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Lautenschlager beschuldigt. Die vier Angeklagten haben bekanntlich den Einbruchsdiebstahl im Postgebäude in Besigheim verübt und wurden wegen dieses Diebstahls von der Heilbronner Strafkammer zu Zuchthaus bezw. Gefängnisstrafen verurteilt. Sie bestritten den Diebstahl in Vaihingen begangen zu haben. Dieser Diebstahl wurde ähnlich ausgeführt, wie der im Besig- heimer Poflgebäude. Die Frau des Schmid- maier hat dem Landjäger angegeben, daß die Angeklagten in ihrer Wohnung den Diebstahl zugestandxn hätten. Die Frau hat diese Angaben später widerrufen. Die Strafkammer sprach L>ie Angeklagten trotz dringender Verdachts- gkünde frei, da sie eine volle Ueberzeugung von der Täterschaft nicht gewinnen konnte. — Die Härte des Gesetzes traf eine Frau, die sich wegen Diebstahls zu verantworten hatte. Sie entwendete in einem hiesigen Restaurant, wo sie bedienstet war, einem Kellner, aus dessen unverschlossenem Koffer 47 Zigarren im Wert von 2 bis 3 Die Zigarren wurden bei ihr noch vorgefunden, sie wollte sie ihrem Geliebten schenken. Die Frau ist zweimal wegen Diebstahls, aber unbedeutend, vorbestraft, es kam bei ihr Rückfall in Betracht. Sie wurde zu der gesetzlich zulässigen Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Reutlingen 26. Febr. Ein Gaunerstückchen, das eine ziemlich genaue Ortskenntnis voraussetzt, wurde in der mechanischen Baumwollspinnerei von A. Schradin u. Co. am Eninger Rank verübt. In der Nacht zum Freitag wurde das Tor des Vorgartens und des Hauseinganges mit einem Dietrich geöffnet, in gleicher Weise Zugang zu den unteren Fabrik- räumen geschaffen und durch Herausbrechen eines Verbindungsfensters zwischen Kontor und Arbeitssaal ein Einstieg ins Kontor ermöglicht. Sodann wurde der Versuch gemacht, den Geldschrank mit einem Nachschlüssel zu öffnen, was aber mißlang, der Schlüssel brach ab und blieb mit dem Barte im Schloß stecken. Darnach erbrachen die Diebe die Pulte und machten sich über den Inhalt her. Die Ausbeute war aber gering, es fiel ihnen nur eine Markenkasse mit 10 Bargeld und eine kleine Anzahl Fünfer- und Zehnermarken sowie einige Wechselstempelmarken in die Hände. Die Täter sind darauf spurlos verschwunden.
Frankfurt a. M. 27. Febr. Auf Einladung des sozialdemokratischen Vereins und des Vereins der Fortschrittspartei, des Nationalsozialen Vereins, der Neuen demokratischen Vereinigung und des Vereins für Frauenstimmrecht fand heute mittag auf der Hundswiese eine Riesen-Wahlrechtsdemonstration unter freiem Himmel statt, an der über 50000 Personen teilnahmen. Von acht Rednertribünen wurden an die Menge von Vertretern der oben genannten Parteirichtungen Referate über die Entwicklung der preußischen Wahlrechtsvorlage gehalten und eine Resolution zur Annahme empfohlen, in der zu« Kampf für das allgemeine, gleiche, geheime
und direkte Wahlrecht aufgefordert wird. Die Versammlung, die"durch Flaggensignal von einer Zentraltribüne geleitet wurde, verlief vollständig ruhig. Nach Schluß der Versammlung zogen die Teilnehmer in geordneten Zügen nach der Stadt und zerstreuten sich ohne den geringsten Zwischenfall.
Neapel 27. Febr. Heute vormittag hatte der Dampfer „Hamburg" mit Frau und Fräulein Roosevelt an Bord beim Einlaufen in den Hafen einen Zusammen stoß mit dem Schleppdampfer „Eolo", der in einer Minute sank. Der Kapitän und die sechs Mann starke Besatzung konnten sich retten.
Vermischtes.
Roo sevelts Rückkehr aus dem Ur wald. Roosevelts ostafrikanische Jagdtage sind zu Ende. Er hat dem Urwald nun den Rücken gekehrt: „bartlos und dünn," so ist er aus dem Busche zurückgekehrt und feierlich in Gondokoro eingetroffen. Sein Einzug, so berichtet der afrikanische Reporter des New Dort American, hätte von keinem Regisseur eindrucksvoller arrangiert werden können. „Der frische gellende Klang von Hörnern verkündete dem in friedlicher Ruhe liegenden Gondokoro die Rückkehr des berühmten Weidmanns. Und dann kamen die Träger, eine unabsehbare lange Reihe, auf den Köpfen trugen sie die Kisten, Kasten, die Zeltgeräte und die Trophäen. Schon von weither sah man den langen Zug wie eine riesige Schlange sich über die niedrigen Hügel winden. An der Spitze der Karawane schritten die Trompeter und die Trommler, die Musiktruppe des Negerhäuptlings Hiribe, der es sich' nicht hatte nehmen lasten, seine seltsamen Musikanten zu Ehren des „großen amerikanischen Königs" selbst anzuführen. Dann flatterte das Sternenbanner stolz in den Lüften, die Flagge war zwar hart mitgenommen, zerfetzt und zerschlissen, cGxr doch ein Sternenbanner im mittleren Afrika.' Der Flagge folgte Roosevelt in seinem Khakianzug; die Anstrengungen des Jagdlebens scheinen ihn verjüngt zu haben; er kam daher, als wäre er imstande, noch vor dem Frühstück ein Dutzend Trusts abzuschlachten. Aber die anderen Expeditionsteilnehmer waren kaum wieder zu erkennen, alle Gesichter waren von struppigen Bärten umrahmt und selbst der junge Kermit Roosevelt konnte eher an einen Passionsspieler von Oberammergau erinnern, als an einen jungen Amerikaner. Roosevelt unternahm sofort einen entschlossenen Angriff auf den riesigen Berg von Briefschaften, der seiner harrte." I» ungefähr einem Monat wird der Expräsident in Chartum eintreffen. Zwar will er noch ein Exemplar einer besonderen Antilopenart erlegen, aber mit seinem feierlichen Einzug in Gondokoro ist Roosevelts afrikanischer Jagdzug endgiltig abgeschlossen. Er beabsichtigt, etwa drei Monate in Europa zu verweilen; sein Reiseplan lautet: Kairo, Italien, Budapest, Wien, Paris, Brüssel, Holland, Christiana, Berlin und London.
