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Dienstag Beilage z«

NM dm Loröeer der Wissenschaft.

28) Roman von Friedrich Thieme.

(Fortsetzung.)

Uebrigen» empfinde» sowohl meine Gemahlin und ich, als auch meine Tochter dar Bedürfnis, der Gesellschaft zu zeigen, was wir von derlei abgeschmackten Verdächtigungen und Angriffen halte«. Wir hegen deshalb die Absicht, übermorgen ei» größeres Fest zu veranstalten, zu welchem sowohl die Spitzen der Handelt weit, als die Vertreter der Kunst und Wissenschaft eingeladen werden. Herma empfindet die Kränkung, welche ihrem Bräutigam widerfährt, auf» schmerzlichste, sie will sich der Welt an der Seite ihres Aukerwählten präsentiere», um darzutun, daß Dr. Hohls Pamphlet auf das innige Verhältnis zwischen ihr und Leopold keinen Schalten geworfen hat."

Die Augen des Geheimrats leuchteten auf.Wie schön, wie edel­mütig," rief er, seine Freude nicht verbergend, pathetisch aus.

Meine Idee hat also Ihren vollen Beifall, lieber Geheimrat?"

Meinen Beifall? O verehrtrster, teuerster Herr von Morik, sie entzückt mich in demselben Maße als sie Ihrem Gerechtigkeitsgefühl und dem hochherzigen Sinn unserer lieben Herma zur höchsten Ehre gereicht! Ein solcher Schritt Ihrerseits wird schwer in die Wagschale fallen, daran ist kein Zweifel o, es wird rin Trost für den armen Jungen sein; es ist unendlich hart, nach so grenzenlosen Opfern um den schwer er­rungenen Preis auch noch mit der Verleumdung, der Heimtücke und der Torheit kämpfen zu müssen nun, Leopold besitzt Heroismus, er wird seickem Freunde zu begegnen wissen!"

Damit drückte der Geheimrat den Knopf der elektrischen Klingel.

Ist mein Sohn zu Hause?" fragte er das eintretende Mädchen.

Der Herr Doktor ist eben gekommen."

Sagen Sie ihm, ich hätte sofort Dinge von höchster Wichtigkeit mit ihm zu besprechen. Herr Kommerzienrat von Moris ist ebenfalls anwesend."

Keiner der beiden Herren fühlte mehr das Bedürfnis zu spreche«, bis Leopold erschien. Jeder hing feinen Gedanken nach, die in Ueber- fülls auf ihn einstürmten. Leopold Sekal befand sich in wahrhaft firber Hafter Alteration, als die Dienerin ihm die Einladung seines Vaters überbrachte. Seine Wangen, seine Stirn trugen eine wach-artige Bläffe zur Schau. Seine dunklen, dichten Brauen schienen noch dunkler und dichter geworden. Er stand am Fenster, dem Mädchen de« Rücken zu­kehrend, und während es die Botschaft, die er bereits erwartet, aus­richtete, preßte er die Lippen aufeinander, als wollte er eine mit der andern zu Brei zerdrücken.

Doch der bildschöne, hochgestaltete junge Mann mit der freien Denkerstirn hatte unter dem Regime eines strengen Vaters gelernt, seine Empfindungen zu beherrsche».

Ohne sich zu wenden, gab er mit drei Worten seine Bereitwillig keit kund; nachdem die Dienerin sich entfernt, trat er rasch an den Spiegel, zupfte seine Toilette zurecht, strich sich das volle Haar weit hinaus und schlug de« Weg nach des Vaters Studierzimmer ein. Anfangs ging er langsam, dann hielt er e« für nötig, gewisse Vorbereitungen zu treffen, um sowohl seinem Vater als dem Kommerzienrat mit der erforder­lichen Ruhe und Würde gegenüber treten zu können. Seine Gesichts­muskeln spielten lebhaft, als zucke ein Krampf über seine regelmäßigen Züge, dis Brust streckte sich, die Augen suchten nach einem stolzen, gleich­mäßigen Ausdruck. Sobald er mit seiner Präparation fertig war, be­schleunigte er seine Schritte und auf dasHerein" des Vaters trat er rasch in das Gemach, die Anwesenden mit möglichster Unbefangenheit begrüßend.

Nr. S8S. 6. Dezember 1910

Lieber Leopold, Sie wissen wohl noch gar nichts?" rief der Kommerzienrat ihm entgegen.

