muthung liegt nahe, daß die beiden Bomben von den Genoffen des in Pforzheim verhafteten Mitschuldigen an dem Heilbronner'schen Raubanfall in Stuttgart auf der Weiterfahrt weggeworfen wurden.
Nürnberg, 3. April. Gestern Abend sprachen Richter, Rickert und Hänel in der Turnhalle vor einer über 6000 Personen zählenden Versammlung von hier und ganz Franken mit bedeutendem Erfolge.
(Verbrannt.) Der leichtsinnigen Gewohnheit, Petroleum in offenes Feuer zu gießen, ist am 1. d. in Bingen ein Opfer gefallen. Ein junges kaum zwanzigjähriges Mädchen goß beim Feueranmachen Petroleum aus einer Flasche in das Feuer. Ein Knall — und das Mädchen stand in Flammen und lief in diesem Zustande unter schrecklichem Angstgeschrei auf die Straße. Man eilte zwar von allen Seiten mit Tüchern und Betten herbei, um das Feuer zu ersticken, allein die Brandwunden waren so bedeutend, daß die Unglückliche nach kurzer Zeit im Hospital, wohin sie gebracht worden war, starb.
(Tausendjähriger Rosenstock.) Aus Hildesheim wird berichtet, daß der bis zu dem ehrwürdigen Alter von 1000 Jahren gediehene Rosenstock am Dome, der sehr gefährdet schien und stark beschnitten werden mußte, jetzt wieder anfängt, Blätterknospen zu treiben. Wir haben s. Z. mitgetheilt, daß am Dome sogar bauliche Veränderungen vorgenommen wurden um diesen Rosenstock, der abzusterben drohte, zu erhalten.
Bonn. Auf dem Wichelshof hat man einen sehr werthvollen seltenen Fund gemacht. Beim Entfernen alter Baumwurzeln stieß man auf eine alte eiserne Geldkiste, worin sich nicht weniger als 345 600 Frank in Gold und Silber französischen Gepräges mit dem Bildniß Napoleons I. vorfanden. Auf dem Deckel der Kiste läßt sich auch der kaiserliche Namenszug mit dem Adler darüber erkennen. Vielleicht hat man es hier mit einer französischen Kriegskasse zu thun, die kurz vor dem Zusammenbruch der Fremdherrschaft und der eiligen Räumung von Bonn plötzlich verschwunden sein soll. Von ganz besonderem geschichtlichen Interesse ist aber eine kleine Anzahl beiliegender militärischer Aktenstücke, worunter Erlasse und Befehle Napoleons mit dessen eigenhändiger Unterschrift.
Straßburg, 2. April. Nachdem schon seit etwa 2 Jahren die zwei hiesigen preußischen Infanterie-Regimenter Nro. 25 und Nro. 47 um ca. 25 pCt. ihres früheren Bestandes verstärkt wurden, erhielt gestern Nachmittag auch das 6. Kgl. Sächs. Infanterie-Regiment Nro. 105 diese Verstärkung. Im Ganzen trafen etwa 400 Mann Nachmittags 2 Uhr aus Sachsen hier ein» wurden von einer Compagnie mit den drei Bataillonsfahnen abgeholt und in den Hof der Nikolaus-Kaserne geführt, woselbst in Gegenwart des ganzen Offiziers-Corps jeder Compagnie etwa 33 Mann zugetheilt wurden. Nachdem dies geschehen, brachte Herr Oberst Larraß auf Seine Majestät den Kaiser von
Deutschland «ad Seine Majestät König Albert von Sachsen ein Hurrah aus, worauf die Mannschaften in ihre resp. Kasernen abzogen. Diese 400 Mann wurden allen in Sachsen garni- sonirenden Infanterie-Regimentern (tncl. Jäger- und Schützen-Regimenter) gleichmäßig derart entnommen, daß jede Compagnie 2—3 Mann abgab. Durch diese Verstärkung werden jedoch in Zukunft in Sachsen nicht mehr Rekruten ausgehoben als bisher, sondern es bleibt der Etat einer Compagnie in der Heimath um 2 bis 3 Mann verringert, während derselbe hier fortan ca. 163 statt wie bisher 130 Mann beträgt. Voraussichtlich wird in Bälde auch das 8. Kgl. württ. Infanterie-Regiment Nro. 126 (Garnison Straßburg-Schlettstadt) auf dieselbe Art und in demselben Maße verstärkt.
