zimmer zu thun machte und dabei der Schuß plötzlich loskrachie, einen vorüberfahrenden Melke Namens Postmann aus Rixheim erschaffen. Der Schuß war demselben mitten durch den Kopf gegangen und er stürzte sofort leblos zu Boden. Der Getötete war Witwer und Vater von 3 Kindern.
AllÄaad.
* Wieder einmal hat Frau Fortuna den Beweis geliefert, daß sie blind ist. Der Haupttreffer von 200000 Gulden von den Wiener Kommunal-Losen fiel dem Bankhaus Rothschild in Wien zu.
* Rom, 21. Okt., abends. In der Provinz Palermo kamen gestern 56 Choleraerkrankungen und 30 Choleratodesfälle vor, davon Ln der Stadt Palermo 44 resp. 23.
* Mailand. Eine stürmische Szene ereignete sich am Freitag im Schwurgerichtssaale, woselbst es ein Spitzbube verstanden hatte, einem der Verteidiger die Börse unter der Toga hervorzuzaubern. Der Präsident ließ sofort die Thür schließen und polizeilicherseits eine allgemeine Taschen-Visitation vornehmen. Das entrüstete Publikum verlangte, dieselbe müsse sich auch auf die Geschworenen und — Richter, den Staatsanwalt eingeschlossen, erstrecken, ein Begehren, dem nicht Folge gegeben wurde. Die Börse blieb verschwunden.
* Paris, 23. Okt. In der Kapelle des Schlosses Eu erfolgte heute die Trauung des dänischen Prinzen Waldemar mit der Prinzessin Marie von Orleans. Bei dem Dejeuner toastete der Prinz von Wales auf die Neuvermählten, der Graf von Paris auf die Gäste. Die Neuvermählten reisten abends nach Chantilly bei Paris ab.
* Paris, 24. O?i. Dem „Soir" zufolge beriet der Ministerrat gestern Vormittag über das Vorgehen gezen die Prinzen von Orleans und ihre Agenten wegen deren Wahlagitationen, und erwog die Frage, ob die Prinzen, weil sie PMcndeNtenakre vorgenommen, auszuweisen seien. „Soir" will wissen, die Entscheidung sei vertagt worden bis das Ergebnis der administrativen Untersuchung über die Wahlen vorlicge; prinzipiell sei man darüber einig gewesen, daß bezüglich der Güter der Prinzen keinerlei Sequestration?- oder Konfiskaüonsmaßregel eintre- ten solle.
* (50 Jrhre Königin!) Am 27. Juni des nächsten Jahres wird Königin Viktor-a von England, wenn sie es erlebt, ihr 50jähriges RezierungsjubilämN begehen. Schon j tzt werden, um diesen Tag festlich zu begehen, große Vorbereitungen getroffen.
* Kopenhagen, 23. Okt. Im Lands- thing gab der Präsident Liebe seinem Abscheu über das Attentat gegen den Ministerpräsidenten Estrup lebhaften Ausdruck, welchem das Haus einschließlich der Linken zustimmte. Hierauf wurde ein offener Brief des Königs verlesen,
wodurch der Reichstag bis zum 18. Dezember vertagt wird.
* Ko nstantiuopel, 23. Okt. Die Pforte richtete ein Rundschreiben an die Mächte, welches den Zusammentritt der Konferenz, die sich nur mit der ostrumeltschen Frage befassen solle, in Konstantinopel beantragt. Der Vertreter Bulgariens lenkte die "ufmerksamkett der Botschafter und der Pforte auf die serbischen Rüstungen gegen Bulgarien und wies demgegenüber auf die Mitteilung des Fürsten von Bulgarien hin, sich dem Beschlüsse der Mächte unterwerfen zu wollen.
* Konstant in op el, 23. Okt. Nachdem die Mehrzahl der Mächte dem Vorschlag der Pforte auf Zusamwentrttt einer Konferenz zur Beratung der bulgarischen Frage zugestimmt, beginnt die Konferenz voraussichtlich am 26. Okt. Hierselbst mit ihren Arbeiten.
* Athen, 22. Oktbr. Der Kriegsminister hielt an die spartanischen Freiwilligen eine kriegerische Ansprache. Den Blättern zufolge würde Griechenland, um abzurüsten, Garantien gegen eine Erneuerung bulgarischer Unionsversuche, sowie eine Entschädigung für die militärischen Ausgaben fordern.
