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Juli d. I. etwa 600 M. ihm zur Verwaltung übergebener Pflegschaftsgelder und machte sich flüchtig. Wie sich herausstellte, reiste Kuhn über Basel nach Paris, wo er in lockerer Gesellschaft sich angenehme Tage machte, und beabsichtigte, in Havre sich nach Amerika einzuschiffen. In Havre wurde er jedoch mit dem Rest des Geldes seftgenommen, der deutschen Staatsanwaltschaft Mühlhausen im Elsaß übergeben und von da aus in der vorigen Woche durch einen Hilfs­beamten der Staatsanwaltschaft ins Tübinger Gerichtsgefängnis verbracht.

Deutsches Reich.

* Berlin, 1. Sept. Die ruhige Haltung, welche die gesamte deutsche Presse dem unqualt» fizierbaren Tone der spanische Zeitungen gegen­über bewahrt, zeigt deutlich, daß die öffentliche Meinung in Deutschland das Bewußtsein hat, daß wir nur unser Recht behaupten wollen im begründeten Vertrauen auf die bewährte Mäßig­ung der deutschen Politik, welche mit den Spa­niern an Heftigkeit nicht wetteifern will. Man wird hier ruhig abwarten, daß Spanien in einer bei den zivilisierten Völkern üblichen Weise seine Ansprüche geltend mache.

* DieKolonialpolitische Korrespondenz" schreibt über die deutschen Stationen Ostafrika's, daß die ostafrikanische Gesellschaft 4500 Quad- radmeilen üppigen, durchaus gesunden Landes­gebiets zentraler Lage unter die deutsche Flagge gebracht habe. Der Versuch mit einer Faktorei und einer ersten landwirtschaftlichen Station Usagara sei gemacht. Die Gesellschaft^ beab­sichtigt, die Anlage von zunächst süi' statronen auf landwirtschaftlicher Gru mit Heranbildung von Negern zu De^ schäften durch anwesende tüchtige Oj den Betrieb des Plamagcnbaues mit ei oder astatischen Arbeitern. Zur L hat Krupp neu konstruierte Geschütz Die Stationen sollen der Mittelpm Arbeiten der Gesellschaft und des Pr> sein, welches sein Interesse in O finden glaubt.

* B erlin, 3. Sept. Schwerlich luug mit den maßgebenden Kreisen sei dieRat. Z., das Rätsel des jetzi menS Spaniens sei nur durch dn zu erklären: 1) Das Ministerium l Staub, um die Schäden der inneren - zu verdecken, 2) die Franzosen benützt die Gelegenheit, Spanien von Den trennen,ehe der vielleicht nahe Au marokkanischen Katastrophe herembri

* Die diesjährige überseeische Am aus dem Deutschen Reich über deu und Antwerpen hat im Juli 6815 7 Monaten Januar bis Juli 7216 betragen; in den entsprechenden'ZKaoschnmm des Vorjahrs 10 500 bezw. 100 801.

* Düsseldorf, 31. Aug. Heute morgen wurde an dem Lustmörder Peters, welcher Ende März d. I. zwei Mädchen im Alter von 10

und 12 Jahren in der unmenschlichen Weise ermordete, das Totesurtetl mittels der Guillotine vollzogen.

* Mainz, 1. Sept. Die weiteren Unter­suchungen und Verhöre in der Doppelmord- affaire haben nun zur ziemlichen Gewißheit er­geben, baß der verhaftete Herbst der Mörder der Eheleute Wothe ist. Gleichzeitig weisen verschiedene Momente darauf hin, daß die Frau Wothe erst nach der Ermordung ihres Mannes umgebracht worden ist, ja daß sie höchst wahr­scheinlich selbst bei dessen Zerlegung hilfreiche Hand geleistet hat. Es sind nämlich im Innern des Aermels ih es Kleides starke Spuren von Menschenblut entdeckt worden, die sich noch über das Unterkleid und das Hemd ausdehnen, von keiner eigenen Verletzung, auch nicht von ihrer Ermordung, sondern vom Einlauf von Blut in den Aermel herrühren. Sie scheint die Extre­mitäten des Ermordeten gehalten zu haben, in­dessen sie der Herbst vom Rumpfe abtrennte. Ferner ist auch der Saum ihres Keeides in einer Weise mit Blut befleckt, die darauf schlie­ßen läßt, daß sich dieses Weib bei oder nach der Abschlachtung des Mannes in dem mit Blut getränkten Zimmer bewegt hat. Da nun diese 'krau Wothe am Abend vor der That im ver­trauten Gespräche mit dem Herbst im Wirts­haus gesessen hat, und da sie ferner in besten Begleitung in später Abendstunde in der Nähe des Fischthors gesehen wurde, ist positiv anzu­nehmen, daß Herbst im Einverständnis mit Frau Wothe den Mann umgebracht und mit deren Hilfe den verstümmelten Körper in den Rhein ^später selbst von dem erschlagen worden ist. a. Wie der Lothringer st einem Pariser Kaus­alst etwa 50 000 Frs. en gestohlen worden. Diebes ist eine Beloh- ausgesetzt worden.

