Ealmer Wo^eiUaü.

Samstag

Beilage z« Nr. 14S.

25. Juni 1S1«.

Der Bilwitzschneider.

Erzählung von Jos. Baierl ein.

(Schluß.)

Beim Hütbuben stand es fest, daß nur er die Schuld an dem Zorn des Bilmes" trug, weil er die Judaskreuzeln so sauber gesteckt hatte und weil er nun fürchtete, der Unhold könnte ihm, sofern er ihn allein erwischte, deshalb den Hals um- und den Kopf ins Genick drehen, bat und bettelte er so lange, bis ihm alle Dienstboten versprachen, ihm die Herde heute mit eintreiben zu helfen. Allein hätte er sich um alles in der Welt nicht vorüber gewagt vor dem verdächtigen Platze.

Als aber die Dienstleute mit der Herde beim Birnbaum ankamen, sahen sie in der Dunkelheit zwar Nazi's Gestalt, aber etwas Unheimliches war weit und breit nicht zu entdecken. Gleichwohl hatte alle eine Art Scheu überfallen und ihre Zungen blieben gebannt, bis der Baum außer Sicht war. Dann aber sagte Hans:Wo wird er jetzt wohl sein, derselbige Bilmes? Leicht ist er hinterm Schäferhäusl versteckt g'wesen. Ich glaub' schon, daß er dorten wo hockt. Jawohl!"

Kann sein," meinte der Großknecht,aber g'sehen hätten wir ihn die Zeit doch nicht. Ihr müßt eben wissen, Leuteln, daß es vorhin erst's Gebet g'litten hat, und drei volle Stunden nach dem Gebetläuten hat kein Geist und kein G'spenst, nicht einmal der Grüngankerl, eine Gewalt über die Menschheit. Alsdann hättest du dich nicht zu fürchten brauchen, Hans, mit dem Vorbeitreiben."

Daß aber er selbst nicht um den doppelten Jahreslohn umgekehrt und im Dunkeln bei Nazi's Hütte vorübergegangen wäre, das verschwieg Michel.

O mein, o mein," sagte die Kleinmagd, die an seiner Seite schritt, ich bin nur neugierig, was die Bäuerin für ein G'stcht macht, wenn wir heimkommen. Die ist ja dabei g'standen, wie der Bilme» den Franz an der Gurkel 'packt und so 'mentisch g'haut hat. Jst's vielleicht nicht so, Hans?"

G'wiß ist'» so. Jawohl!"

Ich begreif' nur nicht, warum der Bilmes sich g'rad am Franz vergriffen hat, wo doch die Bäuerin dabei war. Die Bäuerin hat doch im Feld mitg'sät und viel mehr g'arbeit' als der Franz, der in München hat Soldat sein müssen. Ich mein', du hast dich verscharrt, Hans!"

Wenn mir nicht glauben willst, Nannl, so wart' halt ab, bis du den Bilmes einmal selber antriffst, alsdann fragst ihn. Jawohl!"

Dessentwegen brauchst nicht so g'schnappig zu sein," gab Nannl erbost zur Antwort.Den Bilmesschneider werd' ich nicht fragen, weil wir schon alles g'nau hören werden, wenn wir jetzt heimkommen."

Diese Voraussage der Kleinmagd erfüllte sich aber nicht ganz. Der Bauer hatte seine guten Gründe, daß über den seltsamen Vorfall so wenig wie möglich gesprochen wurde, weil durch näheres Nachforschen doch leicht der wirkliche Tatbestand hätte ans Licht kommen können. Das wollte er jedoch vermeiden; einerseits um Babettes Ruf nicht aufs Spiel zu setzen, da die in die Sache nicht völlig Eingeweihten doch schlimmen Argwohn hätten fassen können, andererseits um dem alten Steiner, der für die schlechte Aufführung seines Sohnes nichts konnte, keinen neuen Kummer zu verursachen, schließlich um dem letzteren selbst die in Aussicht

stehende Beförderung nicht zu verderben. Mochte der gewissenlose Mensch die ihm reichlich zugemessene Tracht Prügel als verdiente Strafe hinnehmen und im übrigen die erlittene Schmach «nberedet weiter tragen!

