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Erfcheinungiitaz«: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionsprets ro Pfg. pro Zeile für Stadt u.vezirlSorle; außer Bezirl ts Pfg.
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Calw 16. Nov. Wie uns mitgeteilt wird, hat das von der Spöhrer'schen Höheren Handelsschule veranstaltete Wohltütig- konzert die schöne Summe von 125.—
ergeben.
Leonberg 8. Nov. In Anwesenheit des Hrn. Oberamtmann Brodbeck und einer größeren Anzahl Väter der Schüler wurde heute die landw. Winterschule eröffnet. Die Zahl der Schüler beträgt 66, davon 26 im älteren, 40 im jüngeren Kurs. Von den Schülern der jüngeren Abteilung des Vorjahrs sind diesmal 26 wieder erschienen, es ist dies ein Prozentsatz, der seither nicht erreicht wurde. Zwei der neueingetretenen Schüler nehmen, da solche das Einjährigen-Zeugnis besitzen, am Unterricht des oberen Kurses teil. Die Aufnahmeprüfung ergab diesmal ein sehr günstiges Resultat, es konnten alle Schüler ausgenommen werden. Nach Beendigung der Aufnahmeprüfung, die sich auf Rechnen und deutschen Aufsatz erstreckte, hielt Hr. Oberamtmann Brodbeck eine Ansprache, in welcher er zuerst des seitherigen Mitarbeiters an der Schule, des ff Hrn. Lehrer Dongus in ehrenden Worten gedachte, sodann dankte er den Vätern der Schüler, daß diese die Opfer nicht scheuten und ihre Söhne der Winterschule zuführten; die große Zahl der Anmeldungen sei ein Beweis dafür, daß die Landwirte den hohen Wert einer gediegenen Vorbildung für den landw. Beruf erkannt haben. Die Schüler ermahnte er zu fleißigem Studium, damit die Lehrer auch Früchte ihrer Tätigkeit an der Schlußprüfung aufweisen können. Den gleichen Wunsch äußerte Hr. Landw.-JnspektorStröbele: die Zeit sei kurz und der Lehrplan stelle hohe Ansprüche an den Einzelnen, eine intensive
Dienstag, den 16. November 1909.
Arbeit sei daher zur Erreichung befriedigender Erfolge notwendig. (Leonb. Ztg.)
— An dem Kursus der Landw. Winterschule in Leonberg nehmen in diesem Winter aus dem Bezirk Calw 9 Schüler teil, davon 7 Schüler bereits im zweiten Kurs. Es sind: Braun, Chr., Liebelsberg, Clauß, Johs., Oberhaugstett, Dongus, Wilh., Deckenpfronn, Gehring, Otto, Gechingen, Hammann, Joh., Martinsmoos, Mayer Gg., Neubulach, Rom- metsch, Chr., Altbulach, Rentschler, Fr., Altbulach, Süßer, Fr., Deckenpfronn.
Stuttgart 15. Nov. Der König hat anläßlich des 250jährigen Jubiläums der Cotta'- schen Buchhandlung und des 50jährigen Berufsjubiläums des Chefinhabers, dem Geh. Kommerzienrat Dr. v. Krön er seine Glückwünsche aussprecheN kaffen. Dr. v. Kröner hat verschiedene literarische und buchhändlerische Institute und Korporationen mit größeren Stiftungen bedacht, darunter die deutsche Schillerstiftung mit 5000 den Stuttgarter Buchhandlungsgehilfenverein mit 1000
Stuttgart 15. Nov. Die beiden Einbrecher, die in letzter Zeit Stuttgart unsicher gemacht haben, sind nunmehr ermittelt. Nachdem sie in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in der Gartenstraße einen Einbruch verübt hatten, versuchten sie morgens 3 Uhr in einer Buchhandlung in der Calwerstraße einzubrechen. Dabei wurden sie von einem Wächter der Nachtwach- und Schließdienstgesellschaft entdeckt und nach heftiger Gegenwehr konnte der eine der beiden Einbrecher dingfest gemacht werden, der andere entkam. Es gelang jedoch der Polizei, ihn gestern noch in Heilbronn zu verhaften. Die beiden Einbrecher sind geständig, den Einbruchsdiebstahl in der Pfizerstraße vom 9./10. ds. und mehrere Einbruchsdiebstähle in Heilbronn verübt zu haben.
