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mehr allgemein begonnen. Im Rems- und Neckartal prangen bereit» ganze große Halden im weißen Flor. Bis zum kommenden Sonntag wird namentlich die Kirschenblüte in Anbetracht der warmen Witterung voll entfaltet sein und er ist AuSflüglern deshalb zu raten, diesen Tag zu einer Besichtigung des unvergleichlichen Land­schaftsbildes zu benutzen.

Söflingen OA. Ulm 15. April. Der Jagdpächter von Söflingen ließ in einen un- gezäunten Privatgarten, ohne es dem Eigentümer zu sagen, ein sogenanntes Fangeisen legen, um einen Marder zu fangen. Die ahnungslose Frau des Garteninhabers kam bei der Arbeit in das Eisen und es wurde ihr der Arm abgeschlagen. Unglücklicherweise war niemand in der Nähe, um die arme Frau aus ihrer schlimmen Lage zu befreien und so mußte sie mit dem Eisen an dem abgeschlagenen Arm das nächstgelegene Nach­barhaus aussuchen, wo sie endlich befreit werden konnte.

München 15. April. Von der Halle, die zur Aufnahme des Parseval'schen, für die Fahrten zwischen München und Oberammergau bestimmten Luftschiffes dienen sollte, waren bereits 4 der rückseitigen Einzelbogen aufmontiert, als der gemeldete Einsturz erfolgte. Es war, als gerade etwa 50 Arbeiter aus der Kantine kamen. Der die Aufzugskurbel bedienende Monteur wurde zur Seite geschleudert und war sofort tot; 4 andere Arbeiter wurden schwer verletzt. Die Unverletzten gerieten in eine solche Wut, daß sie die anwesenden Ingenieure prügelten.

Kirchenlamitz (Oberfranken) 13. April. Einen Selbstmord unter ganz eigenartigen Umständen verübte der seit Sonntag abgängige 35 Jahre alte Steinhauer Georg Schlötzer, der in der Nähe des Epprechtsteins tot auf­gefunden wurde. Seinem Arbeitgeber hinter- licß er einen Zettel mit folgendem Inhalt:Herr K. nehme es mir nicht übel, daß ich eingebrochen habe. Habe einige Becher Bier getrunken und eine halbe Patrone genommen. Mein Grab ist in nächster Nähe, wird niemand finden." Dann folgt ein Gruß an einen Verwandten und seine Unterschrift. Diepaar Becher" bestanden aus einem 17 Liter fassenden Füßchen Bier, das Schlötzer im Laufe des Sonntags fast vollständig ausgetrunken hatte. Hierauf kroch der Lebens­müde in ein von Steinen gebildetes Loch, woselbst er sich dann Lurch eine Dynamitpatrone den Tod gab. Durch die Gewalt der Dynamitpatrone wurde dem Selbstmörder der Kopf förmlich vom Rumpf gerissen, während das Gehirn heraus­geschleudert wurde durch das Ausfinden des Gehirns wurde man auf die Spur des Vermißten gebracht. Schlötzer hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder und hat jedenfalls im Zustande des Deliriums gehandelt.

Saarbrücken 15. April. Der Ballon Prinzeß Viktoria", der gestern morgen 9'/- Uhr im hiesigen Volksgarten aufgestiegen war, geriet hinter Marburg in eine vertikale, die den Ballon herunterriß. Obgleich die Insassen, Ober­leutnant Hein, Brauerdirektor Müller und Kauf­mann Knoch aus Saarbrücken den ganzen Ballast bis auf 2Säcke Sand auswarfen, stieß der Ballon auf den Boden wobei Oberleutnant Klein und Braueridirektor Müller herausgeschleudert wurden. Knoch wurde mit dem Ballon wieder in die Höhe getrieben. Später gelang es ihm, zu landen. Der Ballon konnte aber nicht ge­borgen werden, sondern trieb führerlos weiter. Alle drei Herren blieben unverletzt. Wie man nachträglich erfährt ist der Ballon bei Hildesheim niedergegangen und geborgen worden.

