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selben. Ein wirklicher dauernder Schaden ist dank dem rechtzeitigen Einschreiten nicht herbei- gesührt worden. Ans Grund des Beweisergebnisses wurden die beiden Angeklagten in der Sitzung der Strafkammer des K. Landgerichts vom 14. d. M. je zu der Gefängnisstrafe von einem Jahr und sechs Monaten und in sämtliche Kosten des Verfahrens verurteilt.
* Weingarten, 12. März. Gestern vormittag wurde in dem benachbarten DorfeBaindt der 95 Jahre alte Veteran Leonh. Kempter beerdigt. Derselbe wurde im Jahre 1814 zum Militär ausgehoben und kämpfte in Frankreich. Bis in das höchste Alter hinein war der Mann rüstig.
*Ulm, 13. März. Das Geburtsfest des Kaisers wird Heuer in hiesiger Stadt großartig gefeuert werden. Neben der offiziellen Feier seitens der Militär- und Zivilbehörden wird von der deutschen Partei und anderen Gesellschaften abends in der Markthalle ein Bankett veranstaltet. Zur Dekorierung der Markthallen haben die bürgerlichen Kollegien einen Beitrag bewilligt.
* (Verschiedenes.) Reisende von Friedrichshafen berichten, daß im Oberland am Montag früh schon 2 Fuß tief Schnee lag. Der Münchener Schnellzug hatte wegen Schnees 30 Minuten Verspätung. — In einer Brauerei zu Kupferz ell bekamen 2 Arbeiter Streit mit einander. Der eine gab dem andern unversehens einen Stoß, so daß er rücklings in eine Kufe mit heißem Wasser fiel. Derselbe, ein junger Mensch von 16 Jahren, wurde zwar sofort wieder herausgezogen, hatte sich aber so jämmerlich verbrannt, daß er nach zwei Tagen schrecklicher Schmerzen starb. Der andere Arbeiter ist bereits dem Gericht angezeigt und wird sich wegen fahrlässiger Tötung zn verantworten haben. In Horb wurde ein Mutterschwein, anderthalb Jahre alt, mit dem respektabel» Gewicht von 423 Pfd. nach Hochdorf verkauft. — In A u f- h ause n wurde dieser Tage beim Abbruch eines Bauernhauses ein kleiner Münzfnnd gemacht. In einer Höhlung eines Giebclbalkens versteckt fanden sich 68 Stück Silbermünzen, ca. V 4 kleinere,
größere Gattung, letztere bis zu einem Thaler anfsteigend. Alles weist darauf hin, daß diese Münzen um die Zeit nach der Nördlinger Schlacht in ihren Versteck gebracht worden sein müssen. Der Altertumswert nicht gerechnet mag der Fund etwa 20 Mark wert sein.
* Ans Ansuchen bei der Reichsbehörde ist den Schweizern gestattet worden, ihre in der Donan- eschinger Pferdemarkt - Lotterie gewonnenen Pferde über die Grenze zu transportieren.
* In Landau ist ein junges Mädchen dem Unfug zu festen Schnürens zum Opfer gefallen. Die 24 Jahre alte Kellnerin Emmy Miethsching ans Düsseldorf eilte am Mittwoch nach Tisch an den Westbahnhof und fiel unterwegs tot nieder. Das Mädchen war zu stark geschnürt.
* Berlin, 11. März. Die Zentrumspresse
veröffentlicht eine längere Denkschrift Windt- horsts über die Kirchenvorlage. Der Zentrnms- führer sagt nach einer eingehenden Kritik des Entwurfs, derselbe sei in keiner Weise eine abschließende Revision der Maigesetze; es fehle noch bei der Reichsgesetzgebung dieBeseitigung des Kanzelparagraphen, des Jesuitengesetzes und des Ordensausweisnngsgesetzes; bei der preußischen Gesetzgebungflie unbedingte Freigabe des Messelesens, des Sakramente-Spendens, die Beseitigung des Bistumsverwesereides, des Vermögensverwaltungsgesetzes , des Altkatholikengesetzes, der Verwendung der anfgehäuften Millionen des Sperrgesetzes und die Wiederherstellung der aufgehobenen Verfassungsparagraphen. Windthorst schließt, daß solange das nicht geschehen sei, kein dauernder Friede zwischen Staat und Kirche möglich sei. Die Denkschrift ist der kirchenpolitischen Kommission des Herrenhauses überreicht worden.
