vollständig zerstört. Der Kessel wurde gegen 40 Schritt weit aus dem Gebäude geschleudert. Ueber die Ursache der Entstehung des Unglücks­falles ist bisher nichts bestimmtes bekannt geworden.

Ausland.

Wien, 13k Sept. Alle Vorbereitungen für die Kaiserzusammenkunft sind beendet. Der Kaiser wird mit dem deutschen und russischen Kai­ser am Montag Zusammentreffen. Am Mitt­woch findet die Rückkehr statt.

Agram. Der Postmeister des kroatischen Städtchens Krapina hat sich mit 29000 Gulden Postgeldern aus dem Staube gemacht. Der Flüchtling wird steckbrieflich verfolgt.

Neuenburg. An einem der letzten Abende versammelte sich der Gemeinderat eines Ortes im Kanton Neuenburg zu einer Sitzung. Das Gemeindehaus in welchem diese Sitzungen abge- halten werden, dient zu gleicher Zeit als Wirts­haus. Einige angetrunkene Gäste mochten wohl glauben, daß es sich um eine Heilsarmee-Ver­sammlung handle; sie drangen daher in den Sitzungssaalein und überrumpelten denGemeinde- rat. Der Gemeindepräsident schloß zwar, in richtiger Erkenntnis der Sachlage, sofort die Sitzung, konnte aber nicht verhindern, daß einige der Stadtväter übel zugerichtet wurden.

Rom, 12. Sept. Gestern sind in den in­fizierten Provinzen insgesamt 1085 Cholera­erkrankungen und 550 Todesfälle vorgekommen, hievon in der Stadt Neapel 966 Erkrankungen und 474 Todesfälle.

Neapel, 11. Sept. In der neapolitani­schen Bevölkerung ist die Panik auf den höchsten Grad gestiegen. Prozessionen durchziehen bar­fuß, laut betend die Stadt. An den Straßen­ecken knieen Hunderte vor den Heiligenbildern. Die Geschäfte stocken; viele Läden sind geschloffen.

Neapel, 12. Sept. Der König besuchte gestern in Begleitung von Depretis, dem deutschen Botschafter, Herrn v. Keudell unter anderem die Vorstadt Madellena, wo er auf's lebhafteste begrüßt wurde. Er wünschte, die Frage wegen Unterbringung der Bevölkerung aus den ungesunden Stadtteilen in Baraken außerhalb der Stadt sollte heute entschieden werden. Der König erklärte, er werde, so lange die Epidemie nicht Nachlasse, in.Neapel bleiben.

(Cholera.) Nach dem amtlichen Cholera- Bericht kamen am 9. September vor: In Bergamo 4 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Caserta 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle, im Cremano 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Cueno 16 Erkrankungen und 25 Todesfälle, in Genua 48 Erkrankungen (davon m Spezia 27) und 30 Todesfälle (davon 20 in Spezia), in Masfa e Carrara 6 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in der Stadt Neapel 750 Er­krankungen und 358 Todesfälle, in der Provinz Neapel 33 Erkrankungen und 12 Todesfälle, in Parma 9 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in der Stadt Rom 3 Erkrankungen (ein als

zweifelhaft gemeldeter Fall ist tötlich verlaufen.) Am 10. September sind in Neapel 947 Erkrankungen und 357 Todesfälle konstatiert worden.

Ein fürchterlicher Kampf zwischen Tieren ent­spann sich vor einigen Tagen im Zoologischen Gar­ten zu Margate. Ein weiblicher Tiger, der einen Käfig bewohnte, der an einen andern grenzte, welcher drei junge Löwen barg, wurde unruhig und riß die Wand nieder, welche die zwei Käfige von einander trennte. Die Tigerin griff die Löwen an, und ehe Hilfe geleistet werden konnte, hatte das wütende Tier, ver­möge seiner Stärke und Behendigkeit, dieselben tot niedergestreckt.

New - Aork, 10. Sept. Die Einwander­ungs-Kommission konferierte mit dem hiesigen Zolleinnehmer mit Bezug auf die Landung mittel­loser Einwanderer. Es ward beschlossen, sich an die Regierung in Washington um Beistand zur Verhinderung der Fortdauer des Uebels zu wenden.

