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nete Beispiele, welche wesentlich zum Verständnis de« schwierigen Gesetze» beitragen würden.
Cannstatt 4. April. (Blumentag.) 160 junge Damen waren trotz der Ungunst der Witterung schon am Hellen Vormittag als Blumenverkäuferinnen tätig. Sie habe» bi» Mittag 60000 Nelken verkauft. Im Bezirk Cannstatt wurden 45000 Nelken abgesetzt. Kurz nach 4 Uhr nachmittag» kamen der König und die Königin im offenen Zweispänner auf den Wilhelmsplatz angefahren wo sich der Bezirksausschuß mit einem halben Hundert festlich gekleideter Mädchen zur Begrüßung eingefunden hatte. Oberamimann Regierung»rat Nick begrüßte die Majestäten, die vom Publikum mit stürmischen Hochrufen empfangen wurden. Nach etwa V« Stunde setzte da» Königspaar die Rundfahrt zum Kursaal fort, wo drei weitere Mädchengruppen aufgestellt waren und General Freiherr Pergler von Pergla» die Majestäten mit einer Ansprache begrüßte. Eine 3. Gruppe Mädchen erwartete da» König»paar auf dem Marktplatz, von wo diese» nach Stuttgart zurück- fuhr. Im Kursaal ist heute abend eine Festunterhaltung.
Zuffenhausen 4. April. In der Wohnung eine» Hause» der Stammheimerstraße entstand dadurch eine Explosion, daß der Mieter, der am 1. April die Wohnung verlassen hatte, beim Abschrauben der Ga»lampe im Wohnzimmer dev Haupthahnen zwar geschloffen, in bodenlosem Leichtsinn den Lampenanschluß aber unverschlossen gelaffen hatte. Al» nun der neue Mieter das Ga» im Kochherd anzündete, machte sich bald ein starker Gasgeruch bemerkbar. Beim Ableuchten entzündete sich in dem Zimmer da» Ga». Durch die Explosion wurden der Mieter und seine Frau zu Boden geworfen, ohne jedoch Schaden zu nehmen, und einige Fensterscheiben zertrümmert.
Güglingen 4. April. (Zum Fall
Schwarzkopf.) In der Einbruchsache bei
Juwelier Schwarzkopf hier sind nunmehr S Personen verhaftet, die dringend verdächtig und teilweise schon überführt sind, den Diebstahl begangen zu haben. Von fünf der Verhafteten werden die Photographien gezeigt, um feststellen zu können, ob sie sich vor dem Einbruch in
Stadt oder Bezirk aufgehalten haben. Von dem Zuchthäusler Rau, der von hier gebürtig ist,
ist bekannt, daß er vor dem Einbruch einige Tage hier war. Die ganze Art de» Einbruchs wies auf einen mit de« örtlichen Verhältnissen Bekannten hin. Von den gestohlene« Uhren und Schmucksache» find bi» jetzt erst etliche 30 Uhren beigebracht.
Pfaffenhofen OA. Brackenheim 4. April. (Tod durch Rattenbiß.) Ein i« besten Mannesalter stehender fleißiger und allgemein geachteter Gewerbetreibender wurde von einer Ratte in die Hand gebissen, beobachtete die Wunde aber nicht. Er schaffte ruhig weiter, bi« er über Schmerzen im ganzen Körper klagte, trotzdem aber seinem Tagewerk nachgehe« wollte.
Kurze Zeit darauf fand man ihn bewußtlo» und wenige Minuten nachher war er an Blutvergiftung gestorben.
Gmünd 4. April. (Part eiwesen.) Zu der Nachricht, daß die Konservative Partei bei der kommende« Reichstagswahl im 10. Wahlkreis mit einem eigenen Kandidaten Vorgehen wird, der gleich im ersten Wahlgang die Unterstützung des Zentrum» erhält, bemerkt die RemS- zeitung, sie könne nur wiederholen, daß, was die Zentrum»partei betrifft, der Landesautschuß in dieser Beziehung «och keinen Beschluß gefaßt habe, sondern vor der Stellungnahme darauf nochmals Hinweise, daß so manche» aus der Luft gegriffen ist, was über die Kandidatur de» Zentrums im 10. Wahlkreis jetzt geschrieben wird.
