Zu Tit. 8 beanstandet Lang, daß ein Direktor eine Wohnung inne habe, welche zu einem überaus niedrigen Preis angerechnet sei. v. Hofacker erwidert kur,, die Berechnung entspreche der allgemein üblichen. In Tit. 9 ist ein neuer Bureau-Anfsichtsbeamter vorgesehen. Lang stellt den Antrag, die betreffende Erigenz zu streichen, derselbe wird jedoch abgelehnt. In Tit. 12. Magazins- und Montierungs- Verwaltung fragt Lang, ob nichr eine zweckmäßigere Einteilung möglich wäre, bei welcher der eingestellte Mehraufwand Wegfällen könnte. Präs. v. Hofacker verneint es. Zu Tit. 25, Zugmeister, Kondukienr, Wagenwärter und Wagenrevidenten, bittet Lang, dielen niedrig besoldeten Angestellten die Wohnung möglichst niedrig zu berechnen. Zu Tit. 39 bezeichnet Leibbrano die Unterstützungskasse für Angestellte der niedrigen Verkehrsanstalten als eine wohlthätige Einrichtung, die auch in den übrigen Zweigen der Staatsverwaltung Nachahmung verdiene. Sachliche Ausgaben, Tit. 40 ff. Zu Titel 48 erwähnt Leibbrand, daß man in Norwegen, gegen Schneekalamitäten, wie wir sie im vorigen Winter hatten, bessere Vorrichtungen habe und lenkt die Aufmerksamkeit der Regierung darauf, v. Schlierholz: Es bestehen in Württemberg alle Einrichtungen, die sich als praktisch bewährt haben. Redner geht näher auf die Schneepstüge ein. Zu Tit. 50 fragt Spieß an, welche Erfahrung dis Verwaltung mit eisernen Schwellen im Verhältnis zu hölzernen gemacht, v. Hofacker: Man habe mit eisernen Schwellen ganz günstige Erfahrungen gemacht. Das ganze Kap. wird ohne erhebliche Debatte gemäß der Regierungsvorlage genehmigt, ebenso folgender Schluhantrag: „als Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben für Kap. 1l8, Eisenbahnen cinzustellen: für das Eiatsjahr 1887/88 13 458 730 Mk., pro 1888/89 13 413 190 M.". Schluß der Sitzung._
Laudesnachrichteu.
* Altensteig, 22. April. Wie in den ineisten Städten unseres engeren Heimatlandes, so wird auch hier eine „Uhlandfeier", veranstaltet vom Liederkranz, stattfinden (siehe Inseratenteil), um den 100jährigen Geburtstag unseres schwäbischen Landsmannes, des begeisterten Patrioten und unübertroffenen Sängers von Lenz und Liebe in würdigster Weise zu begehen. Die Festrede wird von Hrn. Stadtpfarrverweser Weitbrecht gehalten werden und es werden gewiß auch Uhland'sche Lieder zum Vortrag kommen. Auch in der Lateinschule wird ein Vortrag von Hrn. Präzeptor Knödel (wir verweisen ebenfalls auf den Inseratenteil) über die literarische Bedeutung Uhland's gehalten werden, wozu Jedermann Zutritt hat. Ueber den Dichter sagt Vilmar in seiner Literatur- Geschichte: Seine Gesänge haben, wie seine Gesinnung Wahrheit, .die Gestaltungen seiner Dichtungen Wirklichkeit. Uhland hat zuerst wieder die deutsche Sage und die vaterländische Geschichte mit kräftiger Dichtkunst und oft erschütternden Tönen in die Gemüter der Jugend hineingesungen; daß wir von den Sagen der Väter nicht blos wissen, sondern sie als geistiges Eigentum haben, das verdanken wir ihm. — Eine zahlreiche Beteiligung an der Feier seitens der hies. Einwohnerschaft ist sicher zu hoffen.
* Stuttgart, 20. April. Der Kammer ist der Entwurf eines Ansführnngsgesetzes zum Reichsgesetz betr. die Unfall- und Krankenversicherung der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter zngegangen, sowie ein Gesetz betr. die Beschaffung von Geldmitteln znm Bau der Bahnen Leutkirch-Memmingen undWangen- Hergatz.
* (Verschiedenes.) In Giengen a. Br. that ein junger Mann, der einzige Sohn sehr- achtbarer Eltern, als er nach Hause kam, ans der Treppe einen Fehltritt, stürzte dieselbe hinab und verletzte sich dabei so sehr am Kopfe, daß er alsbald eine Leiche war. — In Cleebronn hat sich ein öljähriger Bauer erhängt. — In Reichenhofen fiel ein Wirt in der Scheune so unglücklich von der Leiter, daß er bald darauf starb. — Am Dienstag vormittag fiel in der Ludwigsstraße in Stuttgart ein auf einem Dache beschäftigter Flaschner herunter und wurde lebensgefährlich verletzt ins Katharinen-Hospital verbracht. — Ans dein Hundemarkt in Stuttgart hat ein Heilbronner Bierbrauer für seine schwarz getigerte Ulmer Dogge den gewiß seltenen Preis von 2500 M. erhalten. — Am Mittwoch abend geriet in Stuttgart ein Bierführer unter seinen Wagen und wurde schwer verletzt ins Katharinenhospital verbracht, woselbst er starb.
