Präsenzziffer auf 3 Jahre) wurde iu namentlicher Abstimmung bei 28 Stimmenthaltungen mit 186 gegen 154 Stimmen angenommen. Dafür stimmten Deutschfreisinnige, Zentrum, sildd. Volkspartei, Polen und Welfen; die Sozialdemokraten und mehrere Elsaß-Lothringer enthielten sich der Abstimmung, deren Ergebnis also die Ablehnung des von der Regierung geforderten Septennäts war. Es fand sodann noch eine Abstimmung über den nach dem Stanffen- berg'schen Antrag abgeänderten 8 1 statt, welcher mit fast gleicher Stimmenzahl wie der Antrag selbst angenommen wurde. Nach Feststellung der Abstimmung verlas der inzwischen erschienene Reichskanzler die kaiserliche Botschaft, welche die Auflösung des Reichstages verfügt.
Laudesuachnchtcll.
* Alten steig, 17. Jan. (Vom Schwarzwaldverein.) Bei der Gründung des Vereins wurde die Fertigung einer Touristenkarte in Aussicht gestellt. Dieselbe soll in mehreren Blättern erscheinen und den ganzen Württem- bergischen und einen Teil des Badischen Schwarzwalds umfassen. Blatt lll Freudenstadt-Oppenau wurde zuerst gefertigt, weil dieselbe das von Touristen am meisten besuchte Gebiet enthält. Dieses Blatt wurde in den letzten Tagen an die Bezirksvereine versandt und wird von diesem an ihre Mitglieder unentgeltlich verteilt werden. Dasselbe ist sehr übersichtlich und schön im Farbendruck ausgeführt, ans Leinwand aufgezogen und zum Zusammenlegen bestimmt. Als nächstes Blatt soll die Karte II. Baden- Baden, welche nahezu fertig ist, zur Verteilung kommen, sodann wird diejenige unserer Gegend in Angriff genommen werden.
* Alte »steig, 17. Januar. Am gestrigen Sonntag nachmittag machte der Kriegerverein Besenfeld, dem sich auch Mitglieder von Hochdorf zugesellt hatten, einen Ausflug per Schlitten hierher und erfreute den hiesigen Kriegerverein durch einen Besuch. Nach gegenseitiger Begrüßung entwickelte sich bald im Lokal (Gasthof z. gr. Baum) eine gehobene Stimmung und Unterhaltung, zu der die Klänge der städtischen Musik ihren guten Teil beitrugen. Der Kameraden- geist kam in den paar Stunden des Beisammenseins zur schönsten Entfaltung, weshalb die Besenfelder nur ungern an die Heimkehr dachten. Mögen sie wohl und munter wieder zu Hause angekommen sein und sich stets gerne ihres Besuchs in Altensteig erinnern.
* Im Laufe des Jahres 1884 ließ die würt- tembergische Staatsregierung den Wünschen des Landtags gemäß und nach dem Vorgänge Badens versuchsweise in 6 Gemeinden Enqueten Erstellen, um von deren Ergebnis die -Entscheidung über die Veranstaltung einer allgemeineren Enquete über die Ursachen des wenig befriedigenden Standes der Landwirtschaft abhängig zu machen. Mit der Durchführung dieser probeweisen Enquete wurde die königliche Zentralstelle für Landwirtschaft beauftragt. Das Ge
samtresultat der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der bäuerlichen Bevölkerung ist in Folgendem znsammengefaßt: „Die eingestellte Untersuchung hat ergeben, daß in den Erhebungsgemeinden die wirtschaftliche Lage der bäuerlichen Bevölkerung im allgemeinen eine nicht unbefriedigende und zurzeit daselbst in keiner Beziehung ein Notstand vorhanden ist, daß dagegen in verschiedenen einzelnen Beziehungen die Anbahnung von Verbesserungen sehr wohlthätig wirken würde."
* Mannheim, 16. Jan. T ie heutige Versammlung der nationalliberaleu Partei war äußerst zahlreich besucht. Es waren viele Sozialisten anwesend, welche anfangs Spreugver- suche machten und wiederholt großen Tumult verursachten; einige Störenfriede wurden von der Polizei abgeführt. Direktor Eckhard bezeichnte unter begreiflicher Aufregung die Signatur der Versammlung als eine regierungstreue und brachte ein Hoch auf den Kaiser unter stürmischem Beifall aus. Die Sozialisten re- monstrirten, indem sie mit bedecktem Haupte sitzen blieben. Hierauf wurde eine große Anzahl derselben gewaltsam hinausgebracht. Alsdann verlief die Versammlung ruhiger. Als Kandidat wurde Kommerzienrat Diffenö ansgestellt. Rechtsanwalt Baffermann sprach vortrefflich zur Militärsrage. Zum Schluß wurde ein Znstimmungstelegramm an den Reichskanzler abgesandt.