New-Jork. Hugh Blesson, ein dunkler Ehrenmann aus New Jork, begab sich unlängst mit 20000 Dollar in der Tasche auf eine Bummeltour* und kam bei dieser Gelegen­heit in betrunkenem Zustande an Bord eines in Hoboken zur Abfahrt bereitliegenden Bremer Dampfers, den er für ein nach New-Aork ab­gehendes Fährboot hielt. Der schwer Bezechte legte sich in eine Koje zum Schlafen nieder und wachte nicht eher wieder auf, als bis der Dampfer sich auf hoher See befand. Natürlich mußte Blesson die unfreiwillige Fahrt nach Bremen mitmachen. Sein Verschwinden erregte zur Zeit in New-Dork großes Aufsehen und glaubte man, daß dem Manne eia Unglück zu­gestoßen sei.

Welch riesenhafte Verheerungen der neu­lich ausgebrochene Newyorker Börsenkrach in der Handelswelt der Vereinigten Staaten un­gerichtet, kommt jetzt an's Tageslicht. Während im Jahre 1882 in Newyork durch Bankerotte 5 455 686 und im darauffolgenden Jahr 11291116 Dollars verloren gingen, stieg diese Summe im ersten Halbjahr 1884 auf 57 611028 Dollars. In der ganzen Union belief sich die entsprechende Summe auf 124 891282 Doll, oder 522 Mill. M. Dazu kommt dann noch der Verlust der Spekulanten, die nicht bankerott gegangen sind und den man sicher auf das zehnfache rechnen kann. Ein Glück, daß die Krisis nur Eisenbahn-Papiere betraf, sonst würde der Rückschlag in Europa nicht ausgeblieben sein.

««s Vrrreyr.

Tettnan g, 15. Sept. (Hopfen.) Nach­dem zu Ausgang der letzten Woche die Preise bis zu 80 M. gefallen, haben dieselben mit Be­ginn dieser Woche wieder etwas angezogen, so daß bis jetzt 115 M. bezahlt wird. Der Han­del geht lebhaft, denn täglich werden viele Wagen­ladungen zur Station Meckenbeuren befördert. Aller noch an den Stangen und Drähten be­

findliche Vorrat ist durch die Stürme der letz» ten Woche und den täglichen Regen rot gewor­den, so daß schöne Helle Ware in kurzer Zeit sehr gesucht sein und wahrscheinlich auch bessere Preise erzielt werden. Sehr viele Produzenten halten deshalb auch mit dem Absatz zurück.

Nürnberg, 12. Sept. (Hopfen.) Zum heutigen Markt wurden 3000 Ballen ange­fahren, welche rasch und um einige Mark höher, meistenteils für den Export bestimmt, verkauft wurden. Die besseren Sorten sind um eine Kleinigkeit fester.

Niederstetten, 11. September. Die Nachfrage nach Brauer-Gerste ist wohl eine recht lebhafte jedoch bei allmählig rückwärts sich be­wegenden Preisen. Während bisher noch immer 73 / 48 M. bezahlt wurden, wird jetzt nur mehr 7'/z M. per Ztr. dafür verwilligt; die meisten Produzenten geben indeß auch bet diesen reduzier­ten Preisen ab.

Bisch Weiler, 9. Septbr. Unter den Hunderten von fremden Hopfenpslückern, die ge­genwärtig hier beschäftigt find, befinden sich auch solche, deren Kleidung die Städter und einen gewissen Wohlstand verrät. Diese Leute find angeblich in der Absicht gekommen, durch das Pflücken auf freiem Felde und das Einatmen der mit angenehmem Hopfengeruch gesättigten Luft eine Luft- und Hopfenkur durchzumachen. Nebenbei und zur besseren Unterhaltung be­schäftigen sie sich auch mit dem Heuer recht lohnen­den Hopfenpflücken, wodurch die Kosten der Kur geringer werden.

Vermischtes.

(Berechtigter Einwand.) Richter (ärgerlich): Sie erzählen da soeben wieder etwas, was Sie nur vom Hörensagen wissen. Ich will nur Ihre Aussagen über solche Sachen, die Sie selbst erlebt haben, und deren Sie sich erinnern kömen." Zeugin:O nein! Sie fragten mich vorhin auch, wann ich geboren sei, und da antwortete ich Ihne» gleichfalls, was ich vom Hörensagen weiß, denn erlebt habe ich es zwar, aber ich kann mich dessen unmöglich er­innern.*

(Der schönste Mann.) Ein franz. Schrift­steller sagt:Früher glaubte ich, einer Frau gefiele der Mann am meisten, welcher ihr als der schönste erschien. Dies war jedoch ein großer Irrtum. Jetzt weiß ich, daß sie demjenigen den Vorzug gibt, der sie für die Schönste er­klärt.