md.

Es liegt eine sehr be- lg zu Gunsten eines schland vor. In einer r Umgebung von Mar- an das Handelsmint- ion wird zunächst der rtschaft in Steiermark Milien, welche Jahr- ü ererbten Grund und fanden, sind in den rt und verdorben, und > oft kaum eine oder m angestammten Besitz einziges Mittel, diesem steuern, erblickt der engen Zollanschluß an Deutsch­land, welches das natürliche Absatzgebiet der Landes Produkte ist. Für die Richtigkeit dieser Ansicht spricht die Thatsache der massenhaften Ausfuhr des steierischen Obstes zu besten Preisen,

selbst nach Orten im höchsten Norden Deutsch­lands, weil dieses einzige Landesprodukt zoll­frei ausgcführt werden kann. Bon einem Zoll- avschluffe an das deutsche Reich erhofft der steierische Bauernstand eine Wiederbelebung, ja die einzige Rettung, und da ein wohlhabender Bauernstand der bedeutendste Abnehmer indu­strieller und gewerblicher Erzeugnisse ist, so würde auch die heimische Industrie durch einen Zollanschluß an Deutschland nur eine Kräftig­ung finden. Der Bauernverein von Marburg richtet daher an das Handelsministerium die Bitte, dasselbe möge eine Zolleinigung mit Ab­schaffung jeder Zollschranken mit dem Deutsche« Reiche anstreben, sowie die Vereinbarung ein­heitlicher Bahntartfe mit dem deutschen Reiche erwirken und alle Meistbegünstigungen Einzelner im Frachtverkehre der Bahnen abschaffen.

* Wien, 2. Sept. Das galizische Htffs- komite kam bei der Lemberger Statihalterei um die Bewilligung von Geldsammlungeu für die aus Preußen ausgewieseuen Stammesgenoffen ein. Die Regierung ließ die Eingabe uner­widert.

* Bern. Große Bestürzung herrscht hier wegen der Flucht eines Beztrksstatthalters, des Herrn Walliser v. Streng. Dieser Mann hat Vaterland, Amt, Weib und Kind, beschwindelnde Freunde, alles zurückgelaffen, um mit Hilfe der unterschlagenen Gelder und einer guten Freundin in einem anderen Klima eia neues Leben anznfangen.

* Paris, 3. Sept. Gestern empfing Derou- lede, umgeben vom Organisationsausschüsse des internationalen Schützenfestes, im Polygon eine Abordnung von Spaniern. Die in Paris wohnenden Spanier bereiten ein Entrüstungs- Meeting gegen Deutschland vor.

* Marseille, 1. Septbr. Das Auftreten der Cholera wurde konstatiert in den Orten Aubague, Roqaevaire, Cassis und Devenosue. Alles im Departement Eure.

* Stuttgart, 3. Sept.. Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln zu 2 Mrk. Pfg. bis 2 Mk. 30 Pfg. per Zir. Wilhelmsplatz: 800 Säcke Mostobst zu 2 M. 80 bis 3 M. Pf. per Zentner. Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut zu 15-20 Mrk. per 100 Stück.

* Tettnang, 30. Aug. (Hopfen.) Nach­dem die Preise mitte der abgelausenen Woche noch we'.ter zurückgegangen waren und meistens nicht mehr als 3540 M. für den Zir. be­willigt wurden, haben dieselben gegen Ende der Woche sich wieder etwas befestigt, so daß je nach Beschaffenheit der Ware bis zu 50 M. erlöst wurde.

* (Heu.) Aus München wird geschrieben: Unsere Fnhrwerksbesttzer klagen über die ge­rade jetzt schon außergewöhnlich hohen Futter­preise. So kostet jetzt der Zir. Heu 4 M. bis 4 M. 50 Pfg. und steht zu befürchten, daß bis zum Winter der Preis aus 6 M. steigen wird.

