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de« Grupp von ca. 16060 während für die übrige ungedeckte Summe die Darlehenskasse aufzukommcn hat. Die unterschlagenen Beträge sind meisten« Anlehen, die bei auswärts wohn­enden ausgenommen wurden. Möglich waren die Veruntreuungen in diesem Umfange nur durch die große Vertrauensseligkeit der Leute und die ungenügende Kontrolle durch denDarlehenikassen- vorstand. Da der persönliche Aufwand des Grupp bei seinen bescheidenen Ansprüchen un­bedeutend war, so wird allgemein die Frage aufgeworfen, wo dieser viele Geld hingekommen ist; eine gerichtliche Haussuchung, welche sofort vorgenommen wurde, hat nichts zu Tage ge­fördert. Diese großen Defraudationen bedeuten für die kleine Gemeinde einen schweren Verlust. Immerhin dürfte aber der Weiterbestand der Kaste gesichert sein und den ersatzpflichtigen Mit­gliedern es ermöglicht werden können, den sie treffenden Anteil in mäßigen Raten auf eine Reihe von Jahren verteilt abzutragen.

Leipzig 4. Juli. Das ReichSger icht hat die Revision des Frhr. Oskar v. Münch, der durch Urteil des OberlandeSgerichteS Stutt­gart vom 25. Januar mit seiner Klage gegen die Staatsanwaltschaft auf Aufhebung seiner Entmündigung abgewiesen worden war, al» un­begründet zurückgewiesen.

Berlin 4. Juli. DerReichsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung des Reichs­kanzlers worin bestimmt wird: Nachdem die Cholera auf dem Schwarzen Meer und den angrenzenden russischen Gouvernements erheblich an Ausdehnung zugenommen hat, sind die au» russischen Häfen au« dem Schwarzen Meer und aus dem Asowschen Meer nach den deutschen Häfen kommenden Schiffe und Insassen im Hin­blick auf die Gefahr einer Choleraeinschleppung bis auf weiteres vor der Zulassung zum freie« Verkehr ärztlich zu untersuchen.

Berlin 4. Juli. In der heutigen Sitzung der ReichStagSkommission für die Reich«- versicherungkordnung führte Staat ssekretär Delbrück über die Aerztefrage aus, die Regierungen hätten nicht einseitig die Interessen der Aerzte wahrnehmen können, sondern auch die der Versicherten wahren müssen. Ein Teil der Aerzte habe den wirtschaftlichen Kampf über­spannt. Die Vorlage suche zwischen Aerzten, Aerzteorganisationen und Kasten den Boden für einen Ausgleich zu schaffen. Zunächst sei den Aerzten und den Kaffen völlige Freiheit gelassen, erst im Notfall trete die Behörde regelnd in die Schranke. Die freie Aerztewahl sei der Haupt­sache nach durch die Vorlage garantiert.

Köln 4. Juli. Nachdem der Rhein seit Samstag weiter um fast einen halben Meter ge­stiegen ist, und nun eine Pegelhöhe von 5,52 w erreicht hat, ist die erste Beschränkung der Schiffahrt eingetreten. Das Deutzer Vorflut- gelände sowie die Fahr streßen am Kaiser Friedrich

und Oberländerufer sind überschwemmt. Auch bei Köln-Niehl stehen weite Strecken Lande» unter Master.

Kiel 4. Juli. Unter dem Verdacht, die Arbeitsstätte der Stadtmission in Brand gesetzt zu habe», wobei der Missionsbruder Hoffmann um» Leben kam, wurde der Arbeiter Willmann verhaftet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Willmann den Bruder Hoffmann ermordet und dann da« Haus anzündete, um seine Tat zu verdecken.

Paris 4. Juli. Aus Brest wird ge­meldet: Als der KüstenschonerRemora" mit 30 Reisenden an Bord in den hiesigen Hafen einfuhr, wurde er von einem Windstoß erfaßt. Acht Passagiere fielen ins Wasser, von denen nur vier gerettet werden konnten.

