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jedoch zu Falle kam. Er wurde von der Maschine erfaßt, die ihm den rechten Fuß glatt abfuhr. Außerdem erlitt er sonst noch schwere Verletzungen, sodaß er in die Klinik verbracht werden mußte.

Rottenburg 18. Aug.Sherlok", der Stuttgarter Polizeihund, hat auch hier eine Probe seine» Können» abgelegt. In der Nacht vom Sonntag zum Montag waren an der neuen Straße von Rottenburg nach Wurmlingen acht Obstbäumchen, die vor zwei Jahren gesetzt wurde», abgeknickt worden. Auf telegraphische» Ansuchen de» Stadtschultheißenamt» sandte da» Stadtpolizei­amt Stuttgart de» Schutzmann Wißmann mit seinemSherlok" hierher. Der Hund nahm an dem ersten der abgeknicktev Bäumchen Witterung, verfolgte von da au» die Spur de» Täter» von einem Bäumchen zum ander», die bald link» bald recht» der Straße immer zwischen mehreren un­beschädigten standen und sprang dann vom letzten abgebrochenen Baum au» schnurstracks nach Wurm­lingen, bog daselbst in einen Hof auf eine Scheuer zu. Da deren Tor verschlossen war, ging der Hund, lautSchwarz». Bote", auf die Haustüre de» zugehörigen Wohnhäuser zu, da» aber auch verschlossen war. Auf da» Feld geführt, wo der etwa 35 Jahre alte Insasse diese» Hauses be­schäftigt war, sprangSherlok" diesem entgegen und bezeichnete ihn durch Anbellen al» den Täter.

Freudenstadt 18. Aug. Ein Projekt für eine große Rodelbahn ist von einem Geo­meter aurgearbeitet worden. Die Rodelbahn, die eine Länge von annähernd 2 Kilometer er­halten soll, soll vom Lauterweg auf dem Kien­berg durch den Palmenwald nach dem Wald festplatz und von dort nach der Lauterbaderstraße führe». Die Ausführung de» Projekts würde zweifellos für Freudenstadt al» Wintersportplatz von größtem Werte sein.

Mühlacker 18. Aug. In dem großen Fabrikanwesen der deutschen Holzmehlwerke von Hiller und Cie. ist heute vormittag ein Feuer aurgebrochen, dem da» ganze, den Wert von einer halben Million darstellende Anwesen bi» auf da» Maschinenhau» zum Opfer fiel. Der Hauptinhaber der Firma, Juli«« Hiller, liegt schon seit acht Wochen krank darnieder, lieber die Entstehungsursache de» Feuer», da« seinen Auigang, vom Dachstock »ahm, ist nicht» sichere» bekannt. Die Löscharbeiten dauerten in der Mittagrstunde fort, mußten sich aber auf die Er­haltung de» Maschinenhauses beschränken.

Mühlacker 18. Aug. Wie jetzt amtlich ermittelt wurde, ist das Feuer in den Deutschen Holzmehlwerken heute vormittag durch die Explosion eine» Mahlganges im Dachflock entstanden. Die Löscharbeiten waren trotz aller in der Fabrik

befindlichen Vorkehrungen und trotz der Be­mühungen der Feuerwehr durch die leichte Brennbarkeit der Holzmaterialien und überdies durch Wassermangel von vornherein autsichtslo», zumal da da» Fabrikgebäude nur ein Fach­werkbau war, während das gerettete Maschinen­hau» massiv errichtet wurde. Der große Schade» ist durch Versicherung gedeckt. Die Fabrik stand erst im fünften Jahre. Ihre Erzeugnisse dienten hauptsächlich zur Herstellung von Linoleum.

Heilbrov» a. N. 18. Aug. Die Hril- bronner Sozialdemokratie hat nun eben­falls zu der Frage der Budgetbewilligung durch die badischen Genossen Stellung genommen und die Haltung der Badener im Gegensatz zu den Stuttgarter Sozialdemokraten gegen nur 7 Stimmen gebilligt. Die Heilbronner Partei­genossen haben nämlich eine Resolution ange­nommen, in der auLgeführt wird, daß die badische Landtagsfraktion so verfahren sei, wie sie unter de» obwaltenden Umständen verfahren mußte. E» könne weder von einer Verletzung der republikanischen Grundsätze der Partei noch von einer Verhöhnung von ParteitagSbeschlüfsen ge­sprochen werden. Die badische Fraktion habe unter schwierigen Verhältnissen wertvollste poli­tische Fortschritte erungen und dafür gebühre ihr volle Anerkennung. Daß sie durch ganz besondere Umstände gezwungen gewesen sei, entgegen dem Nürnberger Beschluß für da» Finavzgesetz zu stimmen, zeige nur, daß e» nicht möglich sei, durch ParteitagSbeschlüffe die Taktik in den Einzellandtage» zu bestimmen. Au» diesem Grunde erwarte die Parteiversammlung vom Magdeburger Parteitag, daß er mit der Sachlich­keit und Ruhe die badische Angelegenheit behandle, die allem der Würde der Partei entspreche. Weiter wurde beantragt, der Parteitag möge die Stellung zum Budget freigeben und die ent­gegenstehenden Beschlüsse aufheben.

