auch der beifällig begrüßte Wunsch laut, daß die äußerst naturgetreuen, aus Stoff gearbeitete« und sehr gefällig wirkenden offiziellen Nelken de» BlumentagrS vielleicht von einzelnen Ge­schäften am silbernen HochzritSfeste de» König!- paare» zur D.-koration der Schaufenster oder von Vereinen zur Ausschmückung ihrer Lokale bei geselligen Veranstaltungen verwendet werden möchten. ES würde dies entschieden dem ein­heitlichen Festgedanken Vorschub leisten, und so stehen auch für diese Zwecke die hübschen ver­schiedenfarbigen Blumen rechtzeitig zur Ver­fügung. Für die Oberamtsbezirke empfiehlt es sich nach wie vor, auch derartige Aufträge durch die Vorstände ihrer eigenen Bezirke aus­schließlich weiterzugeben. In Stuttgart würde neben der Geschäftsstelle des Ausschusses, Neins- burgstcaße 25. auch die Lieferantin der ganzen Landesorganisation, die Firma F. Naschold, Büchsenstraße 16, Bestellungen entgegennehmen, wobei selbstverständlich auch der Ertrag aus solchen Lieferungen nur dem allgemeinen Er­gebnis und Zweck der Blumentager zugute kommen würde. Uebrigens liegen an beiden Stellen Muster der Blumen zur Besichtigung vor.

Stuttgart 26. Jan. (Stadtver­waltung) Der heute aukgegebene amtliche Bericht über die Verwaltung der Stadt im vorigen Jahre, kovstatierte zunächft, daß Stutt­gart unter den deutschen Großstädten bei der letzten Volkszählung von der 12. auf die 15. Stelle heruntergekommen ist, daß aber daraus kein ungünstiger Rückschluß auf die wirtschaftliche Entwickelung gezogen werden darf. Als eine der wichtigsten Aufgaben im neuen Jahre wird es bezeichnet, das Ortsbaustatut den Bestimmungen der neuen Bauordnung anzupaffen. Im übrigen hat die Bautätigkeit, trotz der von Mitte April bi» Milte Juni dauernden Bauarbeiterauispermng weiter zugevommen. Der Wohnungsmarkt be­friedigt. Die Bemühung um Vereinfachung und Beschleunigung der Geschäftsganges und um Sparsamkeit beim Verwaltungsaufwand durch geeignete Aenderungen in der Organisation wurden festgesetzt. Von der im Jahre 1906 beschlossenen Anleihe von 35 Millionen ist im Jahre 1910 nichts begebe» worden, weshalb noch 5 Millionen verfügbar sind, die auch in diesem Jahr voraussichtlich nicht in Anspruch genommen werden. Der Hauptvoranschlag für 1910 übertraf in seinem Bedarf den des Vor­jahre» um 2,8 Millionen und bezifferte sich auf rund 32,7 Millionen aber auch die Ein­nahmen sind um 2,4 Millionen gestiegen, fodaß es möglich war, wiederum mit einer Umlage von 8 °/» auf Grundeigentum, Gebäude und Gewerbe, auszukommen. Die städtischen Bauten

hatte» wieder einen großen Umfang und die technischen Betriebe erfuhren abermal» eine Er­weiterung und Verbesserung. An der protestan­tischen und katholische» Volksschule, sowie an der Mädchenmittelschule wurden 20 neue Klaffen und Lehrstelle» errichtet. Auch die höheren Lehranstalten erfuhren eine Vermehrung des Lehrerpersonal». Die Gesundheit«- und Wohl­fahrtspflege wurde durch den Umbau der städt. Krankenhäuser mit einem Aufwand von 350000 gefördert. Im Polizeiwesen ist der Kriminal­dienst reorganisiert und der Dienst der Bau­polizei beschleunigt worden.