* Be rlin, (4. Jan. (Aus dem Reichstage.) Noch niemals herrschte solches Leben und Treiben vor dem Eingänge zum Reichstagsgebäude, noch niemals zeigte sich die Aufregung im Hause selbst so kräftig wie heute während der zweiten namentlichen Abstimmung. Fürst Bismarck saß auf seinem alten Platze, die Minister und Bundesbevollmächtigten, sowie zahlreiche hohe Beamte der verschiedenen Ressorts standen in dichten Gruppen beisammen. Eine schwüle Stimmung herrschte im Hanse und auf den dicht besetzten Tribünen. Endlich verkündet der Präsident das Resultat, das gleichbedeutend mit der Ablehnung der Regierungsvorlage ist. Aller Augen sind auf den Kanzler gerichtet, der sich rasch erhebt, — und um das Wort bittet. Der Präsident, der so viele Versehen gemacht, sieht auch dies nicht, er will weiter abstimmen lassen. Endlich verlangt der Reichskanzler das Wort, um die Auflösungsordre mitzuteilen. Ein schüchternes Bravo war von der linken Seite her zu vernehmen, die Bewegung ist im Hause gewaltig. Mächtig ertönte das Hoch auf den Kaiser noch, dann bilden sich im Saale und im Foyer Gruppen, die lebhaft das Ereignis besprechen. Vordem Hause hatten Schutzleute alles anfzubieten, die Passagen frei zu halten. Als Moltke das Haus verließ, wurden ihm stürmische Hochs gebracht, die womöglich noch kräftiger erschallten, als der Reichskanzler im Wagen davon fuhr. Dicht drängte die Menge heran, so daß die Pferde im Schritt gehen mußten, und rief immer
und immer wieder dem Kanzler ihr Hoch zu. — Die „Nordd. Allg. Ztg." fordert alle reichstreuen Parteien auf, im Wahlkampfe zusammen- zugehen, alle Eifersüchteleien zu vermeiden und nur das-Ziel im Auge zu halten, die jetzige Majorität zu brechen.
* Berlin, 14. Jan. Die heutige Norddeutsche Allgemeine Zeitung bringt die von dem Reichskanzler in der heutigen Reichstagssitzung erwähnten, auf Werbungen des Welfenhauses um Unterstützung Napoleons bezüglichen diplomatische!! Aktenstücke nochmals zum Abdruck.
* Der „Nationalzeitung" wird aus Russisch- Polen von Truppenbewegungen gemeldet. Durch Wilna sollen täglich zwei Militärzüge passieren.
' Berlin. Wegen vorbereitender Handlungen zum Hochverrat und auf Grund des Dynamitgesetzes ist in der Nacht zum Donnerstag der Rechtskonsulent Sparr hier durch Geheimpolizisten verhaftet worden. Sparr war unmittelbar nach dem Erlaß des Sozialistengesetzes aus Berlin ausgewiesen worden, erhielt jedoch später die jeder Zeit widerrufliche Erlaubnis, sich dort aufznhalten.
- Berlin, 15. Jan. Die Thronrede, mit welcher der preuß. Landtag eröffnet wurde, gedenkt der jüngsten Vorgänge im Reich mit keinen: Worte. Die Finanzlage wird eine wenig günstige genannt (es ist ein Defizit von 28 Mill. zn decken) und auf das Bedürfnis hingewiesen, die Lasten, namentlich Schul- und Kommunallasten, besser zu verteilen, die Entwickelung des indirekten Steuersystems sei eine Notwendigkeit. Als weitere Arbeiten werden bezeichnet eine neue Kreise-Einteilung in Westpreußen und Posen zum Schutze des Deutschtums und kirchenpolitische Vorlagen, um die Wünsche der kath. Kirche zu befriedigen.
* In Bad Elgersburg in Thüringen erschoß ein Ziegeleibesitzer durch unvorsichtiges Umgehen mit einem Gewehre seine eigene Tochter.
- In Münster (Wests.) wurde ein Dienstmädchen wegen Verletzung des Briefgeheimnisses vom Schöffengericht zu 25 M. Geldstrafe bezw. fünf Tagen Haft verurteilt, weil es einen an seinen Herrn adressierten Brief geöffnet hatte.
* In Posen hat der Kassenassistent Trap- pehl seine Frau, seine beiden kleinen Kinder und sich selbst erschossen. Er war schwermütig, lebte übrigens in geregelten Verhältnissen und bezog 2350 M. Gehalt.