' Aus Berlin telegraphiert man der „Köln. Ztg.": Es hat hier große Befriedigung erregt, daß der Angriff Crispis auf das gegenwärtige italienische Ministerium zurückgeschlagen worden ist. Daß der Angriff erfolgen würde, stand zu erwarten. Crispis republikanische Gesinnungen, die ihn in dem republikanischen Frankreich den natürlichen Verbündeten Italiens erblicken lassen, machen ihn naturgemäß zum geborenen Gegner eines Ministeriums, das im Interesse Italiens und der dort herrschenden Dynastie Fühlung mit dem monarchischen Deutschland gesucht und gefunden hat und diese Beziehungen wahrhaft freundschaftlich und sicher zu gestalten bemüht bleiben wird. Die Niederlage Crispis wird danach nicht nur als ein Sieg der seit einem Jahre eingeleiteten italienischen Politik betrachtet, sondern als das Zurückweisen eines gegen das monarchische Europa gerichteten republikanischen Vorstoßes.
" Berlin, 14. März. Der deutsche Kronprinz ist schon seit einiger Zeit stark erkältet und muß auf Anordnung des Geh. Rat Gerhardt das Zimmer hüten. Vor allem ist der Kehlkopf stark affiziert, so daß der hohe Herr in sehr empfindlicher Weise heiser ist.
" Berlin, 15. März. Unser Kaiser wird an seinem Geburtsgedenktage von 85 Mitgliedern souveräner Häuser, die preußischen Prinzen mit inbegriffen, umgeben sein. Das Gefolge der auswärtigen Fürstlichkeiten dürste 350 Personen zählen. »
* Beuthen. „Das ist wenig!" antwortete ein Mitglied einer Einbrecherbande, welche Katto- witz und Umgegend unsicher gemacht hat, nachdem der Staatsanwalt für ihn fünf Jahre Zuchthausstrafe beantragt hatte, auf die Frage des Vorsitzenden der hiesigen Strafkammer, ob er noch etwas anzuführen habe. Auf die weitere Frage des Vorsitzenden, auf wieviel er denn gerechnet habe, antwortete er nach kurzem Nachsinnen: „Nun, so zwanzig Jahre". Die Strafkammer kam seinen Kalkulationen insoweit entgegen, als sie ihm sieben Jahre Zuchthaus gab.
* Kiel, 12. März. Hier ist ein plötzlicher orkanartiger Nordost-Sturm mit heftigem Schneetreiben eingetreten. Die Hafendampfer haben ihre Fahrten eingestellt. Das Wasser spült über die Schiffbrücke. Ein dänisches Fahrzeug ist in Gefahr. Aus Jütland werden Bahn- störuugen gemeldet.
* Mühlhausen, 13. März. Im Dunkel der letzten Nacht wurde auf unserem Theater eine Fahne in den französischen Landesfarben aufgehißt, die beim Morgengrauen entdeckt und entfernt wurde. — Gestern ist hier in allen Tabakslüden die Beschlagnahme von Pfeifen, die den Kops Boulangers zeigen, erfolgt. Den Schaden dabei trägt wahrscheinlich eine deutsche Fabrik, denn, wie man hier sagt, stammten die meisten dieser Pfeifen, obwohl mit französischem Stempel versehen, aus einer Fabrik in Breslau. Wenn dem so ist, kann man der Fabrik den Schaden von Herzen gönnen.
Ausländisches.
* Zürich, 14. März. Der von Stuttgart flüchtige Sattler Rau jwurde mit 3000 Mark durch die Kantonspolizei verhaftet. — Seit Sonntag früh haben wir unausgesetzten Schneefall. Ueberall liegt der Schnee mindestens einen halben Meter hoch. Vielfache Verkehrsstörungen.
* Bekanntlich hat die voriges Jahr kinderlos verstorbene Frau Christine Merian den über zahlreiche Erbsanteile, Legate und Schenkungen hinaus verbleibenden Teil ihres Vermögens der Stadt Basel vermacht. Nach nun erfolgter Abrechnung erhält die Stadt das schöne Sümmchen von 10839049 Frs.
Rom. Der offiziöse „Popolo Romano" bespricht die Allianz Italiens mit den Nordmächten und bekämpft entschieden die Lüge, Italien liebäugele sowohl mit Deutschland, wie mit Frankreich, um größere Vorteile herauszuschlagen ; Italien stehe auch in eventuellem Kriege fest zu Deutschland, das keine feiner Interessen gefährdet.
* Paris, 12. März. Der „Temps" glaubt zu wissen, Rußland suche die Türkei zu bewegen, in Bulgarien militärisch zu intervenieren.
* Paris, 14. März. Die „Patrie" spöttelt über Herbette, den „Mann mit dem Regenschirm", der gar nicht nach Berlin passe. Das sei kein Botschafter einem Kanzler wie Bismarck gegenüber, sondern ein Hase.
" Paris, 14. März. In vier verschiedenen Sälen fanden gestern Anarchisten-Versammlungen statt, welche am Jahrestage der Ermordung Alexanders dessen Mörder feierten.
