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Srscheinunyrtazr: Montag. Dienstaa, WittwoS. ronntriitag, Freitaz und SamStag. Zns«rtionepr«ir . Ls-.proZ-u, für 8taütu.«e,i«krorte; außer Bezirkt» Pfg.
Samstag, den 12. Zebruar 1910.
Bezuz-pr.i.b. Ktabt'/^LHrt.m.rrLgerl.Mk. l.LS. Postbezugtpc. k.d. OrtS» u. Nachbarortsoerk. >/^LHrl. Mk. t.so. im Fernverkehr Mk. I.ga. Bestellz. in Württ. 8» Pfg., in Bayern u. Reich IS Pfz.
Tagesuenigkeiten.
Calw. Der Bericht über die gestern nachmittag stattgehabte Bürgerversammlung und die noch unentschiedene Elektrizitätswerkfrage folgt am Montag.
x. Hirsau 11. Febr. Das kaum 2jährige Söhnchen des Küfers Lutz hier, hatte dieser Tage das Unglück, seine rechte Hand in die von dem wenige Jahre älteren Bruder bewegte Rübenmühle zu bringen, wodurch dem bedauernswerten Kinde 3 Finger so übel zugerichtet wurden, daß der eine — der Zeigefinger — völlig entfernt werden mußte.
Stuttgart 11. Dez. (Strafkamm e t.) » Der bekannte Vvrtragskünstler D. Gürtler gab heute im dicht besetzten Sitzungssaal der Strafkammer eine Gastrolle.' Er .war der Gotteslästerung und der Beschimpfung von Einrichtungen und Gebräuchen der römischMtholischen Kirche angeklagt. Die Aeußerungen sost er 'bei Vortragsabenden im Residenztheater und der einer von ihm-veranstalteten ProtestasusinÄnsiung im Wulleschen Saal gegen -Angriffe der Württembergs Zeitung getan heben. Als Zeugen waren u. a. geladen: Redtkteur Grieser vom Deutschen Volksblatt und e«r Stenograph der Württemberger Zeitung. Der Angeklagte bat den Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor von Fischer, ihn nicht als Alltagsmenschen zu behandeln; er sei ein Genie. Der Vorsitzende erklärte ihm, daß er als Angeklagter nach den Vorschriften des Gesetzes behandelt werden müsse, besondere Privilegien gebe es nicht. Dem Angeklagten wurde reichliche Gelegenheit zu seiner Verteidigung gegeben. Er erklärte, er betrachte den Kampf gegen das Papsttum und den Klerikalismus als seine Lebensaufgabe. Die Württembergs! Zeitung und das Deutsche Volkrblatt hätten ihn angegriffen, während ihn die übrigen Zeitungen sachlich behandelt hätten. Die Verhandlungen gestalteten sich sehr dramatisch als der Angeklagte auf die unter Anklage stehenden Stellen zu sprechen kam. Er verlas mit mächtiger Stimme und lebhaftem Gebärdenspiel die Gedichte, denen sie entnommen sind. Als es sich darum handelte, daß er sich beim Vortrag eines Gedichts im Residenztheater bekreuzt habe und dadurch den christlichen Gebrauch der Be- kreuzigung verhöhnt habe, kniete er mitten im Verhandlungssaal nieder, kreuzte die Armee über der Brust und brachte das Gedicht mit Pathos zum Vortrag. Zeuge Redakteur Grieser, der dem Vortragsabend im Residenztheater und der Protestversammlung anwohnte, wurde durch die Aeußerungen in seinem religiösen Gefühl aufs tiefste verletzt. Der als Sachverständige geladene Oberarzt Dr. Sklarel in Charlottenburg hat den Angeklagten im Auftrag des Untersuchungsrichters auf seinen Geisteszustand untersucht. Der Sachverständige hat bei ihm ein Anzeichen einer Geistesgestörtheit nicht bemerkt. In einem früheren ähnlichen Prozeß wurde der Angeklagte freigesprochen, da Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit bestanden. Der Staatsanwalt beantragte 2 '/r Monate Gefängnis. Den von der Verteidigung gestellten Antrag, den im Saale anwesenden Pfarrer Gottfried Schwarz als Sachverständigen über die Frage zu hören, ob Reliquienverehrung und Klosterwesen,
holt über den ^ Chauffeur stark susiM vom hi nt!
Einrichtungen der katholischen Kirche seien, lehnte das Gericht ab. Der Angeklagte erklärte zum Schluffe, er gehe für seine Ueberzeugung ins Gefängnis. Das Urteil wird erst am nächsten Freitag verkündet werden.
Stuttgart 11. Febr. Laut Mitteilung der Generaldirektion der Staatseisenbahnen haben sich die Schneeverhältnisse im Schwarzwald nachträglich als so ungünstig erwiesen, daß der für kommenden Sonntag angekündigte Sonderzug nach Baiersbronn ausfallen muß. Es sind gegenwärtig Erhebungen im Gang, ob die Schneeverhältnisse auf der Alb die AMührung eines Sonderzugs- dorthin empfehlen.Mvie General- direklion behält sich weitere MitteikMgen von
. , HeDilfingen OA. Cannstatt 11. Febr. Gestern vormittaFxist das 3jährige Töchterchen des Schlossers Jakob Ruff b.imKpielen in die Abortgrube gefallen und dort nach längerem -Kuchen t o t aufgefunden worden. Der Gruben- deckes^M^ach"der Entleerung nicht richtig auf- gesetzt wwrden^.^odurch hinglück verankqA-' worden ist. ^
Obereßlingen 11. Febr. (Warnung.)
