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Brlcheinunzltyge: Montliz, Dienstag, Mittwoch, koaneistag, Freitag >»nd Eamstag. Insertionspreis I» Vsg.pro Zeile für Stabtu. Bezirksorte! außer Bezirk IS Psg.
Montag den 20. Dezember 1909.
BezugSpr.i. d. Stadt V^LHrl.m.Lrägerl.Mk. I. 2 S. Postbezugspr, s.d. Orts- u. Nachbarortsverl. >/pithrl. Mk. 1 . 20 , im Fernverkehr Mk. t.S«. Bestell,, in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich 4 L Psg.
ohne etwas zu erbeuten. ES fiel ihnen nur die Portokasse mit etwa 20 ^ in die Hände.
Hall 18. Dez. Eine kaum glaubliche Geschichte bildet zur Zeit hier das Tagesgespräch. Zwei dreizehnjährige Mädchen der hiesigen höheren Mädchenschule nahmen auf einem Spaziergang ein vierjähriges Mädchen mit. An einer einsamen Stelle außerhalb des Stadtbezirks zogen sie das Kind aus, mißhandelten es und ließen es dann an der Straße entkleidet liegen, wo es später in halb erstarrtem Zustande aufgefunden wurde. Glücklicherweise hat sich die Kleine wieder erholt. Es ist ganz unerklärlich, was die Mädchen zu ihrer grausamen Handlungsweise veranlaßt hat, jedenfalls dürfte die eingeleitete Untersuchung Näheres hierüber ergeben.
Schwenningen 18. Dez. Dem fahrplanmäßig 11.22 Uhr nachts von Rottweil eintreffenden Zug drohte am Mittwoch große Gefahr. Unterhalb der Haltestelle Mülhausen war eine Telsgraphenstange umgestürzt und auf die Schienen zu liegen gekommen, sodaß eine Entgleisung des Zuges die wahrscheinliche Folge gewesen wäre, wenn nicht der Führer beizeiten die Gefahr entdeckt hätte. Den vereinten Kräften des Personals gelang es, die Stange und die daran befestigten Drähte solange beiseite zu halten, bis der Zug die Stelle passiert hatte. Mit 20 Min. Verspätung traf der Zug hier ein.
Friedrichs Hafen 18. Dez. Wie das „Seeblatt" erfährt, hat die Stadtverwaltung auch an den Reichstagsabgeordneten Bass ermann aus Anlaß seines Antrags auf Gründung und Unterhaltung einer Deutschen Akademie und Versuchsanstalt für Luftschiffahrt und Flugtechnik in Friedrichshafen ein Danktelegramm gesandt.
Leutkirch 19. Dez. Ein fideles Nachtabenteuer gab es dieser Tage in dem be-
Amtttche Bek<mirtmachimgerr.
Beksuutmackttua.
Das K. Justizministerium Kat durch Erlaß vom 15. ds. Mts. die Abhaltung des Gerichtstag» in Neuweiler, die am ersten Montag jeden Monats für die Gemeinden Agenbach, Mchhald:n, B-rgorte, Bceitmberg, Harnberg, Martinsmoos, N.uweiler, OberkollwangenHZwerenberg stattfand, mit Wirkung vom 1 JanuacL1910 aufgehoben, weil ein genügendes Bedürfnis hiefüc nicht mehr besteht. Ealw, den 17. Dez 4909.
K. Amtsgericht: Oberamtsrichter Hölder.
Bekanntmachung.
Mit Genehmigung des K Ministeriums des Innern ist seitens des K. Medizinalkollegiums den
Hebamme«:
1. Johanna Barbara Gehring in Gechingen,
2. Katharina Lörcher in Oberkollwangen
in Anerkennung langjährtgers ausgez stchneter Dienstleistungen eine Prämie aus der Staatskasse ver- willigt worden.
Calw, 18. Dezember 1909
K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.
T«sesNe»isreiteN.
— Am 17. Dezember ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eine Bolksschulstelle inGammels- hausen, Bez. Faurndau (Göppingen), dem Schul- amtsverweser Gottlob Häußler in Maisenbach, Bez. Calw übertragen worden.
Weilderstad tAA. Leonberg 18. Dez. Aus Würzburg traf die Nachricht ein, daß der Studierende der Medizin Franz Sautter seit einigen Tagen vermißt werde, man vermutet einen Unglücksfall. Der Vermißte ist ein Sohn des Gerichtsvollziehers Sautter, er studierte anfangs Theologie, wandte sich dann aber der
Medizin zu, er ist 29 Jahre alt und stand vor dem Examen.
Zuffenhausen 18. Dez. Vorgestern abend sind zwei Wagen in der Lindenstraßs auf- einandergefahren, wobei ein Taglöhner ziemlich erhebliche Verletzungen erlitten hat. — Bei der bei Ditzingen abgehaltenen Hofjagd wurden etwa 500 Hasen zur Strecke gebracht.
Tübingen 19. Dez. Der Makler Friedrich Zeh von Altdorf bei Böblingen, der seiner Zeit in Oberboihingen die Kannenwirtschaft gekauft und dem Verkäufer das Angeld mit 4500 Mark in vollkommen wertlosen Aktien und Anteilscheinen, von denen er behauptete, sie tragen 17°/« Dividende, ausbezahlte, wurde wegen Betrugs zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Der gleichzeitig angeklagte Kommissionär Zeitler und der Wirt Müller wurden freigesprochen.