* Paris, 15. März. Der Minister des Aeußern, Flourens, legte dem heutigen Ministerrate ein Zirkularschreiben an die Mächte vor, worin dieselben zur Teilnahme an der für 1889 geplanten Welt-Ausstellung eingeladeu werden.
* In Belfort sind infolge der Explosion im Arsenal nenn Mann gestorben; der zehnte liegt im Sterben.
* Brüssel, 12. März. Ein deutscher Schlosser
Die Ansiedler am Winnebago-See.
(Fortsetzung.)
„Beim Himmel, Sie haben recht, Waters!" rief der Sherif fast außer sich vor Zorn. „Es bleibt uns mithin nur ein Mittel, seiner habhaft zu werden; wir müssen ihn herausgraben. Hollah, ihr Männer! Geht und sucht einige starke Stämme, die als Hebebäume dienen können, dann schaut euch nach Brecheisen und Schaufeln um: es gibt Arbeit für alle!"
Sobald die unerwartete Entdeckung, die diese neuen Befehle hervorgerufen hatte, allen bekannt und verständlich geworden, ließ der Sherif eine starke Wache in der Schlucht zurück und ging dann mit Waters und einigen entschlossenen Männern auf einem Pfade, der von der Rückseite den steilen Abhang des Berges hinaufführte, durch den Wald, bis sie einen Punkt erreichten, der etwas höher als das Versteck lag.
Hier säuberten sie den Felsen von Moos, Gestrüpp und Erde, was ihre Hände nicht zu lösen vermochten, mußten ihre Werkzeuge beschaffen und so erscholl der sonst so stille, einsame Wald von lauten Hammerschlägen und donnerartigem Gepolter der in die Schlucht geschleuderten Steine und Pflanzen, die bald den Eingang zur Höhle so verdeckten, daß der Gefangene von dort nicht mehr entkommen konnte, zumal noch einige Wachen mit geladenen Flinten zu beiden Seiten des Versteckes standen. Die wackeren Männer arbeiteten fast zwei Stunden lang unermüdlich, als plötzlich aus der tiefsten Stelle der Schlucht ein Jubelgeschrei erscholl und gleich darauf ward die Stimme des Sherifs hörbar.
„Mut, ihr Leute!" rief er. „Das Wild ist fast ausgegraben. Ich habe meinen Hebebaum bereits durchgetrieben; die Oeffnung ist so groß, daß er mir aus den Händen geschlüpft und auf den Boden gefallen ist."
Die Aufregung erreichte jetzt den höchsten Grad; alle drängten sich
heran, die freiliegende Platte mit den Händen oder den starken Hebebäumen aus ihrer Lage zu befreien.
„Sie kommt!" rief der Sherif, als durch einen plötzlichen Ruck die Steinmasse beinahe einen Fuß aus ihrer Lage gehoben ward. „Noch einmal, mein Bürschchen. Eins, zwei, drei!"
Jetzt war die Decke gelöst und konnte durch die Anstrengung einiger kräftiger Arme ganz auf die Seite geschafft werden, so daß das Sonnenlicht durch die Oeffnung auf den Boden der Höhle fiel. Tiefe Stille herrschte in dem kleinen Kreise und jedes Auge war gespannt auf den Abgrund gerichtet; da sich jedoch unten nichts regte, krochen Waters und der Sherif leise bis an den Rand der Oeffnung und die Köpfe vorsichtig ausstreckeud, versuchten sie das Innere der Höhle zu erspähen. Nachdem sie eine Minute lang hineingeschaut, erhoben sich beide und traten zurück.
„Er ist da!" flüsterte der Sherif. „Ich sah seine Füße ganz nahe am Ausgange der Höhle!"
„Ich sah den ganzen Kerl", entgegnete Waters. „Er steht auf der Lauer, die Flinte auf die Oeffnung gerichtet, außerdem hat er noch in der linken Hand eine Pistole und in seinem Gürtel einen Dolch, wie mir schien. Ich kann mir auch denken, was seine Absicht ist!"
„Und die ist?" forschte der Sherif.
„Den ersten, der hineindringt erschießt er mit der Flinte, den zweiten mit der Pistole und in der Verwirrung, die entstehen wird, wirft er sich auf die anderen, niederstechend, wer ihn aufhalten will", erklärte Waters.
„Das sieht ihm ähnlich!" bemerkte der Sherif, „was ist aber nun zu thun?" Sollten wir zwei es darauf ankommen lassen und hinunter- springen?"
„Ja, wenn wir durchaus unser Leben wegwerfen wollen", entgegnete Waters. „Nach meiner Meinung ist es indes besser, wir wenden eine