welche der alten Haushälterin des Verstorbenen auf Lebenszeit auszuzahlen ist.

Dillenburg. In der Sylvesternacht wurde in dem nahe gelegenen Dorfe D. kurz nach Mitternacht durch ein Fenster nach dem in seinem Bette schlafenden Lehrer K. geschossen. Nur eine Hand breit über den Kopf des Schla­fenden weg drangen die Schrotkörner und ge­hackten Bleistücke in die Wand. Der Bedrohte sammelte 24 Bleistücke, die nicht nur ihm, son­dern auch seinem in demselben Zimmer schlafen­den Kinde den Tod brmgen konnten.

Leipzig, 4. Januar. Das Reichs­gericht hat das Urtheil gegen die im Neustettiner Synagogeubrand Angeklagten aufgehoben und den Prozeß an das Landgericht in Conitz über­wiesen.

Ausland.

In Bregenz machte ein 23jähr. Schuster­geselle in der Neujahrs-Nacht den Spaß, im vollbesetzten Wirthschaftslokalezur Neuen Welt" eine Dynamitpatrone anzuzünden, um dasNeue" anzuschießen. Die Folge war furchtbar. Das geräumige Lokal ist in allen Theilen bedeutend geschädigt. Alle Fenster sammt den Vorfenstern sind hinausgedrückt, Glasscherben sind bis über die Straße hinüber zerstreut. Gläser, Teller, Stühle wurden zertrümmert. An der Explosions­stelle zeigte sich ein großes Loch im Zimmer­boden. Stücke der Zimmerdecke sind herabge­fallen. Aber auch der Urheber dieses Unfugs selbst wurde schwer mitgenommen. An Armen und Füßen wurde ihm mit seiner ganzen Be­kleidung auch das Fleisch vom Leibe gerissen, und er mußte schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht werden. Zwei Mädchen, welche zur Sette saßen, wurden weniger erheblich an den Füßen verwundet. Die Dynamitpatronen sind in Bregenz gekauft worden und wird der Ver­käufer wohl auch zur Rechenschaft gezogen werden.

Genf. Die erste Stadt, die vollständig mit elektrischem Lichte beleuchtet werden and die erste elektrische Bahn haben wird, wird Mon­treux am Genfer See sein. Für die betreffen­den Unternehmungen hat eine Gesellschaft be­reits die Konzession erhalten. Als Triebkraft wird das Wasser des Genfer Sees benutzt werden.

Paris, 5. Jan. Heute stellten fast sämmt- liche Kutscher der städtischen Gesellschaft den Dienst ein; die Kutscher der übrigen Fahrge­sellschaften sind dem Strike nicht beigetretcn, unterstützen aber die Strikenden durch Geldbei­träge.

London, 5. Jan.Reuter" meldet aus Kairo: Die Beziehungen Englands zu Egypten seien etwas gespannt. Eine kräftige egyptische Note an das britische Kabinet erkläre die Fort­dauer des dermaligen Zustandes als unhaltbar und verlange eine endgiltige Entschließung be­züglich der Sudanfrage. Wenn England dem Khedive seinen Beistand verweigere, so sei das Ministerinm fest entschlossen, den östlichen Su­dan der Türkei zu überlassen und den Tribut

an die Pforte entsprechend zu ermäßigen. Egyp­ten könne dann 15000 Mann egyptischer Trup­pen in Egypten selbst konzentriren, die auch ohne die englische Okkupations-Armee zur Erhaltung der Ordnung und zum Schutz der Grenzen aus­reichen würden.

Dundee. Letzter Tage begann in dem Flusse Tay eine aufregende Jagd auf einen Walfisch, der sich jedenfalls vom Meere aus in den Fluß verirrt haben mußte. Zwei Walfisch- boote und ein kleiner Schleppdampfer setzten ihm nach und zwei Harpunen trafen ihn. Das verwundete Thier hatte nun alle drei Schiffe im Tau und schleppte sie mit voller Schnelligkeit dem Meere zu, so daß der Dampfer nur durch rechtzeitiges Kappen des Taues vom Untergange gerettet wurde. Die beiden Walfischboote wur­den bis ins Meer hinausgeschleppt, wo in etwa zwei Meilen Entfernung von der Küste das Thier erbeutet wurde.

Ein St. Petersburger Correspondent glaubt, daß der russische Kaiser nicht in Folge eines Unfalls, sondern in Folge eines Attentats darnieder gelegen habe und zwar 1) weil man die Thatsache des Krankseins zu verbergen suchte, 2) weil die höchsten Hofchargen den Vorfall auf ganz verschiedene Weise erzählen und 3) weil die Aerzte sich solcher Arzneien bedienen, die nicht für eine Verrenkung, sondern für eine Schuß­wunde passen.

