* Stuttgart, 4. Januar. Die Prinzessin Marie starb heute nacht 1'/- Uhr, ohne daß das seit gestern früh entschwundene Bewußtsein znrückkehrte. Die Beisetzung findet voraussicht­lich in der Stiftskirchengrust statt.

* Stuttgart, 4. Jan. Die Darstellung des Finanzministers für die Ständekammer be­treffend den Staatshaushalt von r 887 89, ist heute ansgegeben und steht bei Ausgaben und Einnahmen in der Höhe vvn 57 Millionen Mark jährlich. Für Matriknlarbeiträge sind 9970 000 Mark vorgesehen, vorbehaltlich einer Nachtragsfordernng, welche in Folge der Er­höhung des Reichshaushalts für 1887B8 nötig wird, wenn die Heeresvorlage bereits am l. April in Kraft tritt. Von einer Steuererhöhnng ist einstweilen abgesehen; in Folge der erhöhten Matriknlarbeiträge könnte jedoch der Fall ein- treten, daß die Grund- und Gebäude- und die Gewerbesteuer erhöht werden müßte.

* Stuttgart, 6. Januar. In dem ans Nizza eingctroffenen Dankschreiben für die Neujahrsglückwünsche der hiesigen bürgerlichen Kollegien'heißt es:Ihre Majestäten hegen die Hoffnung und den herzlichen Wunsch, daß ihre Haupt-' und Residenzstadt wie das ganze würtlembergische Land, deren Wohl ihr innigstes Anliegen ist, auch im kommenden Jahre unter den Segnungen des Friedens gedeihe und auf- bluhe und werden, was auch die Zukunft bringen mag, Freud und Leid stets in treuer und war­mer Fürsorge mit ihrem geliebten Volke teilen."

* DerSchwäb. Merkur" enthält einen Weckruf an den deutschen Nationalstolz" übcr- schriebenen Aufsatz aus der Feder des Grafen Alfred v. Adelmann, dem wir folgende Sätze entnehmen:Des Reiches Sicherheit, drohen­den Gefahren gegenüber, steht auf dem Spiele, des Reiches, welches von unserem Volke mit seinem Herzblut, in heldenhaftem Ringen auf­gerichtet worden, und trotzdem ein kleinlich schachernder Sinn bei der Frage über die Be­willigung der zur Erhöhung der Wehrkraft er­forderlichen Mittel! In tiefem Schmerze und heiligem Zorne, mit der Nöte der Scham über diese Thatsache sieht sich der vaterländische Sinn gezwungen, dem deutschen Reichstag znzurufen: scharr' hinaus in die Fremde, auf die Parla­mente in Paris und Rom, und lerne: was Stolz auf die Größe und Kraft des Vater­landes, was Opfersinn bedeutet! Jeder, der an dein großen, für Deutschlands Unabhängig­keit und nationale Einigung entscheidenden Kriege kämpfend teilgenommen, hat das Recht, das gegenwärtig herrschende Geschlecht der vergräm­ten Altklugheit, des Mangels an Nationalstolz, der Unempfindlichkeit für kräftigfrische, dank­bare Freude am Vaterlande anzuklagen. Da­rum haben wir gestritten, darum sind Ströme deutschen Blutes geflossen: daß nach kurzer Spanne Zeit die Mehrheit der Nation, wenig­stens die Mehrheit ihrer Volksvertretung sich weigert, dem Reiche zur Festhaltnng und Ver­teidigung der nationalen Größe, die wir er­

kämpft, die Geldmittel zu gewähren ? Ist denn für die Bewahrung nationaler Ehre, Kraft und Unabhängigkeit ein Preis zn hoch, giebt es einer: Goldeswert, welcher diese Güter aufznwiegen vermöchte? Nein, vor allem nicht in dieser Zeit, in welcher nur ein kurzsichtiger, erkeunt- nisloser Blick die Gefahren nicht sieht, die in Europas nächster Zukunft lauern."

* Stuttgart. Recht fatal ist es jetzt für die von auswärts nach Stuttgart kommenden Fuhrwerke. Ans den Fildern z. B. und bis gegen die Stadt her haben die Landstraßen die beste Schlittenbahn, während die Hauptstraßen der Stadt ganz schneefrei, also für Schlitten nnbenützbar sind.

" (Obsttransporte auf den württ. Staats­eisenbahnen.) In den Monaten September, Oktober und November 1886 sind bei den württ. Eisenbahnstationen von fremden Bahnen zusam­men 8460 Wagenladungen Obst ä 10000 Kg. eingegangen und zwar ans Oesterreich-Ungarn 280!, ans der Schweiz 2404, aus Baden 312, Bayern 1184, Hessen 1307, aus der Rhein­provinz 364 und aus der Pfalz 88. Die der württ. Eisenbahnverwaltung ans diesen Obst­transporten zugeflossene Brutto-Frachteinnahme berechnet sich auf etwa 568000 M.

