente sich zum Vesper begeben hatten, ein, so daß kein Stein auf dem andern blieb. Be­schädigt wurde glücklicherweise niemand.

' In Karlsruhe wurde am 26. ds. früh der Gerichtsschreiber Sanier von Schwetzingen im Sallenwäldchen tot ansgefnnden. Ob ein Verbrechen vorlicgr, wird die Untersuchung er­geben. 2000 Ml wurden bei ihm vorgesunden, so daß es den Anschein hat, daß Sanier ver­unglückt ist. Rätselhaft erscheint, wie derselbe in das Sallenwäldchen gekommen ist.

* Von der badischen Grenze, 26. April. Samstag früh gegen 1 Uhr brach in Gurtweil bei Waldshut ein Brand aus, welcher, genährt durch die daselbst noch zahlreich bestehenden Stroh­dächer rasch um sich griff. Fünf Familien sind obdachlos geworden und 24 Stück Vieh kamen in den Flammen um. Leider sind' auch drei Menschenleben, eine Greisin von 78 Jahren, ein Soldat von 25 Jahren und ein 12jähriger Knabe, in den Flammen umgekommen. Die Beschädigten sind nur zum Teil versichert. Ent- stehnngsursache unbekannt.

Baden-Baden, 26. April. SicheremVer-

Aas Gold des Teufels.

Erzählung von A. v. Winterfeld.

(Fortsetzung.)

Der Müller klappte das Buch zu und gab cs Rose zurück Medard hat also noch eine Woche Lohn zu fordern," sagte er;sonst ist alles in Ordnung."

Alles in Ordnung, Vater..."

Sie wollte gehen; aber sie stand noch es ist so schwer, sich von seinem, wenn auch nur getiäumten Lebcnsglück zu trennen Papa Loriot war so nachdenkend... Die Geschichte ging ihm gewiß im Kopfe herum ... sie hätte so gern Gewißheit darüber gehabt. . . aber sie wagte es kaum wehr, weiter danach zu fragen.

Ich möchte Gilbert so gern glücklich sehen," begann sie nach einer Weile mit zitternder Stimme

Ja, ja ... du bist ein gutes Kind," entgcgn te der Müller in Gedanken.

Ein armes Mädchen ist ja auch nihts sür Gilbert," fuhr Rose fort,und deshalb hat er wohl auch . . "

Ein armes Mädchen, und wenn es auch noch so hübsch ist," unterbrach sie Loriot,das ist gleichbedeutend mit Elend und Jammer . . . am Hochzeitstage durch'- Dorf paradieren, und nachher Hunger leiden und Unfrieden stiften. Von der bloßen Liebe wird man nicht satt, deshalb ist ein armes Mädchen nicht; für Gilbert . . . weil er selber auch nichts hat und lem armer Vater ihm nichts geben kann . . . doch genug davon . . . was geht's dich überhaupt denn an?"

Nichts, Vater, nichts!" erwiderte Rose mit kaum hörbarer Stimme; dann verließ sie den Raum, um sich in ihr Kämmerlein zu begeben . . . Die Hoffnung war in i/rem Herzen verblüht; aber ein Entschluß War dafür in ihrer Brost reis geworden. Sie wollte die Mühle ver­

nehmen nach soll die Firma Sedlmayer in Mün­chen die Posthalterei in Baden-Baden angetanst haben, um daselbst eine bayerische Bierhalle im größeren Styl zu errichten. Bekanntlich gründet dies Welthaus in verschiedenen größeren Städten eigene Etablissements, um den Niesenkvnsum seines vorzüglichen Stoffes noch zu steigern.

* Aus Balgheim im Ries schreibt das Nördl. Azgbl.: Einen allzu kühnen Griff in das Schatzkästlein ihres Brotherrn, des Rentners Georg Bößnecker auf der Donismühle zu Balg­heim scheint die Dienstmagd Katharina Feld­meier von Aufhauseil vor ihrem Scheiden an Lichtmeß d. I. gethan zu haben, da die erst dieser Tage eingeleitete Nntersnchnng zur Ver­haftung der letzteren führte. Die entwendete Summe soll 19 000 Mark betragen.

