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in den»«»tzm Monalen eine bedeutende Ergänzung unfern' Flotte bilden.
'UkVttgart 4. April. (Schlacht- und MastWech-AuSstellung Stuttgart 1910.) Wie ikäch dem Schluß der Meldefrist zu ersehen ist, wird yhie Ausstellung in allen Abteilungen sehr M.Aeschickt werden. Die feierliche Er- ösftumg.M am Samstag, den 16. April, vorm. 10 Uhe 4n Anwesenheit des Königs stattfinden.
Lßu»ttgart 4. April. (Schöffengericht.) Am iRÄktober fuhr der Droschkenkutscher Chr. Steinaus dem Cannstatter Wasen mit seiner DroschLM die Menschenmenge, die dem Exerzierplatz zustrom«e, um der Landung de» Parsevalballons zuzusehen, im Trab hinein. Ein junger Mann wurde von der Deichsel auf die Lippen getroffAHsS wurde ihm ein Zahn eingestoßen, auch »xlift* er Verletzungen am Fuß. Das Schöffengericht verurteilte Stein wegen fahrlässiger-, Körperverletzung und Uebertretung der Polizeivörschriften zu 35 Mark Geldstrafe.
Heilbronn 4. April. (Eine Fahrraddieb st ah'k - Kompagnie.) In letzter Zeit wurden hier mehKe Fahrräder entwendet. Dieser Tage ist es nün gelungen, die Täter, 4 junge Burschen im Alter en 15—17 Jahren, die hier als Lehrlinge und Ausläufer bedienstet waren, zu ermitteln. Die Diebstähle haben sie jeweils abends gemeinschaftlich ausgeführt. Die gestohlenen Räder haben Ke. zum Teil für sich behalten, zum Teil auch verkauft. Im ganzen konnten 5 Räder beigebracht werden. Die Täter, die geständig find, wurden am Samstag an das K. Amtsgericht eingeliefert.
Eßlingen 4. April. Trotz der Kälte der vergangenen Wochen sind es, neben den Aprikosen nunmehr auch Frühbirnen und türk. Kirschen, die im Blütenschmuck stehen. Auch die Frühkirschen und Pflaumen find in der Entwicklung sehr weit vorangeschritten, und dürsten -bald ihre Blüten öffnen.
Weil im Dorf OA. Leonberg 4. April. Die Lichtfrage ist nunmehr entschieden. Der Vertrag von den Neckarwerken wurde von den Kollegien angenommen und mit der Ausführung sofort begonnen. Allgemein befriedigt hat die Lösung der Lichtfrage allerdings nicht, da ein Teil der hiesigen Einwohner Gas vorgezogen hätte.
Aus Baden 4. April. Wie aus Donaueschingen gemeldet wird, wurde die seit 14. vorigen Monats vermißte Tochter des Schreiners Koch aus Wildbad gestern morgen zwischen Pfohren und Donaueschingen in der Donau tot aufgefunden. — Der Kaufmann und Konkursverwalter Karl Burger in Karlsruhe ^ wurde wegen Unterschlagungen in beträchtlicher Höhe verhaftet. — Gestern abend zwffchen 9 und 10 Uhr fuhr in Muggen
sturm bei Rastatt ein mit Karlsruher Soldaten» besetzter Krümperwagen in schnellem Tempo gegen " die geschloffene Barriere der Staatsbahn Rastatt- KarlSruhe. Die beiden Pferde kamen auf daH„ Gleis, ebenso wurde der Kutscher, eine Gefreites vom Art.-Reg. Nr. 14, auf die Fahrbahn geschleudert. In demselben Moment fuhr ein Eil-- güterzug vorbei und ergriff den Gefreiten und die Pferde. Dem Mann wurde der Kops? abgefahren, ein Pferde ist tot, das andere verletzt. Die übrigen Insassen des Wagens, der vor der Barriere stehen blieb, kamen mit dem Schrecken davon.
