Bald nach der Abfahrt eingeschlafen. Die Pferde find ohne Zweifel, nachdem sie die Brücke über den Kriegbach passiert, beim Ausweichen von den zahllosen tiefen Löchern, die dieser Weg aufweist, rechts von der Straße in das freie Feld geraten und sind dann mitsamt dem Wagen in den Bach gestürzt. Früh fand man an der Unglücksstelle den Fuhrmann, der verheiratet und Familienvater ist, sowie ein Pferd ertrunken vor, während die beiden anderen Pferde zitternd im Wasser standen.
* Posen, 9. Febr. Der »Kuryer Poznanski* berichtet: Gestern erhielt das hiesige Metropolitan-Kapitel ein vom 2. Febr. datiertes Schreiben des Papstes, worin derselbe amtlich konstatiert, Kardinal Ledochowski habe resigniert; er. der Papst, sei durch die Lage der Dinge genötigt gewesen, selbst zur Nomination seines Nachfolgers zu schreiten und Habs den Papst Dtnder dazu resigniert. Er hoffe, das Kapitel werde dem künftigen Erzbischof mit Rat und That betstehen. Darnach wären die Angaben der klerikalen Blätter, wonach die Ernennung des neuen Erzbischofs von Posen noch von allerlei Vorbedingungen abhängig sein sollte, unbegründet.
Ausland.
* Wien, 9. Febr. Aus Belgrad wird gemeldet: Angesichts der zu erwartenden Zurücknahme derKriegsentschädigungs-Forderung seitens der Türkei und Bulgariens betrachtet man den Frtedensschluß als gesichert. Trotzdem dauern die Vorbereitungen fort. Gestern gierigen fünf Militärzüge nach Nfch ab. — Der diesjährige Polenball fiel besonders glänzend aus. Es wehte Demonstrationsluft im Saale. Vom Hofe waren die Kronprinzessin Stephanie, die Erzherzöge Karl Ludwig und Ludwig Viktor und die Erzherzogin Maria Theresia anwesend. Der Kronprinz, welcher das Bert hütet, ließ sich entschuldigen.
* Der bourbonisch - carlistische »Guelfo* in Neapel, welcher Fühlung mit dem Herzog von Cumberlaub unterhalten soll, erfährt PiS Gmunden, daß der Herzog seine Hoffnung auf den braunschweigischen Thron noch immer nicht aufgegeben har. Die Königin Viktoria soll noch eifrig bemüht sein, in Berlin einen ihm günstigen Umschwung herbeizuführen. Was die Einverleibung des braunschweigischen Kontingents in die preuß. Armee anbelangt, so behält der Hei zog sich schon für die nächste Zeit einen »Zirkularprotest* vor.
* Parts, 10. Febr. Memorial de la Loire erfährt, die Regierung beschloß definitiv, die Grasgeweyre in Repctiergewchre umzuwandcln. Die Waffenfabrik in Saint-Eticnne erhielt Befehl, sich zu der Umwandlung cinzurichten. Der Preis für die letztere betrage 25 Francs für das Gewehr.
* Parts, 11. Febr. Frankreich hat der rumelisch'bulgarischcn Union seine Zustimmung gegeben mit dem Vorbehalt, daß keine andere Macht außer ihr Einwendung mehr erheben
werde. — Laut Nachrichten aus Athen konzentrieren sich die Türkeuauf Janina und Claffoaa. Frankreich wird gegen Griechenland nicht weiter einschretteu, als daß es diesem dringend zur Abrüstung geraten hat.
* London, 9. Febr. Aus Philadelphia wird der »Times* gemeldet, daß in Seattle im Territorium Washington eine unter der Leitung der »Ritter der Arbeit* organisierte Bewegung begonnen hat, deren Zweck die Vertreibung der Chinesen ist. Vorgestern wurden alle Chinesen auf den nach San Franziska ab- gehenden Dampfer gebracht und für Jeden die Passage mit 10 Dollars bezahlt. Der Kapitän weigerte sich diejenigen, für welche keine Passage bezahlt war mitzunehmen. Die Polizei erwies sich als machtlos und der Gouverneur erließ eine Proklamation, nahm die Hilfe des Militärs in Anspruch und hielt den Dampfer zurück. Die Agitation dauert noch fort.
* London, 10. Febr. Ein aus ca. 4000 Personen bestehender Pöbelhaufe ist von Depi- ford (bei London, an der Eisenbahn nach Brighton) gegen die City aufgebrochen; Fenster wurden einaeworfen und sonstiges Eigentum zerstört. Die Läden sind geschlossen, und es herrscht Panik. Polizei und Truppen sind in Bereitschaft. — Die Polizei hält die Zugänge zu allen Brücken über die Themse besetzt und hat Befehl, das Überschreiten derselben durch den Mob zu verhindern.