Sie meinen von dem Angriff des Doktors Hohl?" versetzte der junge Forscher mit ernstem, aber durchaus offenem und ««verschüchtertem Blick.

Ja, von dem Angriff de» Doktor Hohl", erwiderte Geheimrat Dr. Rüdiger Sekal bedeutsam, während sich seine scharfen Augen einige Augenblicke forschend in diejrnigen des Sohnes versenkten. Dieser hielt die Prüfung aus, er zuckte mit keiner Wimper.

Haben Sie den Artikel in der Tageszeitung gelesen?" drängt ungeduldig Herr von Moris. *

Soeben, Herr Kommerzienrat."

Und Sie sind nicht ganz außer sich? Lodern nicht vor Ent­rüstung?"

Leopold schüttelte leicht das symmetrisch geformte Haupt.

Warum sollte ich? Ich war darauf vorbereitet. Doktor Hohl war vorher bei mir, um mich persönlich anzuklagen. Er stellte mir jenen Schritt in Aussicht. Ich bitte Sie, lieber Vater, verehrter Herr Kom­merzienrat, was soll ich dagegen tun? Kann ich denn einen tollen Wolf hindern, mich von hinten zu beißen? Reinhart Hohl ist nicht Zurechnung» fähig, die Eifersucht hat ihn schon in Afrika verzehrt und schließlich seinen Verstand umnebelt. Er ist in einer fixen Idee befangen ich habe keine Ursache, sein rasende» Beginnen zu fürchten."

Brav und edel gesprochen, Leopold," applaudierte der reiche Handelsherr.Würdig des zukünftigen Gatten Hermas! Wer sich nicht zu beherrschen vermag, unterliegt leicht! Allerdings," setzte er bedenklich ^ Hinz«,unangenehme Folgen werden nicht auibleiben." !

Glauben Sie ja, daß ich die Wirkung de« Angriffs nicht unter- ! schätze," beteuerte Leopold eifrig.Lügen habe» zwar kurze, aber doch recht ausdauernde Beine, und der Spruch des Lateiners: oaluimiiars, soinpsr nligniä Iineret," gilt auch bei un». Jndeffen scheint mir der Fall hier doch anders zu liegen. Die Vorgänge im Verein für Erdkunde find allgemein bekannt. Jedermann weiß von Dr. Hohl» Krankheit! Infolgedessen wird sein Vorgehen auch die rechte Beurteilung finden. Ich selbst habe mich ja auch im ersten Augenblick zu einer be­dauerlichen Handlung hinreißen lasse»" der Sprecher dämpfte wie unter dem Eindruck einer unangenehmen oder beschämenden Rückerinnerung die Stimmeich habe meinem unglücklichen Freunde unter heftigen Worten die Tür gewiesen. Hinterher habe ich mein Verhalten nicht nur bedauert, nein, ich habe mich vor mir selbst dessen geschämt. Ich zog nicht in Betracht, daß Reinhart nicht mit dem Maßstabe gesunder Menschen gemessen werden darf. DaS Richtigste wäre, die Provokation gänzlich zu ignoriere», doch darf cs nicht geschehen, weil der üblen Deutung TÜr und Tor geöffnet würde. Ich werde also eine Gegenerklärung erlaffen, mit dem Hinzufügen, daß ich eine Zeitungspolemik al« zwecklos vermeiden und die Feststellung des wahren Sachverhalt» und meines guten Recht» der hierfür eingesetzten Institution überlaffen würde. Zu letzterem Schritte bin ich um meiner selbst und meiner Familie willen gezwungen; ich kann ihm. so leid mir persönlich Doktor Hohl tut, die Aufregung einer öffentlichen Verhandlung nicht ersparen."

Wieder nickte Moris zustimmend mit seinem fast kreisrunden Kopfe.

DaS heißt einen Ehrenhandel mit wohlwollender Energie betreiben," bemerkte er beruhigt.Ihre Zuversicht, lieber Leopold, hat meine Auf­regung beschwichtigt. Wenn Sie selbst die Sacke nicht so schwarz an­schaue», weshalb sollten wir uns die Köpfe abreißrn? Nur keine Forde­rung, hören Sie? Herma würde^fich zu Tode ängstigen!"

(Fortsetzung folgt.)

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