Marktberichte.
Herrenberg 26. Febr. Auf dem heutige« Schweinemarkt waren zugeführt: 150 St. Milchschweine, Erlös pro Paar 38—50 52 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 60—100 Verkauf gut.
Stuttgart 25. Febr. Der heurige Pferdemarkt wird am 18. und 19. April abgehalten und wiederum mit einer Ausstellung von Wagen-, Reit- und Fahrrequisiten, sowie mit einer Prämiierung von Wagen und Sattler-- waren verbunden sein. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen gewährt wieder die übliche Frachtvergütung für den Transport von und nach Stuttgart und Cannstatt während der Zeit des Pferdemarktes.
O öffentlicher Vortrag
im Haale des Georgenäums
Dienstag, den 1. März, abends 8 Uhr,
von Herrn Landeskonservator Prof. vr. Gradmann über
Heimalschutz und Denkmalpflege
- mit Lichtbilder«. - —
Zu zahlreichem Besuch ladet freundlichst ein
der Keorgenäumsrat.
Standesamt Calw.
Geborene.
18. Febr. Georg Friedrich, S. d. Georg Friedrich Beck, Fuhrmanns.
22. „ Fanny Maria Emilie, T. d. Roman
Stelzer, Bezirksfeldwebels.
22. „ Hildegard Maria. T. d. Johann Georg
Holzinger, FobrikhetzerS.
Gestorbene.
20. Febr. Johann Georg Schaible, Ankuppler, 25 Jahre 11 Monate alt.
22. „ Marie Friederike Schmid, geb. Burk
hardt Witwe, von Monakam, 68 Jahre 4 Monate alt.
ReNameteil.
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Amtliche und Privatanzeigen.
Calw.
verbot.
Das Sammeln von Leseholz ist bis zum 30. Juni d. I. in den Stadtw. Meistersberg Abt. Wurstbrunnen, Kuckucksfelsen, Alzenberg und Hühneräcker, wegen der dort eingelegten Holzschläge verboten.
Zugleich werden die Besitzer von „ Erlaubnisscheinen zum Leseholzsammeln" aus die in denselben enthaltenen Bestimmungen zu besonderer Beachtung angewiesen.
Calw, den 26. Februar 1910.
Ltaötschultheitzeuamt.
Conz.
Teinach.
Der Beschluß der hiesigen bürgerlichen Kollegien vom 28. Dezember 1909 und 19. Januar 1910, wonach in der hiesigen Gemeinde eine jährliche erhöhte Hundeabgabe von je 12 Mark für den Hund ohne Ausnahme erhoben werden soll, ist von dem K. Ministerium des Innern und der Finanzen, durch Erlaß vom 17. Februar 1910 Nr. 2698 vom 1. April 1910 bis 31. März 1915 genehmigt worden.
Den 27. Februar 1910.
Gemeinde Gechinge«.
Radelftammholz-Verkauf.
Die Gemeinde verkauft im Submissionweg aus den Mteilungen Kohlplatte, Hilsental, Lindenbusch und Oberer Gerberwald:
Langholz: tannen 638 Stück, sichten 73 Stück, solchen 41 Stück mit 1. Cl. 2,16 F.,
2. Cl. 20,25 F., 3. Cl. 92,39 F., 4. Cl. 85,92 F., 5. Cl. 102,73 F., 6. Cl. 34,10 F.
SSgholz: 1. Cl. 1,31 F., 2. Cl. 19,42 F.,
3. Cl. 0,28 F.
Das Holz ist gereppelt, ohne Rinde gemessen und in 16 Lose eingeteilt.
Dem Verkauf werden die staatlichen Revierpreise des Forstverbands Calw von 1910 zu Grund gelegt. Die Offerte mit der Aufschrift „Angebote auf das Gemeindeholz", in Procenten ausgedrückt, sind bis
Donnerstag, de« 3. März, abends 7 Uhr,
beim Schultheißenamt einzureichen, woselbst auch die Verkaufsbestimmungen eingesehen werden können. Der Zuschlag erfolgt am 5. März. Losverzeichniffe find von Forstwart Dürr erhältlich.
Den 16. Februar 1910.
Gemeinderat.
Vorstand Schneider.
Gemeinderat.