deutschen Kaisers. Er schilderte ihn als Herrscher und Soldaten, Menschen und Christen. Der Wunsch: Gott schütze und segne den Kaiser, wurde durch eiu dreifaches Hoch dem Friedensbringer und Bewahrer des Friedens, dem greisen 'Heldenkaiser bekräftigt. Es folgten nun Gesangsvorträge von den Lehrern. Einen Toast ans den Fürsten Bismarck brachte Hr. Schullehrer Wacker. von Wörnersberg aus. Diesem reihte sich an ein Toast auf den Feldmarschall Moltke von Hrn. Schullehrer Beilharz. Durch eine Deklamation erheiterte Hr. Lehrgehilfe Kimmerle die Gesellschaft. Die Stimmung war eine heitere und gehobene, wozu auch der gute Stoff des Gastgebers beitrug.
* Bei der am 26. ds. Mts. inThumlinge n stattgefilndeuen Ortsvorsteherswahl wurde der Gemeindepsleger Rieger gewählt.
* Bei dem Brande des Gasthauses z. Adler in Herzogsweiler ist der größte Teil der Mobilien mitverbrannt, weil bei dem herrschenden Sturm das Feuer sehr rasch um sich griff, was das Löschungswerk ungemein erschwerte.
* Stuttgart, 27. März. (Mission in Kamerun.) Eine Anzahl patriotisch gesinnter Männer versammelte sich hier am Freitag abend, um einen Verein für evang. Mission in Kamerun Zu gründen. Zunächst handelt es sich um Unterstützung der evang. Missionsgesellschaft in Basel. Der bisherigen Beisteuer für die Basler Mission soll (statutengemäß) dadurch kein Eintrag geschehen. Sitz des Vereins ist (laut sj. 2 der' Statuten) Stuttgart. Zweig- und Hilfsverein an anderen Orten erwünscht. Jahresbeitrag 2 M. Den Vorsitz führte Landgerichtsrat Nestle. Dieser und der Vorstand des handels- geographischen Vereins Dr. Huber bezeichnen es als eine patriotische Ehrenpflicht, die Mission auf rein deutschem Schutzgebiete mit deutschem Gelde zu unterhalten. Die Statuten wurden angenommen.
" Vom Oberland, 26. März. In Sch. gerieten wie man dem D. V. schreibt, im Wirtshaus zwei hochbetagte Männer in Streit. Der erste, 88 Jahre alt, warf dem anderen, der um 6 Jahre älter ist, vor, er lebe nur von seiner „Passion" (wollte sagen Pension), worauf der 94jährige den 88jährigen einen „Lausbub" hieß. Dieser.aber ließ sich's nicht gefallen, und so gab's in allem Ernst noch einen Faustkampf samt „Hoseulnpf" zwischen den beiden, aus welchem der ältere mehrere blaue Mäler als Andenken heimgetragen hat. Hoffentlich trägt er keinen bleibenden Schaden davon.
* In Thailfingen verkaufte Andreas Bitzer, Bierbrauer, einen Ochsen für 602 M., der das seltene lebende Gewicht von 1810 Pfund ergab. Käufer ist Metzger Josef Levi von Hech- ingen, woselbst der faißte Braten dieser Tage ausgeschlachtet wird.
* (Verschiedenes.) Montag nachmittag entlud sich beiVaihinge n a. E. ein Gewitter mit mehrmaligen Donuerschlägen und Blitzen. Die Enz ist beträchtlich gestiegen, so daß das
Are preußische Spionin.
„Mein lieber Bornadelle", sagte die Frau Bürgermeister von Sedan zu ihrem gedankenvoll im Zimmer auf- und abschreitenden Gemahl, „wir sind durch Mademoiselle Burkhart für alle Zeiten kompromittiert. Pardon, aber es ist, im Grund genommen, auch ein wenig stark von dir — du, der du den Regierungsbefehl, nach welchem alle Unterthanen jener deutschen Staaten, welche mit Frankreich im Kriege stehen, auszuwersen sind, auszuführen hattest, — bewilligst dem Fräulein Barkhart, einer Preußin von reinstem Wasser, ferneren Aufenthalt in Seban und gibst dadurch bösen Zungen die prächtigste Gelegenheit, über deine Unparteilichkeit und strikte Dieisteshandhabung alle erdenklichen Glossen zu macken.