Rom 4 Juli. Mitglieder derSchwarzen Hand" richteten kürzlich an einen Bankier in Palermo einen Drohbrief, indem sie 100000 Lire forderten andernfalls sie da« Haus in die Lust sprengen würden. Da der Bankier nicht ant­wortete, flog gestern eine Bombe gegen seine Villa, die das Dach und die Fenster des Hauses zerstörte. Die Wirkung der Explosion machte sich bi» auf eine Entferung von einem Kilometer geltend. Von dem Täter hat man noch keine Spur.

Konstantinopel 4. Juli. Nach einem Telegramm desB. T." ist hier die Meldung des deutschen Konsul« in Jaffa einge­troffen, daß ein griechischer Dampfer mit Holz aus Oesterreich im Werte von 32 000 Frc«. für den deutschen Großholzhändler Wieland in Jaffa am Löschen verhindert und, obgleich der Gouver­neur intervenierte und die Lastträger und Boots­leute zum Löschen zu überreden versuchte, still­gelegt wurde, weil diese sich weigerten, den Dampfer zu entladen.

Jaffa 22. Juni. (Der Brand des syrischen Waisenhauses in Jerusalem.) Kaum sind zwei Monate seit der Prinzenreise in - Palästina dahingt flössen. Kaum haben sich die Wogen der Begeisterung über den Besuch des Kaiser sohns auf heiligem Boden unter den Deutschen im Land geglättet. Herrliche Feste wurden au» Anlaß der Einweihung der Kaiserin Augusta- Viktoria Stiftung, der Dormition auf dem Zions­berg und des 50jährigen Jubiläums des Syrischen Waisenhauses gefeiert. Wer dachte noch vor kurzem daran, daß eine der ältesten und ge- achtetsten deutschen Stiftungen in Jerusalem in wenigen Stunden ein Raub der Flammen würde! Wer dachte aber auch daran, daß die Augusta- Viktoria Stiftung nach so kurzer Zeit Hunderte von obdachlosen deutschen Schützlingen in ihre Mauern ausnehmen müßte! Durch einen Kamin­brand der Schmller'schen Anstalt brach der Brand in dem kolossalen Anwesen aus. Die Flammen verbreiteten sich mit Riesenschritten auf dem höl­zernen Dachstuhl und verzehrten alles, was nicht aus massivem Stein errichtet war. Pastor Schneller, der Vorstand des weitläufigen Instituts, ! befand sich mit Begleitung zur Zeit der Kata­

strophe auf einem Ausflug in Betlehem. Von dort aus gewahrte er eine Flamme, die über Jerusalem hinausschlug, ahnte aber nicht, daß e« sein eigene« Anwesen war, da« dem unbezähm­baren Feuer zum Opfer fiel. Der direkte mate­rielle Schaden beziffert sich auf etwa V« Million. Abschließende Angaben sind aber vorläufig nicht zu machen; Originalmalereien, eine von Kaiser Wilhelm I gestiftete Glocke; eine eben erst ein- geweihte Orgel in der Kirche und die nieder- geschricbenen Werke von über 40 Jahren: alles fiel den Flammen zum Raub. Alle Deutschen im Orient schätzten die unermüdliche Tatkraft und Schaffensfreudigkeit dieser einzig­artigen Betriebswesens im Orient zu hoch, um nicht tiefe Trauer über diesen un­glücklichen Fall zu bezeugen. Unser Kaiser hat eine hochherzige Stiftung mit einem warm- gehaltenen Beileidstelegramm an die Leitung des Waisenhauses abgesandt. E« ist durch Stiftungen auch von anderer Seite dafür gesorgt, daß der äußere Schaden sicher gedeckt wird. In Jerusalem hat alle Welt, ob Deutscher, Muham­medaner, Christ oder Jude alles Erdenkliche getan, um der angenblicklichen Not zu steuern. Alle gingen Hand in Hand und nahmen die Obdachlosen auf. Die Augusta-Viktoriastiftung hat allein gegen 1000 Waisenkindern ihre gast­lichen Pforten geöffnet doch der moralische Wert und Inhalt der ausgezeichneten Bibliothek und altehrwürdige Stiftungen können nimmer ersetzt werden. Tief zu beklagen ist auch das unwür­dige Verhalten de« türkischen Militär», dar zur Löschung und zur Aufrechterhaltung der äußeren Ordnung an die Brandstätte abgesandt wurde. Statt auf Ordnung und Lokalisierung de« Brandes Bedacht zu haben, raubte es, wa« e« bekommen konnte. Solche Plünderungs­szenen sollten doch in einem modern sein wollen­den Staat nicht mehr Vorkommen. Kurz, wer die wirklichen Segnungen dieses vielseitig auS- gebildeten und mit vieler Sorge und Mühe errichteten Anwesens kennt, wie wir Deutsche in Palästina, der beklagt den Brand de« Syrischen Waisenhauses au» ganzer Seele. Dieses Werk mildtätiger Spendungen deutschen Ursprung« möge damit nicht zu Grunde gehen und deutsche Patrioten mögen zeigen, daß ein deutsches, auf über 40jähriger Tätigkeit fußende« Werk nicht im Stich gelaffen wird.

