verteilt und gestern Abend, als der Klaffenordi­narius gewöhnlich seinen Spaziergang im Dom­garten zu machen pflegte, sollte das ausführlich besprochene Attentat verübt werden. In der elften Stunde bekam ein jugendlicher Attentäter Reue und brachte den beabsichtigten Mord zur Anzeige. Zwei Schüler traten sofort aus, ein Haupträdelsführer wurde entlassen und den übrigen 6 samt dem Kronzeugen wurde ausgegeben, daß sie die Anstalt zu verlassen haben.

* Wegen Unterschlagung von über 60 000 Mark in amtlicher Eigenschaft empfangener Gel» der ist die Untersuchungshaft gegen den flüch­tigen 37jährigen früheren Postassistenten Ludwig Kramer zu Völklingen, zuletzt in Saarbrü­cken beschäftigt gewesen, seitens des Staatsan­walts daselbst verhängt worden und wird auf denselben steckbrieflich gefahndet.

* Aus Frankfurt a. M. meldet ein Tele­gramm, daß der Rechtsanwalt Stultz und Ge­noffen (der Schreiber des genannten Rechtsan­walts und ein Gefängniswärter) von der An­klage der Beamtenbestechung behufs Erlangung des Auftrags zur Verteidigung im Prozeß Lieske -freigesprochen worden sind.

* Dresden. Im ganzen Königreich Sachsen wird, wie der Finanzmtnister v. Könneritz in Ausführung eines vom Landtage im vorigen Jahre genehmigten Gesetzes angeordnet hat, auf allen fiskalischen Straßen und Brücken die Erhebung des Chaussee- und Brückengeldes am ZI. Dezember d. Js. vormittags 10 Uhr ein­gestellt.

* Köln, 30. Juli. Wie die Kölnische Volks- Ztg. meldet, wurde in dem heutigen geheimen Konsistorium Bischof Krementz zum Erzbischof von Köln präkontsiert.

* Mülheim a. Rh. Auf der hiesigen Polizeiwachtstube erschien jüngst abends ein Stromer und begehrte ein Unterkommen für die Nacht. Im Hinweis auf seine junge rüstige Gestalt und angesichts des Hellen Tages wies man den Bittsteller ab. Er aber sagte zu dem Beamten:Ich wette mit Ihnen um meine Freiheit, daß ich hier bei ihnen noch ein Nacht­quartier erhalten werde!" Und er gewann die Wette, denn unter dui Augen des Polizeidieners begann er an den nächsten Thüren zu betteln, bis man ihn einsperrte. Vorgeführt meinte er lächelnd:Sehen Sie, ich bekomme jetzt mehr, als ich anfangs wünschte."

* Giebt's keine Pserdelotterie mehr? fragt ein Schreiner in Bern bei Ziegenhein. Auf dem Caffeler Markt hat er 1 Pferd für 600 M. gewon­nen und auf dem Fritzlarer Markt einen ele­ganten Wagen mit zwei Rappen im Werte von 3000 M. beides auf je 1 Los.

Ausland.

* Wien, 30. Juli. Die Pol. Korresp. meldet aus Konstantinopel, 29. d.: Die Pforte schloß mit Krupp die Lieferung einer großen Zahl Geschütze für die Armierung der Befestigungen der Meerengen ab. Der Kosten­

aufwand wird durch eine Anleihe von 800,000 Pfd. (türk.) gedeckt.

* (Ein Pfarrer verschwunden.) Großes Auf­sehen erregt in Pest das Verschwinden des Uermenyhazaer (Torontaler Komitat) katholischen Pfarrers Vincenz Balazs. Derselbe soll sich mit einer Lehrerin Namens Kovacs entfernt haben und ist wahrscheinlich nach Amerika aus­gewandert. Weiter heißt es. Balazs habe 4 bis 5000 fl. Kirchengelder mitgenommen und außer­dem Private mit ca. 20,000 fl. geschädigt. Balazs nahm im Komitat eine hervorragende soziale Stellung ein.

* Aus der Schweiz. Auf dem eidgenös­sischen Schützenfest in Bern hat am Sonntag eine Italienerin, eine Madame Basso in Genf, einen großen Becher, den sie mit 200 Nummern geschossen, feierlich am Gabentempel abgeholt, und wurde das seltene Ereignis mit 3 Kanonen­schüssen gefeiert.

* Die anhaltende trockene Witterung macht

sich vielerorts geltend; mit der Klage über Ver­dorren der Sommergewächse ertönt auch der Notruf nach Trinkwasser. Der Winter war nicht reich an Niederschlägen, und darum sind manche Wasseradern versiegt. So wird Wasser­mangel berichtet aus Solothurn und Baselland. Neucnburg hat während der Nacht die Wasser­leitungen abgeschloffen. (N. Z. Ztg.)