Bopfingen 18. Aug. Der Stuttgarter PolizeihundSherlok" entwickelt sich immer mehr zum Schrecken aller Spitzbuben. Kaum, daß man da» Erstaunen über feine letzten Taten überwunden, hat er auch hier seine außerordent­liche Findigkeit auf folgende Weise bewiesen: Im Stadtpfarrhaus war ein Einbruch versucht worden. Der Einbrecher wurde aber verscheucht und vom Nachtwächter, wenngleich vergeblich, verfolgt. Er hatte seinen Stock vor dem Pfarr­haus zurüögelafsen. Diesen hielt man dem von Stuttgart requirierten Polizeihund vor, der als­bald die Spur aufnahm und sie ohne Aufenthalt bi» in das Schlafgemach eine» bei einem hiesigen Schreinermeister bediensteten Gesellen verfolgte, den er regelrecht verbellte. Darauf wurde der Geselle verhaftet.

Friedrichshofen 18 . Aug. Mit der Füllung des Luftschiff» 1.2 6 ist heute Nach­mittag begonnen worden. Wie die Württemb. Automobil- und LuftschiffahrtS-Korrespondenz von maßgebender Seite erfährt, ist mit einem Aufstieg de« Luftschiff« für morgen Freitag zu rechnen.

Pforzheim 18. Aug. In Brötzingen überfuhr ein mit Schlacken beladener Wage», dessen Pferde scheuten, auf dem Marktplatze die 68jährige Katharine Ehemann, die dort mit einem Kinderwagen stand. Beide Räder gingen über die alte Frau weg und verletzten sie so am Kopf und am linken Fuß, daß sie nach 10 Mi­nuten im Rathause, wohin man sie gebracht hatte, starb. Der Kinderwagen, in dem ein Kind schlief, wurde umgeworfen, doch kam da» Kind mit einigen Hautschürfungen und Beulen davon. Da» eine Pferd stürzte und verletzte sich ernstlich an den Beinen.

Ibach (A. St. Blasien), 17. Aug. Einem Straßenwart hier wurde dieser Tage da» 23. Kind geboren. Die Mutter, seine zweite Ehe­frau, die ihm 16 Kinder schenkte, ist erst 40 Jahre alt und noch rüstig. Aus erster Ehe stammten 6 Sprößlinge. Der glückliche Vater, zugleich Großvater, zählt 64 Jahre.

München, 17- Aug. Die Parseval­flüge errege» begreiflicherweise das lebhafte Interesse der Münchener Bevölkerung. Heute war Parseval nicht nur wieder oberhalb München, sondern auch in der Umgebung, namentlich in den westlichen Vororten, in Dachau, Mach, Nymphenburg, Pasing aurgezeichnet zu beobachten. In der Stadt wurden vielfach Hausdächer er­stiegen; man sah sogar ganze Kinderversamm- luugen auf geeigneten Plattformen.

Klein-Scheidegg 18.Aug. AmRottal- Sattel sind drei Personen, die ohne Führer aufgestiegen waren, ab ge stürzt. Die Verun­glückten sind Ingenieur Waller Kinscharf au» München, Hans Wenner au» Zürich und Frl. Gertrud Farner aus Zürich. Sie wurden beim Aufstieg von der Jungfrau nach dem Rottal von einem furchtbaren Gewitter überrascht. Eine Bergungskolorme ist von Lauterbrunnen gestern nacht abgegangen, vermochte aber nichts auSzu- richten, da die Schneemafsen äußerst gefährlich sind.

Frankfurt a. M. 18. Aug. Im Zusam­menhang mit der Affäre der Niederdeutschen Bank erfolgte heute früh die Verhaftung de« Dr. jur. Aug. Nolden, Direktors der Gummi­waren-Aktiengesellschaft Frankfurt a M. Nolden war auch Direktor der Motorlastwagengesellschaft Aachen und auch sonst al» Gründer und Ver­waltungsmitglied im Konzern der Niederdeutschen

keinen Anspruch auf Dank erhebe. Ich werde mich glücklich preisen an dem Tage, an welchem ich Sie den Armen Ihrer Mutter überliefern kann. Mein reichster Lohn wird aber darin bestehen, wenn ich glauben darf, daß Sie in der Erinnerung da» Bild meiner Person freundlicher betrachten werden, als die» auf der Gräfin Jda der Fall war.