Kairo, 3. Jan. Der Khediv hat auf ein Zehntel seiner Zivilltste und derjenigen des Erbprinzen verzichtet, damit die Reduktions­kommisston nicht genöthigt werde, die Gehälter der niedern Beamten einzuschränken.

Kairo, 5. Jan. Die im egyptischen Dienst befindlichen britischen Beamten willigten in eine Gehaltsreduktion. Der englische Finanz­rath ergriff hierzu die Initiative. Es heißt, auch die Minister würden in die Gehaltsreduktion willigen. Die Gesammtreduktion der Ausgaben würde in Folge dessen 430000 egyptische Pfund betragen. Das Ausgabenbudget würde auf die im Liquidationsgesetze normirte Summe herunter­gemindert werden.

H>«nve! nrrd Bereich«.

Crailsheim, 2. Jan. Am 28. Dezbr. wurden in Crailsheim 60 000 Hopfenstangen aus den Staats- und Gemeindewaldungen verkauft. Hopfenstangen 1. Cl. per Stück durchschnittlich zu 38 Pfg., 2. Cl. zu 32 Pfg., 3. Cl. zu 27 Pfg., 4. Cl. zu 24, 5. Cl. zu 13 Pfg.

Vermischtes.

Zur Beurtheilnng der Güte des Nadel- Bauholzes werden im Landwirthschaftsbl. f. d. Großh. Oldenburg folgende Kennzeichen aufge- führr:

1. Nadelholzbäume, besonders Kiefernbänme, die auf Anhöhen wachsen, zieht man denjenigen vor, die in niedrigen und sumpfigen Gegenden stehen, weil erstere durch Wind und Wetter mehr abgehärtet und fester geworden sind, als letztere;

auch gibt der niedere Stand der Bäume häufig Veranlassung, daß dieselben anbrüchig und schwammig werden.

2. Schält man den Baum an der Süd­seite an und schlägt mit einem Hammer auf die von Rinde entblöste Stelle, so kann man aus einem Hellen Klang auf einen gesunden, aus einem dumpfen auf einen kranken Baum schließen.

3. Graue Erhöhungen und röthliche Ver­tiefungen der Rinde deuten auf einen gesunden,. hingegen weißliche Erhöhungen und graue Ver­tiefungen auf einen kranken Baum hin.

4. Ist der Baum gefällt, so zeigen hell- röthliche Jahrringe mit blassen Zwischenräumen einen frischen, guten, hingegen gräuliche Jahr­ringe mit weißen, weichen und gekrümmten Zwischenräumen einen abgestorbenen Baum an.

5. Bei einem gefällten Stamm ist die Fähigkeit, den Schall fortzupslanzen, das sicherste Kennzeichen der Güte. Hält man das Ohr an das eine Ende des Baumstammes und läßt an das andere leise klopfen, so muß man das deut­lich hören können.

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(Seltene Pflichttreue.) Ein Unikum unter amerikanischen Richtern ist der Kriminalrichter White zu Kansas City in Missouri. Er er­schien um eine halbe Stunde später, als er selbst bestimmt hatte, auf der Richterbank, worüber er sich derart ärgerte, daß er sich selbst wegen Mißachtung des Gerichts um zehn Dollar strafte.

(Auswanderungsstatistik.) In New-Iork langten im abgelaufenen Jahre 400447 Aus­wanderer aus allen Welttheilen an. gegen 445 400 im Jahre 1882. Die Einwanderung scheint demnach in beständiger Abnahme begriffen zu sein.

(Newyorker Bankiers) schätzen den Betrag der kleinen Geldsendungen, welche von Deut­schen und Irländern in den Vereinigten Staaten von Amerika als Weihnachtsgeschenke an An­gehörige in die alte Heimath gesendet worden sind, auf 2 Mill. Dollars.

(Amerikanisch.) In Chicago hat ein großes Manufakturwaren-Geschäft einen sogen.Lunch Counter" für Damen eingeführt, an welchem die Käuferinnen Kaffe, Kuchen und Austernsuppe frei erhalten, wenn sie Maaren im Werthe von 1 Dollar kaufen. Das Buffet soll den ganzen Tag über sehr besetzt sein.