Mühlhausen. Eine wahre Verbrecher- familie scheint die Familie Tuchscheer in Mühlhausen gewesen zu sein: die Wittwe Tuchscheer ertränkte sich vor kurzem in der Unstrut, weil sie zu einer längeren Haft und nach Verbüßung derselben zu einem längeren Weilen in der Besserungs- und Arbeitsanstalt verurtheilt worden war. Ihre Tochter ertränkte sich im vorigen Jahre ebenfalls in der Unstrut, weil sie des Meineids angeklagt war. Der Sohn der Wittwe Tuchscheer starb im Zuchthause zu Halle. Er hatte im Jahre 1875 einen Polizeidiener erstochen, war zum Tode verurtheilt und dann zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden.
Ausland.
P e st, 4. April. Im Tisza-Eszlarer Prozeß erkannte auch der Oberste Gerichtshof auf Freisprechung sämmtlicher Angeklagten.
Paris, 4. April. Der Senat beschloß mit 136 gegen 115 St. die Pariser Munizipalwahlen sollen mittelst des Listenskrutiniums, aber in jedem Arrondissement, nicht nach dem von der Kammer am Dienstag adoptirten System der Abtheilung vonMaris in 4 Sektionen stattfinden; ein System, welches viele Journale getadelt haben. (Der Senat will es also so ziemlich beim Allen lasten.)
Bukarest, 5. April. Seit 6 Uhr brennt das Universitärsgebäude, wo auch Museen und Senat sich befinden.
Halifax, 5. April. Der Dampfer »Daniel Steinmann* von der White-Croß Linie, in Fahrt von Antwerpen nach New-Aork, sank in der vergangenen Nacht bei Sambor, etwa 20 Meilen von Halifax entfernt. Von den 140 Personen, welche auf dem Schiffe waren, sind bis jetzt nur 9 auf dem Lande angekommen.
New-Jork, 1. April. Die Zahl der hier während der verflossenen drei Monate angekommenen Einwanderer vetrug 41290 gegen 49652 im ersten Quartal von 1882.
(Orkan in Amerika.) In den letzten Tagen haben wieder in verschiedenen Distrikten der Vereinigten Staaten heftige Orkane gewüthet, die nicht nur bedeutenden Schaden an Eigen
thum angerichtet haben, sondern wobei auch 30 Personen ums Leben gekommen und über hundert verletzt worden sind.
Handel nnd Berkehr.
Bietigheim, 4. April. Der gestrige Viehmarkt war mit ca. 800 Stück befahren. Der Handel in Melk- und Schlachtvieh war bet festen Preisen ziemlich lebhaft; etwas flau zeigte sich der Handel in Zugvieh. Fette Ochsen konnten zu guten Preisen verkauft werden. Ein kleiner Rückgang der Preise wurde bei dem Handel in Jungvieh bemerkt.
Heilbronn, 4. April. Der gestrige Kartoffel-Markt ward wiederum lebhaft. Die Preise bewegten sich bei gelben zwischen 1 M. 50 Pfg. bis 1 M. 80 Pfg., bei den Wurstkartoffeln zwischen 2 M. 60 Pfg. bis 2 M. 70 Pfg., bei den blauen auf 2 M. bis 2 M. 20 Pfg. per Centuer.
Vermischte-.
(Die gute alte Zeit.) Torregiano, ein berühmter Florentiner Bildhauer, arbeitete für einen Grand von Spanien ein Jesuskind in Lebensgröße. Der Preis wurde nicht bedungen, aber der Grand war sehr reich und versprach, das Werk nach Verdienst zu belohnen. Torregiano lieferte ein Meisterstück. Der Grand selbst bewunderte es mit Enthusiasmus und konnte nicht Worte finden, es gebührend zu preisen. — Am andern Tage sendet er zwei Bedienten mit vollen Geldsäcken, um die Statue dagegen etnzutauschen. Der Künstler steht die großen Geldsäcke, glaubt sich würdig belohnt, öffnet sie und findet — dreißig Dukaten in Silbermünze. Wüthend ergreift er Hammer und Meißel, zerschlägt das Jesuskind, jagt die Bedienten mit ihren Säcken zur Thür hinaus und befiehlt ihnen, ihrem Herrn zu berichten, was sie gesehen. Die Diener thun es getreulich. — Der große Herr schämt sich, — aber Scham bei großen Herren kann gefährlich werden. Plötzlich schaudert er vor dem Verbrechen, daS Torregiano begangen, indem er die Hand an das Bildniß des Gottessohnes gelegt; er eilt zum Großinquisitor und denunziert den Künstler. Vergebens behauptet Torregiano, daß es dem Schöpfer des Kunstwerks fretstehe, dasselbe wieder zu vernichten. Die Vernunft sprach für ihn, aber der Fanatismus war sein Richter: — man verurtheilte ihn zur Tortur bis auf den Tod und er starb unter den fürchterlichsten Martern.
