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Erscheinungstage: Montag. Dienstag. Mittwoch, Donnerstag, Freitag und SanrStag. Jnsertionspreis LH Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorre; außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, den 1. April 1911.

Bezugspr.i. d. Stadt'/,jährl.m. Lriigerl. Mk. t.SS. PostbezugSpr. t.d. Orts-u. NachbarortLverk. '/.jührl. Ml. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg. in Württ.M Pfg., in Bayern u. Reich tLPsg.

Amtliche Bekanntmachungen».

Die Ortsbrhördeu

werden zur umgehenden Vorlage der auf 1. April ds. IS. verfallenen Regiebannachweisuugen, Sportel­verzeichnisse und Steuerlieferungsberichte bezw. entsprechender Fehlanzeigen veranlaßt.

Calw, den 31. März 1911

K. Oberamt.

__Amtmann Rippmann.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Ab­haltung von Wiederholnngsknrfe« für die Besucher früherer Unterrichtsknrfe über Obstbanmzucht.

Im kommenden Sommer, kurz vor bezw. nach der Heuernte, werden unter der Voraussetzung ge­nügender Beteiligung für die Besucher früherer Unterrichtskurse über Obstbaumzucht an der K. land­wirtschaftlichen Anstalt in Hohenheim und, soweit erforderlich, an der K. Wemvauschule in Weinsberg Wiederholungskurse abgehalten werden, in welchen die Teilnehmer Gelegenheit zur Befestigung und Erweiterung der erworbenen Kenntnisse, sowie zum Austausch ihrer Erfahrungen erhalten sollen.

Die Dauer dieser Wiederholungskurse ist auf eine Woche festgesetzt.

Der Unterricht ist unentgeltlich; dagegen sind die Teilnehmer an den Wiederholungskarsen ver­pflichtet, den Weisungen der Kursleiter nachzu- kommen, auch haben sie für Wohnung und Kost selbst zu sorgen.

Bedingungen der Zulassung zu den Wieder- holungskursen sind:

der Nachweis des Besuchs eines früheren Unterrichtskurses über Obstbaumzucht mit An­gabe des betreffenden Jahres und Orts, Aus­kunft über die seitherige Tätigkeit dals Bezirks-,

Gemeindebaumwart oder dergleichen und guter Leumund.

Gesuche um Zulassung zu den Wiederholungs­kursen sind mit einem schuliheißenamtlichen Zeug­nis über die Erfüllung vorstehender Bedingungen spätestens bis 24. Mai d. I. an dasSe­kretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Stuttgart, den 24. März 1911.

Stin g.

Dagesuemgkeiteu.

L. Calw. Auf Veranlassung der hiesige« Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesell­schaft wird am kommenden Mittwoch Herr Pfarrer Wagner von Nruhengstett überKrieg und Moral" spreche». Der immer gerne gehörte Redner wird, so hoffen wir, auch diesmal seine bewährte Anziehungskraft ausübe«, umsomehr, als die Friedensfrage gegenwärtig im Vorder­grund des Interesses steht und sich trotz der erst neulich geäußerten Skepsis Bethmann Hollwegs in erfreulichem Tempo auf dem Marsche befindet.

Stuttgart 31. März. (Der Abschied des Herrn v. Gauß.) In seiner Abschieds­rede bei der heutige» gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wies Oberbürgermeister v. Gauß nochmals auf die Gründe hin, die ihn zu seinem Rücktritt veranlaßt hätten, besprach sodann sei« Verhältnis zu den bürgerlichen Kollegien und betonte, es werde auch fernerhin nötig sein, daß der Stadtvorstand so wie er jeder Zeit seine Ueberzruguvg entschieden geltend mache. Er dürfe sich durch keine Gegnerschaft davon abschreckev lassen, da» zu tun, was er für

richtig halte. Während seiner Amtszeit habe er vielleicht in vielem geirrt, aber sich den Aufgaben des Amtes stet» auf» Ernsteste gewidmet. Der Redner nahm Abschied mit dem Wunsche, daß er keinen Nachfolger erhalten möge, der keinen eigenen Willen besitze. Für die ihm vielfach zuteil gewordene Unterstützung und für jede Freundlichkeit, die er erfahren habe, sprach er herzlichen Dank aus. Bürgermeister Dr. Ret 1 ich und Bürgerausschußobmann Dr. Erlanger widmeten dem Scheidenden herzliche Dankesworte, indem sie seine Verdienste und den Fortschritt der Stadt hervorhoben. Das dienstältrste Ge­meinderatsmitglied rief dem Scheidenden gleich­falls ein herzliches Lebewohl zu.

Stuttgart 1. April. In neuerer Zeit sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, au» denen hervorgeht, daß die von der Deutschen Kolonial­gesellschaft errichtete unter der Oberaufsicht de» Reichs stehende Zentralauskunftsstelle für Auswanderer in Berlin ^V. Schel- lingstraße 4 noch nicht genügend bekannt ist. Die Stelle und ihre Zweigstellen erteilen auf mündliche oder schriftliche Anfragen auswande­rungslustige« Personen unentgeltlich Aus­kunft über AuSwauderungsziele und über sonstige Auswanderungsangelegenheite«. Es ist den zur Auswanderung entschlossenen Personen nach­drücklich anzurate», nicht eher auszuwandern, als bi» sie bei einer dieser Stellen sich über die Verhältnisse des Ortes oder Lande», nach dem sie auswandern wolle«, erkundigt habe».