Mannheim 4. April. Ein Haus in der Unterstadt war heute nacht der Schauplatz eines blutigen EhedramaS. Ein 35Jahre alter, im Allgemeinen Krankenhaus beschäftigter Heizer hatte schon seit längerer Zeit seine 28 Jahre alte Ehefrau im Verdacht der Untreue. Als er heute in den ersten Morgenstunden, um . Nachforschungen anzustellen, seine Arbeitsstelle verließ, traf er in der Wohnung einen 22 Jahre alten led. Mechaniker, seinen Logisherrn, bei der Frau an. Der betrogene Ehemann gab in blinder Verzweiflung auf seine Frau und den Nebenbuhler mehrere Schüsse ab. Die Frau wurde von mehreren Kugeln in die Schläfe und Brust getroffen und war sofort tot, der Liebhaber wurde nur leicht verletzt. Der Ehemann begab sich nach der Tat wieder auf seine Arbeitsstelle und brachte sich im Maschinenhaus des Mg. Krankenhauses mehrere Schüsse in Brust und Schläfe bei; er wurde später blutüberströmt aufgefunden und ist lebensgefährlich verletzt. Das Ehepaar besitzt 3 Kinder, von denen das älteste e twa 8 Jahre alt ist.s WK- Breslau 4. April. (Ein neues Ballon-Unglück.) Der Ballon „Schlesien" vom Schlesischen Verein für Lustschiffahrt unternahm gestern bei ziemlich heftigem Winde in Breslau einen Aufstieg und landete gegen Abend in Latzig in Pommern. Von den Insassen stiegen Kaufmann Gerstel, sowie eine Dame aus, und der Vorsitzende des Schlesischen Vereins für Luftschiffahrt, Prof. Ab egg, blieb allein noch im Ballon zurück. Ein plötzlich einsetzender Windstoß riß den Ballon in die Höhe und trieb ihn in nordwestlicher Richtung davon. Bei Tessin erfolgte die Landung so plötzlich, daß die Gondel um kippte. Professor Abegg wurde später schwer verwundet in der Gondel aufgefunden und in das Tessiner Krankenhaus gebracht. Er hatte einen linksseitigen Schädelbruch erlitten: Er erlag seinen Verletzungen. Die andern Insassen des Ballons blieben beide unverletzt. Die Gattin des verunglückten Professors ist abends noch aus Breslau an die Unfallstelle abgereist. Ueber die Ursache des Unglücks führt der Vorsitzende des Vereins für Luftschiffahrt in
-Berlin, Dr. Böckelmann au»: „Nach meiner festen Ueberzeugung ist der Ballon infolge de« starken Windes, der eine glatte Zwischen- Hydung einfach unmöglich machte, sehr stark auf -W Erdboden aufgeschlagen. Als die beiden Gefährten AbeggS ausstiegen, wurde der Ballon infolge großer Gewichtsverminderung in die Höhe geschnellt und hat einen ganz gewaltige« ^Auftrieb erhalten. Als Abegg die Reißbahn zpg, weil er befürchtete, in die Ostsee getrieben zU werden, raste der Ballon so schnell in die Tiefe hinab, daß die Gondel überaus heftig aüsstieß und der Aeronaut über Bord geschleudert wurde."
Chemnitz 4. April. Wie das hiesige Polizeiamt mitteilt, wurde gestern vormittag aus einem Saale des König Albert Museum» eine Radierung von Corot-Paris, eine freie Landschaft mit Baumgruppen und Kühen, im . Werte von etwa 500 ^ gestohlen. Das Bild hat Postkartengröße und befand sich in einem einfachen Rahmen mit dreieckigem Aushänger aus Eisendraht.
Paris 4. April. In der heutigen Debatte über das Marinebudget erklärte Unterstaatssekretär Cheran bezüglich der in Marseille erfolgten Verhaftung von zwölf Heizern des Dampfers Muluya, die Heizer Hütten im Augenblick der Abfahrt des Schiffes ihre Arbeit verlassen. Eine solche Handlungsweise könne nicht geduldet werden. Sie seien dementsprechend verfolgt worden. Die eingeschriebenen Seeleute hätten darauf einen AuS- stand von 24 Stunden verkündet und erklärt, daß man zum Generalstreik übergehen werde, wenn gegen die Heizer vorgegangen würde. Die Regierung habe nicht nachgeben können und die Heizer verhaften lassen. Das Gesetz werde Anwendung finden. (Beifall.) Das Marinebudget wurde sodann angenommen.
Marseille 4. April. Der Aufruf des Syndikats der eingeschriebenen Seeleute ermahnt diese, solange im Streik zu verharren, als die Maßnahmen gegen die Heizer der Muluya aufrecht erhalten bleiben. Da das Auslaufen keines Dampfers sicher gestellt werden kann, beginnt man bereits mit der Rückzahlung der Ueber fahrtspreise.