Berlin 15. April. (Reichstag.) Am BundeSratStisch: Minister Frhr. v. Rheinbaben und Staatssekretär Wermuth. Auf der Tages­ordnung steht das Wertzuwachs st euergesetz. Zunächst entspinnt sich eine Geschäftsordnungs­debatte über den Vorschlag des Präsidenten, all­gemeine Erörterungen über die Finanzreform dabei zu Unterlasten. Abg. Frhr. v. Hertling (Ztr.) stimmt diesem Vorschlag zu. Cuno (fortschr. Vp.) widerspricht dem. Nachdem Abg. Fischer (Soz.) sich im Sinne des Vorredners ausgesprochen, tritt das Haus in die Beratung

ein. Staatssekretär Wermuth weist zur Be­gründung der Vorlage darauf hin, daß immer mehr Gemeinden die Wertzuwachssteuer eingeführt haben. Der Entwurf enthält im wesentlichen 4 Punkte. Als Gegenstand der Steuerpflicht ist anzusetzen der Wertzuwachs, d. h. der Unter­schied zwischen dem Kaufspreis und dem Ver­äußerungsergebnis. Das Recht des Reiches auf die Wertzuwachssteuer ist nicht anzuzweifeln. Die Interessen der Gemeinden und des Reiches sind eng und unauflöslich verbunden. Für die Ge­meinden ist es nicht zu unterschätzen, daß sie mit einem Schlag zu einer unanfechtbaren ergiebigen Steuer gelangen. Wir empfehlen Ihnen, die Vorlage noch in dieser Session zu verabschieden. Sonst entsteht eine Bewegung auf dem Grund­stücksmarkte, die schon im nächsten Winter die Steuer ergebnislos machen würde. Graf Westarp (kons.): Wir werden alles tun, um den Entwurf möglichst noch in dieser Tagung zu verabschieden. Von dem für die Besteuerung maßgebenden Ver­kaufspreis müssen die Ausgaben für Bewirtschaftung und der dadurch geschaffene Wertzuwachs abge­zogen werden können. Wir beantragen die Ver­weisung der Vorlage an eine besondere Kommission von 28 Mitgliedern. Südekum (Soz.) sieht in der Vorlage eine Bevorzugung des flachen Landes und der Großgrundbesitzer. Die Fürsten sollten sich dieser Steuer nicht entziehen und auch die Grunewaldverkäufe des Landwirtschaftsmini­steriums sollten unter das Gesetz fallen. Die Ueberschüste sollten nicht zur Schuldentilgung, sondern zur Beseitigung der drückendsten indirekten Steuern verwendet werden. Finanzminister von Rheinbaben: Eine Ermäßigung der in­direkten Steuern ist noch nicht angängig. Ein großer Teil des Grunewalds wird zu sanitären Zwecken erhalten bleiben. Die Befreiung des Staates von der Wertzuwachssteuer muß aufrecht erhalten bleiben. Die Einzelstaaten muffen für die Kosten der Erhebung und der Kontrolle einen Prozentsatz erhalten. Cuno (f. V.) verlangt Wahrung der Gemeindeinteresten und Aufhören der Privilegien des Fiskus und der landesherrlichen Familien. Der Tarif scheint uns zu schnell aufzusteigen. Bedenklich ist die Befugnis der Einzelstaaten, sich der Steuer überhaupt entziehen zu können. Staatssekretär Wermuth: Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, daß die Steuern erhoben werden, wenn die Realisierung des Zu­wachses erfolgt. Den Gesamtertrag habe ich auf 40 Millionen veranschlagt. Hieber (natl.): Wir stehen dem Gesetz durchaus sympathisch gegen­über und haben nur gegen einzelne Bestimmungen Bedenken. Spahn (Z.): Im allgemeinen sind wir mit dem Entwurf einverstanden. Arendt (Reichsp.): Wir verlangen eine eingehende Prü­fung der einzelnen Bestimmungen. Das Gesetz wird nur eine Menge von Prozessen im Gefolge haben. Staatssekretär Wermuth stellt die letztere Behauptung des Vorredners in Abrede. Raab (w. Vgg.): Die Vorlage heischt schleunige Verabschiedung Zietsch (Soz.): Das Ergebnis dieser Steuer muß den Gemeinden überlasten bleiben. Wir werden uns bemühen, aus dem Steuerertrag die indirekten Steuerlasten zu er­mäßigen. Die Vorlage geht an eine Kommission von 28 Mitgliedern. Morgen 11 Uhr Reichs­steuergesetz und Fernsprechgebührenordnung.