Natürlich mußte aber der Sohn des Rodershofers über den wahren Hergang und seine Ursachen aufgeklärt werden. Sonst wären, wenn er den Dienstboten gegenüber in Abrede stellte, vom Gespenst mißhandelt worden zu sein, deren Mutmaßungen mit zwingender Notwendigkeit auf den Steinerfritz hingelenkt worden, und dann war der Schnüffelei, üblen Nachrede und Ohrenbläsereien aller Art das Tor angelweit geöffnet.

Der Bauer unternahm es daher, seinem Sohn, sofort nach dessen Heimkunft vom Dorf, reinen Wein einzuschenken.

Widersprich also unser» Ehehalten nicht," schloß er seine lange Auseinandersetzung,sondern tu'S mir und der Mutter zu lieb, daß du sagst, der Bilmesschneider hätt' g'rauft mit dir. Daß du nicht gar zu viel ausg'fragt wirst und dich etwa« verplapperst, dafür laß nur mich sorgen!"

Gott sei Dank, Vater," entgegnete Franz,daß diese G'schicht auf die Weis aus'gangen ist. Sie hat mir schon lang nimmer g'fallen wollen, weil ich ganz gut g'merkt Hab', daß der Unteroffizier ein Aug' g'habt hat auf die Mutter. Ich aber hält' mich z'Tod scheniert, wenn ich dir was davon hätt' offerieren sollen. Jetzt aber hat sich doch alles zum besten g'wend't."

Meinst, der Lumpazi wird dir nichts anhaben können, wenn aus dem Urlaub du wieder einrücken mußt?" fragte der Alte.

Nachdem ich jetzt weiß, was ich weiß, sürcht' ich mich nimmer vor ihm", gab Franz zuversichtlich zur Antwort. UebrigenS kommt er ja bald weg von unserer Eskadron in die Kanzlei. Dort geht er mich nichts mehr an."

Auch für uns hat der Steinerfritz kein Interesse mehr. ES genügt, wenn wir wissen, daß er zur größten Ueberraschung seines alten Vaters seinen Urlaub plötzlich abbrach und mit Wut und kochendem Grimm in der Brust die Rückreise nach München antrat. Daß etwas Ungutes mit ihm auf dem Rodershof vorgegangen sein mußte, davon war der alte Steiner, der bei seines Sohnes Sinnesart dessen Aufenthalt in Babettes Nähe nur mit Bangen, und ohne ihn hindern zu können, zugegeben hatte, im stillen fest überzeugt. Was wirklich vorgefallen war, erfuhr er aber nicht. Fritz hatte für gut befunden, darüber zu schweigen, und auch die Rodershoferischen ließen kein Wort verlauten.

Der im Nordosten der Oberpfalz verbreitete Wahnglaube an den Bilwitzschneider erhielt jedoch durch das Ereignis auf dem Rodershof neue Nahrung. Wenn auch der Bauer und sein Weib niemals zu Fremden davon sprachen, so war aus dem Mund der Dienstboten doch manches unter die Leute gekommen. Im Dorf drunten erzählte man sich» beim Bierkrug, daß der Bilmes den alten, in seiner Hütte ruhenden Schäfernazi au» dem Schlafe geklopft habe. Und wenn man Hans, den Hütjungen darüber fragte, dann versicherte er stets, er wolle es mit Hunderttausend Juramenten beschwören, daß er den Bilmesschneider mit eigenen Augen gesehen. Derselbe schaue um und um aus wie ein Zottelbär, und wenn die Rodershoferin und ihr Sohn reden möchten und dürften, könnten sie ihn wohl noch genauer beschreiben. Jawohl! Bei solchen Erzählungen nickten dann die Leute und sahen sich bedeutungsvoll an.

(End e.)

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