* Eine Merkwürdigkeit, wie sie vermutlich sonst in keinem schweizerischen Hotel vorkommt, ist der Portier im Kurhaus Tarasp; er soll nämlich nicht weniger als 100,000 Fr. ver­steuern und der größte Aktionär des Kurhauses sein. So berichtet das Wochenblatt vom See­bezirk.

* Vorletzten Sonntag morgens V-6 Uhr ver­unglückte auf dem Stockhorn der 19jährige Gerbergesclle Gärtner, Sohn des Schullehrers aus Neubulach in Württemberg. Er hatte mit einem Kameraden die Steigung unternommen, um Edelweiß zu suchen, rutschte aus und stürzte über die Kummlifluh in die Tiefe, wo er mit gräßlich zerschmettertem Schädel tot aufgehoben wurde.

* (Eine historische Thatsachr.) Einige Pariser Bürger hatten sich behufs Entscheid­ung einer Wette an das preußische Kriegsmini­sterium mit der Frage gewendet, ob die deut­schen Truppen bei ihrem Einzug: in Paris durch den Arc de Triomphe oder ob sie bei demselben vorbeimarschiert wären. Hierauf ist folgender amtliche Bescheid erfolgt:Nach Aus weis der Akten rückte am 1. März 1871 um 8 Uhr morgens der zum Kommandanten von Paris ernannte General-Lieutenant v. Kamecke mit der 1. Schwadron des 2. hessischen Husaren­regiments Nr. 14 und dem 1. Bataillon des 2. naffauischen Infanterie - Regiments Nr. 88 von der Brücke vor Neuilly aus in Paris ein. Der Einmarsch geschah völlig kriegsmäßig, vor­auf ein Zug Husaren; dann folgte die Schwa­dron unter Rittmeister v. Colomb, der Kom­mandant mit seinem Stabe und das Bataillon;

am Schluß ein Zug Husaren. Der auf Idem Wege liegende Arc de Triomphe ist für ge­wöhnlich durch Ketten abgesperrt. Außerdem war damals unter demselben ein Graben ge­zogen. Um die Bewegung nicht aufzuhalteu, marschierte man zur Seite am Triumphbogen vorbei. Rittmeister v. Colomb ritt jedoch mit einigen Husaren der Vorhut durch den Triumph­bogen, über das Hindernis hinweg. Um 1 Uhr nachmittags erfolgte der Einmarsch des 6., 11. und des 2. bayerischen Armeekorps mit Mastk und fliegenden Fahnen, wobei der Triumph­bogen ebenfalls umgangen wurde. Bei dem am 3. morgens erfolgten Abmarsch der Truppen aus Parts rückten das 2. bayrische und das 6. Armeekorps durch den zu diesem Zweck wie­der gangbar gemachten Arc de Triomphe, bet welchem der General v. Kamecke den Vormarsch derselben abnahm."

* (Keine Feuerbestattung.) Der französische Ingenieur I. Kergovatz schlagt vor, alle Leichen auf galvanoplastischem Wege mit einer Metall­hülse zu überziehen. DieseBestattungSart" sei billig. Arme Leute verzinkt man, wohlhabendere lassen sich verkupfern, ganz reiche versilbern und vergolden. Der Erfinder dieserBeisetzungs"- Art hat dieselbe bereits au 11 menschlichen und über 100 Tierreichen erprobt und rühmt ihr fol­gende Vorteile nach: 1. Die teuren Wesen wer­den für immer aufbewahrt, ihre Erinnerung ist stets gegenwärtig; die Kette der Familten- überlieferungen wird nicht unterbrochen; 2. Luft und Wasser werden nicht mehr verdorben, die Entwickelung von Seucheo ist verhindert; 3. die Körper bleiben für gerichtliche und wissenschaft­liche Untersuchungen aufbewahrt; 4. die Denk­mäler der großen Männer, die das Vaterland ehren will, sind mittels eines längeren Metall­niederschlags fix und fertig, ohne Staat und Gemeinden mit großen Ausgaben zu belasten.

* London, 31. Juli. DieMorningpost" meldet: Der russische Minister Giers versicherte in Thornton, der Czar halte eine schnelle Lös­ung der afghanischen Frage am wichtigsten für den Frieden, welcher ihm ebenso am Herzen liege wie den übrigen europäischen Mächten.

* Petersburg, 30. Juli. Auf Befehl des Kaisers ist die Aufnahme jüdischer Studie­renden in dem Charkowschen technologischen Institut auf 10 Proz. der Gesamtzahl der Stu­denten des Instituts zu beschränken.