* Köln. 5000 M. auf der Post verloren l Nach einer Bekanntmachung der hiesigen kaiserlichen -Ober-Postdirektion ist am 30. v. in der Bahnpost Hannover-Köln auf dem Zentralbahnhofe ein Wertpacket von Düsseldorf nach Wald mit einem Inhalt von 5000 Mk. in Doppelkronen abhanden gekommen. Auf die Namhaftmachung des Diebes und die Wiederherbei- schaffnng des Geldes ist von seiten der genannten Ober-Pöstdirektion eine Belohnung von 309 Mk. ausgesetzt.
' Aachen, 14. Jan. Um 11 Uhr ist Feuer in der Kolonialwarenhandlung von Drießen
Die Ansiedler am Winneöago-See.
(Fortsetzung,)
„Nun," begann Waters, als sie sich an der Stelle befanden, wo sein Kanoe angebunden lag, „was meinen Sie jetzt zu einer fünfpfün- digen Forelle?"
„Bin ganz bereit," entgegnete Henry lächelnd, würde sogar mit einer kleineren vorlieb nehmen."
„Ich aber nicht," lautete die Antwort seines Begleiters, „ich hoffe auch genug von der angegebenen Größe zu bekommen."
„Was macht Sie denn so sicher?" forschte der junge Mann.
„Weil es ein heißer, lichter Morgen war, haben die Fische sich bei Zeiten versteckt und müssen tüchtig hungrig sein," belehrte der erfahrene Angler seinen Begleiter. „Außerdem ist es die allerbeste Zeit für sie, denn eine dichte Wolke zieht sich über die Sonne und der Wind rührt das Wasser bis auf den Grund auf, mithin werden sie in allen Größen Hervorkommen."
Die beiden Jäger bestiegen nun ihre Kanoes und ließen die Anker erst dann wieder sinken, nachdem sie ein beträchtliches Stück in den See hinausgerudert, wo sie auch ihre Angeln auswarfen.
Henry war bald so glücklich, zwei große Fische zu sangen und fühlte sich schon veranlaßt, seinen alten Freund zu necken, als dieser eine Forelle aus dem Wasser zog, die bei weiten: größer als die seinige war.
„Das ist ein schöner Fang!" rief der junge Mann, „weßhalb nehmen Sie ihn nicht rasch herein?"
„Nicht groß genug!" erwiderte der Jäger ruhig, indem er die Forelle wieder in den See warf und eine neue Lockspeise an seine Angel befestigend, tauchte er dieselbe abermals ins Wasser; schon nach fünf Minuten bog sich die Rute, nun ward die Schnur rasch eingezogen und siehe da, der schönste Fisch lag auf dem Boden des Kanoes. „Da,
junger Herr!" versetzte Waters frohlockend, die Forelle bei den KiemeU packend und sie in die Höhe haltend, „das ist's, was ich bedungen hatte; nun habe ich aber auch genug und gehe nach Hause."
„Wie? Sie wollen nicht mehr fischen?" fragte Henry erstaunt.
„Nein!" entgegnete Waters. „Ich halte es geradezu für eine Sünde, aus Gottes reicher Vorratskammer auch nur ein Pfund mehr zu nehmen, als mau gebraucht. Dieser Fisch hier reicht für meine Familie so lange aus, als er sich bei dem warmen Wetter nur halten kann und Sie, junger Freund, haben ja eben die dritte große Forelle eingezogen — wozu können Sie mehr gebrauchen? Daher kommen Sie, wir wollen nach Hause, es ist ohnehin Zeit dazu!"
Obgleich es Henry leid that, das Angeln schon einzustellen, mußte er doch seinem alten Freund Recht geben; er zog daher seine Schnur ein, rollte sie auf, hob den Anker und schoß, seine Ruder gebrauchend, an der Seite seines Gefährten hinaus in das hochgehende Wasser des jetzt durch den stärker gewordenen Wind aufgeregten Sees; Seite an Seite trieben sie mit den schnellen Schlägen ihrer elastischen Ruder die zierlichen Kanoes über die Wellen der Bucht, in der sie gefischt und erreichten mithin bald die bewaldete Landzunge.
„Mein Himmel!" rief Henry plötzlich, als sein Auge auf eine Rauchsäule fiel. „Waters!" Was ist das? Es sieht aus wie eine brennende Stadt."
„Das ist Feuer und zwar kein kleines", entgegnete der Jäger, indem er das prachtvolle Schauspiel mit scharfen Augen betrachtete. „Wo es ist, kann ich aber noch nicht sagen, es ist indes nicht weit von der Tanne, die uns allen als Richtungszeichen dient. Wollte Ihr Vater- Heute das Strauchwerk verbrennen?"
„Nein", lautete die Antwort, „außer wenn es nach Regen aussähe."
„Nun", es sieht allerdings danach aus, dort sammeln sich schon Wolken zusammen", bemerkte Waters.