Stuttgart 26. Jan. Zum Geburts­tag des Kaisers schreibt derStaatkanz.": Des Geburttfeste» Seiner Majestät der Kaiser» gedenkt das württ-mbergische Volk mit ebenso herzlichen al» ehrfurchtsvollen Glück- und Segens­wünschen. Möge dem Kaiser vor allem das Famiiienglück ungetrübt erhalten bleiben, das Ihm von Seinem Hause in so schöner Weise beschieden ist! Der Kaiser hat jetzt schon die Freude, Seine Söhne in wichtigen Angelegen­heiten ins Ausland entsenden zu können. Im heiligen Lande hat Ihn im vergangenen Jahr Sein zweitgeborrner Sohn bei einer die beiden christlichen Bekenntnisse Deutschlands und der deutschen Nachbarländer bewegenden Feier ver­treten, und im neuen Jahre weilt der Kronprinz in den alten Kulturländern Ostasiens auf einer Reise, die im Ausland noch mehr als in der Heimat die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat; ihr Wert für die weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Beziehungen des Deutschen Reiches wird sich in der Zukunft nicht verleugnen. Dar vergangene Lebensjahr des Kaisers hat sich ausgezeichnet durch eine seit geraumer Zeit nicht mehr dagewesene Ruhe und Sicherheit in den internationalen Beziehungen die dankbar be­grüßte Frucht der unter einmütiger Billigung de» deutschen Volkes vom Kaiser und Seinen Ratgebern in einem bedeutsamen Augenblick mit ruhiger Festigkeit eingeschlagenen und durch­gehaltenen Politik. Daran haben sich in neuerer Zeit erfolgverheißende Anzeichen günstiger Ent­wicklungen angeschlossen, und guten Mutes dürfen wir von der Zukunft erhoffen, daß sie auch ferner­hin dem deutschen Volke in treuem Zusammen­halten mit seinem Kaiser und Dessen hoben Ver­bündete» gestatten wird, in Ehren und im Frieden seine Stellung in der Welt zu behaupten und in rastlosem Wettstreit um die Güter der Kultur zu befestigen und zu erweitern. Bedeutsame Erinnerungstage haben seit dem vorigen Sommer dem patriotischen Sinn de» deutschen Volkes neue Nahrung gegeben. Es hat dazu keines besonderen Anstoße», keines aneifernden Beispiels bedurft^

von selbst sind ans der Bevölkerung jene Feiern erwachse», die der Ehrung der Veteranen und zugleich der Pflegeder ruhmreichenUeberlieferungen bei den nachwachsenden Geschlechtern gewidmet waren. Das mag dem Kaiser und mag allen, die mit Ihm für die Zukunft unseres Volkes nicht bangen, aber sinnen und sorgen, zum frohen Ausblick gereichen aus den die Gegenwart so manchmal verdüsternden Mühen und Kämpfen des Tage«. Möge es dem Kaiser vergönnt sein, auch im neuen Lebensjahre in Gesundheit und Kraft Seines hohen Amtes zu walten, dem deutschen Volke zum Nutzen, Sich selbst zur Freude und Befriedigung!"

Stuttgart 25. Jan. Der frühere kom­mandierende General des württbg. Armeekorps, General der Infanterie v. Hugo, ist im Alter von 67 Jahren in Stettin gestorben. v. Hugo stand als Nachfolger de» Generals v. Falkenhausen von 19021907 als komman­dierender General an der Spitz: des württemb. Armeekorps. Er hat in Württemberg ein gutes Andenken hinterlaffen. General v. Hugo wurde am 20. Januar 1844 in Wohlau in Schlesien geboren, und 1862 trat er als Leutnant bei dem Grenadierregiment Nr. 7 ein. Im 1866 Kriege machte er die Schlacht bei Königgrätz mit, im 1870er Krieg die Schlachten bei Weißenburg und Wörth und eine Reihe von Gefechten bei der Belagerung von Pari». Bei Wörth war er leicht verwundet worden.

Stuttgart 26. Jan. (Ein langer Streit.) Bekanntlich wurde der bei der Echterdinger Katastrophe verunglückte Mechaniker Böhler mit seiner EntschädigungSklage gegen Graf Zeppelin in zwei Instanzen abgewiesen. Wie man hört, hat Böhler nunmehr Revision beim Reichsgericht eingelegt.