Oberndorf 4. April. (Blumentag.) Der Ertrag de» Blumentag» im Oberamtsbezirk Oberndorf beziffert sich auf 6 528 wovon bekanntlich auf die Oberamtsstadt 1681 fallen. — Die Baiersbronner hatten wegen de» schlechten Wetter» am 26 März den Blumentag um acht Tage verschoben und damit einen guten Erfolg erzielt. Die Stadt allein brachte es auf eine Einnahme von 724 mit den umliegenden Gemeinden bi» hinauf auf den Kniebis zusammen stieg der Betrag über 1100
Oberndorf 4. April. In den letzten Tagen fand hier eine umfangreiche Beweisaufnahme in einem Schadenersatzprozeß statt, den der Fischzüchtereibesitzer Hofer hier gegen die Wafferversorgungsgruppe de» kleine« Heuberg« anstrengte. Die letztere hat ihre Quellfaffung unmitteibar oberhalb der Fischzuchtanlage Hofer» im Lauterbachtal vorgrnommen und sich dabei vertraglich verpflichtet, jeden durch die Bauarbeiten für die Fischzuchtanlage entstehenden Schaden zu vergüten. Hofer behauptet nun, laut „Schwarzw. Boten", daß infolge der Bauarbeite», intbesondere der umfangreichen Grabungen eine solche Verunreinigung de» seiner Anlage zufließrnden Wasser» herbeigeführt worden sei, daß fast sein ganzer Fischbestand, insbesondere die sehr wertvollen Zuchtfische, im Laufe der Bauausführung zugrunde gegangen sei. Der Schaden wird vorläufig auf 8 500 ^ berechnet, soll aber erheblich mehr betragen. Die Wasserversorgungsgruppe bestreitet ihre Schadenersatzpflicht. E» wurde eingehender gerichtlicher Augenschein an Ort und Stelle unter Zuziehung zahlreicher Zeugen und Sachverständiger vorgenommen. Al» Fischereisachverständiger fungierte dabei Oberförster Stier von Ochsenhause», als Sachverständiger für die Bauausführung Stadtbaumeister Wäschle von Rottweil. Der bekannte Fischereisachverständige Prof vr. Sieglin-Stutt- gart wohnte als Zeuge den Verhandlungen an.
Oberndorf 31. März. Da die Lieferung von 32 000 Stück Gewehren für Serbien in dem kommenden Monat abgeschloffen ist, sind von der Waffenfabrik Mauser bereits etwa 1000 Arbeiter entlasten worden. Neben der Erledigung eines kleineren Auftrag» für eine amerikanische Republik hofft die Fabrik doch »och türkische
Aufträge zu bekomme«. Zu diesem Zwecke begibt sich Direktor Mauser nach Konstantinopel. Einen flotten Absatzes erfreuen sich die neuen Revolver und die Mauserschen Pirschbüchse«.
Tuttlingen 4. April. (Das achte Schuljahr.) Der Bezirksschulinspektor Goller hatte die Anregung gegeben, an der hiesigen Mädchenmittelschule ein obligatorisches 8. Schuljahr einzuführen. Der evangelische Ortsschulrat hat diese Anregung aufgegriffen und einen Antrag den bürgerlichen Kollegien unterbreitet. Hierdurch wird erst in 4 Jahren die Errichtung einer weiteren Schulstelle und die Bereitstellung eines Schullokal» nötig. Letztere» ist bis dahin vorhanden. Bei der Beratung wiese« die meisten Redner auf die großen Vorteile hin und führten au», daß der Mangel einer höheren Töchterschule in der Stadt dadurch etwa» ausgeglichen werden könnte. Einstimmig wurde beschlossen, rin 8. Schuljahr an der Mädchenmittelschule einzuführen und die Eltern der in diesem Jahre in die Schule eintretenden Kinder hierauf zu verpflichten.