Unsitte so vieler Kinder, vor daherkommenden Wagen und Automobilen über den Weg zu springen, hat wieder ei« Opfer gefordert. Gestern mittag sprang M^KinU des TätzlöhnerS Willibald Löffler inu^rNahe der Heimschen Hguser vor einem daheM>m!ltzmden Automobil wiMu>
wurde, -kr Ä dem dev und auszuwerW^ver- j 'ren^Rade erfaßt und auf" die Seite geschleudert. Es mußtL^bewußtloS. vom Platze getragen werdlm und-es Wnoch nichts sicher, ob es mit dem Lebei^ davon kommen wird. Den Chauffeur trifft keine Schuld. Er geriet bei dem Versuche, auszuweichen in den Gwben, nahm aber weiter keinen Schaden.
Rottenburg 11. Dez. Vergangene Nacht ist Professor Franz Stumpp, am hiesigen Progymnasium, einem Schlaganfall erlegen, von dem er gestern abend, als er sich aus einer Gesellschaft nach Hause begeben wollte, getroffen wurde. — Von der oberen Neckarbrücke hier sprang gestern nachmittag ein aus Pfäffingen gebürtiges Mädchen anfangs der 20er Jahre, in den angeschwollenen Fluß, ohne daß es die Vorübergehenden hätten verhindern können. Die Lebensmüde wurde von der Strömung gegen das Ufer getrieben und dort von herzueilenden Personen gerettet. Allem Anschein nach hat ihr das kalte Bad nicht geschadet. Sie soll geistig etwas beschränkt sein.
Freudenstadt 10. Febr. Am gestrigen Tage ist der erste Schneeschuhkurs in Freudenstadt zu Ende gegangen. Es haben sich zu ihm 182 Teilnehmer aus allen Teilen Württembergs und Badens eingefunden, die größtenteils im Hotel Christophsau untergebracht waren. Das Wetter war recht ungünstig, aber trotzdem waren die Schneeverhältnisse nicht schlecht und die Stimmung vom Anfang bis Schluß ausgezeichnet. Bei dem am Mittwoch abgehaltenen Schaufahren zeigten die verschiedenen Riegen, in welch guter systematischer Weise die Lehrer unter der Oberleitung des Bundesvorfitzenden Dinkelacker-Stuttgart u. Dr. Berblinger-Freuden-
stadt sie einstudiert hatten, wodurch auch die Anfänger hier in vier Tagen überraschend viel gelernt haben. Freudenstadt hat sich mit diesem seinem ersten Kurse auf beste Weise eingeführt.
Pfalzgrafenweiler OA. Freudenstadt 11. Febr. Zwischen Oberwaldach und Unterwaldach hat sich der verheiratete Bauer Karl Groß von Leinfelden (Filder) vermutlich selbst erschossen. Am Donnerstag den 3. ds. Mts. ging der Genannte von zu Hause weg, nach seiner Angabe in der Absicht, bei Sägwerkbesitzer Rauschenberger in Unterwaldach Holz zu kaufen. Groß ging aber, wie sich heraus- stellte, zunächst nach SMtgart und kaufte dort einen Revolver. Am Freitag mittag begegnete er dem Straßenwart von . Vesperweiler und .fragte ihn. ob er auf dem rechten Weg nach Unterwaldach sei. Am Sonntag zeigte es sich, daU Groß nicht in Unterwaldach angekommen und als auch in seinem Heimatort nach ihm* gefragt wurde, ergab es sich, daß-snw uch^a rt nicht fft. DjMr Umstand veranlaßje/7L4WMn ^W^M^O'e^tZölkenL'.r suchte: MKw.saWkh': erschossen zwischen Oberwaldach und Umer- waldach, 100 Meter von der Straße entfernt.
Welzheim 11. Febr. -Im Warenhaus von G. Schober hier wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Einbr u«ch "weM t. Da der Dieb bares Geld nicht erwischte, eignete er sich größere Anzahl Taschenuhren und verschiedene tzölver an. Man glaubt, den Täter unter am Bahnbau beschäftigten Arbeitern suchen zu sollen. ^
Heileronn 11. Febr. Gestern vor- ittag um 9 Uhr ist in einem Hause der. ehentgaffe church eine in gefährlicher Nähe des eheizten Ofens aufbewahrte Kindsunterlage aus atte ein Brand' entstanden, so daß die in der WoHnuyg befindlichen zwei kleine Kinder M'Wer von 8 Monaten und 4 Jahren, ernstlich Gefahr liefen durch den entstandenen Rauch zu ersticken. Ein Nachbar sprengte die verschlossene Stubentüre und befreit^ die Kiuver aus ihrer" gefährlichen Lage. Die Mrfttxr, die ein Monatshaus besorgt, war abwesend und die zwei kleinen Kinder waren allein in der Wohnung eingeschloffen.
Pforzheim 11. Febr. Die Stadtgemeinde Pforzheim, die schon ein bedeutendes Elektrizitätswerk besitzt, trägt sich mit vier Plänen zur weiteren Gewinnung elektrischer Energie für die hiesige hochentwickelte Industrie. Ein Plan betrifft die Ausnutzung der Enz unterhalb der Stadt, einer die Ausnutzung der Enz oberhalb der Stadt auf württembergischem Gebiet, ein dritter die Ausnutzung der Nagold auf der benachbarten Gemarkung Dillstein und viertens beabsichtigt man, sich dem vom Staat geplanten großen Kraftwerk an der Murg, ca. 35 Klm. Luftlinie von hier, anzuschlicßen. Der Bürgerausschuß soll demnächst hierüber gehört werden.
Saarbrücken 11. Febr. Als der Kommandeur des Jnf.-Reg. Nr. 70 Oberst von Schwartzkoppen heute mittag von der Rekrutenbesichtigung vom Exerzierplatz heimkehrte, scheute sein Pferd. Der Oberst stürzte und