gesunde», kräftigen und wirtschaftlich unabhäng­igen Mittelstände«, wir wollen unserem deutsche« Volk den christlichen Staat erhalten und einen kräftigen Schutz der heimischen Produktion bieten. Wak die Stellung der Partei zu de» übrigen politischen Parteien anbelangt, so bemerkte Rechtsanwalt Kraut gegenüber der Sozial­demokratie, daß die Partei von dieser die Kluft einer von Grund aus verschiedenen Welt­anschauung trenne. Mit der VolkSpartei sei das Zusammenarbeiten im Parlament nicht so übel, doch seien gehässige persönliche Angriffe außerhalb de» Parlaments oft wesentliche Tren- nungswomente. Was die Nationalliberale Partei anbelavgt, so erklärte Rechtsanwalt Kraut: von meinem Standpunkt aus ist es be­dauerlich, daß wir in kein besseres Verhältnis zur Deutschen Partei kommen könne». Das In­teresse der Vaterlandes hat stets einen Einigungs- punkt zwischen uns und der Deutschen Partei gebildet. Um wa» dreht sich denn eigentlich der Streit in dieser männermordenden Frldschlacht, die jetzt zwischen Liberalen und Konservativen tobt? In erster Linie um die Finanzreform! ES könne kaum anders sein, alt daß der gesamte Liberalikmus, insbesondere die Nationalliberalen geglaubt hätten, in dem sogenannten Bülowblock komme der Liberalismus wieder zu dem Einfluß im Reich, den er vor Zeiten gehabt hat. Diese schönen Hoffnungen seien zu Wasser geworden. Für die Parteien der Liberalismus sei es be­sonder» verdrießlich, daß die Konservativen e» verstanden hätten, des Reiches Bedürfnissen zu genügen, ohne sich zum Sprungbrett für liberale Machtwünsche zu machen. Politische Erwägungen sollten doch die Herren etwas nachdenklicher und entgegenkommender machen. Die konservative Partei sei zu einer Verständigung immer bereit; ihr komme e» nicht darauf an, ob sie ein Mandat gewinne oder verliere; das wichtigste sei da» Interesse des Vaterlande». Im Kampfe mit der Sozialdemokratie gehe «S um Kopf und Kragen. Der Vorsitzende teilte dann mit, daß der Parteisekretär, LandtagSabg. Schrempf, der schon seit einiger Zeit leider krank sei, nicht in der Lage sei, den Geschäfttbericht zu erstatten.

Der Vorsitzende der konservativen Fraktion de» preußischen Abgeordnetenhauses, Reichtagr- abgeordneter v. Heydebrand und der Lass sprach dann über die politische Lage. Ausgehend von der Frage der Reichkfinanzreform bezeichnet« der Redner es als ein starke» Stück, wenn bi» auf den heutigen Tag die Legende aufrecht erhalten worden sei, daß die Konserva­tiven e» gewesen seien, die da» deutsche Volk aufgehetzt hätten, und fuhr dann fort: diejenigen, die da» tun, klage ich an; er sind diejenigen die die Geschäfte der Partei besorgen, die überhaupt nicht will, daß da» deutsche Volk einig und zu­frieden fei. Da» Streben der konservativen Partei müsse dahin gehe», daß sie eine volks­tümliche und eine VolkSpartri im besten Sinne de» Worte» werde. Wir wollen einen wahren sozialen Frieden, der nur darauf beruht, daß man nicht einseitig die eine oder andere Richtung begünstige. Eine Volktpartei könne keine Klaffen­partei sein, sorst werde sie eine wirtschaft­liche Partei. Da» werde den Konservativen auch zum Vorwurf gemacht, daß sie in Abhängig­keit vom Bunde der Landwirte eigentlich ihre Selbständigkeit aufgegeben hätten. Wenn e» heutzutage einem Stand wirklich schlecht gehe, so sei das nicht die Industrie, sondern der Mittel­stand ; ihm zu Helsen sei Pflicht, weil er der beste Stand in Deutschland sei. Der Redner kam dann auf die einzelnen politischen Parteien zu sprechen, bezeichnet« dabei die Richtung der So­zialdemokratie in Süddeutschland als die gefähr­lichere und erklärte, daß er an und für sich es bedauern würde, wenn der Liberalismus au» dem politischen Leben außgeschaltet würde. Den Konservativen werde e» schwer werde», in ein­zelne» Wahlkreisen, wo eia Freisinniger gegen einen Sozialdemokraten zur Wahl steht, genügend sichere Unterscheidungsmerkmale herauizusinde». Er bedauerte, daß die Konservative» mit den Nationalliberalen nicht in einem besseren Ver­hältnis stünden; die Konservativen hätten e» nicht daran fehlen lasten, au»zusprechrn, daß sie immer bereit sein würden, mit den Nationalliberalen

