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Freilag

Am den Lorbeer der Wissenschaft.

37) Roman von Friedrich Thieme.

(Fortsetzung.)

HWas kann es mir helfen? Ich habe keine Hoffnung mehr!" klagte Reinhart verzweifelt.

Die Hoffnung darf man nie verliere«, Reinhart. Daß es einen harten Kampf kosten würde, den Bursche» aus dem Sattel zu heben, konntest du dir vorher sagen. Der erste Fehlschlag darf dich deshalb auch nicht gleich zu Grunde richten." Reinhart lachte bitter.

Was bedeutet dieses Urteil denn anders als meine bürgerliche und moralische Entmündigung? Ich bin in korma. probauts für unzurechnung» - fähig erklärt worden, womit zugleich meine gesellschaftliche und wissen­schaftliche Todeserklärung ausgesprochen ist. Wird nicht jeder, mit dem ich verkehren will, mir künftig mit dem Präjudiz entgegentreten, er habe es mit einem Wahnsinnige» zu tun? Glaubst du, daß ich nach dem Aus­gang dieses Prozesses «och irgendwo eine Anstellung finden werde, daß ich auch nur durch schriftstellerische Tätigkeit mein Brot zu verdienen hoffen kann? Kein Journal, keine Zeitung wird meine Aufsätze drucken wolle», da man an ihrer Authentizität zweifeln muß! Und wenn das ist, wovon soll ich denn lebe«? Ich bin ohne Mittel, ohne Stellung, ohne Aussichten! Meine Zukunft ist heute in aller Form Rechtens begraben worden! Mir bleibt" er drehte sich scheu nach Gertrud um, die wenige Schritte hinter ihnen ging und endete hastig im Flüsterton weiter nichts übrig, als eine Kugel!"

Albiu Fresen ergriff bestürzt seine Hand.

Nur keine Dummheiten, Reinhart", gab er leise aber eindrücklich zurück.Vorläufig trage keine Sorge um dich du bist ja bei uns gut aufgehoben. Ein Man« wie du, findet sich schon wieder zurecht. Be- schlafe nur das schmerzliche Ereignis erst eine Nacht, morgen wirst du ruhiger und hoffnungsvoller denken."

So schnell verflog die Wirkung des niederschmetternden Moments indessen nicht. Dr. Hohl trug «och am nächsten Morgen die tiefste Nieder­geschlagenheit zur Schau. Nur um seine Mutter und Schwester nicht zu beunruhigen, erschien er am Fiühstückstisch und zwang sich mit Mühe einige Bissen hinein. Der Doktor nahm ihn, als er mittag» au« der Anstalt herüber kam, ernstlich vor.

Liebster, bester Schwager, es hat dich härter getroffen, als ich ge­fürchtet. Um Gotteswillrn überlaß dich nicht der Verzweiflung. Du brütest über irgend einem unheilvolle« Entschlüsse denk an deine Mutter, an un» alle! Und vor allem überlaß deinem Gegner nicht so leichten Kaufe» das Feld. Soll da» Unrecht triumphieren und da» Recht sich verberge« ? Aber da» Recht ist auf Erden nichts Selbstverständliches, der irrende Mensch muß suchen, der vom Bewußtsein der Wahrheit Durch­drungene muß dafür kämpfen!" Reinhart starrte schwermütig vor sich hin.

Mein Gedankengang ist ein anderer, als du wähnst, Albia", ant­wortete er nach einer Weile mit der düsteren Resignation der Verzweiflung. Ich habe die Tragweite des gestrigen Tage» nach allen Richtungen erwogen. Nun steht eines fest: Ich gelte der Welt solange als verrückt, als ich noch aus meinem Rechte bestehe, es ist daher das Beste, da ich ohnehin niemand von der Rechtmäßigkeit meiner Ansprüche überzeugen kann, ihnen gänzlich zu entsagen und eine Erklärug zu erlassen, d.ß ich mir meines Irrtum» bewußt geworden und Leopold Sekal als den einzigen und wahren Helden unserer Expedition anerkenne! Dann werden auch die zu erwartenden Verfolgungen von dieser Seite aufhören, mau hat dann im Gegenteil ein Interesse daran, mich nunmehr als gesund auS- zuschreien und ich bin dann vielleicht im Stande, da« Vergangene ver­gessen zu machen und wieder eine einigermaßen erträgliche Stellung in der Gesellschaft zu erringen."