(Treffende Antwort.) Von dem seiner Zeit m Baden als Original weil bekannten Haupt- mann Freiherr v. Wallbronn wird folgender Witz erzählt. Von seinem Oberst zur Rede ge­stellt, warum er der neuen Ordre gemäß, die er doch kenne, seinen Schnurrbart nicht entfernt habe, erwiderte er:O, ich kenne die Ordre recht wohl. Sie lautet:Die Schnurrbärte fallen weg!* Ich warte immer darauf."

Für die Redakrion verantwortlich: W. Rieker, Altensteig.

Die letzten Worte hatte Leni mit sichtlichem Stolz hinzugefügt.

Eine dienstbare Frauenperson der Frau Kathrine trat herein und bereitete der für Leni so peinlichen Unterredung eine erwünschte Unter­brechung. Peter Scharffenbergs Gemahlin legte mit einem schweren Seufzer ihre Arbeit bei Seite und verließ in Begleitung der alten Magd das Zimmer. Als sich Leni allein sah, erhob sie sich von ihrem Sitze am Trsche und nahm in der von den Gardinen verhüllten Fensternische Platz. Hier konnte sie unbeachtet das feuchte Auge trocknen und ihren Gedanken nachhängend Trost für die Zukunft suchen.

Drunten aus dem Schankzimmer tönten heitere Stimmen durch das offene Fenster heraus auf die menschenleere Straße und der ein­same Wanderer, der nach dem Steinthore sich wendend, vorüberzog, konnte wohl nicht ahnen, daß in diesem Hause so großes Leid daheim sei, wie es droben im jungfräulichen Herzen der schönen Leni eine heimliche Stätte gefunden.

Die ehrbaren Väter der Stadt hatten, wie zu einer Sitzung im Rate, ihre gewohnten Plätze an der langen eichenen Tafel eingenommen. Sie polttiesirten bei ihren Schoppen über die zukünftigen Unternehmungen Napoleon Äonapartes, von dem man sich allen Ernstes erzählte, daß er durch seine Getreuen von Helena zurückgeholt worden sei, und demnächst zum Erstaunen der Welt in Frankreich landen werde.

Peter Scharffenberg, der außer der zeitweiligen Beihilfe seiner Tochter, die Gäste selbst immer mit frischem Stoff versah, hatte auch an der lebhaften Unterhaltung teilgenommen.

Nur hin und wieder lugte er verstohlen hinten in die Ecke, wo an einem kleinen Tische zwei junge Männer miteinander in halblauter Unterredung begriffen waren. Das Hauptaugenmerk Meister Peter Scharffenbergs schien vorzüglich auf den einen gerichtet zu sein, dessen

schlanker doch üppiger Wuchs seinen Tischnachbar merklich überragte. Ein pechschwarzes Haar wucherte üppig auf dem keck erhobenen Haupte and aus dem wettergebräunten, angenehmen Gesicht erglänzten ein paar ounkle Augen, die mit fast schwärmerischem Ausdruck die Umgebung musterten.

Es war Martin Sachs. Unter diesem Namen war der stattliche junge Mann in dem Städtchen bekannt geworden; sein eigentlicher Name war Martin Voigt. In einer sächsischen Provinzialstadt geboren, der John eines Kantors, hatte er sich bei einem Husaren-Regimcnt an den deutschen Befreiungskriegen während der Jahre 1813, 14 und 15 be­teiligt und war unmittelbar nach Austritt aus seinem freiwilligen Dienste auf seinen Wanderfahrten nach hier gekommen.

Er hatte, wie er es gewünscht, bei einem Meister einer Kunst Martin war ein geschickter Goldschmied Stellung gefunden und be­hauptete die ihm angebotene Stellung schon fast seit einem Jahre. In seinen Erholungsstunden nach Feierabend war Martin, nachdem er nur erst wenige Wochen Aufenthalt genommen, eines Abends auch in die Weinstube des alten Schiffhauses gekommen, «m sich bei einem Schoppen gütlich zu thun.

Peter Scharffenbergs Töchterlein, die heitere Leni, half just au diesem Abende ihrem Vater die Gäste bewirten und als ste mit züchtigen Blicken den Schoppen vorletzte, da begegnen sich beider Augen und Martin ward es dabei so seltsam zu Mute, wie er sich dessen noch niemals be­wußt gewesen. Schweigend hatte er von seinem Platze aus des Wirtes Töchterlein beobachtet und ihm wollte es scheinen, als ob auch Leni zum öfteren einen Blick nach ihm gesendet, der berauschender wirkte, wie der edle Rebensaft in seinem Becher aus dem Tische.

(Fortsetzung folgt.)