— Die Einführung eines politischen Eides für die Reichstagsabgeordneten in Elsaß-Lothringen schlügt ein zweiter Artikel der Münchener „Allgemeinen Zeitung" über die „Zukuuftsver- hältnisse in Elsaß-Lothringen" vor. Schon jetzt bestehe für die Kreisvertretung, Bezirksvertretung, sowie für die Angehörigen des Landesausschusses die Verpflichtung, den Eid zu leisten: „Ich schwöre Gehorsam der Verfassung und Treue dem Kaiser." Darüber hinaus müsse man von den Reichstagsabgeordneten für Elsaß- Lothringen verlangen, daß sich der Eidleistende als Deutscher bekenne, und die Angehörigkeit von Elsaß-Lothringen zu Deutschland rückhaltslos annehme.
— Die ,Nordd. Allg. Ztg/ weist die Behauptung des Dniewnik Warschawski zurück, daß erst der Berliner Vertrag die Unterstützung der Orientpolitik Oesterreichs und die unaufrichtige Politik der deutschen Regierung Mißtrauen in der öffentlichen Meinung Rußlands gegen die deutsche Freundschaft erweckt habe. Die Unterstützung der Orientpolitik Oesterreichs datiere keineswegs vom Berliner Vertrage, sie sei nicht von Deutschland, sondern von Gort- schakoff ausgegangen, der über Jahr und Tag vor dem Zusammentritte des Berliner Kongresses Oesterreich diejenigen Zugeständnisse gemacht habe, welche der Dniewnik Warschawski nunmehr der unaufrichtigen Politik der deutschen Negierung zuschiebe als Ursache des Mißtrauens der öffentlichen Meinung Rußlands gegenüber Deutschland.
- Berli n, 20. April. In parlamentarischen Kreisen sind Gerüchte verbreitet, nach denen sich der Nachtragsetat bedeutend höher stellen soll, als die bisher umlaufenden Nachrichten angeben. Es scheint, daß in den letzteren die strategischen Bahnen, welche allein 90 Milt. Mark kosten sollen, nicht mitgerechnet waren. Die Regierung soll in Anbetracht der Bedeutung der Vorlage für die militärische Sicherheit die äußerste Beschleunigung der Erledigung wünschen. Doch
wird Beratung in einer Kommission nicht zu umgehen sein, um so weniger, als mancherlei militärische Aufklärungen hier besser als im Plenum erfolgen können.
* Berlin, 20. April. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, beabsichtigt Windt- horst, „wegen vorgerückten Alters" seine Mandate für Reichstag und Landtag niederzulegeu.
* Berlin, 20. April. Im März hat die Ausprägung der dritten Milliarde an Reichs- Goldmünzen begonnen.
' Berlin, 21. April. Der Bnudesrat hat den Nachtragsetat heute angenommen. Derselbe soll sich im Ganzen auf 172 Millionen Mark belaufen für die Kosten, welche verursacht worden, durch die Militärvorlage, den Umbau von Festungen, den Neubau von Kasernen, durch die Ausrüstung mit neuem Gepäck und durch den Bau strategischer Bahnen.
Das plötzliche Verschwinden des Bauunternehmers und Kaufmanns Hanne in Berlin erregt bedeutendes Aussehen. H. hat unter Mitnahme bedeutender Geldsummen, man spricht dem B. T. zufolge von 150,000 Mrk., Berlin den Rücken gekehrt, ohne seinen zahlreichen Verpflichtungen, namentlich den Bauhandwerkern gegenüber nachzukommeu.
* Mainz. Zum drittenmal auf Ostern hat ein hiesiger Geschäftsmann durch die Stadtpost einen Brief mit 20 Mk. erhalten, dem ein Zettel beigefügt war, worauf die Worte standen: „Das bin ich Ihnen schuldig." Die Adresse ist deutlich und richtig, allein weder über die Herkunft noch über den Grund der Geldsendungen kann sich der Geschäftsmann eine Aufklärung verschaffen. Es läßt sich eben nur annehmen, daß der Absender auf diese Weise eine alte Schuld abzutragen beflissen ist. Worin jedoch diese besteht, darüber ist der Geschäftsmann absolut im Unklaren, noch weiß er, wie oft sich noch diese Geldsendungen wiederholen werden.
