Amt»- und Siyrigeblatt sür den VberamtrbeM Lalw

85.

172

M WMM ci

MEM1- ^

MM

MELL

MMMM

ML-

»»sihiimmgetas«! «o»t»s, »i,u»ta,, »ittw«», -»»,«»«tia, UriitaL «»» «amttaz. zns»rtio«»pr«i« i» S>I i»»2»U» sLi «taüt u.Siitrieort,; «« »,,trl» Ps».

Mittwoch, den 27. Juli 1910

Pr.t.b.Btadt>/^LHrI.m.TrItjl«rl.Ml. l.»b. PostLezuzt«». s. d". iörtt. u. ktachbarortiorrk. '/^iLhrl. MI. I.»v, im Ferno«l»4» MI. 1 .SV. in Württ. »» Pf,., in Bayern u. «eich « Big,

Arntlische Bekanntmachung»«.

Bekimutmachuug.

Während der diesjährigen Brigade­manöver ist weiter folgende militärische Ein­quartierung mit voller Verpflegung der Mannschaften und Futterverabreichung für die Pferde in Aussicht genommen:

Gechinge» am 5. September: Stab des Ul.-Reg. 20 und 2. ESk. desselben Regiments.

Stammheim am 5. September: 3. und 4. Erk. des Ul.-Reg. 20.

Im Uebrigen findet die oberamtliche Be­kanntmachung vom 20. Juli 1910 (Wochenblatt Nr. 167) entsprechende Anwendung.

Calw, 27. Juli 1910.

K. Oberamt.

Reg.-Ass. Digel, A.V.

TagesaerrrgketteV.

s:s Unterreichenbach 26. Juli. Zur Feier der goldenen Hochzeit des Erhardt- 'schen Ehepaares ist »achzutragen, daß demselben von den Arbeitgebern der FirmaUnterreichen­bacher Etuisfabriken" eine wertvolle Kassette mit einem namhafte» Geldgeschenk als Andenken über­geben wurde.

Neuenbürg 26. Juli. Die Leiche des vermißten Oberlehrers Trefz von Conweiler, der im Gebiet des JfingerS bei Meran eine Tour unternommen hatte, ist nunmehr aufgefunden und geborgen worden. Trefz war vom kleinen Jfinger etwa 300 m hoch abgestürzt. Der Ver­unglückte, der von Waldbach OA. Weinsberg gebürtig ist, war 30 Jahre alt.

Stuttgart 26. Juli. Der König hat

! den Herzog Ulrich von Württemberg, Major beim Stabe des Ulanenregiments König Wilhelm I Nr. 20, zum Oberstleutnant befördert und zum Kommandeur des Regiments ernannt.

Stuttgart 26. Juli. Unter Führung von Lehrern und Lehrerinnen haben sich 2 2 Ferienkolonien mit nahezu 600 Kindern in die Kolonieorte begeben.

Stuttgart 26. Juli. In der Schloß­gartenstraße ist eine Frau aus einem im Gang befindlichen Straßenbahnwagen abgesprungen. Sie kam zu Fall und wurde von einem auf dem Nebengleis entgegenfahrende» Straßenbahnwagen erfaßt und schwer verletzt.

Stuttgart 26. Juli. Die Ermordung de« deutschen Kolonisten Unger im Neuharthof bei Haifa hat sich nach den vorliegenden Nach­richten als eine Tat wildester Leidenschaft her- autgestellt, zu der ihr Opfer persönlich nicht sie geringste Veranlassung gegeben hat. Die Ein­wohner des Dorfes Tireh, die sich des Mordes schuldig gemacht haben, sind von jeher wegen ihrer Wildheit berüchtigt und haben stets in Un­frieden mit ihrer Nachbarschaft gelebt. Der große Umschwung, der sich vor zwei Jahren im otto- manischen Reich vollzog, hat nun in Syrien eine fühlbare Schwächung der Regierungsgewalt her­beigeführt und außerdem Ausbrüche eines Frem­denhaffes heroorgerufen, die durchaus nicht mit der nötigen Energie niedergehalten wurden. Unter diesen Verhältnissen litten besonders die Kolonien, die von den Württembergern am Karmel wie weiter südlich bei Jaffa angelegt worden sind. Sie mußten wiederholt bei den deutschen Konsul» bittere Klage darüber erheben, daß sie schutzlos Ausschreitungen der Eingeborenen auSgesetzt seien. Ihre Pflanzungen wurden geschädigt, ihr

Vieh gestohlen oder verstümmelt, Feldhüter ver­wundet oder erschossen und einzelne ReichSange- hörige persönlich bedroht. Eine genügende Sühne ist unseren Landsleuten nicht geworden und wiederholt erwiesen sich die Behörden als höchst saumselig, wenn nicht direkt feindlich. Die frevel­hafte Ermordung des deutschen Kolonisten ist, wie dieKöln. Ztg." schreibt, nur die Krönung einer langen Reihe von Gewalttaten, und um so mehr die Forderung begründet, daß jetzt endlich durch­greifende Maßregeln zum Schutze der deutschen ReichSangehörigen getroffen werden.