„Es ist gut, es ist gut, Madeleine," erwiderte Herr Bornadelle, „ereifere dich nicht allzusehr; Mademoiselle Burkhart ist als Gouvernante bereits über 2 Jahre bei uns und wir haben allen Grund, mit ihr zufrieden zu sein und endlich — die Verantwortung für ihr ferneres Hierbleiben habe ich ja zu tragen. Fräulein Burkhart ist Waise, sie hat drüben niemand, als einen Bruder - es wäre grausam gewesen, sie so ohne weiteres über die Grenze zu schicken. Mein Kind, laß die Leute reden, was sie wollen"
In diesem Moment kam ein allerliebstes kleines Blondinchen, ein etwa achtjähriges Mädchen, in's Zimmer gestürzt. Die Aeuglein hatte es voll Thränen. „Mama, süße Mama", rief es, „komm doch sehen, wie Mademoiselle weint. Eveline ist drüben geblieben, um sie zu trösten; Mademoiselle will nicht sagen, warum sie so traurig ist. Sie erhielt einen Brief und seither weint sie. Es muß wohl etwas recht Garstiges darinnen gestanden haben."
„Ersuche das Fräulein herüberzukommen", befahl Herr Lornadelle,
Erinnerungen genügen, um unser ganzes Herz zu füllen, und wir werden deshalb unsere Leser nicht mit Berichten peinigen über Festlichkeiten, mit denen Deutschland den 22. März 1887 begangen hat." — Wenn wir diese Unverschämtheiten des französischen Patrioteublattes niedriger hängen, bemerkt dazu die „Nordd. Allg. Ztg.", so geschieht es nicht, um Kritik an ihnen zu üben, sondern nur, um auch sie zu den umfangreichen Akten zu nehmen, welche einstmals Zeugnis dafür ahlegen werden, mit welcher Ruhe und Geduld Deutschland jahrelang die frechsten französischen Schmähungen und Herausforderungen ertragen hat.
Der Kaiser hat am 22. März 1648 Telegramme erhalten, darunter aus Deutschland 1297, Rußland 36, Oesterreich 37, Rumänien 7, Türkei 4, Italien 19, Schweiz 18, Spanien 4, Portugal 1, Frankreich 7, England 51, Belgien 6, Holland 16, Dänemark 3, Schweden nnd Norwegen 11; ferner aus der asiat. Türkei 4, aus China 4, Indien 4, Japan 3, Zentralasien 1, aus Amerika 92 (darunter 60 aus den Vereinigten Staaten), aus Afrika 10, aus Australien 6.'
* Berlin, 28. März. Nach einer Arbeitsleistung von drei Wochen und vier Tagen hat sich der Reichstag heute über die Osterzeit in die Ferien begeben.
' Berlin, 29. März. Bei dem heutigen Aufziehen der Wache wurde der Kaiser wieder am Eckfenster'seines Palais sichtbar und von der unten harrenden Menge mit stürmischen Hochrufen begrüßt.
* Berlin, 29. März. Der „Reichsanzeiger" verkündigt die Uebereinkunft Deutschlands mit Oesterreich-Ungarn wegen Zulassung der beiderseitigen Angehörigen zum Armenrecht.
Berlin, 29. März. Die Beteiligung Deutschlands an der Weltausstellung in Paris wird in den „Berl. Pol. Nachr." besprochen. „Weder seitens des Reiches, noch auch seitens der Einzelstaaten ist eine Beteiligung, sei es des deutschen Gewerbefleißes in seiner Gesamtheit oder auch nur einzelner Zweige derselben, ins Auge gefaßt. In erster Linie dürften für die Enthaltung Deutschlands Erwägungen der Nützlichkeit bestimmend sein; dann aber sind es wohl auch Rücksichten auf die Gestaltung der politischen Lage, welche es unthnnlich erscheinen lassen, solche aus Jahre hinaus reichende Pläne in Angriff zu nehmen." Die internationalen Beziehungen ermangelten derjenigen Klarheit, um die Zukunft in vertrauenerweckender Beleuchtung erscheinen zu lassen. — Die „Köln. Zig." bringt die vorgestern stattgehabte Unterredung ihres Berichterstatters mit Galimberti, worin letzterer äußerte, daß mit der Annahme der gegenwärtig vorliegenden kirchenpolitischen Novelle sich die Beendigung des Kulturkampfes und der Abschluß des Friedens zwischen Preußen und der Kurie vollziehe. Den Führern des Zentrums sei diese Auffassung kundgegeben.
* Berlin, 29. März. Das Entlassungs-
„ihr aber bleibt indes auf eurer Stube." Jeanette eilte den Befehl auszuführeu.
Gleich darauf erschien die schlanke, elegante Gestalt eines in Wirklichkeit sehr schönen, etwa 22jährigen Mädchens. In ihren tiefblauen, sympathischen Augen spiegelte sich momentan große Trauer wieder.
„Madame und Monsieur wünschen?" fragte sie mit melodischer Stimme im reinsten accentlosen Französisch.
„Setzen Sie sich, Mademoiselle", sagte der Bürgermeister. „Soeben hat uns Jeanette verraten, daß Sie tief betrübt wurden durch den Erhalt eines Briefes. Glauben Sie, uns in die Ursache Ihres Kummers einweihen zu dürfen? Vielleicht können wir der guten Freundin unserer Kinder mit Rat oder That zur Seite stehen!"