Für die Redaktion verantwortlich: W, Rieker, Altenffeig.

jämmerlich durchschlägt und sich ganz und gar der Erziehung seiner ein­zigen Tochter widmet, deren Liebenswürdigkeit von Ihrem Freunde beredt genug geschildert wurde. Nun bedenken Sie ferner, daß ein junger, un­fertiger Mensch sich bei dem Vater um die Hand dieser Tochter bewirbt, unter dem Vorgeben, er sei reich und unabhängig. Daß er heiratet und sich nachher die Schilderung seiner Vermögenslage als unwahr ich will keinen härteren Ausdruck gebrauchen herausstellt; daß er in schlechte» Spekulationen nicht nur sein geringes Vermögen, sondern auch das seines Schwiegervaters durchbringt, daß er endlich sein Weib, das ihrer Niederkunft entgegensieht, hilflos verläßt; daß das arme Weib vor Gram stirbt; daß der Oberst vier Jahre hindurch nicht nur selbst um seine Existenz zu kämpfen, sondern auch das Kind zu ernähren hat, daß endlich der saubere Herr Vater zurückkehrt und das Kind zurück­fordert. Ich frage Sie als einen Mann von Ehre: was würden Sie dann thun, wenn Sie der Oberst wären?"

Nachdem der ihm Gegenüberfitzende dies gesprochen und dabei Ein­zelheiten erwähnt, die Albert in seiner Erzählung zu seinen Freunden nicht migeteilr hatte, war für ihn kein Zweifel mehr, daß der alte Herr wirklich der Oberst v. Tromski sei.

Um das Verhalten des Obersten richtig zu beurteilen, müßte ich erst wissen, woher er während der ganzen Zeit feine Extstenzmittel ge­nommen Hai," entgegnete er auf die Frage des Fremden.

Eine leichte Röte, man konnte bei der sonstigen Ausdruckslostgkeit des Gesichts nicht sagen, ob dieselbe dem Zorn oder einer Anwandlung von Scham ihren Ursprung verdankte, überzog das Gesicht des älteren Herrn.

Die russische Regierung hat in einem sogenannten Gnadenakt dem Obersten einen Teil seines früher wnegehabten Besitzes zurückerstattet," lautete die ziemlich heftige Erwiderung.

Trotzdem die Anklagen gegen den Obersten so schwere waren, daß dieser es für nötig fand, noch nachträglich seinen Namen zu ändern?" fragte Albert zurück.

Der Andere geriet einigermaßen in Verwirrung.

Sie schweifen von der Sache ab, Herr v. Sensheim!" entgegnete er unwillig.

Gut, lassen wir die Maske fallen!" sagte Albert.Sie find der Oberst v. Tromski. Sie haben ein Recht, über meines Freundes Ver­halten entrüstet zu sein und sind berechtigt, von ihm eine Entschädigung für den vierjährigen Unterhalt seines Sohnes zu fordern. Nennen Sie eine Summe, Herr Oberst!"

Nicht einen Pfennig, Herr v. Sensheim!" erwiderte der Oberst, denn dieser war es wirklich, voller Erregung.Sie kennen nicht den hohen Grad von Verachtung, den ich für jenen Menschen empfinde. Ein Land ist zu eng für uns beide. Meere müssen uns trennen. Deshalb willige ich ein, ihm ohne weiteres seinen Sohn zurückzuzeben wenn er sich ehrenwörtlich verpflichtet, zwölf Jahrelang in England oder in Amerika zu leben und innerhalb dieser Frist den deutschen Boden nicht zu betreten. Später, wenn ich in die Grube gefahren sein werde, dann mag er wieder» kommen und hier in Ruhe die Frucht seines Abenteurertums genießen."

Albert stützte den Kopf nachdenklich in die Hand und starrte vor sich auf die Marmorplatte des Tischchens hin. Die vom Obersten gestellte Bedingung war eine äußerst merkwürdige. Wenn derselbe wirklich seiner Versicherung gemäß den Enkel als lebendiges Vermächtnis der verstor­benen Tochter so innig liebte, so mußte er doch offenbar ein hohes In­teresse daran haben, Otto Frank aus Deutschland wegzmvünschen, da er sich bereit erklärte, für die Erfüllung dieses Wunsches das Kind herzugebeu. (Fortsetzung folgt)