Bitte, Herr Dugdale, kommen Sie nicht wieder auf diese» Thema; ich denke, wir lasten e» ruhen. Sie find schon sehr deutlich darüber gewesen.

Ich lachte. Nun denn, so lasten Sie un» schlafe» gehe«. E» ist schon 11 Uhr.

Ach, ich gehe so ungern, seufzte sie. Doch einmal muß es ja sein. Also kommen Sie.

Ich blieb noch einen Augenblick sinnend stehen.

Worauf warten Sie? Ich bin ja bereit.

Ich denke eben, ob ich mich nicht erbieten soll, die nächste Wache zu übernehmen der Kapitän könnte da» von mir erwarte«.

Hören Sie, Herr Dugdale, brach sie wieder los, ich glaube wirklich, Sie legen e» darauf an, daß ich Sie für ebenso verrückt halten soll wie den Kapitän. Mt meiner Einwilligung werden Sie nicht» derart tun. Wenn Sie durchaus Ihren früheren Beruf wieder aufnehmen wollen, so darf ich Sie wohl bitten, damit zu warten, bi» Sie mich lo» sind.

Gott, wa» find Sie aber immer gleich böse. Jedenfalls wüsten wir ihm wenigstensGute Nacht" sagen. Ich ließ dem Wort die Tat folgen, und er rief zurück: Gute Nacht, Herr Dugdale, gute Nacht, Madam. Wenn Sie noch irgend etwa» vermissen, was meine Lady Blanche zu liefern vermag, so lasten Sie mich'» wisten und Sie sollen e» haben.

Vielen Dank! Sie sind sehr gütig.

Nun endlich ließ auch sie sich zu einem ganz freundlich klingenden Gute Nacht, Herr Kapitän! herab.

Die Kajütenlampe brannte schwach. Ich ging nach den Kabinen,

um eine der Laternen zu holen, von denen der Kapitän gesprochen hatte. Die in der Kabine de» Mädchen» stellte ich angezündet auf de» Tisch, die andere nahm ich zurück in die Kajüte. Hier fand ich meine arme Gefährtin bleich wie ein Gespenst.

Ich wollte, ich könnte hier schlafen, stöhnte sie.

Aber warum denn? Unten haben Sie e» doch viel behaglicher und bester, und vor allen Dingen sind Sie dort nicht allein.

Ja, da» ist schon richtig, es find aber gewiß Raiten da.

Keine Spur. Aengstigen Sie sich doch nicht ganz unnötig. Bitte, kommen Sie nur.

Sie faßte krampfhaft meinen Arm. Unten blieb sie plötzlich furchtsam spähend und lauschend stehen.

O, wie schrecklich gruselig ist e» hier, zitierte es von ihren Lippen.

Nicht doch. Seien Sie doch mutig. Ich bin ja bei Ihnen. Oben würden Sie den Kapitän als Nachbar haben und wahrscheinlich Anstand nehmen, ihn zu rufen, falls sie irgend etwa» beunruhigte. Hier brauchen Sie nur an die Wand zu klopfe», um mich auf der Stelle an der Hand zu haben. Ich dächte, das sollte Ihnen doch Beruhigung gewähren. Sie find doch sonst so ein tapfere» Mädchen, fuhr ich voll tiefen Mitleid» fort, al» ich ihre» ganzen Körper an meinem Arm beben fühlte; denken Sie doch nur ein klein bißchen daran, daß Sie in mir einen Beschützer Haben, dessen einzige» Bestreben es ist, für Ihr Wohl und Beste» zu sorgen, und der Ihnen deshalb nichts zumuten wird, wa» dem nicht entspräche. Gehe» Sie und legen Sie sich ruhig nieder, ich wache über Sie und werde Sie hüten, so lange Gott mir noch einen Arm läßt, den ich für Sre erheben kann.

Sie sah mich mit einem fast kindlich zutraulichen Blick an, sagte aber nicht», sondern schritt auf die Tür zu, öffnete sie und guckte scheu in den Raum.

Kann ich noch irgend etwa» für Ihre Bequemlichkeit tun? fragte ich hinter ihr stehend. Sie spähte noch eine kleine Weile umher, dann er­widerte sie matt: Ich glaube nicht. Aber da» kleine Lichtstümpchen wird