^ Karlsruhe, 2. Januar. In den letzten Tagen erfolgte laut Str. P. die Verhaftung mehrerer Sergeanten, welche unter dem Ver­dachte stehen, in den Militärdepots ziemlich um­fassende Uuterschleife von Militäreffekten verübt und die also unterschlagenen Waren zn Schleuder­preisen an Händler überlassen zu haben. Mi- litärmäntel, neue Fußbekleidungen und eine Menge von Handschuhen wurden in solcher Weise ver­schleudert.

* Innerhalb des Königreichs Bayern sind in verflossener Woche nicht weniger als acht Personen im Schnee erfroren.

* Darmstadt, 5. Januar. Die Regierung hat eine Vorlage für die Stände vorbereitet, wonach Private für Weineinlagen von 2" Litern und mehr in Fässern oder von 18 Litern und mehr in Flaschen einer Tranksteuer von 6 Mk. für das Hektoliter unterliegen sollen, während bei Bezügen ans anderen Staaten die Steuer auch für geringere Mengen in Anwendung kom­men soll. Kleinverkäufer und Weinhändler bleiben in ihrem seitherigen Verhältnis, haben jedoch ihren Hansverbrauch zu versteuern. Für Weinproducenten und Specnlanten bestehen um­fassende Befreiungen.

* Berlin. DasDeutsche Tageblatt" be­richtet, die türkische Regierung habe bei einer hiesigen renommirten Waffenfäbrik 400000 Re- petirgewehre bestellt, von denen 30 000 als erste Rate in möglichst kurzer Frist hergestellt und an die Türkei abgeliefert werden sollten. Diese Rate soll zunächst zur Bewaffnung der türkischen Garde und der sonstigen Konstantinopeler Trup­pen bestimmt fein.

' Berlin, 3. Januar. In sehr bemerkens­

werter Weise wird heute in der Nordd. Allg. Ztg. in einervon hoher Stelle in Konstan­tinopel" dem Blatt zngegangenen Mitteilung erklärt, alle Nachrichten über ein russisch-tür­kisches Einvernehmen seien erlogen: die Pforte werde zwar von friedlichen Empfindungen ge­leitet, sei aber im Notfälle bereit, ihre Rechte als Großmacht zu wahren und werde niemals ihre Zustimmung zn einem Vertrage geben, über dessen Endziel sie sich nicht klar sei.

* Berlin, 4. Jan. Eine Königliche Ver­ordnung vom 3. Januar beruft beide Häuser des Landtags auf den 15. Januar ein.

* Berlin, 4. Jan. Die konservative Ost- preußische Zeitung berichtet von größeren Trup­penbewegungen in Rußland nach der preußischen Grenze und von einer auffallenden russischen Grenzbesetzung.

* Berlin, 4. Jan. lieber Paris wird von Rüstungen in Rumänien, Serbien und Monte­negro, sowie von Truppenzrisammenziehungen in Besfarabien berichtet.

Der deutsche Reichstag hat am Mitt­woch seine Arbeiten wieder ausgenommen; die Militärkommission sollte bekanntlich am Donners­tag ihre erste Sitzung nach den Ferien Haltern Die Versetzungen polnischer Lehrer ans den östlichen Provinzen dauern fort. So sollen in nächster Zeit viele polnische Lehrer aus den westprenßischen Kreisen Neustadt und Könitz nach der Rheingegend kommen.

* DieKöln. Ztg." meldet:Tag für Tag gehen aus allen Gegenden Deutschlands, beson­ders zahlreich ans dem Westen und Süden, Eingaben an den Reichstag ein, welche um die Annahme der Militärvorlage bitten. Noch immer ist nichts geschehen, was unsere von An­fang an festgehaltene Ansicht erschüttern könnte, daß die Militärvorlage der Regierung schließlich angenommen werde."

* Königsberg. Am 9. v. verschwand ein Handlungslehrling mit einer Summe von 364 M., welche er einem Schiffskapitän Überbringer! sollte. Man glaubte, er wäre damit dnrchge- gangen. Jetzt hat sich aber herausgestellt, daß derselbe von zwei anderen Burschen zur Boots­fahrt verführt worden, von jenen sodann auf dem Wasser ermordet und beraubt und sein Leichnam im Pergel versenkt worden ist. Die beiden jugendlichen Mörder sind verhaftet.

* Hirschberg, i. Schl., 6. Jan. In Folge heftiger Stürme und enormer Schneeverweh - Hungen sind wiederum große Verkehrsstörungen überallhin eingetreten. Bei Riebnitz entgleisten sieben Wagen eines Güterzuges. Der gestrige Berliner Abendzug traf heute früh ein. Die Richtung nach Breslau ist gesperrt. Zwischen Janowitz und Schildau blieb ein Zug stecken, da die Maschine entgleiste. Bei Merzdorf ist die Strecke vollständig verweht. Die Richtung nach Schmiedeberg bei Zillerthal ist gesperrt. Züge verkehren nicht.

* Metz. Aufsehen erregte die Verhaftung des hiesigen Rechtsanwalts Wortmann wegen

Me Ansiedler am Winneöago-See.

iFortsetzu g.)

Kanada, das teilweise nur durch eine Landgrenze von den Vereinigten Staaten getrennt ist, bot Hunderten von gewinnsüchtigen Dorfkrämern Gelegenheit einen ungeheuren Gewinn zu erzielen, wenn sie dort Einkäufe- machten und die Ware dann ans heimlichen Wegen nach dem Lande des Sternenbanners schafften.

Dieser Handel war allerdings oft ein gefährlicher, denn die Grenze wurde von Zollbeamten und Soldaten scharf bewacht. Indes, die Schmuggler trugen stets Waffen bei sich und so kam es oft zn hart­näckigen Kämpfen, die manches Leben kosteten; nicht selten aber auch wurden die Grenzanfseher überlistet, indem man sie auf falsche Fährte führte und wenn dieses gelang, so war der Jubel der Kaufleute um so größer.

Jedenfalls erzielte aber dieser gefährliche Handel einen so reichen Gewinn, daß er die Betreffenden hinlänglich für ihre Mühen und aus- gestandenen Gefahren belohnte. Kein Wunder also, daß viele sich ver­locken ließen, diesem verbotenen Erwerbe nachzugehen. Auch Jacksons Gedanken beschäftigten sich viel damit und Charles Hayward hatte er sich als Teilhaber zu diesem bedenklichen Unternehmen gewählt; dieser besaß nicht allein hinreichende Mittel, sondern auch einen so fügsamen Charakter, daß es wenig Mühe kosten würde, ihn ganz von sich ab­hängig zu machen. Jackson wußte auch dem neuerr Freunde in Zahlen und Worten klar darzulegen, wie beträchtlich der Gewinn sein würde, den dieser Handel erziele und wie bald sie zu großem Reichtum gelangen könnten.

Auf heimlichen Waldwegen, mit denen er genau bekannt, sollten die Waren eingeschmuggelt werden, wozu französische Bauern, die sich zahlreich an der kanadischen Grenze angesiedelt, leicht zu dingen seien,

wenn diese sich indes weigern würden, gebe es Indianer genug, die für ein Billiges die Ballen auf Nebenpfaden, die nur ihnen bekannt, über die Grenze brächten.

Alles dieses wußte der schlaue Versucher so klar und überzeugend darzustellen, daß Charles Hayward unfähig war, den verlockenden Vor­stellungen zu widerstehen, und sich bald zur Teilnahme an dem Handel entschloß.

Vorr dieser Zeit an sah man die beiden Männer immer beisammen und zwar in geheimen Unterredungen, deren Inhalt niemand wissen durfte oder auch nur zu ahnen vermochte, wenn sich nicht ans der neuen Ein­richtung, die Mr. Hayward bald nach Beginn dieser sonderbaren Be­kanntschaft in seinem Geschäfte traf, Vermutungen ziehen ließen. Diese Veränderung bestand darin, daß er sein Ladengeschäft unter die Leitung eines Gehülfen stellte, weil er, wie er selbst zugestand, den Pelzhandel treiben wolle und deshalb oft abwesend sein müsse, und in der That reiste er auch schon bald mit seinem Freunde nach dem Norden ab.

Mit dieser Wendung in Charles Haywards Leben veränderte sich auch manches in seinem Geschäfte. Seine Gegenwart, sein scherzhaftes, leichtes Geplauder belebte nicht mehr den Laden, und die Leute, die bis­her alles, was ihn und seine Pläne betraf, zu wissen schienen, erfuhren jetzt geradezu garnichts, denn er war die meiste Zeit auf Reisen nach Quebeck oder Montreal, wo Einkäufe gemacht wurden, abwesend. Ge­wöhnlich kehrte er von diesen Ausflügen des Nachts zurück, blieb dann nur kurze Zeit bei seiner Famile, zeigte sich aber nur selten seinen früheren Freunden.

Dieses sonderbare Benehmen gab selbstverständlich zu manchem Ge­rede und zu allerlei Vermutungen Anlaß, allein, er wußte seine Be­wegungen so geheim zu halten und streute so viele Erklärungen über die Veränderungen in seiner Lebensweise aus, daß er es verhinderte, daß der Argwohn feste Gestalt annahm.