Haudel mrd BsxSehr.

* Heidrnheim, 29. Juli. Der heutige Schafmarkt war von Käufern, sowie Verkäufern sehr zahlreich besucht. Er war mit 13 bis 14 000 Schafen befahren. Der Handel gieug anfangs flau, doch entwickelte er sich später leb­hafter und wurde zum Schluß noch manch gutes Geschäft bei ordentlichen Preisen abgeschlossen. Fette Hammel erzielten bis zu 50 und 54 M. das Par. Viele find von Händlern für Parts aufgekauft worden.

Füc die Redaktion verantwortlich: W. Stteker, Altenstng.

Altes Haus," war eine familiäre Benennung, die Mr. Stackes ungemein schmeichelte. Derselbe war ungefähr dretundzwanzig Jahre alt, sehr reich und sehr einfältig und mit einer großen Schwäche für das behaftet, was ervornehme Gesellschaft" nannte. Bob Maitland, der mit ihm und von ihm lebte, war von guter Geburt und konnte alles mit seinem Freunde anfangen. Es war dasselbe Verhältnis wie zwi­schen Hasbürn und dem jungen Lord.

Ticehorst war erfreut, die beiden Bekannten zu treffen; cs gab Or ihn nichts ärgeres, als mit seinen Gedanken allein zu sein. Er wurde auch enthusiastisch von Mr. Stackes bewillkommt, Maitland aber meinte, daß er ihn kaum erkannt habe, da er einmal ohne seinen Wärter zu sehen sei.

Was meinen Sie damit?" fragte Ticehorst, die Stirne runzelnd.

Nun," lachte Maitland.Sie gehen ja nie ohne Ihren Wärter aus. Nehmen Sie den Witz nicht übel, Ticehorst," fügte er bei, als er den jungen Mann vor Zorn erblassen sah,unter Freunden ist ein schlechter Witz schon erlaubt."

Es ist wirklich ein elender Witz," sagte der junge Lord, dessen Lippen vor Zorn bebten,und ich bitte Sie Mr. Mattland, auf meine Geduld nicht allzu sehr zu bauen."

Mr. Maitland!" rief der andere.Kommen Sie her, alter Junge, geben Sie mir die Hand und nehmen Sie die förmliche Anrede zurück; ich hatte Unrecht und wollte Sie keinesfalls beleidigen, mehr kann ich doch wahrlich nicht sagen."

Der gutmütige junge Mann nahm die Entschuldigung an, und die drei gingen mit einander, und Ticehorst, der ein einsames Diner im Hotel scheute, war leicht durch die Bitten der beiden Freunde zu bewegen, mit ihnen zu speisen. Das Essen war ganz köstlich, und die jungen Herren

ließen einen Pfropfen nach dem anderen sprmgen. Unter dem Einfluß des Weines raffte sich Ticehorst zusammen und äußerte, nachdem er Maitland freundschaftlich auf die Schulter getippt hatte:

Bobby, ich habe Ihnen noch zwei Worte zu sagen. Bitte, blei­ben Sie, Stackes," bemerkte er nebenbei, da dieser sich erheben wollte. Es ist gerade kein Geheimnis, und Sie find ja auch ein guter Kerl, Stackes, und dürfen hören, was Bobby mir sagt."

Was wollen Sie denn eigentlich wissen, Ticehorst?" fragte Maitland.

Nun, über das, was Sie mir von Hasbürn sagten, daß er mei« Wärter sei."

Ganz wohl; aber Sie werden wieder böse werden, Ticehorst."

Nicht im geringsten; also seien Sie ein guter Kerl, Bobby, uud sagen Sie, was man über mich und Hasbürn spricht."

Nun," entgegnete Maitland entschlossen,mau sagt, daß Sie we­der Hand noch Fuß rühren dürfen, wenn er es nicht erlaubt. Einige versichern auch, daß er Sie Wäsche und Ihnen die Haare abtetlt; kurz und gut, man sagt, daß er Ihr Herr und Meister ist und Sie sein ge­horsamer Diener sind."

Und glauben Sie, daß Gilbert solche Rede» zu Ohren gekommen sind?"

Zu Ohren gekommen?" lachte der andere.Er sagt es ja selbst, wenn man es hören will."

Zum Teufel auch," fuhr Ticehorst auf.Das muß aufhöreu, Ihr werdet sehen, daß es aufhören wird. Ah, da ist mein Wagen. Gute Nacht, Bobby, gute Nacht, Mr. Stackes; es hat mich gefreut. Sw so wohl zu sehen." Mit diesen Worten eilte er hinaus, nickte den Freun­den nochmals zu und fuhr davon. (Fortsetzung folgt.)