die Spur kam, stellte er entschieden in Abrede, mit dem Gesuchten identisch zu sein. Während der Protokollaufnahme 'bemerkte der Polizeikommissär an der Hand des Verdächtigen einen Ehering. Der Kommissär hieß den Fremden den Ring vom Finger ziehen und eine Besichtigung desselben ergab, daß der volle Name des Ungehaltenen und das Datum seiner Vermählung eingravirt war. Auf Grund dieser Erhebung sah sich Baptist veranlaßt, ein Geständniß abzulegen. In seinem Besitze -fand man noch einen Betrag von vierhundert Gulden.
Das österreichische Kronprinzenpaar hat vorgestern Abend seine Reise nach Konstantin o p e l angetreten. Der Sultan macht schon seit einiger Zeit die riesigsten Anstrengungen zu dessen Empfang und scheut weder Kosten noch Mühe, um seinen hohen Gästen den Aufenthalt an seinem Hofe so angenehm als möglich zu machen.
Prag. Zu dem Raub-Anfall in der Schweizermühle bei Tepl'tz wird noch gemeldet, daß der geheimnißvolle nächtliche Ueberfall und die Beraubung durch die als Mitglieder einer Gerichtskommission verkleideten Thäter dadurch noch an Bedeutung gewinnt, daß man darin ein Werk der extremen sozialistischen Partei zu erblicken glaubt.
(Der Skandal mit der Heilsarmee) lebt in der Schweiz wieder stärker als je auf, diesmal besonders an der Grenze der Kantone Bern und Neuenburg, da wo sich französische und deutsche Sprache scheiden. Nicht nur gaben die öffentlichen Versammlungen Anlaß zu großartigen Raufereien, bei denen die Leute zu Hunderten mit Stöcken aufeinanderschlugen, sondern auch Privatversammlungen der Heilsarmee wurden auf die troheste Weise gestört. Lärm und Geheul des Janhagels vor den betreffenden Häusern, Steinwürfe, Zerstörung aller Fensterscheiben, Ausfall der Belagerten, Handgemenge, mehr oder weniger schwere Verwun- tmngen meistens auf Seite der Salutisten. Das ist das Bild, welches seit acht Tagen eine Anzahl Ortschaften jener Gegend bieten. Die Polizei ist gewöhnlich nicht zur Stelle um Ruhe zu schaffen. Wie von Bern gemeldet wird, forderte nun das eidgenössische Justizdepartemem die Regierungen von Bern und Neuenburg auf, weitere Störungen der Heilsarmeeversammlungen zu verhindern.
Einem Hochzeitspärchen, das, aus d m südlichen Frankreich kommend, Genf zum Ziele der Hochzeitsreise gemacht hatte, drohte hier ein furchtbares Geschick in Gestalt einer früheren Geliebten des Mannes. Sie war nach Genf gekommen und hatte in einer Apotheke eine Flasche Vitriol gekauft. Mit dieser ausgerüstet, trat sie am Sonntag dem Treulosen und seiner Erwählten, die sich auf dem Wege ins Theater befanden, gegenüber und leerte ihnen die Flasche mit Vitriol ins Gesicht. Die erwartete Wirkung blieb jedoch aus, da der mißtrauische Apotheker, dem das verstörte Wesen der Vitriol fordern
den Person aufgefallen war, ihr statt dessen ein harmloses Haarfärbemittel überreicht hatte.
(Belohnte Höflichkeit.) Man schreibt aus Paris: „Ein Bahnbeamter, der im Bahnhofe von Meaux stationirt ist, erhielt am 2. ds. die Nachricht, daß er ein Vermögen von 400000 Francs geerbt habe. Der Name des Testators blieb ihm gänzlich unbekannt, und erst durch die Testaments-Kopie ward ihm klar, daß der Erblasser, ein 80jähriger Greis, Namens Bau- duin, der im Vorjahre durch Meaux reiste, beim Verlassen des Waggons stolperte; der Beamte bewahrte ihn vor dem Falle, führte ihn zu einem Sitze und diese kleine Gefälligkeit hatte der Verstorbene in- so fürstlicher Weise belohnt."
Nach einer Meldung der „Germania" aus Rom hat der Papst zu Theologen der Jns- brucker Universität, die er in der Karwoche empfangen hat, sich auch über die Elziehungssrage des Klerus in Preußen geäußert und gesagt: Die preußische Regierung habe ihm anfangs Grund gegeben, zu hoffen, daß die Frage in befriedigender Weise gelöst werden könnte; aber jetzt sei die Aussicht auf eine Verständigung wieder in weite Ferne gerückt. Der heil. Stuhl könne nicht zugeben, daß die Kandidaten des Prtesterstandes an Universitäten ihre Bildung erhielten, wo ihr Glaube und ihre Sittlichkeit stets von tausenderlei Gefahren bedroht seien, sondern er müsse darauf bestehen, daß der Klerus in Anstalten erzogen werde, die vom kirchlichen Geiste belebt seien und unter der Aufsicht der kirchlichen Obern stehen.