* London, 10. Febr., abends IlU/s Uhr. Bisher kam in keinem Teile von London eine nennenswerte Ruhestörung vor. Die Volksansammlungen in Deipford u. anderen Orten wurden von der Polizei ohne Schwierigkeit zerstreut.
* London, 10. Febr. Die Sozialistenfüh rer Hyndmann, Burns und Champion ließen sich gestern durch e-nige Londoner Zeitungsberichterstatter »interviewen.* Sie wiederholten alle ihre bekannten Grundsätze, den revolutionären Kollekiivismus durch Gewalt emporzubrtngsn. Die Arbeiter seien am Montag durch Hohn der Insassen des Carlton-Klubs zu Gewaltthaten angestachel! worden. Usbrigens sei London mit einigen zerbrochenen Fensterscheiden noch billig genug davongekammen. Nur durch Gewalttaten seien die Machthaber auf die Leiden des Volkes aufmerksam zu mache«.- So sei erst durch die Sprengung des Clarkenwall-Gefängnisses die irische Frage und durch die Nicderreißung des Hydcpark-Gitters die Neformfrage in den Vordergrund gebracht worden. Hyndmann kündigt neue Volksversammlungen namentlich im Ostende Londons, an. Die Regierung b.räi mit ihren juristischen Ratgebern wegen der gerichtliche!! Verfolgung Hyndmans und seiner Genossen. Während jedoch die sofortige Verhaftung Eindruck gemach: hä.le, .. ird der c:r,'getretene Verzug Hyndwan und seine sozialdemokratischen Spießgesellen in das Licht besonders bedeutender Persönlichkeiten stellen.
* (Eine schreckliche Katastrophe.) Dcr Odeßky W>streik berichte: über eine schreckliche Kata
könne dies aus vollster, innigster Ueberzeugung, wandte sich der Angeklagte, mit bttterm, sarkastischem Lächeln an ihn:
»Können Sie das wirklich?! — Sie haben niemals mein Gestchi gesehen und wollen dennoch mich wiederelkannt haben, obwohl beinah ein Jahr darüber bingegangm? Wie oft sind selbst diejenigen durch große Aehnltchkeiten getäuscht worden, die täglich mit jemand verkehren konnten. Und was sind Ihre besonderen Kennzeichen?! Meine Hand und mein Nacken und dieser Stern an meinem Finger. Als ob das Einbrennen solcher Figuren bei uns in Ungarn etwas so Seltenes und Außerordentliches wäre! In einem Lande, das mit Zigeunern überfüllt ist, suchen sich die Eltern auf diese Weise gegen den Raub ihrer Kinder zu schützen und haben wenigstens dadurch ein Mittel, sie wiederzuer kennen. Wollen Sie wirklich gewissenhaft sein, dann können Sie mich nimmermehr mit solcher Bestimmtheit des an Ihnen begangenen Raubes bezichtigen, denn ich bin, so wahr Gott lebt, — unschuldig!*
Sowohl der Bankier wie sein Freund, der Gerichtsrat, sahen in diesem Auftreten des Angeklagten uur eine unerhörte Frechheit, durch die er sich jeder weiteren Schonung verlustig mache.
Der Bankier besonders konnte durch diese Keckheit nicht irre geführt werden, er hatte endlich das Ziel seiner Wünsche erreicht, nach langem ungeduldigen Warten den Mann gefunden, den er so beharrlich gesucht und nun solle er auch die wohlverdiente Strafe erhalten, um so mehr, als er sich durch sein unverschämtes Benehmen jede Rücksicht selbst verscherzt.
Hätte der junge Mensch sich reumütig gezeigt und ein offenes Geständnis abgelegt, so würde Hartenberg stch beruhigt und alles ange mmndt haben, um seine Lage zu erleichtern; aber dies hartnäckige Leugnen
strophe, welche stch am 28. vorigen Monats i« Hafen von Taga nro g ereignete. Am genannten Tage, ujp 8 Uhr frSL -ls- Sch auf he« Eise des eingefrorenen Hafens mehrere tausend Fischer mit--ihren Schlitten, und Pferden be» fanden, sprang plötzlich infolge deseingetretenea Thauwetters das EiH uflp die Fischer samt, den Fuhrwerken würden vom. Ufer abgefchattten. Auf dem EHe entstand eine fürchterliche Ver» wirrunz. Alles trachtete,..das Ufer zu erreichen, aber vergeh äs, denn W Gis teilte stch ig größere und kleinere Eisschollen, welche ein stacker Nordwind samt den darauf befindlichen Menschen gegen die offene See trieb. Man bemerkte auch einzelne Verunglückt welche stch dadurch zu retten trachteten, daß sie von einer Eisscholle auf die andere sprangen. Leider trieb der Wind die SchqHen auseinander und die Unglücklichen mußten ihre Rettungsversuche aufgeben. Den am Ufer Versammelten bot stch ein schreckliches Bild dar. Man sah die verzweifelten Rettungsversuche der Fischer, man hörte ihr Jammern und ihre Hilferufe, welche in dem Maße, als die Eisschollen weiter ia die offene See hinaus trieben, immer schwächer und schwächer wurden. 3M viele stch gerettet haben und wie viele bei dieser Katastrophe um- kamen, ist bis jetzt noch nicht festgestellt.