* Berlin, 26. April. Nach Berichten aus der Schweiz hat es dort einen guten Eindruck gemacht, daß sich unter den Forderungen des deutschen Nachtragsetats auch eine solche für Bahnlinien befindet, welche das schweizerische Gebiet an den Stellen, wo es keilförmig in die Reichsgrenzen hineinragt, zu umgehen bestimmt sind. Man zieht daraus den zutreffenden Schluß, daß es der Reichsregierung für den Fall eines Krieges mit Frankreich überaus ernst sein würde mit der Anfrechtcrhaltung der Neutralität der Schweiz. Für uns in Deutschland konnte an diesen Gesinnungen und Entschlüssen allerdings nie ein Zweifel bestehen; dagegen kann man es schon begreifen, wenn die Schweizer sich zu­weilen gefragt haben mögen, ob es nicht doch in der Stunde der Gefayr eine herbe Zumutung an deutsche Heerführer gewesen wäre, die be­quemen Bahnverbindungen längs der Grenze bloß deshalb unbenutzt zu lassen, weil sie auf ein paar Kilometer schweizerisches Territorium berühren. Diese Versuchung, wofern eine solche überhaupt angenommen werden konnte, wird durch die projektierten neuen Bahnen allerdings beseiligt. Sich über die Konkurrenz der letzteren in materieller Beziehung zu freuen, haben unsere Nachbarn am Rhein freilich weniger Anlaß.

* Berlin, 27. April. Augenblicklich wird geprüft, ob Schnäbele in Folge einer amtlichen Aufforderung den deutschen Boden betreten hat. sollte sich dies bestätigen, so halten unterrichtete Kreise dafür, daß er wieder freigelassen werden würde. Auf deutschem Gebiet ist er verhaftet, ob er auf Veranlassung einer amtlichen Ein­ladung deutsches Gebiet betreten, das unterliegt, wie gesagt, der Prüfung.

Berlin, 28 . April. Privatdepeschen aus Petersburg behaupten, der Rücktritt des Staats­sekretärs v. Giers stehe sicher bevor, die Nach­richt von Schuwaloffs Abberufung sei authentisch. Der russische Kriegsminister forderte 300 Mill. Rubel für Armeezwecke. Der Finanzminister lehnt die Einstellung derselben in den Etat ab.

" Berlin, 28. April. Die Budget-Kommis­sion beriet den Nachtragsetat und bewilligte nach einer Erläuterung der mit der Heeresver- stärkung nicht unmittelbar zusammenhängenden

lassen, ehe er zurückkam; denn wenn er wieder da war, würde sie viel' leicht nicht die Kraft dazu gehabt haben ... ihn n it Michette glücklich zu sehen ... nie... nie.. .

Ihr Pflegevater blickte ihr unverwandt nach. Was war denn das? Diese Rührung . . diese Fragen ... wie? . . . sollte sie in Gilbert verliebt sein? Davon hatte er doch früher nichts gemerkt . . . war in der Zeit seiner Abwesenheit eine gegenseitige Annäherung entstanden? . . . oder zusörderst eine einseitige? ... das mußte doch unter wachsamem Auge behalten werden.

Sein Gedankengang wurde hier durch Medard unterbrochen, der oben auf der Leiter erschien

Meister Loriot!" rief er herab;Meister Loriot!"

Was willst du denn schon wieder, Taugenichts?"

Euer Sohn kommt, Meister Loriot. er ist höchstens noch hundert Schritte von hier > . . Herr Gilbert kommt! Herr Gilbert kommt!" Damit verschwand er wieder in dem oberen Raume.

Hatte der Müller einen Schreck bekommen bei dieser Nachricht oder war es Freude, die ihn zusammenzucken ließ . . . man konnte es nicht klar auf seinen Zügen lesen . . . war es doch beinahe als wenn die beiden Gefühle mit einanoer im Kampfe beg-iffen wären.

Gilbert!" wiederhole er in Gedanken . . . Gilbert schon wieder zurück. Wie gut, daß ich ihm geschrieben, Babelein wäre mit dem ganzen Gelde davongegangen . . . sonst . . . sonst . . .

Der stürmische Eintritt seines Sohnes ließ ihn seinen Jdeengang nicht zu Ende bringen ... im nächsten Moment lagen sie sich gegen­seitig in den Armen.

Hast du meinen Brief bekommen?" war des alten Loriot erste Frage.

Gewiß, Vater . . . eine Stunde, nachdem ich meinen Namen ein­getragen, ward er mir übergeben."