Dem Hrn. Prof. G. Jäger widmet der »Ulk* zu seinem Austritt aus dem Staatsdienst folgende Verse:
Wenn er aus seiner Stellung scheidet,
Hat er deßhalb nicht Noth zu leiden;
Da er die Wollenen bekleidet,
Braucht er kein Amt mehr zu bekleiden.
Sein Portemonnaie, das strotzend volle,
Sagt deutlich — es versteht's ein jeder;
Es sitzt sich weicher in der Wolle,
Ms auf dem hölzernen Katheder.
nur wle Blitze durch den Kopf schwirrten. Fürs erste hatte ich die noch immer leblose Gestalt von Miß Glennor vor mir auf dem Vordersitze liegen, und obgleich ich das Nutzlose meines Verfahrens einsah, versuchte ich doch fortwährend wieder, dieselbe durch starke Essenzen, die mir der Doktor gegeben, zum Leben zurückzurufen.
Nie ist mir eine Fahrt so entsetzlich lange erschienen. Aber end lich langten wir doch vor dem Hause an, wo die Amerikanerin wohnte; ich schickte den Kutscher um Hilfe hinauf, und Mr. Glennor kam selbst herunter, um sein Kind zu holen. Zu seiner Ehre muß ich noch hinzu fügen, daß er in einem Zustande grenzenloser Bestürzung war, indessen konnte ich ihm keine große Theilnahme schenken und theilte ihm mit wenig Worten das Vorgefallene mit; darauf eilte ich hinüber zu meinem Freunde, welchen der Arzt schon zu Betre gebracht und seinen Verband verbessert hatte; im Augenblicke war nichts zu machen, als ihn geduldig und treu zu pflegen und zu warten, und dies that ich denn auch, und ließ außer seinem treuen Diener keinen Menschen zu meinem armen Freunde.
Zum Glücke, darf ich sagen, hatte ihn der Blutverlust so schwach gemacht, daß er lange, lange Zeit die Gabe des Denkens verloren hatte und alfo nur hin vegetierte, wie ein kleines Kind, eine Pflanze. Gute Nahrung und Pflege brachten Lussac indessen in Zeit von 4 Wochen Wieder soweit in die Höhe, daß er mich erkannte und nach und nach klar über seine Situation wurde. Seine erste Frage galt natürlich Miß Emtly; ich theilte ihm mit der möglichsten Ruhe das Vorgefallene mit, sowie daß das junge Mädchen nach einem dreitägigen Starrkrampfe wieder zu sich gekommen sei und daß ihr Vater täglich hier gewesen Wäre, um sich nach Lussac zu erkundigen und Nachricht von seiner Tochter z« bringen.
Glennor war keineswegs em ganz verlorener Mensch und das Vorgefallene that ihm herzlich leid, dennoch sah er nicht den geringsten Ausweg, denn Lamont würde, wie er ihn kannte, darauf bestehen, daß mein Freund zum zweitenmale Hand an sich legen und sich tödten müsse. Er habe dies in Emilys Gegenwart ganz ruhig ausgesprochen und diese zitterte vor Angst, daß Lamonts Grausamkeit so weit gehen könne, dies wirklich zu verlangen. Er sagte, daß selbst seine Gattin, welche sich sonst in gar nichts zu mischen pflege, als was sie allein betreffe, Mitleid mit Emily empfunden und den Grafen um alles gebeten habe, diesen schrecklichen Gedanken aufzugeben.
So wie ich indessen Lussac kannte, würde er, der so empfindlich im Punkte der Ehre war, gar nicht auf Lamonts zweiten Ruf zum Tode warten und die Bedingung halten, welche er gelobt hatte. Dieser Gedanke ließ mir keine Ruhe mehr, und obgleich ich ihn streng bewachte, schrieb ich doch an seine Mutter und bat diese, so rasch als möglich zu kommen, weil viel auf dem Spiel stände; ihre Antwort war ein Telegramm, daß sie soeben diese Reise amrete und in drei Tagen bei uns emtreffen werde.
Noch ehe dieser Besuch erschien, kam ein anderer, und dies war Miß Glennor, welche eines Abends tief verschleiert ins Zimmer trat, an meines Freundes Lager auf die Knie sank und, seine Hände in die rhren schließend, kein Wort zu sprechen vermochte. Die Lippen zitterten, cs drang aber kein Ton daraus hervor, während ein Strom von Thräuea über ihre blaffen, abgehärmten Wangen stürzte. (Fortfetzung folgt.)
(Lesefrucht.) Unglück tragen mit Stolz und des Glückes genießen in Demuih, das nur versöhnt das Geschick und adelt vor Gon u .d vor Menschen.