Neapel, 14. April. Gestern Abend feuerte ein Soldat in der Trunkenheit in Folge eines Wortwechsels mit Kameraden in der Kaserne ungefähr 50 Gewehrschüsse ab, durch welche fünf Soldaten getödtet und drei schwer verletzt wurden. Außerdem zogen sich zwei Soldaten Verletzungen bei ihrer Flucht aus dem Fenster zu.
Neapel, 14. April. Der Soldat, welcher in der bet Pozzafalcone gelegenen Kaserne des 19. Inf.-Reg. mehrere seiner Kameraden erschoß, heißt Salvators Misdei und ist ausCala- brien gebürtig. Er soll bereits vorher mehrere Missethaten begangen haben. Als er gestern Abend vor dem Zapfenstreich und ein wenig angetrunken in die Kaserne zurückkehrte, neckten ihn seine Kameraden. Misdei ließ sich seinen Groll nicht merken, als aber die Lichter ausge- löschi waren und die Soldaten im Bette lagen, ergriff er Gewehr und Patrontasche und begann in dem Saale auf- und abschreitend auf die rechts und links in den Betten Liegenden zu feuern. Es entstand ein fürchterlicher Tumult. Ein Kranker sprang durchs Fenster, wobei er beide Beine brach. Als Misdei alle seine Patronen verschossen hatte, lief er in den anstoßenden Schlafsaal der Unteroffiziere, ergriff eine neue Patrontasche und begann abermals zu schießen, bis ihn schließlich drei kräftige Leute dingfest machten. In der Zwischenzeit aber hatte Misdei nicht weniger als 57 Schüsse ab
gefeuert, wodurch fünf Soldaten getödtet und 6 schwer verwundet wurden.
Hände! und Berkehr.
Stuttgart, 16. April. Zum Erstenmale findet Heuer versuchsweise der Pferdemarkt am 21. u. 22. d. M. in der Nähe der Gewerbehalle statt. Die Pferdezufuhr verspricht eine recht bedeutende zu werden, da nicht nur schon iämmtliche Stallungen hier, sondern auch diejenigen in Heslach, Berg, Gablenberg, Degerloch und Cannstatt zu dtesem-Zwecke vermiethet sind. Der Hundemarkt findet m der Lindenstraße in der Nähe des Zirkus statt.
Heilbronn, 16. April. Beim gestrigen Kartoffelmarkte war die Kauflust eine rege. Der Ctr. gelbe kostete 1,40 M. bis 1,90 M., Wurst- Kartoffeln 2,45 M. Auch heute fehlte die
blaue Sorte.
Alteastaig. Mchraurreu-Zsttel
vom 16. April 1884.
Neuer Dinkel ... 7 40 6 96 6 65
Haber ..... 7 30 7 05 7 —
Gerste. 9 50 9 33 9 —
Bohnen... 9 --
Waizen. 11 — 10 17 9 50
Roggen. 10 —-
Linsen-Gerste ... — - 8 50 -
Welschkorn....-10 —-
Vermischtes.
(Verrechnet.) Man schreibt von der Tauber: Der Viehhändler H. von A. nun in W. wohnhaft, brachte vor Kurzem ein Paar Ochsen auf den Markt. Einem Bauern, der nach dem Preise derselben fragte, antwortete er: „Wenn Ihr mir gleich sagen könnt, wieviel Pfennige 400 Thaler sind, bekommt Ihr die Ochsen geschenkt." Der Bauer gab unverzüglich die richtige Antwort, worauf der Händler sich weigerte, die Ochsen abzugeben. Das Amtsgericht Würzburg verurtheilte ihn aber zur sofortigen Herausgabe derselben.
(Zu viel verlangt.) Klient (entrüstet zu seinem Rechtsanwalt): Aber, Herr Rechtsanwalt, Sie haben ja, wie ich eben höre, meinen Prozeß in dritter Instanz verloren!" — Rechtsanwalt (gemüthlich): „Sind Sie aber ein unverschämter Mensch! Haben Sie nicht genug daran, daß Sie ihn in zwei Instanzen gewonnen haben?!"