* Konstantin opel, 9. Febr. Rußland hat hier erklärt, daß die bulgarische Union, wie sie in dem bulgarisch-türkischen Arrangement vorgesehen sei, keine Garantie für die Beständigkeit derselben und auch keine Sicherheit dafür biete, daß der Frieden der Mächte nicht in einigen Monaten wieder gestört werde. Bor allem wünsche Rußland, daß das Arrangement nicht von der Person des Fürsten Alexander ahhänge, sondern mit dem Fürstentum als solchem abgeschlossen werde. Sioohl diese Erklärung Rußlands, als auch die Nachricht, daß Serbien bet Wranja Truppen konzentriere und griechische Freiwillige auf Kreta eintrcffen,.sowie daß Rußland wie hier so auch in Athen der englischen Politik enigegenarbeitet, haben im Palais außerordentlich verstimmt, wo die Lage als sehr kritisch angesehen wird. Es ist nicht unmöglich, daß der Sultan den russischen Einflüsterungen nachgiebt und wicd-r zu einem Mmisterwechsel schreitet. D e Rüstungen in Armee und Flotte werden neuerd ngs wieder ernstlich betrieben und auf's Neue werden Truppen nach der ostrume- lischen Grenz: geschickt.
* Washington, 5. Febr. Eine ganze Familie, bestehend aus acht Personen, wurde auf einer P:ärie unweit Oberlin, Kansas, erfroren aufg-funden. Die Unglücklichen waren Einwanderer und wurden von dem jüngsten Schneesturm ereilt. Auch in Washington erfroren in vergangener Nacht zwei Personen. Der Schnecsturm dehnte stch in südlicher Richtung bis zum Golf und zur Smdt Mexiko aus, wo zum erstenmale seit 30 Jahren Schnee ge- fallen ist.
Für die Redaktion verantwortlich; W. Rieker, Altensteig.
ging Über jeden Spaß' Ihn des größten Irrtums zu bezichtigen, wo er seiner Sache so sicher war!
Der Bankier hatte für die Auseinandersetzungen des Angeklagten nur ein verächtliches Lächeln. »Ich wiederhole nur, daß ich meine Aussage mir gutem Gewissen veschwören kann,* war seine ganz entschiedene und bestimmte Erklärung und er leistete in größter Seelenruhe den Eid, in der festen Ueberzeugung, daß er die volle Wahrheit bekundet habe.
Auch Monsieur Picard aus Triest war vocgeladcn worden und hatte stch, wiewohl mir großer Überwindung von seinem blauen Engel losgerifsen. Er mochte die ganze Geschichte heimlich verwünschen, die für ihn so ungeheuer störend war, dennoch zeigte er auch vor Gericht dieselbe Höflichkeit, die ihm einmal zur zweiten Naiur geworden. In der Untersuchungssache wider Paul Pasko — hatte die Vorladung gelautet und er war anfangs darüber so erstaunt, wie erschrocken. Da kam nun doch seine unerlaubte Handlungsweise zur Sprache, und nicht ohne Besorgnis betrat er das ihm äußerst unheimlich dünkende Gerichtsgebäude.
Seitdem er jene gerichtliche Vorladung erhalten, war auch seine gute Meinung über seinen damaligen Gast vollständig dahin. Der Wiener Bankier harte also vollkommen recht gehabt! Paul Pasko, der in seinem Hotel wie ein Graf aufgetreten, war ein elender Straßenräuber. — So schwer und empfindlich hatte ihn noch niemand getäuscht! — Daß der Mensch aber wirklich ein Verbrecher war. darüber konnte nach seiner Meinung gar kein Zweifel herrschen, wie würde man ihn sonst verhaftet und zur Untersuchung gezogen haben! — Eine schöne Geschichte!
Mr. Pward hatie niemand in Triest gesagt, was ihn eigentlich »ach Wien führte, denn man würde ihm nur mit Frage« zugesetzt und ihn vielleicht auch nicht wenig verspottet haben. (Forschung folgt.)