* („Das Nest für fromme Leute".) Das ist, schreist der Odeffaer Korrespondent der „Times", der Titel einer russischen Religionssekte, welche während der letzten 15 Jahre in's Dasein getreten ist. Ihr Haupiquartier scheint Bender in Beffarabten zu sein, und ihr seltsamer Name ist dem Umstande zuzuschreiben, daß ihre Mitglieder, die alle der Bauernklasse angehören, ein Grab in den Erdboden ihrer Wohnung oder in ihrem Garten graben und darin liegen, bis ste, überwältigt von Hunger, mit Gott verkehren, ihm ihre Sünden beichten und ihr verflossenes Leben prüfen. Um ste besser in den Stand zu setzen, dies zu thun, wird das Grab mit einem Holzdeckel zugedeckt, in welchem eine Thür für Ein- und Ausgang angebracht rst. Sie liegen demnach in dem Grabe wie in einem Sarge, und ohne kleine Ritz: in dem Deck l würden ste Gefahr laufen zu ersticken. Befindet sich das Grab oder „Nest" im Garten, so wird es mit dichtem Gebüsch umgeben und von einem grimmigen Wachthund bewacht, um neugierige oder impertinente Personen in respektvoller Entfernung zu halten. Diu Anhänger dieser Sekte behaupten, daß sie in ihrer Entzückung und wenn sie großen Hunger leiden, Heilige und Dämonen erblicken. Eine andere Eigentümlichkeit der Sekte ist, daß deren Mitglieder so wenig als möglich mit anderen Leuten oder thatsächlich mit einander verkehren, so daß ihr L den Aehnlickkttt mit dem von Mönchen hat.
Handel «sd Beekehr.
* Stuttgart, 20. Okt. (Ledermeffs.) Angeführt wurden 1100 Ztr. gegen 1350 Ztr. fernd. Der Verkauf ging in schleppender Weise
von Statten, Käufer waren nicht sehr zahlreich vertreten, die Preise haben sich nicht gebessert. Die Stimmung der Gerber wap im Hinblick auf die immer noch viel zu hohen Preise der rohen Häute und Felle eine sehr gedrückte. Verkauft und verwogen wurden: Sohlleder 150 Zentner 39 Pfd., Vacheleder 126 Ztr. 30 Pfd., Wildschmalleder 511 Ztr. 51 Pfd., deutsches Schmalleder 115 Ztr. 32 Pfd., Kalbleder 46 Ztr. 7 Pfd.. Zaum-, Zug- und Roßleder 68 Ztr. 36 Pfd., zus. 1017 Ztr. 95 Pfd. Gesamtumsatz ca. 150,000 Mark.
* Eßlingen, 23.Okt. (Obstpreise.) Güterbahnhof: östreich. Obst 4 M. 20 Pfg. bis 4 M. 30 Pfg., ital. 4 M. 20 Pfg. Pr. Zentner. — Radolfszell, 21. Okt. Zufuhr 1000 Säcke, meist Birnen; Preise 7—9 M., Aepfel 6 Mark pr. D.Ztr.
* (Wempreise vom 33. Okt.) Bönnig- hetm. Alles vollends rasch verkauft, zuletzt zu 60 Mark pr. 3 Hektol. Letzte Anzeige. — Uhlbach. Bet steigenden Preisen alles rasch verkauft. Letzte Anzeige. — Hohenhaslach. Bis auf etwa 100 Hektol. alles verkauft ohne Preisveränderung. Letzte Anzeige. — Wetns- berg. Verkauf sehr lebhaft. Preise von 55 bis 110 M. pr. 3 Hektol. Vorrat in Mittel- und Ausstichqaalitäten. — Willsbach. Preise für Schillerweine sind auf 50 Mrk. und weniger p. 3 Hektol. zurückgegaugen. Mehrere Reste wurden eingekellert. Rotweine waren gesucht und wurden schließlich mit 70 und 85 Mrk. bezahlt. Letzte Anzeige.
Vermischtes.
* (So sind sie!) Die „Philadelphia- Presse" gießt die Schale ihres Spottes aus über die chicagoer SozteliMokcaten, welche mit einem Banner, das die Juschnft trug: „Unsere Kinder schreien nach Brod!" tu der Stadt herumgezogen seien und dann — 300 Fäßchen Bier ausgetrunken hätten. Das B'ld erinnert an j:nes der „Fliegenden Blätter" aus dem Jahre 1848, wo die Proletarier Friedrich Hecker erttgegueten: „Hunger Hammer keen, edler Volksfreund: awwer Dorscht — viel DorsHt!"