Dr. Fresen, sonst von kindlicher Gutmütigkeit, schlug in Heller Wut mit der Faust an die Tür, vor der er gerade stand.

16. Dezember 1910.

Donnerwetter, Reinhart wenn du noch einmal so sprichst, so bist du verloren! Aber ich würde es nicht zugeben, ich würde erklären, es sei alles Rederei und gegen die eigene Uebe-zeugung gesprochen. Do«, nein, du meinst das ja nicht im Ernste! Komm nur noch über die nächsten Tage hinweg und dein Geist wacht wieder auf! Jetzt gilt es, dich von allem abzulenken, damit du keine Dummheiten"

Fresen unterbrach sich plötzlich, ein Gedanke schien in ihm auf­zusteigen; er richtete einige Augenblicke die Augen mit sinnendem Auk- drvcke geradeaus, dann fuhr er mit seinem gewöhnlichen jovialen Lächeln fort:

Weißt du, Reinhart, von wem ich einen Brief an dich habe?"

Ich weiß es nicht."

Du würdest e» auch wohl kaum erraten von deinem alten Freunde, dem Freiherrn er gab ihn mir mit äußerst geheimnisvoller Miene wenn ich mich nicht sehr täusche, behandelt er die Schatz­geschichte. Vermutlich fordert er dich auf, seinen berühmten Schatz mit ihm zu heben. Wenn e» der Fall ist, Reinhart, so würde ich dich s-hr bitten, so wenig du auch Neigung und Stimmung verspüren magst, auf dar Verlangen einzugehen, es würde die Gedanken von deinem Unglück ablenken."

Reinhart nahm den mit unheimlichen Siegeln versehenen Brief und las gleichgültig.

Es ist so," nickte er.

Für wann ladet er dich?"

Für heute abend elf Uhr."

So bald schon? Um so besser, denn du bedarfst notwendig der Zerstreuung. Du bist doch erbötig?"

Gern. Nicht weil ich für mich daraus eine Unterhaltung erhoffe, sondern weil ich e» dir, dem ich so unendlich verpflichtet bin und der mir täglich eine größere Schuld der Dankbarkeit auflegt, versprochen habe und dann auch, weil vielleicht doch eine wohltätige Krise für den armen Irren die Wirkung ist."

Gott gebe es", seufzte Frese».Nachteilige Folgen kann e» nach meiner Meinung auf keinen Fall haben. Schreib ihm also ein paar zu­stimmende Zeilen, ich nehme sie mit hinüber. Versiegle aber gut, sonst wird er mißtrauisch."

Reinhart erfüllte mechanisch de» Wunsch seine» Schwagers.

12 .

Auch durch diese rauhen Tage rann die Zeit . . .

Abend war es, ein finsterer, regnerischer Herbstabend. Denn zwischen der Entlassung Reinhart» aus der Nervenheilanstalt und der Gerichts­verhandlung lagen Monate, ausgefüllt mit Eiklärungen, Angriffen und Verteidigungen. Das Jahr war bis in die ersten Tage des Oktober vor­gerückt, und der rauhe Herbst versprach einen frühzeitigen und launen­haften Winter.

Vor dem kleinen, aber freundlichen Landhaufe, welche« Geheimrat Sekal in Schleußig besaß, hielt gegen 7 Uhr eine elegante Equipage. Ungeduldig stampften die prachtvollen Rappen den Boden der Straße, während der Kutscher, in seinen Mant l gewickelt und die Kapuze derselben als Schutz gegen den Regen immer tiefer über den Kopf ziehevd, mit der resignierten Geduld seine» Berufe» auf dem Bocke die Rückkehr seiner Herrschaft erwartete.

Oder vielmehr seiner jungen Herrin, denn Herma von Moris war ganz allein her aut gefahren, um Wera, die noch immer mit ihrer Mutter die Villa bewohnte, zu besuchen.

Die Tochter des GeheimratS saß in dem luxuriös eingerichteten Miniatursalon. Müde und verstimmt lehnte sie in einem Sessel, den Kopf an die Lehne gepreßt, die Hände leicht auf der Brust zusammen- gelegt. Wie ein Schatten flirrte es über die lieblichen Züge, und ein trüber, wehmütiger Ernst schimmerte in de» sonst so klaren Sternen.

(Fortsetzung folgt.-

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