Hand in Hand zu gehe»; es könne der konser­vativen Partei nur nützlich sein mit einer Partei, von der man anerkennen müsse, daß sie einen sehr großen Teil unsere« Bürgertums in sich schließt, gemeinsam zu arbeiten, aber nicht so, daß die Konservativen die Zeche zu bezahle» hätten. Bis zu den Wahlen werde sich die Sache ja wohl «och anders darstellen. Mit dem Zentrum gehe die Partei in der Zoll- u«d Handelspolitik einig, doch werde sich die Partei der Interessen unserer evangelischen Bevölkerung annehmen bis zum letzten Mann. Nach den mit starkem Beifall aufgenommenen Ausführungen Heydebrands sprachen u a. noch im Namen der bayrischen Konservativen Freiherr v. EbnerEscheobach, im Namen der badischen Hofmann-Karlsruhe, im Namen des Bundes der Landwirte der Abg. Wolfs, ferner Dr. Rübling, Kaufmann Behring er, der sich gegen den Hansabund wandte, Mittelschullehrcr Dietrich und Rektor Decker-Korntal. Zum Schluß wurde eine Resolution angenommen, in der erklärt wird, doß die Konservativen Württembergs mit den Konservativen de» Reichs von der Notwendigkeit des Eintreten» für die unveräußerlichen Grund­lagen des staatlichen Lebens, der staatlichen und kirchlichen Autorität und der sozialen Ordnung überzeugt sind, und daß sie nach wie vor ent­schieden für den Schutz und die Förderung der gesamten nationalen Arbeit in Stadt und Land eiutreten, daß sie in der gegenwärtigen Zeit gegenüber Mr immer stärker hervortretenden Bestrebungen des Umsturzes mehr als je ein mutige» Eintreten für diese Forderungen und Ziele als geboten erachten.

Stuttgart 28. Okt. (Strafkammer.) Eine eigenartige Privaturkundensälschung be­schäftigte die Strafkammer. Ein Geschäfts­reisender hatte mit einem Mädchen ein Verhältnis angeknüpst und ihr das Heiraten versprochen. An die Einlösung seines Versprechens konnte er aber nicht denken, da rr bereits verheiratet und Vater von vier Kindern war. Er war so weit gegangen, sich der Mutter des Mädchens vorzu­stellen. Um au» der unangenehmen Lage wieder heraurzukommen, schlug er einen Weg ein, der ihn auf dis Anklagebank führte. Das Mädchen er­hielt eines Tages einen Brief mit der Mit­teilung, daß ihr Bräutigam gestorben sei. Einige Tage zuvor war dem Mädchen brieflich mitgeteilt worden, daß der Bräutigam schwer erkrankt sei. Den letzten Brief hatte der Angeklagte von einer dritten Person schreibe» lasten; er war mit einem falschen Namen unterzeichnet. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten wegen Urkundenfäl­schung zu 1 Monat Gefängnis. Der Angeklagte hat dem Mädchen eine Entschädigung versprochen.

Crailsheim 28. Okt. (Kein Jäger­latein.) Bei der vorletzten Jagd im Hörrle von Kühnle und Schwarz in Gründelhardt kam der seltene Fall vor, daß der Treiber Georg Schmidt au« Gründelhardt einen lebenden Reh­bock gefangen hat.

Saulgau 28. Okt. (Diebstahl.) Ver­gangene Nacht wurde und zwar zum drittenmale innerhalb eine» Jahres, im Garten einer hiesigen Restauration in der Nähe des Bahnhof» Wäsche gestohlen, diesmal im Werte von etwa 20 Mark. Die Spur des Täters soll durch de« Polizeihund Sherlok gesucht werden.

Friedrichs Hafen 28. Okt. Die Tiroler Hütekinder trafen, im Laufe des Nachmittag» hier ein und traten von hier au» die Rückreise in die Heimat an.

Berlin-28. Okt. Die Pfändung de» WienczierS'schen Bleriotapparat» ist gestern wieder aufgehoben worden.