Stuttgart 26. Jan. (Automobil­schule.) Der kgl. Württemberg. Automobilklub hat nunmehr zwischen Weilimdorf und Feuerbach den erforderlichen Platz gekauft, um die schon vor einiger Zeit geplante Automobilschule ein- zurichten. Der Platzerwerb erforderte rund 25 000

Vom Lande 26. Jan. (Allerlei Unfälle.) In Widdern glitt der Wagen des Fuhrmanns Karl Münch von dem gefrorenen Wege ab, fiel eine Böschung hinunter und r.ß die Pferde mit sich, von denen eines sofort ge­tötet wurde. Der Fuhrmann kam unverletzt davon. In Epsendorf brachte der O.-konom NckolauS Aiple die rechte Hand in das Schwung­rad der Futterschneidmaschine, wodurch ihm die Hand am Handgelenk völlig abgeschlagen und so verstümmelt wurde, daß der Knoche» de» Vorder­armes bloßlag. Er wurde in die chirurgische

Ja.

Sie waren hergekomme», ihn zu besuchen?

Jawohl.

Mit Ihrer Frau? und er blickte nach den zwei leeren Gläsern hin, die auf dem Tische standen.

Nein. Ich war unterwegs, meine Frau ihrer Bitte gemäß auf der Station Euston von dem Zuge abzuholen, der um acht Uhe dreißig Minute» von Harrow ankommt. Hier bin ich nur 'reingegangen, um meinen Freund, Herrn Dixon, 'mal aufzusuche« uvd ein Stündchen mit ihm zu plaudern.

Warum ist er denn fortgegangen und hat Sie allein hier gelassen?

Da» weiß ich nicht; er sagte, er habe eine Verabredung.

Al» er wegging, hatte» Sie Ihre Frau noch nicht gesehen?

Ganz gewiß nicht; ich habe sie durch bloße» Zufall hier entdlckt.

Wie Sie sagen, wollten Sie sie um acht Uhr dreißig in Euston treffen. Was meinen Sie damit?

Ich fand, als ich heute abend nach Hause kam, einen Brief von ihr vor. Hier habe ich ihn. Er enthält die Erklärung dafür. Lesen Sie ihn.

Der Wachtmeister nahm ihn und la».

H'm, jawohl, sagte er dann. Darnach muffen Sie allerdings nicht wenig überrascht gewesen sein, sie hier zu finden. Ich muß dieses Schreiben behalten, Herr. Wollen Sie mir, bitte, Ihren Namen und Ihre Adresse nennen?

Philipp Doyle holte seine Karte au» der Tasche, und der Polizist notierte sich den Aufdruck.

Gut so, sagte er. Und der Vorname Ihrer Frau, wenn ich bitten darf, Herr Doyle?

Gladyr.

Ihrer Mutter Name und Adresse?

Frau Elliot,Am Damm" in Harrow.

Ich danke Ihnen; und Sie, mein Herr, fuhr er fort und wandte sich an Thornhill sind Sie der Arzi?

Thornhill zeigte auf Dr. Livingstone, der daraufhin von seinem Stuhle aufstand.

Ich bin von diesem Herrn hierher geholt worden, begann er und deutete seinerseits auf Thornhill. Als ich ankam, war die Dame bereit» tot; sie war nach meinem besten Wissen und Gewissen bereit» vor etwa einer halben Stunde verschieden.

Erstochen?

Jawohl, sie ist in» Herz getroffen worben.

Konnte sie sich die Wunde selbst beigebracht haben?

ES wäre nicht unmöglich, aber dann hätte ich erwartet, die Waffe »eben ihr zu finden, wa» jedoch nicht der Fall war. Erwarten Sie den Bezirksarzt hier?

Ja; jeden Augenblick mit einem Inspektor.

Da» ist mir recht. Ich möchte gern eine offizielle Bestätigung meine» Befunde» haben.

Der Polizeiwachtmeister machte eine steife Verbeugung und wandte sich dann wieder an Thornhill.

Ihr Name und ihre Adresse, mein Herr, bitte.

Ich heiße Frank Thornhill und wohne in dem Atelier nebenan, ich bi» ebenfalls Künstler.

Der Wachtmeister notierte sich das und fragte weiter:

Sie haben de» Arzt geholt?

Jawohl; wie er Ihnen bereits selbst berichtet hat.

Ganz recht. Waren Sie zugegen, als Herr Doyle seine Frau hier auffand?

Nein. Ich hatte Herrn Dixon versprochen, zu einem Plauderstündchen 'rüberzukommen, und war sehr erschreckt, al» ich bei meinem Eintreten ins Hau» laute Hilferufe hörte und Herrn Doyle über die Leiche seiinr'Frau gebeugt sah. (Forts, folgt.) .x