Berlin 15. April. Ueber die heute abend 6 Uhr in Kraft getretene Aussperrung der Arbeiter im deutschen Baugewerbe liegen bisher folgende Meldungen vor: Erfurt: Heute abend 6 Uhr wurden hier sämtliche or­ganisierten Maurer, Zimmerer und Hilfsarbeiter ausgesperrt. Von der Aussperrung werden 1800 bis 2000 Personen betroffen. Offenbach a.M.: Die Aussperrung im Baugewerbe hat hier heute begonnen. In Betracht kommen etwa 700 bis 800 Arbeiter. Saarbrücken: Im Saargebiet wurden heute abend 1400 Bauhandwerker auS- gesperct. Hannover: Heute abend 6 Uhr hat der Lokaloerband Hannover des Nordwestdeutschen Arbeitgeberverbandes sämtliche organisierten Maurer, Zimmerer und Bauarbeiter, etwa 4000 Mann, ausgesperrt. Auch die übrigen 39 Lokal­verbände dieses Arbeitgeberverbandes haben die gleichen Maßnahmen getroffen. Es kommen etwa 12 000 Arbeiter in Betracht. Die jetzt nicht organisierten Arbeiter werden gleichfalls auSge­

sperrt, sollen aber nach 8 Tagen wieder ein­gestellt werden.

Wien 15. April. Roosevelt begab sich nach der Audienz beim Kaiser in die Kaiser- grust, wo er an den Särgen der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolph Kränze niederlegte. Abends fand beim Minister des Aeußern, Grafen Aehrenthal, ein Diner statt zu Ehren Roosevelts, dem u. a. der amerikanische Botschafter mit Gemahlin, Ministerpräsident Frhr. v. Bienerth mit Gemahlin und der Kriegsminister beiwohnten.

Vermischtes.

(Der kategorische Imperativ.) Einen niedlichen Beitrag zu dem vielerörterten Thema von der Bureaukratie sendet ein Leser den Münch. N. N.".Es ist noch nicht lange her<. daß ein mir befreundeter Beamter bei der Regie­rung für Oberbayern in München einen eiligen Bericht an seinen Vorgesetzten auf einem Kuvert mit dem Worte versah:Eilt!" Auch rot unter­strichen hatte er es. Wahrscheinlich der halb, weil er aus Erfahrung wußte, mit welcher Geschwindigkeit sich sonst die üblichen Schrift­stücke nach oben bewegen. Am anderen Tage erschien ein Bote in seinem Bureau, er möchte unverzüglich zu seinem Vorgesetzten kommen. Der, ein bekannter, vielvermögender Herr, er­widerte seinen Gruß nicht, sondern zeigte wort­los auf das Kuvert. Mein Freund sah ihn verständnislos an.Mein Herr! Haben Sie das geschrieben? An Ihren Vorgesetzten ge­schrieben?"Allerdings."Wie kommen Sie darauf, diesen, sagen wir einmal, kate­gorischen Imperativ, Ihrem Vorgesetzten gegenüber anzuwcnden?"Ja, aber es eilt

doch wirklich, und wie hätte ich sonst-?"

Pause. Dann der Vorgesetzte in langsam ver- grollendem Zorn:Sie hätten in einem solchen Falle schreiben können:Dürfte eilen" ohne Ausrufezeichen, verstehen Sie!"

Standesamt Cair».

Geborene.

7. April. Marie, T. d. verst. Missionars Georg Schürle.

10. Otto, S. d. Johannes Kling, Landwirts.

10. Julia Johanna, T. d. Robert Schiebel,

Lokomotivheizers.

11. Dora Maria, T. d. Wilhelm Schäfer,

Schreiners.

Gestorbene.

9. April. Johann Ludwig Wacker, Küfermeifter von Lützenhardt, 64 Jahre 11 Mo­nate alt.

11. Josef Wilhelm Kesselbach, Mesner,

65 Jahre 8 Monate alt.

12. Anna Marie Schneider, Maurers Wwe.,

56 Jahre 4 Monate alt.

14. Christian Funk, Schuhmacher von

Stammheim, 67 Jahre 9 Monate alt.

ReNameteil.

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Ille IsiotiivsellsuIiLtis seomstisove Luppen

Die Neckarsulmer Motorräder feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. In den wenigen Jahren konnten 18000 Stück nach allen Weltteilen zur größten Zufriedenheit geliefert werden, fürwahr eine schöne Zahl. 1909 wurden 101 erste, 15 zweite, 13 dritte Preise bet allen wichtigen Konkurrenzen errungen, darunter einige Weltrekorde mit einem 124 Km-Stundentempo. Im deutschen und österreichischen Kaisermanöver haben Dutzende von Neckarsulmer Motorrädern gute Drenste zur Befehlsübermittlung geleistet. ,

Das Neckarsulmer Pfeilsahrrad er­freut sich feit 25 Jahren einer steigenden Sym­pathie: das Rad ist ebenso leicht laufend wie unverwüstlich; eine große Ehrung wurde demselben durch Verleihung der Goldenen Bundes-Medaille beim Großen Preis der Industrie zu teil. Vertreter für den Bezirk Calw: Friedrich Herzog.