* (Internationale Fcrienkneipe.) Zu Jena fand in voriger Woche eine interessante Ferienkneipe statt. Die an dieser Universität stark vertretenen ausländischen Studierenden, Japaner, Brasilianer und andere, veranstalteten einen gemeinschaftlichen Kommers. Die fremdländischen Musensöhne fühlten sich bei deutschem Bier recht behaglich. Die Unterhaltung wurde in deutscher Sprache sehr lebhaft geführt. Seltsam fühlte man sich berührt, schreibt die „I. Z.", als ans dem bunt zusammengesetzten Kreise die alten Burschenweisen „Auf den Bergen die Burgen" und „An der Saale Hellem Strande" erklangen. Sehr reizvoll war ein Rundgesang, bei welchem jeder Teilnehmer ein heimatliches Lied zum besten gab. Die bald wild, bald melancholisch klingenden Melodien verfehlten auf keinen der Hörer ihre Wirkung.
' Metz, 20. April. Der französische Grenz- Polizeikommissär Schnäbele wurde heute aus
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deutschem Gebiete vom Polizeikommissär Gautsch ^
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aus Ars verhaftet und in's hiesige Untersuchungs-'» §
gefängnis eingeliefert.
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Aas Gold des Heufeks.
Erzählung von A. v. Winterfeld.
(Fortsetzung.)
Erst nachdem der Müller sorgsam gezählt, händigte er Babelein den Brief ein, schloß die Kassette und nahm sie fort
Dieser war ihr mit gierigen Blicken gefolgt, bis der Kastendeckel hinter ihr zufiel. Selbst dann stand er aber immer noch regungslos auf einem Flecke, und wer ihm aufmerksam unter den breiten Rand seines Hutes geblickt hätte, würde aus dem unheimlich-höhnischen Mienenspiele gesehen haben, daß im Jn ern dieses Mannes böse Gedanken brüteten
„Nun habt Ihr das Geld, Meister Loriot," begann er endlich mit leiser, langsamer Stimme, als wenn er seine Rede tropfenweise in die Seele seines Feindes gießen wollte; „nun habt Ihr das Geld und könnt es der Marquis von Chateauneuf übergeben . . . einem Mädchen, das Ihr nie gesehen, von dem Ihr nie gehört ..."
„Was thut das zur Sache?" erwiderte der Müller; „Recht bleibt immer Recht."
Babelein sah ihn an, als wenn er ihm auf dem Grund seiner Seele lesen wollte.
„Ihr habt noch niemals eine so große Summe vor Augen gesehen!" Hub er dann wieder an.
„Nein!" antwortete Loriot; „ich bin alt und weich geworden unter der Last der Arbeit, hatte aber stets ein heiteres Lied in der Kehle und ein gutes Gewissen in der Brust."
„Ein heiteres Lied klingt freilich gut," fuhr der andere fort, „aber habt Ihr schon dem leisen Klingen des Geldes gelauscht, Meister Loriot? . . . Das ist auch eine schöne Musik."
Und er nahm eine Hand voll Napoleonsdor aus der Tasche und ließ sie in der offenen Hand klingen.
„Das Vergnügen könnt Ihr Euch jetzt auch machen," sprach er; dann weiter, „denn nun seid Ihr reich . . . sehr reich. Das ganzes Geld ist Euer . . . Ihr habt es gewonnen ... und ich habe es Euch gegeben als Euer unanfechtbares Eigentum ... es ist eine schöne Sache um das blanke Geld... nicht wahr?... Was liegt nicht alles darinnen?
. . . Die Ruhe . . . das Glück... die Freiheit! . . . Die Ermöglichung und Verwirklichung aller Genüsse des Lebens ... mit Geld vergrößert Ihr Eure Mühle . . . werdet ein einflußreicher Mann im Dorfe und in der ganzen Gegend . . . wenn Ihr Geld habt, zieht jeder vor Euch den Hut, bewirbt sich jeder um Eure Gunst... das Geld macht Euch zu einem kleinen König im Arrondissement."
Loriots heitere Miene war ernster geworden; Babelein bemerkte es und fuhr noch leiser, noch langsamer, aber deshalb um so eindringlicher fort:
„Man verheiratet seinen Sohn oder seine Tochter wie man will und an wen man will . . . man läßt sie in vierspännigen Karossen !.r die Kirche fahren und gibt nachher ein glänzendes Hochzeitsmahl. Die Leute werden dann zwar sagen: Meister Loriot ist doch jetzt ein ganz anderer geworden, aber Ihr laßt sie reden ... wo sind die Evassöhne oder Töchter, die es wagen dürften, einen Stein auf Euch zu werfen?"
Der Müller, der bereits ganz zusammengesunken war, richtete sich mit Gewalt wieder empor.
„Ader ich selbst wage es!" rief er aus; „ich selbst werfe einen Stein auf mich! — Kein Wort mehr darum, Herr Babelein! — Wenn man zu eifrig bemüht ist, zu beweisen, beweist man gerade nichts, und wenn man, wie ich, in Ehre und Rechtschaffenheit fünfundsechzig Jahre alt geworden ist, hat man sich damit die Erlaubnis erworben, dem Versucher die Thür zu weisen, wie ich es jetzt mit Euch thue, Meister Babelein. — Geht und verlaßt mich ... auf der Stelle!"
Aber der Teufel blieb noch.
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