Vermischtest

(Ballonaufstiege.) Am Donnert tag, den 7. Juli, finden in den Morgenstunden inter­nationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. E« steigen Drachen, unbemannte und bemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europa« auf. Der Firder eine« jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß de» Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort tele­graphische Nachricht sendet.

Amtliche »ich WutaiieiM.

K. Forstamt Calmbach.

Beigholz-Verkauf

am Mittwoch, den 13. Juli, vorm. 10 Uhr, in Calmbach (Rathaus) aus Staatswald Eiberg Abt. Franzosen­buckel, Katzenbuckel, Kapplersrain,

Sckwarrwalüvereln ealw.

W Zum Besuch der Fefiversammlung des Landesvereins in

Atpirsöach am 10. Juki

werden unsere Mitglieder hiemit höflichst eingeladen. (Näheres siehe Bereirsblatt Nr. 7.) Empfohlen wird: Calw ab 6 Uhr 16, Frcudenstadt 8 Uhr 25. Dann gemeinsame 4stündige Wan- derung auf dem Höhcnweg nach Alpirsbach. (Anmeldungen hiezu werden erbeten bis Freitag abend an Herrn Bank- kasster Eberhard.) Rückkunft nach Calw abends 9 Uhr 14.

Der Krisschutz.

Liebenzell.

Gesucht ein

Maschen

zu einem Kind und leichtenHausarbeiten, Gehalt per Monat 20 Mark und alles frei.

Frau ^oils.886

Gasthaus z. Hirsch.

Heimenhardt Abt. Hint. Kleinenz- halde, dürrer Grund und Schlößle, Kälbling:

Scheidholzanfall: 354 Rm. Nadel­holzanbruch. Registerauszüge gegen Gebühr vom Kameralamt.

Schmieh.

Bekanntmachung.

Das Beerensammel« in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldungen ist für

ZU FlkskNW voll kmjgesögtrm

Breuhch

Vorzüglichen 2jährigen lauteren

Apfelmost

verkauft die Kinderrettungsanstalt Stammheim.

KivdermSdcheu.

Zu einem Kinde wird sofort ein Mädchen gesucht, das zu Hause schlafen kann.

Näheres im Compt. ds. Bl.

empfiehlt sich und sieht Bestellungen entgegen

Sägwerkbesitzer,

Bahnhof Teiuach.

Auswärtige bei Strafe verboten.

Gemeinderat.

Schönbronn.

Gipser-Gesuch.

Ein tüchtiger Gipser findet dauernde Beschäftigung bei

I-,

Gipsermeister.

10 TnOhntt

für dauernde Arbeit sofort gt sucht.

Hirsau.

Habe noch zirka 50 Ztr. schönes

Dinkel- - Habklstrotl

abzugeben, liefere dasselbe event. franko ins Haus.

Kritz Kost z. Sonne, Telefon 1. Simmozheim.

Kin Kosthaus

für ein 7 Monate altes Kind oder ein Mädchen zur Pflege wird gesucht. Näheres im Compt. ds. Bl.