Stuttgart 26. Juli. Der 9. Deutsche Stenographentag Gabelsberger, zu dem sich am Sonntag über 4000 Personen ver­sammelt hatten, «ahm heute in seiner Haupt­versammlung einstimmig eine Resolution an, wo­nach in den vom Deutschen Stenographenbund Babelsberger in die Wege geleiteten Bestrebungen zur Schaffung einer Einheiisstenographie für das ganze deutsche Sprachgebiet ein in hohem Grade erstrebenswertes Ziel erblickt und hofft, daß es unter Mitwirkung der StaatLregierungen ge­lingen wird, diese« Ziel zu erreichen. Als glück­lichste Lösung würde er es betrachte», wenn die altbewährte Schnellschrist Gabelsbergers, die in Bayer«, Sachsen und anderen Bundesstaaten, sowie in Oesterreich bereits Einheitsstenographie geworden ist, al» solche für da« ganze deutsche Sprachgebiet anerkannt würde. Bei dem Wett­schreiben haben Lehramtskandidat Aloy» Wenzel- München und stuä. jur. Eglau Konstanz bei drei Minuten langem Diktat von 400 Silben in der Mnute erste Preise mit Ehrengaben erhalten. Zum Bundesvorsitzenden wurde Professor Pfaff- Darmstadt wiedergewählt, zum zweiten Vor­sitzenden und Geschäftsführer de« Bunde« wurde Dr. Bode-Dre«den gewählt. Der nächste Steno-

Die Goldinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Als Sir Edward dies bemerkte, sagte er: Sie würden sich gewiß gern das Schiff ansehen, gnädige» Fräulein. Ich möchte meinem Vetter auch da» Bild meiner Frau zeigen. Wenn es Ihnen Spaß macht, führe ich Sie gern umher.

Sie erhob sich sogleich, freudig zustimmend, worauf Sir Edward auch mich aufforderte.

Zuerst machten wir einen Rundgang auf Deck, das weiß wie eine geschälte Mandel autsah und durch seine mächtigen Geschütze, sowie wall­artig dicken Schanzen einen imposanten Eindruck machte. Und überall, wohin wir kamen, barfüßige Matrosen in weißen Anzügen und Strohhüten, die lautlo» die verschiedensten Arbeite« verrichteten, oder auf das leise Zirpen einer Bootsmannspfeife da und dorthin huschten. Ja, da» war doch etwas ganz andere«, wie auf einem Handels- oder Paffagierschiff. Nur dem einen konnte auch die strengste Disziplin nicht wehren, nämlich de» verstohlene» Blicken auf da» schöne Mädchen, das da so anmutig am Arme de» Kapitäns einherschritt.

Nachdem wir da» Deck besichtigt hatten, geleitete er un» in seine behaglich eingerichtete Kajüte, wo er uns da» Bild seiner Fra«, ein über­aus liebliche« Gesicht, zeigte, bei dessen Betrachtung wir die Sehnsucht begriffen, die beim Anschauen de» Porträts aus Sir Edwards Augen sprach.

Plötzlich schlug dieser seinen strahlende» Blick zu Colledge auf und rief lustig:

Na, Stefan, alter Junge, wie steht es mit dir? Hat noch kein Mädchen dein Herz erobert?

Colledge wurde dunkelrot. Ich vermute, er würde frischweg mit der

unschuldigsten MieneNein" gesagt haben, wäre ich nicht dabei gewesen. So aber schwieg er und suchte sich unser aller Augen unter dem erheuchelten Interesse für ein an der Wand hängende» Seestück zu entziehen. Doch Sir Edward ließ nicht locker.

Na, wer ist es, Stefan? Heraus damit! lachte er. Sehen Sie nur, gnädiges Fräulein, wie rot er ist! Ei« sichere» Zeichen, daß er seinen Anker schon hat fallen kaffen. Also, wer ist die Herzensdame, Stefan?

Ach, laß mich in Ruhe, Ned, du bist unausstehlich, antwortete Colledge ärgerlich und warf mir einen Blick zu, der zu sage» schien: Herrgott, muß der Mensch auch gerade darauf kommen: Zu wa» für einem Esel mache ich mich!

Gewiß hat er Ihnen den Namen anvertraut, wandte sich Sir Edward jetzt schalkhaft lächelnd an Fräulein Temple. Bitte befriedigen Sie meine Neugier.

Wie sollte ich da» können, erwiderte sie mit einem Gesicht, auf dem sich ein gewisse Verwunderung malte. Herr Colledge hat mich nicht zu seiner Vertrauten gemacht, mir sein Geheimnis nicht offenbart.

Der arme Junge schwitzte Blut, doch zwang er sich zu einer heitere» Miene und schnitt die Sache kurz ab, indem er sagte: Ich denke, Ned, du zeigst uns jetzt da» Schiff weiter. Wir haben nicht mehr lange Zeit.

Ja, das ist richtig. Also, wenn e» Ihnen beliebt, gnädiges Fräulein er öffnete die Tür dann bitte.

Er schritt mit unserer Begleiterin voran, sichtlich erfreut über die Gelegenheit, sein schönes Schiff von fremden Augen bewundern zu lassen.

Colledge hing sich an mich und flüsterte mir zu: Hören Sie, Dug- dale, ich könnte mich ohrfeigen. Glauben Sie, daß Fräulein Temple au» meinem blödsinnigen Benehmen gemerkt hat, daß ich verlobt bin?

Ja. Sie müßte nicht so klug sein, als sie ist, wenn sie e» nicht errate» hätte. Aber lasse» Sie'» gut sein; e» ist so am besten, Colledge. Sie können nun wieder frei atmen.