* (Grau ist alle Theorie.) Der Lehrer hat seinen Schülern eben klar gemacht, daß man nur gleiches zu gleichem addieren könne, daß zum Beispiel zwei Kühe und zwei Pferde zusammen nicht etwa vier Kühe oder vier Pferde ansmachen. „Abe", Herr Lehrer," rief der kleine Sohn eines Milchhändlers, „zwei Quart Milch und zwei Quart Wasser geben doch v''er Quart Milch." Der Lehrer mnßte sich gefangen geben.
* (Kleine Verwechslung.) Unteroffizier: „Einjährig-Freiwilliger Meyer, was find Sie?" — Meyer: „Pharmazeut!" — Unteroffizier: „Lasten Sie doch diese hochkiingenden Fremdwörter! Sagen Sie einfach — Tierarzt!"
Für die Redak-ion verantwortlich, rd Meter, Altenaei g
Der Arzt maß den. Sprecher uu: mißtrauischen Blicken.
„Was verlangt Ihr von mir, Mann?" fragte er kurz.
„Daß Sie mich begleiten, Herr Doktor, und sich zuvor mit allem Notwendigen versehen, sodann aber, daß Sie zugcben, sich die Augen verbinden lassen zu wollen."
„Thue ich nicht! Darauf lasse ich mich nicht ein. Wenn ein Geheimnis vorwaltet und es soll gehütet werden, so will ich'» achten, soweit sich das mit meinem Gewissen verträgt.und nicht aegeu die Gesetze verstößt; mit dem übrigen Hokuspokus laßt mich aber ungeschoren."
„Der Herr sendet Ihnen durch mich fünfhundert Mark, wenn Sic seine Bedingung annehmen, Herr Doktor?"
„Und wenn er mir 50 000 Mark sendet, so bleibt es bet dem, was ich gesagt!" lautete die schnelle Antwort.
Der Bauer überlegte.
„Dann bitte kommen Sie, Herr Doktor!" sagte er endlich. „Sie find ein Ehrenmann und werden das Unglück nicht noch unglücklicher machen wollen."
„Ich werde einen gebrochenen Arm kurieren — das andere geht mich nichts an!"
Der Arzt einer kleinen Stadt ist in auskömmlicherer Weise, als es bet seinen Kollegen in den großen Städten der Fall zu sein pflegt, mit allen möglichen Hilfsmitteln ausgerüstet, die bet plötzlichen Unglücks- fälleu angewendet zu werden pflegen.
Es währte daher auch nur wenige Minuten, bis Dr. Wendel seinen Gipsbeutel, Binden, Bandagen, Mundwasser und andere Gegenstände in eine Handtasche geihan hatte und nun dem voranschreiteuden Bauer zu dessen Wagen folgte.
Der nahm mit auf dem Heusacke Platz, der als Kutscherbock diente
und bald griff das Pferd, nachdem man erst die Stadt im Rücken hatte, wacker aus.
Dr. Wendel war ein verschlossener Mann. Das Anerbieten, welches ihm der Dauer gemacht hatte, würde jeden andern in den Zustand erhöhter Neugierde versetzt haben; bei ihm war das nicht der Fall. Nachdem men eine Weile gefahren, zog er seine Meerschaumpfeife aus der Tasche, zündete dieselbe mittels eines Windfeuerzeuges an und rauchte behaglich. Der erwachende Morgen nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch und als das Gefährt nach fast zweistündiger Fahrt vor einer kleinen Bauernwirtschaft hielt, die abseits von den anderen lag, hatte er mir seinem Begleiter noch nicht ein einziges Wort gewechselt.
Das Gehöft, vor dem man hielt, gehörte dem Bauer Jochen Kol- berg, dem Bruder des schon erwähnten Irrsinnigen. Die Hofhunde schlugen zwar an, als Kolberg das knarrende Hofthor öffnete, aber ihr Gebell ging sofort in ein freudiges Winseln über, als sie ihren Herrn erkannten.
Der Doktor war mit seiner Reisetasche abgestiegen; Jochen zog das Gefährt in den Hof und führte den Arzt sodann in sas kleine einstöckige Wohnhaus, durch dessen eines Fenster ein mattes Licht schimmerte.
Das Gemach, aus dem der Lichtschimmer fiel, wurde von den beiden Angekommenen betreten.
Der Arzt sah sich in einem einfenstrtgen Raum, der sehr einfach ausgestatiet war, aber in keinem Punkte die peinlichste Zaubeckei: vermissen ließ. Außer einem Bauernbete auf stark gefugtem Gestelle sah mau nur einen T sich, einige Stühle und eine buntbemalte große Truhe im Zimmer, dessen Wände mit einigen anspruchslosen Heiligenbilder» geschmückt waren.
(Fortsetzung folgt.)