Heilbronn 31. März. (Ein Erfolg der Fleischerinnuvg.) Die hiesigen Mtt-

Nrolog dom Girssuer Mumentsg.

Was gibt's denn heut' im ganzen Württemberger Lande Vom Taubertale bis zum Bodensee,

Vom dunkeln Schwarzwald bis zum lichten Jllerstrande? Was sprossen denn, wo kaum der Märzenschnee

Dahinschmolz, allenthalben auf schon prächt'ge Nelken, Wenn sonst erst Veilchen blühn und Primula?

Und wundersame Nelken sinds, die nicht verwelken! Und Blumenmädchen sind in Menge da

Mit Bogenkörbchen und mit rotblauweißen Schleifen In duft'ges Weiß gehüllt. Auf Schritt und Tritt Versuchen jählings sie, den Wandrer fest zu greifen. Bis er nimmt 1, 2, 3, 4 Nelken mit

Auch sind beflissen sie, mit wunderschönen Karten, Worauf des Königs und der Königin Contrefey,

Dir liebenswürdig lächelnd aufzuwarten,

Ob Du nicht eine, zweie oder drei

Aus ihren schwarz, rot, blau u. weiß geschmückten Körben Entnähmest gegen klingendes Metall.

O wähne nicht, daß Du entrönnest ihrem Werben.

In ihre Hand fällst Du in jedem Fall.

Selbst wenn im Klosterhof Du aus der Einen Klaue Entkämest, triumphiere nicht zu bald.

Denn unerbittlich ruft dann in der Pletschenaue Dir eine andre zu ein donnernd Halt

Wer hat mit solcher Schneide und so viel Finesse Der Blumenfeeen Schar einexerziert?

Das ist der Blumenfeeen Oberpatronesse.

Sie hat den Blumenfeldzug dirigiert!

Hört ihr das Glöcklein läuten Glöcklein mit dem Silberton? Längst in altersgrauen Zeiten Sprach man von dem Glöcklein schon.

Denn nach der alten Sage War einst ein erlauchter Herr

Der führte schmerzliche Klage,

Das Szepter sei ihm zu schwer.

Es drücke die goldne Krone Zu sehr sein müldes Haupt,

Ihm sei das Licht und die Sonne Vom Dunkel des Purpur's geraubt.

Da ging er zum Glockengießer,

Wog ihm viel Silber dar Und davon gießen ließ er Ein Glöcklein wunderbar.

Man zog geschmückt mit Kränzen Zum Schloßturm es empor.

Dort sah man es wohl glänzen.

Doch keines Menschen Ohr

Vernahm der Glocke vollen Und Hellen Silberklang.

Es hatte der Fürst befohlen,

Man solle den Glockenstrang

Erst ziehen, wenn er ganz glücklich Und fröhlich einmal sei.

Dann sollte augenblicklich Der Glocke Melodei

Mit Jubelton erschallen Weithin durchs ganze Land!

So sprach zu seinen Vasallen

Gar traurig der Fürst und verschwand.

Das Glöcklein schwieg ganz stille.

Es gingen die Tage herum.

Es schwanden der Jahre viele Das Glöcklein blieb ganz stumm.

So lautet die alte Kunde,

Doch jetzt ist's andre Zeit.

Man hört weit in die Runde Des Glöckleins S i l b e r geläut.

Am Silbernen Hochzeitstage Führt unser erlauchter Herr

Nicht mehr die schmerzliche Klage, Das Szepter sei ihm zu schwer.

Heut drückt die goldne Krone Nicht allzusehr sein Haupt.

Heut wird nicht Licht und Sonne Vom Dunkel des Purpur's geraubt s

Des Silberglöckleins Echo hallt im ganzen Lande Die Saiten schwellen dem Klavierquintett Es jubelt der gemischte Chor vom Baß bis zum Diskante. Gewaltig braust das Liederkranzquartett.

Noch manches Wort und Lied erklingt am heut'gen Abend, Wenn schon das Silberglöcklein 12 Uhr schlägt,

Und mancher, manchen guten Schluck in sich begrabend. Wird immer patriotischer bewegt.

Schwarzrotblauweiß, das sind des Festes Farben. Sie haben's heut' uns mächtig angetan.

Als Marie einst und dann auch Ulrich starben.

Da fing das Schwarz für unfern König an.

Doch als Charlotte trat an seine Seite,

Sah man das Rot der Liebe wieder glühn.

Dann wölbte klar und heiter über beide Das Blau des Ehehimmels sich. . . Dahin

Sind fünfundzwanzig Jahre nun. Das Weiße Der Farbenreihe zeigt sich jetzt.

Es ist das Silberweiß. Nicht leise,

Nein laut ruf ich daher zuletzt:

Ihr Blumenjungfrau'n und ihr mit der musikal'schen

Ader,

Das Schwarzrotblauweiß soll heut Losung sein! IhrSpinnerinnen" und ihrEigensinn'gen" vom

Theater

Und alle, die ihr hier seid, stimmet ein

In Silberglöckleins Hellen Klang:

Das Königspaar, es lebe hoch es lebe lang Zum mindesten bis zu jenem Jahr,

Wo's wird ein goldnes Hochzeitspaar!

IV.