Berlin 28. Okt. Nachdem es der Polizei schon am Mittwoch nachmittag gelungen war, einen der bei dem großen Pretiosendiebstahl in der Oranienstraße beteiligten Einbrecher zu ergreifen und ein Drittel des gestohlenen Gut» aufzufindev, sind weiterhin auch die beiden Spieß­gesellen hinter Schloß und Riegel gebracht worden und mit ihnen wurde vollends die gesamte DiebeS- beute, die einen Wert von 4000050000 ^ darstellt, bi» auf eine Uhr wieder brigebracht.

Berlin 28. Okl. Sin mysteriöser Leichenfund, der heute vormittag in der Spree gemacht worden ist, beschäftigt die Berliner Kriminalpolizei. An der Lutherbrücke ist heute vormittag gegen 9 Uhr aus der Spree die in einen großen Kartoffelsack eingenähte Leiche eines eiwa 20jährigen Mädchen» herausgezogen worden. Nach dem Zustand der Leiche muß angenommen werden, daß sie schon seit mindestens 6 Tagen im Wüster gelegen hat. Ob das Mädchen einem Mord zum Opfer ge­fallen ist oder ob ein anderes Verbrechen an ihm verübt und dann auf diese Weise beseitigt worden ist, steht noch nicht fest.

Wildpark bei Potsdam 28. Okt. Der Kaiser und die Kaiserin sowie Prinzessin Viktoria Luise nebst Gefolge trafen heute abend 7 Uhr auf der Fürstevstation Wildpark ein und begaben sich ins Neue Palais.

Kiel 28. Okt. Das Luftschiff? 6" ist in unmittelbarer Nähe einer Dampssägerei bei Bordesholm niedergrgangen, da es wegen des ungünstigen Wetters und infolge des strö­menden Regens die Orientierung verloren hatte. Das Luftschiff ist vollständig intakt und gut ver­ankert. Dis Writcrfahrt nach Kiel könnte jetzt, 10.20 Uhr, nachdem sich das Wetter aufgeklärt hat, jeden Augenblick erfolgen, doch hat man be­schlossen, erst morgen vormittag 10 Uhr wieder aufzusteigen.

Brüssel 28. Okt. Das Kaiserpaar und die Prinzessin Viktoria Luise sind heute nacht 11 Uhr von hier abgereist. Der König und die Königin geleiteten sie zum Bahnhof, wo auch der Ehrendienst, der Gesandte v. Flotow, sowie die Herren und Damen der Gesandtschaft erschienen waren. Die Verabschiedung der Maje­stäten war sehr herzlich.

Brüssel 28. Okt. Der Flieger Mahie» ist heute, abend auf einer Wiese bei Braine !e Comte niedergegangen, da er infolge Eintretens der Dunkelheit die Fahrt «ach Brüssel nicht fortsetzen konnte.

Etcmpes 28. Okt. Der Flieger Tabuteau ist heute von 8 45 Uhr morgens bis 2 45 Uhr nachmittags über dem hiesigen Aerodrom geflogen und hat damit einen Weltrekord für Dauerflug ausgestellt, ebenso hat er mit 465 lrm de» Welt­rekord über die Entfernung geschlagen.

MaMherichte.

Eßlingen 28. Okt. Dis Obstpreise auf dem Güterbahnhof gingen wieder etwas in die Höhe. Bei einer Zufuhr von 6 Wagen au» Württemberg, 2 aus Oestreich und 1 aus der Schweiz wurden 6 406.70 ^ für den Ztr. bezahlt.

Ulm 28. Okt. fMostobstmarkt.) Die Zufuhr ist gestern auf 15 Wagenladungen zurück- gegange», die vom Oberland, aus Oestreich und der Schweiz kamen. Bei guter Nachfrage wurden für den Ztr. im Klein»erkauf 6 ^ bezahlt. Der Wage» kostete 11601180

Etarrderamt «sW.

Geborene.

15. Okt. Erich, S. d. Wilhelm Schäberle, Hut­machers hier.

Gestorbene.

24. Okt. Katharine Bausch, ledige Privatiere hier,

73 Jahre 7 Monate alt.

25. Karl Wolter, S. d. Georg Vollmer,

Lrkomoüusührers hier, 9 Jahre 3 Monate alt.

Rekametril.

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für leiotitvsrüsuliolis »romstisclis 8uppsn.