„Sie sind sehr gütig, Monsieur Bornadelle, hätten Sie mich nicht rufen lassen, ich wäre von selbst gekommmen, um Sie zu bitten, mich meines Kontraktes zu entbinden, — ich kann nicht länger in diesem Hause, in dieser Stadt, ja, in diesem Lande bleiben.
„Es ist ein großer, unsagbarer Schmerz für mich, mich von dm beiden Kindern, von Jeanette und Eveline, trennen zu müssen; denn ich habe sie so innig in mein Herz geschlossen — indes, ich muß fort."
„Hat Sie der Brief, den Sie vorhin erhielten, diesen plötzlichen Entschluß fassen lassen?" fragte Frau Bornadelle gütig.
„Nicht dieser allein", erwiderte die Gouvernante, „schon zwei vorher an mich gelangte ließen in mir den Entschluß reifen. Bitte, hier sind dieselben." Sie überreichte Herrn Bornadelle drei Briefe, welche derselbe entfaltete und still las.
„Miserable Pruisienne," begann der erste, „deine raffinierte Regierung hat dich mit Ueberlegung bereits vor zwei Jahren in das Haus des Maire von Sedan eingeschmuggelt, damit du Einblick erhältst in die Verhältnisse der Stadt und Festung, und um uns jetzt an deine Landsleute zu verkaufen. Hüte dich, wenn dir dein Leben lieb ist. Ein Patriot."
ganze Gerberwöhr unter Wasser gesetzt ist. — Der Schwindler Mimbrunuer aus Wachbach, der vor kurzem unter dem Vorgeben, er habe in Augsburg eine Erbschaft von 60000 Mark zu erheben, die Gastwirtschaft zum Engel in Künzelsau kaufte, ohne einen Heller Geld zu besitzen, wurde wegen Betrugs im Rückfall zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus verurteilt. — In Bergfelden (Sulz a. N.) erhängte sich ein 50jähriger Bürger aus Aerger darüber, daß ihm durch sein Verschulden 2 Ferkeln auf dem Transport erstickten, und einige ihm zum Transport übergebene Zuckerhüte durch den Regen beschädigt worden sind. — In Ob erjettiugen wurde in einer der letzten Nächte in den Laden des Kaufmanns Fleischle ungebrochen und etwa 60 Mark bar Geld, sowie eine Anzahl Stuttgarter Pferdemarktlose und Ulmer Münsterbaulose gestohlen. — In Rotten bürg wurde ein lüjähriges Mädchen von einem umstürzenden Wagen, der mit Langholz beladen war, so unglücklich getroffen, daß es nach kurzer Zeit starb. — In Ludwigs bürg scheuten vor der von der Stadtgemeinde neuerdings in Anwendung gebrachten Dampfstraßenwalzmaschine die Pferde eines Cichorienbauers, sie rannten an eine Telegraphenstange, welche umfiel und einen Knaben lebensgefährlich verletzte.
* Ans Baden, 27. März. Wie das „Echo vom Wald" erfährt, ist ein zweites Geleise auf der Schwarzwaldbahn nun endgiltig bestimmt und soll mit dem Legen desselben so bald als nur möglich begonnen werden. Aus Reichsmittelu wird ein großer Teil zu den hierdurch verursachten Kosten zugeschossen werden. Im Sommer wird zum erstenmale ein sogen. Blitzzug über die Schwarzwaldbahn gehen im direkten Anschluß an die Arlbergroute über Konstanz-Bodensee-Bregenz.
Berlin, 27. März. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Zur Kennzeichnung der Stimmung, welche in den sogenannten „patriotischen" französischen Kreisen vorherrscht, teilen wir nachstehend einige Sätze mit, die den Schluß eines Artikels der „France" bilden über den „22. März in Berlin". „Wir werden niemals vergessen, daß Deutschland sich aus unsere Kosten zu der Machtstellung emporgeschwuugeu hat, die es heute einnimmt. Die Erinnerung an die Katastrophe von 1871, die fortwährenden Drohungen, die von Deutschland nach Frankreich herüberschallen, die schmachvollen Verfolgungen, die unsere Landsleute in Elsaß-Lothringen zu erdulden haben. Dieses und Aehnliches erzeugen die Gefühle, mit denen wir als Beobachter der Vorstellung beiwohnen, welche Deutschland zum 90. Geburtstage seines Kaisers der Welt darbietet. Für uns ist der Name des Kaisers Wilhelm gleichbedeutend mit Blut, Raub und Mord; bei uns ruft jener Name nur die Erinnerung wach au die Niederlage unseres Vaterlandes, das Hinschlachten unserer Soldaten, den brutalen Diebstahl von zwei unserer Provinzen. Diese
°) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt.