Zollsätze umfassende Vorlage in wenigen Sitz­ungen nahezu vollständig erledigt und genehmigt worden, während in P st dasselbe in Kürze er­reicht sein wird. In Bukarest ist der Eifer eher noch größer gewesen. Der neue selbständige Tarif, welcher durch die außerordentliche Höhe vieler Sätze mancherlei Bedenken erregte, ist von der rumänischen Volksvertretung angenom­men worden, einigen kleinen Ermäßigungen stehen wichtige Heraufsktzungen der beantragten Zölle gegenüber. In vielen Fällen wird man sich dabei selbst vom schutzMnerischen Standpunkte aus fragen müssen, ob die neu beschlossenen Sätze nicht wichtige wirtschaftliche Interessen Ru­mäniens so schwer schädigen müssen, daß da­gegen der dem gegnerischen Staate zugefügte Schaden nur gering sein kann. So ist für Pferde, welche Rumänien bei dem niedriges Stande seiner Pferdezucht großenteils aus Ungarn und Südrußland einführen muß, ein Zoll von 60 kr für das Stück verlangt und bewilligt worden. Rumäniens Holzsägewerke find für die Beschaff­ung ihres Rohstoffes zum großen Teile auf Oester­reich-Ungarn angewiesen; nichtsdestoweniger sind Rund- und Bauhölzer mit einem Zolle bis zu 3 kr. belegt worden.

* Pest, 31. Mai. Die liberale Partei be­reitete gestern abend Tstsza eine große Ovation und versicherte ihm ihre unerschütterliche An­hänglichkeit und ihre Unterstützung gegen die Angriffe der Militärpartei. General Janski Hai Pest verlassen, er ist nach Krakau versetz.

* Pest, 31. Mai. Csanady interpelliert, ob Trsza den sehnlichen Wunsch der Nation erfüllen und das Denkmal des verhaßten Ge­nerals Hentzi aus Ofen und von dem Terri­torium des Landes entfernen wolle. Graf Ap­ports; interpelliert, was die Regierung zu Lhun beabsichtigt, um alles zu beseitigen, was die staatsrechtliche Stellung der Armee zweifelhaft erscheinen läßt, und dieselbe in Einklang zu bringen mit den Grundgesetzen der dualistischen Gestaltung der Monarchie.

* Rom, 30. Mai. Der .Diritto- betrachtet die Wicdereinrichtung der russischen Flotts im Schwarzen Meer und die Reden in Moskau als Anzeichen großer Veränderungen, als Vor­boten eines Krieges zwischen Oesterreich und Rußland, der nur noch durch die Rücksicht auf die ehrwürdige Gestalt des deutschen Kaisers ver­hindert werde. Bräche dieser Krieg aus, dann müsse Italien eine Politik verlassen, die ihm den Verlust seines Einflusses und seiner Handels­vorteile im Orient, die Erholung der päpstlichen Macht und seinem König die Beleidigung eines nicht erwiderten Besuches eingetragen hätte. Im März 1887 laufen die Verträge der Tri­pelalliance ab; dann müsse man fragen, ob Graf Robilant der Mann sei, um das Not­wendige zu thun.

* Catania, 1. Juni. Da die Lava nur noch 450 Meter von Nicolost entfernt ist, haben die Einwohner die Stadt verlassen. Die Zu­gänge sind militärisch abgesperrt. Obwohl die

Bewohner die Stadt in großer Erregung ver­ließen, ist doch kein Unfall vorgekommen.

* Paris, 31. Mai. Der Graf von Paris ist am Sonntag früh wieder eingetroffen. Der .Temps- spricht sein Erstaunen darüber aus, daß nach dem über die Prinzenvorlage gemachten Läcm keine größere Majorität für die Aus» Weisung in der Kommission vorhanden sei. Man scheine die cäsarische oder jakobinische Methode adoptieren zu wollen. Dagegen könne man nichts thun, da einmal die Majorität vorhanden sei, aber man dürfe an deren Scharfblick und am Erfolg einer solchen Politik zwe fsln.

* Bei dem am Samstag in Paris statt­gehabten Begräbnis des Obersten Herbringer folgte der Kriegsminister Boulanger in Zivil bis zur Kirche, wo er dem Totenamt beiwohnte. Auch Rochsfort und die Redakteure des ,Jn- transigeant-, an der Sp'tze von 500 Personen folgten, eine Lücke zwischen dem militärischen Leicheugefolge und sich lassend. Als der Zug, von verschiedenen Deputationen begleitet und von zwei Kompagnien des 129. Regiments es­kortiert, an dem Kirchhof angekhmmen Äar, hielt Major Bouchy. welcher nach dem Tode Herbringers das 25. Regiment kommandiert, folgende Rede: »Ich rufe im Namen des 25. Linienreziments unterm unglücklichen Kameraden Herbringer das letzte Lebewohl zu. Er hatte unsere ganze Achtung. Wir haben noch einmal, eine nach der anderen, die Noten seiner um­fangreichen Personalakten durchgesehen. Nicht der Schatten einer Schuld ruht auf ihm. Er hat sich bis zum letzten Augenblick würdig des Beginns seiner glänzenden Carrlere gezeigt und verdiente Besseres, als das traurige Schicksal, welches sie soeben unterbrochen.- In diesem Augenblick bricht die Menge an ddm Grabs in Bravos aus und ruft: .Nieder mit Ferch! Nieder mit Briere de l'Jsle! Es lebe Frank­reich, cs lebe die Armee!- Herbringer, der in militärischer Disziplin, bis zum letzten Augen­blick geschwiegen, soll Papiere hinterlassen haben, die über die Angelegenheit von Langson Licht verbreiten werden, ein Licht, welches vielleicht verschiedenen Politikern man scheint damit Ferry besonders zu meinen sehr unbequem werden dürfte.

* Brüssel, 30. Mai. Die Untersuchung der Genter Sittmskondale nimmt bedeutende Verhältnisse an. Da dieselbe geheim geführt wird, verlangen viele Blätier die Veröffent­lichung der Namen der Schuldigen. Dem kleri­kalen .Jmpartial" zufolge befinden sich 67 Per­sonen in Untersuchung; viel mehr stehen im Ver­dacht. Gent ist in Aufregung, da auch Un­schuldige verleumdet werden. Abermals kamen Selbstmorde vor.

* London. 1. Juni. Die Daily News hält das Scheitern der Gladstoneschen Home- rulebill und die Auflösung des Parlaments für wahrscheinlich.

* Petersburg, 1. Juni. Ein kaiser­licher Ukas ordnet die Emission von 100 Mil­

lionen Rubel Kredit tu 5prozeutiger immer­währender Staatseisenbahnrente zu 99 Vs Pro­zent an.

* Athen, 1. Juni. Die Regierung sandte heute an ihre Vertreter in London, Berlin, Wien, Petersburg und Paris eine identische Note ab, welche die Demobil.sterrmg der griechischen Trup­pen anzsigt und gegen die Fortdauer der Blockade protestiert, weil dieselbe eine schleunige Abrüstung erschwere. Die Fortdauer der Blockade sei nicht vereinbar mit dem Z ele, auf welches die Mächte ihr Augenmerk gerichtet hatten.

* Anläßlich der für Mitte Juni in Aussicht genommenen Reise des Königs von Griechen­land ins Ausland wird die Kammer ein Re- gentschafrsgesetz votiren, welches dem Minister­präsidenten Trikupis für die Dauer der Ab­wesenheit des Monarchen die Regentschaft über­trägt. Die k. Familie wird diesmal dem rus­sischen Hofe einen Besuch abstatten.

* (Die Amme des spanischen Königs.) Seit der Taufe des Königs ist es dem Hofstaate streng untersagt, direkt oder indireke den Namen der Amme auszusprechen. Die Frau ist bürgerlicher Herkunft und darf deshalb yicht in einem Atem mit dem Könige erwähnt werden. Es heiß: daher: .Die Amme Sr. Majestät Alfons XIII. hat ihr Frühstück serviert erhalten,- oder auch: .Die Amme Sr. Majestät möge Alfons XIII. in das Gemach der Königin-Regentin bringeu.-

Harrdel m»d Verkehr.

* Stuttgart, 31. Mai. (Landes - Pro­dukten Börse.) Die Witterung der letzten Woche, welche für das Gedeihen der Pflanzen so günstig als möglich war, hat die Hoffnung auf eine reiche Ernte abermals erheblich gesteigert, aber auch auf die Getreidemärkte diesseits und jen­seits des Ozeans sehr verstauend gewirkt. Unsere Börse verlief in der seit langer Z:it gewohntes Weise, das Geschäft ging schleppend und der Umsatz blieb gering, jedoch wurden die alten Preise bezahlt.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Waizen Niederbayer. 20 M. bis M-

dto. fränk. . . 19 M. 60 bis M.

Kernen Oberl.. . 19 M. 20 bis M.

Dinkel .... 12 M. -

- bis 12 M. 80

Haber . . . . 13 M.

- bis 14

M.

Nagold, den 29.

Mai.

Neuer Dinkel ... 6 40

6 32

6 25

Kernen..

8 50

Haber.6 40

6 09

5 60

Gerste.-

7

Bohnen.7

6 89

6 80

Weizen.8 80

8 67

8 60

Roggen.....-

8 - -

Freudenstadt, 29. Mai 1886

Waizen..

8 75

Kernen.9 20

8 88

8 75

Haber.6 70

6 48

6 25

Ackerbohnen ...-

8

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Wensteig.

der Vorsteherin und laute Ausbrüche von allen Seilen bewiesen mir, welchen Glauben sie fand. Es war umsonst, daß diese mich suchte zu entschuldigen, mich zu rechtfertigen, man hörte nicht auf sie.

.Den Tumult aber zu schildern, der erst folgte, als die Goddard selbst ins Dorf rannte, um den anderen Arz« zu Holm, da ich ihren Bruder jetzt noch zu töten suche, ist unbeschreiblich.

.Ins Haus hinein drängten sich so viele Neugierige, daß die Vorsteherin die Thüre geschlossen zu halten befahl, und nach und nach sammelte sich dann ein schreiender und lärmender Volkshaufe vor dem Gebäude, der, ohne recht zu wissen, was eigentlich vorgefallen sei, aus den durch die Goddard im Fluge in Umlauf gesetzten Gerüchten schloß, der.Fremde-, habe einen Amerikaner mit kaltem Blute niedergeschossen.

.Die greise Vorsteherin mit all' ihrer Vorsicht und Ruhe verlor endlich doch auch den Kopf bei dem sich immer mehr steigernden Tumult auf der Straße. Vielleicht kannte sie nur zu gut die Rohheit und Zügel­losigkeit eines amerikanischen Pöbelhaufens und wußte darum die ge fährlichen Symptome bester zu deuten, wie ich, der ohne sonderliche Angst, im Gefühle meiner vollkommenen Unschuld, ruhig abwartete, daß der empörte Wellenschlag gekränkten Nationalhaffes sich vor der Wahrheit endlich doch besänftigen müsse.

.Sie aber zitterte an allen Gliedern und mit blaßgewordenen Lippen flüsterte sie mir entsetzten Tones zu:

.Eilen Sie, Doktor Zernowitz, suchen Sie zu entkommen. Es hilft Ihnen nichts, daß Sie unschuldig sind, daß Ihr ganzes Ver­halten tadellos war. Kein Amerikaner wird es Ihnen glauben, oder auch nur an Ihrer Schuld zweifeln, wenn ein schönes Weib Ihre An klägertn ist. Fliehen Sie, ich beschwöre Sie, so '.lange Sie noch können, denn ich-, sie erschauerte von neuem, da es lauter und lauter In der

Straße robte, .stehe für nichts! Hören Sie nur, man will die Thü^' erbrechen-, und Todesangst verzerrte ihr Gesicht, mein Gott, mein Gott- man wird Sie lynchen!-

.Und sie zog mich, ja, sie zerrte mich förmlich zum Zimmer hin­aus, über den Korridor, die Treppe hinunter, durch den Garten, der parkähnlich sich hinter der Akademie erstreckte, bis znr fernsten Mauer hin, wo sie ein kleines Pförtchen öffnete.

.Dort durchs Gehölz hindurch müssen Sie nach der nächsten Eisen­bahnstation: fort, fort, so schnell die Füße Sie tragen können. Hören Sie!- und der Atem ging ihr aus vor Angst, als man selbst bis hierher ein wildes Schreien unv Rufen vernahm; .sobald man Ihre Flucht erfährt, wird man Sie verfolgen. Darum fort jetzt! Gott sei mit Ihnen-, flüsterte sie noch mit krampfhafter Innigkeit, schob mir eine Börse in die Hand, drängte mich über die Schwelle und schloß hastig die Thüre wieder hinter sich zu.

.Da stand ich in den Wäldern Virgintens vogelfrei!

Ein dämonischer Humor machte mich grell auflachen - und dann kreuzte ich pfeilschnell das dichte Gehölz. Denn, daß die Dame in ihrer Todesangst recht hatte, war mir längst klar geworden, und so rasch wie möglich folgte ich den Warnungen meiner klugen Ratgeberin, da ich nicht die leiseste Sehnsucht empfand, einen Geschmack amerikanischer Volksjnsttz zu erlangen.

.Trotzdem ich wirklich verfolgt wurde, gelang mir meine Flucht dennoch, da, als ich die Eisenbahnstation eben glücklich erreichte, ein abfahrender Zug nach dem Osten mich noch rechtzeitig aufnahm.

.Wie ein gescheuchter Hase floh ich weit, immer weiter, um Land und Staaten zwischen mich und meine Verfolger zn legen. So kam ich in New-Dork wieder an, wo ich mich endlich sicher fühlte.- (Forts, f.)