(Todtenklageu.) Die „World" bringt eine Zusammenstellung von Aeußerungen, d. h. von Todtenklagen, womit in den verschiedenen Ländern die Anzeige eines Todesfalles beantwortet wird. In Frankreich fragt man danach! „Wie alt war er?", in Deutschland: „Was hat ihm denn eigentlich gefehlt?", in Amerika: „Gott verdamme ihn, ist er endlich gestorben?", in Italien: „Armer Teufel!", in Rußland: „Jetzt braucht er nicht mehr zu arbeiten, er ist glück lich!", in Holland: „Wie viel Geld hinterläßt er?", in England: „War sein Leben assecurtert?"
brodelnden Waschkessel am Fluß, bald bei den Hmschuppen im Thal und auf der Alp. Heut' hatte sie sich besonders viel tummeln und plagen müssen, die Schwester, meine Wtrthin, hatte den ganzen Tag in Garmisch zu thun. Ich hatte ihr deshalb ein paar anerkennende, theilneh- mende Worte gesagt und scherzend hinzugefügt:
„Nun, Taut' Anna, Ihr werdet nocheinmal eine kreuzbrave Frau, eine ganze Musterwirihin!"
Sie aber schüttelte den Kopf und meinte:
„Heirathen mag ich net, ob ich's schon noch könnt, — auf Martini werd' ich dreißig — aber ich dank' meinem Herrgott, daß ich ledig bin. Muß mich freilich arg Plagen, den lieben, langen Tag, und was ich schaff' ist für andere, — aber schaun's — die Schwester muß es auch und hat Sorg' und Noth noch obenetn um die sechs Buben und Mädeln, sie werden groß und die Zetten schlecht. Und mit dem Mann hat sie auch oft schweren Stand, weil beide oft nit das Gleiche wollen, — aber," fügte sie schnell hinzu, als gereue sie solch Wort der Offenheit, „am meisten leid thut mir's arme Weiberl drüben! Erst vier Wochen ist sie g'heirathet und kaum zweiundzwanzig Jahr, und 's schaut aus, als könnt's keinen Tag mehr leben, oder als thät's die ganze Nacht nix als weinen!"
„Das arme Weiberl!" sagte ich mitleidig. „Hat sie denn gar niemand bei sich, ist sie hier ohne ihren Mann, ganz allein?"
Anna sah mich mit großen Augen an.
„Wifsen's denn nit? Es ist ja das Weiberl vom alten Grem- bacher drüben! Von weit her ist's kommen, im Schwarzwald ist es zu Haus; ihr Mann auch, aber der ist jung wegkommen und lebt schon lange in der Schmölz."
„Vor vier Wochen hat sie sich verheirathet?" fragte ich. „Mir ist, als wär's noch nicht acht Tage, als sie die Thür drüben schmückten."
„Wohl, Herkommen ist sie auch erst vorige Woch'. Das Nandl hat den Kranz g'macht und das Willkomm vom Lehrer in Garmtsch malen lassen."
Deutlich entsann ich mich des Morgens — Nandl lief geschäftig hin und her, die Alte — ihre Großmutter, wie ich nun von Tant' Anna erfuhr — hatte weiße Vorhänge aufgesteckt und einer der Arbeiter halte einen Kranz hineingehängt, in dessen Mitte das „Willkommen" leuchtete.
Das galt also nicht der Wtederankunfr des alten Grembacher, den ich in Geschäften abwesend wußte, sondern seiner jungen Frau!
Nachdenklich setzte ich mein Glas beiseite und gieng ins Freie. Kaum merk:e ich es, daß Adrel, mein kleiner Freund, an der Thür stand und, mich mit seinen großen blauen Augen treuherzig anschauend, mir ein Sträußchen anbot.
Alpenrosen waren's, welche er auf der Hochalp gepflückt, er wußte, wie gern ich sie hatte und die süßduftenden „Pimpernellt" dazu, welche er hineingefügt. Sehr flüchtig nur dankte ich ihm, es mochte ihn wohl wundern, und gieng die Straße auf und nieder, und selbst den Abend. Himmel, über welchen heut ein Füllhorn voll Alpenrosen ausgeschüttet zu sein schien, beachtete ich wenig.
Das Weiberl lag mir im Sinne -- mehr wollte ich wissen von seiner Geschichte. Aus dem Schwarzwald kam es, war zweiundzwanzig Jahre alt, krank u. leidend! Konnte es jene Badet sein, die ich vor 6 Jahren in Badenweiler kennen gelernt? Damals sah sie wohl zart, auch bleich aus, hatte wohl hie u. da gehustet, aber nimmer den Eindruck einer Todeskandc- datin gemacht, sondern den eines Mädchens, das für seine 16 Jahre etwas schnell gewachsen u. früh entwickelt war. (Fortsetzung folat?