(Begründet.) Fräulein:Nein, seitdem die Ella Schütze mit ihrem Postsekretär verlobt ist, kann man gar nicht mehr mit ihr umgehen; denke Dir nur, heute Nachmittag nannte sie ihn sogar ein Juwel!" Herr:Nun, da hat sie auch ganz recht, denn seine Vorgesetzten ver­setzen ihn alle Augenblicke!"

(Zu lärmend.) Ein kleiner Pariser wird gefragt, was ihm wohl als Neujahrsgeschenk Freude machen würde.Eine kleine Deputirtcn- kammer", sagt der junge Weltbürger.Nein, das geht nicht," ruft der Vater entsetzt,das macht zu viel Lärm."

laul auf und konnte sich kaum aufrecht erhalten.Dorr ist Wilhelm!" rief sie.Dort tanzt er!" Und wie von Dämonen getrieben, eilte sie hastig dem Walde zu.

In der That erinnerte sie jener Tanz an manche frohe Stunde, die sie mit dem Geliebten verlebt hatte. Obgleich von einem unserer größten und volksthümlichsten Musiker komponirt und in früheren Zeiten sehr viel und in ganz Deutschland gespielt, hörte man ihn doch gegen­wärtig nur selten, bei öffentlichen Vergnügungen fast gar nicht mehr.

So oft indeß Wilhelm in dem kleinen freundlichen Stübchen der Lehrerwittwe weilte, mußte Marie sich ans Klavier setzen und den ge- müthvollen, herrlichen Walzer spielen. Er unterließ dann nie, sie zu umarmen und zu küssen.

Diese Erinnerungen waren sehr wohl dazu geeignet, das überaus reizbare Mädchen in hohem Grade aufzuregen, als der verhängniß- volle Tanz aus einem der Zelte herübertönte.

Die Sonne war untergegangen und das Abendroth ergoß seine rosigen Schimmer über die stille Erde. Kein Lüftchen regte sich. Die Natur, in ihrem schönsten Frühlingskleide prangend, schien bereits zu entschlummern und auf den Wiesen zeigten sich die ersten zarten Nebel, die sich wie kühle und erquickende Schleier über all' die Pracht, über all' die lieblichen und im Sonnenlicht ermüdeten Kinder Florens aus­breiteten.

Marie achtete kaum auf ihre Umgebung. Sie hatte den Wald erreicht, dachte aber weder an ihr Lieblmgsplätzchen, noch an die Mai­blumen. Der verhängnißvolle Walzer drang noch immer, ja er drang immer lauter an ihr Ohr. Ihr Herz pochte gewaltig, ihr Busen hob «nd senkte sich, als ob er gesprengt werden sollte. Ein seltsames, nie

geahntes Weh durchbebte das zarte, reizbare Gemüth es wurde mit jedem Augenblicke brennender.

Da brach sie einen Dorn vom Schlehenbusch und drückte ihn tief in den vollen weichen Arm. Vielleicht ließ sich der seelische Schmerz durch den körperlichen betäuben. Indeß umsonst. Trotz der feierlichen Stille und der tiefen Ruhe, die ringsum herrschten, schienen ihr die Bäume in tollem Wirbel um sie herumzutanzen und das dichte Laub­gewölbe sich immer näher und drohender auf sie herabzusenken. Wie ein angeschossenes Reh flüchtete sie von einem Ort zum andern, überall von den schrecklichsten Bildern verfolgt. Sie sah, wie der Geliebte einer fremden vornehmen Dame die Hand reichte, wie er die zärtlichsten Blicke und die herzlichsten Worte mit ihr wechselte. Das war nicht jmehr bloße Höflichkeit, das war Liebe. Und immer toller, höhnender tönte der unglückselige Walzer.

Arme Marie, eben erst hast du deiner kranken Matter versprochen, Wilhelm vergessen zu wollen, und jetzt erschüttert dich die bloße Ver- muthung, ihn verloren zu haben, so sehr, daß du nicht ein und nicht aus weißt. Aber so ist das deutsche Frauenherz. Unergründlich in seinen Tiefen und wunderbar bis in den Spiegel der lieben blauen Augen hinein, erkennt es sich selbst nicht mehr, sobald es liebt.

schon taute die Nacht durch die frischen, duftigen Kronen des Waldes hernieder und der bunte Farbenschmelz von Blättern und Blüthen fing an zu erlöschen. Mariens sinne, sonst so überaus zart und em­pfänglich, waren geschloffen für den göttlichen Frieden der Natur. Die Liebe, diese seltsame Glut, in welcher die heiligsten Elemente des Himmels und der Erde verschmolzen und geläutert werden» hatte ihr ganzes Innere erfaßt.

(Fortsetzung folgt.)