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„Sie ist es", dachte Bernhard mit freudiger Erregung, „welch ein glücklicher-.Zufall."
Er trat <mf die Fremde zu und zog den Lodenhut mit der Spielhahnfeder. Auch sie trug einen ähnlichen Hut, dazu einen fußfreien Lodenanzug.
„Von Eiche", sagte der Assistent. „Erlauben Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle, gnädiges Fräulein."
Er mußte fast über ihr naives Erstaunen lachen. Sie sah so jung, fast kindlich aus mit den vom Gange geröteten Wangen und dem etwas in Unordnung geratenen lockigen Haar, das ihr in die Stirn und in die Schläfen fiel.
„Wir treffen zum zweiten Male zusammen," entgegnete sie mit der ihm im Ohr haften gebliebenen Stimme, und ein glückliches Lächeln zuckte über ihre Züge. „Sind Sie über Lauterbrunnen gereist?"
„Jawohl, ich tummele mich seit acht Tagen als Tourist in den Bergen umher. Ich habe den Mönch und das Finsteraarhorn besucht, und weiß.nicht, wo es am schönsten war. Sehen Sie, gnädiges Fräulein, wie dort der Mond voll und rund hinter dem Schneehoupt der Jungfrau aufgeht. Sieht es nicht, wie durchsichtige, bläuliche Silberschleier aus, wie sein Licht mild herniederströmt und das majestätische Panorama beleuchtet. Muß der Mensch sich hier nicht klein und nichtig Vorkommen angesichts der überwältigenden Größe der Natur?"
Hingerissen sprach es die klangvolle Männerstimme; eine tiefe Begeisterung lag in ihr. Sie wirkte vielleicht ansteckend auf das weibliche Wesen an seiner Seite, vielleicht auch kamen die Worte aus ihrem eigenen Empfinden. Sie stimmte Bernhard lebhaft bei. In angeregtem Gespräch blieben sie nebeneinander stehen uns tauschten ihre Gedanken aus. ES war wie etwas Unpersönliches, sie wußten nichts von einander, er nicht einmal ihren Namen. Und unter ihnen lag die Welt mit ihren Millionen
hastender, ruheloser Menschen, Leid und Lust verhallten auf der reinen Höhe. Die Sterne schienen näher zu sein, eine bestere Welt erreichbarer als drunten im Tal. Er dachte es und auch sie mußte dasselbe fühlen, denn sie sagte: „Mir ist es, als ob man besser werden muß, wenn man so etwas gesehen hat. Wie rein und licht ist hier alles. Die Schweizer singen: „Auf dem Berg gibis keine Sünd, und ich glaube, sie haben recht."
Einer der Führer, ein junger Bursche, fing an zu jodeln, es klang wunderhübsch. Das Echo warf die Stimme zurück. Immer höher stieg der Mond, immer lichter ward es auf der Höhe und dazwischen tiefe, schwarze Schalten, die das blendende Weiß hoben. —
Die Sennerin rief zum Essen.
Sie hatte für die beiden Reisenden ein Tischchen vor der Hütte gedeckt und einen goldgelben, appetitlich duftenden Eierkuchen gebacken. Derbes Landbrot, köstliche Butter und kräftiger Rahmkäse luden zum Zulangen ein. In einem Tonkruge stand frischgemolkene Mich, neben zwei Holzbechern; zwei niedere Schemel waren zum Sitzen bereit.
„Ich hoffe, Sie sind ebenso hungrig, wie ich", sagte die Fremde höflich, „ich habe noch nie ein so einladendes Mahl gesehen."
Sie nahm Platz und forderte Bernhard auf, sich auf den zweiten Schemel niederzulassen. Dann legte sie die Hälfte des Eierkuchens auf den buntgeblümten Teller, der vor ihr stand.
„Schmeckt das gut", meinte sie vergnügt „was ist das auserlesenste Diner dagegen. Ich habe auch mein Esten verdient, bin von früh an auf den Füßen. Der Führer hat sich gefreut."
Aus der Küche erklang muntere» Lachen und Geplauder. Die Sennerin tafelte dort mit den beiden Burschen, die sie schon von früheren Ausstiegen kannte.
(Fortsetzung folgt.)