Ulm 4. April. (Häuteverkauf.) Im hiesigen Schlachthaus wurden gestern von 8 Ortschaften 3600 Großviehhäute und 5800 Kalbfelle verkauft. Für das Ulmer Gefälle wurden pro Pfund folgende Preise erzielt: Kuhhäute 68—69 A Kalbelhäute 71—72 V» A Ochsenhäute 65-66'/- Farrerhäute 56—65 A Kalbfelle unter 12 Pfund 123 A über 12 Pfd. 107
Baden-Baden 3 April. Nach einer au» Friedrichshofen ein getroffenen Nachricht wird das Luftschiff „Deutschland" am Freitag hier eintreffen und in der Luftschiffhalle landen. Von hier au» werden am SamSkag und Sonntag Paffagierfahrteu unternommen. Dann geht es »ach Düsseldorf.
Antwerpen 3. April. Das Fort Valaf de» Antwerpen» Festungsgürtel» ist gestern eingestürzt. Die Grundmauern erwiesen sich für die schweren Pavze grschütze als zu schwach. Sie hatten nachgegebeu und den Einsturz des Fort» verursacht. Die dort beschäftigten Arbeiter waren durch das Krachen der Mauern rechtzeitig gewarnt worden und halten sich in Sicherheit gebracht, so daß Personenverletzungen nicht zu verzeichnen sind. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf 2 Millionen Franken.
Retlamrtril.
NiMLMkll
Amtliche uud Privatmyeigen. Konkursverfahren.
Ueber den Nachlaß des am 28. Januar 1911 verstorbenen Johann Heinrich Ayafse, gewes. Strumpfwebers in Simmozheim ist heute am 4. April 1911, vormittags 10 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden.
Der Bezirksootar F euch t in Calw wurde zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen find bis zum 21. April 1911 bei dem Gerichte anzumelden.
ES wurde zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigerauSschuffeS und eintretendenfalls über die in W 132, 134 der KonkurSordnuug bezeichneten Gegenstände auf
Samstag, den 29. April 1911, vormittags 11 Uhr, uud zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf
Samstag, de» 29. April 1911, vormittags 11 Uhr, vor dem K. Amtsgericht Calw Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache im Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig find, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 21. April 1911 Anzeige zu machen.
Calw, den 4. April 1911.
Serichtsschreiber K. Amtsgericht» Calw.
Siber.
Bekanntmachung.
Die Schuldner von Anerkennung?- und Pachtzinsen, sowie von sonstigen regelmäßig wiederkehrendrn Geldleistungen (für Graben-, Dohlenreinigung usw.) haben in Zukunst die Beträge mittelst Zahlkarte unmittelbar auf das Konto Nr. 3080 des Straßenbaurechners beim Postscheckamt in Stuttgart einzubezahlen; die für 1910 fälligen Beträge werden noch in der seitherigen Weise durch die Oberamtspflegen eingezoge».
Die Zahlkarten werden vom Straßenbaurechner den Schuldnern jeweils zur Verfallzeit übersandt werden.
Calw, den 31. März 1911.
tt. Stratzenbauinspektion.
Kurz.
Holzversteigerung.
Das Sr. Forstamt Huchenfeld in Pforzheim versteigert mit Borgfcist- bewilligung aus Domänenwalddistrikt III Reichenbacher Nagoldhalde, Abt. 32 hint. Kleb. 34 Dennjächter Hau, 35 Dennjächter Klinge, 37 mittl. Simmerich, 38 hint. Simmerich und 40 Scheiterberg
am Montag, de» 10. April 1911, vormittags 9 Uhr, im Gasthaus zum Waldhorn in Unterreichenbach:
45 Ster buchenes (hierunter 14 Ster hainbuchenes), 85 Ster eich, 7 Ster gemischtes und 124 Ster Nadel-Scheitholz; 86 Ster buch., 50 Ster eich , 54 Ster gem. und 229 Ster Nadel-Prügelholz, sowie 11 Lose Schlagranm.
Nähere Auskunft erteilt Forstwart Bai er in Schellbronn.