Tübingens. Dez. Infolge des starken Temperaturwechsels von 7 Grad Kälte auf 3 und 4 Grad Wärme, hatten wir heute früh großes Glatteis, das manche, wenn auch unbedeutende Unfälle verursachte. In den letzten Tagen wurden hier außerordentliche große Vogelschwärme beobachtet, die nach Südwesten strichen. Es sind Bergfinken, die mildere Gegenden aufsuchen. Das Geräusch der Flügelschläge war oft weithin hörbar. Diese aus tausend und abertausende» bestehenden Schwärme werden von lauter Männchen gebildet, denn die Weibchen ziehen schon im zeitigen Herbst nach dem Süden, während die Männchen bleiben, solange sie Futter finden.
Bietigheim18. Dez. In der Herrlinger- schen Schuhfabrik ist ein Einbruchsdiebstah l verübt worden. Die Diebe sind durch ein Fenster, das sie eindrückten, ins Kontor gelangt, wo sie den Kassenschrank anbohrten und stark beschädigten,
vie Leiste vom ttleetamphos.
Roman von Erich Ebenstein.
1.
Es ist am Nachmittag von Maria Geburt, und Feiertagsfrieden ruht über dem Friedauer Tal. Die Sonne, welche den Tag über noch sommerlich warm geschienen hat, wirft schräge Strahlen hinter dem Hochgöll hervor, hinter dessen wirrem Steingeklüft sie scheinbar versinken will.
Vor seinem Hof, der stattlich wie eine Ansiedelung am Bergabhang liegt, sitzt der Kleekamp. Die Wiesenmatten ringsum liegen schon im Schatten, und der Wald, welcher ein Stück oberhalb des Hauses beginnt und sich hoch hinaufzieht bis nahe an die Schroffen des Göll, steht düster wie eine bläuliche Wand gegen den lichten Himmel.
Der Kleekamp sitzt unter der großen Linde, an deren Stamm ein Bild des heiligen Aloysius hängt. Früher hatte dort die heilige Anna gethront, aber seit der Kleekamp vor zwanzig Jahren die Kathrine, sein Weib, verlor und dernach einen Haß auf alles Weibliche warf, hatte die heilige Anna nach Friedau in die Kirche wandern müssen und der heilige Aloysius war an ihre Statt auf dem Kleekamphof zu Ehren gekommen.
Vor dem Bauer steht ein kleiner Tisch, auf dem sich neben einem Humpen Wein der „Sonntagsbote" breit macht. Aber der Kleekamp liest nicht. Sein glatt rasiertes, wetterbraues Furchengesicht mit der Adlernase hat einen unruhigen Ausdruck.
Immer wieder fliegt der Blick aus Hellen, scharfen Augen hinüber zum nachbarlichen Habererhof, der auf vorspringender Bergnase noch über ihm im Sonnenlicht liegt.
Eine tief eingeschnittene Wiesenmulde, in der ein Wäfserlein fließt, trennt die beiden Anwesen. Aber der Fußpfad von einem Hof zum anderen
ist verwachsen, und lägen Berg und Tal dazwischen, es könnte nicht weniger Verkehr gepflogen werden als so. Die Hobeins vom Habererhof und der Kleekamp sprechen nie ein Wort zusammen. Kaum daß sie sich Sonntags beim Kirchgang grüßen. Früher, als der Kleekamp noch jung und des alten Hobein einziger, der Ambros, noch daheim war, hielten Ambros und Sixtus Kleekamp warme Freundschaft.
Schier unzertrennlich waren die beiden, und auch noch lange, nachdem der Kleekamp geheiratet und seines Vaters Hof übernommen hatte, war Ambros täglicher Gast auf dem Kleekamphof. Dann war er auf einmal — niemand wußte recht warum — nach Amerika gegangen. Die alten Hobeins wirtschafteten still weiter, und der Verkehr mit dem Nachbar hörte gänzlich auf.
Kleekamp sagte es jedem Knecht gleich bei der Aufnahme: „Mt denen da drüben vom Habererhof hast nichts zu tun, das merk' Dir!"
Einmal hatte ein Vorwitziger bei solcher Gelegenheit gefragt: „Und warum denn, Bauer? Lebt Ihr 'leicht in Feindschaft mit den Hobeins?"
Da hatte ihn der Kleekamp lange angesehen, als könne er solche Keckheit nicht fassen, hatte sich dann abgewandt und unwirsch gebrummt:
„Weibsleut' sind drüben und Du weißt, im Kleekamphof darf mir kein Weiberrock herein. Und überhaupt, wenn Du warm werden willst da, dann tu' was ich anschaff' und frag' nicht um Sachen, die Dich nichts angehen."
Seit dieser Zeit nannten sie den Kleekamp einen Weiberfeind und er wars zufrieden.
„Ist mir lieber als jeder andere Name, der!" lachte er, als sein Bub, der Friedl, ihm einmal davon sprach. Nach einer Weile hatte er dann noch ernsthaft hinzugesetzt: „Ich wollt' Du gerietest mir nach, Bub. Nur so hast Du Frieden auf der Welt!" Worauf der Friedl einen Hellen Juchzer tat und lachend davonsprang. Obwohl er damals erst sechzehn