Sezugipr. i. d. Stadt'/^Lhrl. m. LrLgerl. Mk. l.SS. PostbezugSpr. f.d. Orts- u. Nachbarorts»»!!. '/«jührl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.S0. Bestell^, in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich 42 Psg.
Tübingen 15. Nov. Der Anlagensee war vergangene Woche zum zweitenmale der Schauplatz eines Selbstmordversuchs. Ein ca. 30jähriger Heizer suchte sich zu ertränken. Er schrie jedoch derartig, daß man auf ihn aufmerksam wurde und herbeieilende Kollegen ihn dem nassen Element entzogen.
Markgröningen OA. Ludwigsburg 15. Nov. In der vergangenen Nacht kamen Hunde in die beiden Pferche des Stadtschäfers Dürr und richteten unter den Schafen nicht unbedeutenden Schaden an. Die armen Tiere wurden teils zerrissen, teils so zugerichtet, daß sie geschlachtet werden mußten. Die Eigentümer der Hunde sind bis jetzt nicht bekannt.
Aus Heilbronn 14. Nov. wird dem „Schw. M." geschrieben: Gestern abend wurden beim Postamt Nr. 1 in Heilbronn auf unglaublich freche Art 1250 ^ geraubt. Kurz nach 7 Uhr, als die Schaltervorhalle nahezu leer war, erschien an einem Postanweisungsschalter ein jüngerer, gut gekleideter Herr. Als der Beamte den Schalter öffnete, winkte der Fremde an ihm vorbei, wie wenn er einen hinter dem Schalterraum stehenden Postbediensteten begrüßen und sprechen wollte. Unwillkürlich folgte der Beamte den Blicken des Fremden. Diesen Augenblick benutzte dieser und griff durch den geöffneten Schalter nach dem ihm erreichbaren Papiergeld, mit dem er sofort verschwand. Trotzdem der Beamte den Raub noch sah und sogleich um Festhalten des Diebes schrie, gelang es dem Gauner zu entkommen. Glücklicherweise verlor er auf seiner Flucht noch in der Schalterhalle 1200 so daß sich der Schaden nur auf 50 beläuft, für die ohne Zweifel der Schalterbeamte aufzukommen hat, wenn es nicht gelingt, des Räubers habhaft zu werden. — Dieser und die vielen Diebstähle, die schon begangen wurden
Im Klosterhof.
Roman von B. v. Lancken.
(Fortsetzung.)
Draußen regnete es den ganzen Tag weiter, und erst gegen sechs Uhr nachmittags, gleich nach dem Diner, hörte es etwas auf, und Inge rüstete sich für ihren täglichen Spaziergang. Es war ihrem innerlich veranlagten Wesen ein Bedürfnis, sich mit ihren Freuden und Leiden hinauszuflüchten in die Einsamkeit der Natur; sie zog ihr Regenkleid an, setzte sich ein einfaches, schwarzes Filzhütchen auf und ging durch den Garten aufs Feld hinaus.
Weit dehnten sich die Stoppeln, ganz öde, ganz menschenleer, nur einzelne Krähen strichen mit schwerfälligem Flug und heiserem Krächzen darüber hin, das Gewölk hatte sich verteilt, blauer Himmel lugte hie und da durch, und am westlichen Horizont brach sogar die Sonne noch einmal siegreich hervor, das nächstlagernde Gewölk mit goldenem Glanz umsäumend. Inge, auf den Regenschirm gestützt, blieb eine Weile stehen, atmete tief die frische, regenfeuchte Luft ein und ging dann langsam und eigentlich ziellos weiter. Auf dem weichen Feldwege konnte sie's nicht hören, daß ihr jemand zu Pferde folgte, so drehte sie sich erschrocken jählings um, da sie plötzlich ein „guten Abend" hinter sich hörte. Es war Callein. — Eine tiefe Röte stieg ihr in die Wangen, eine grenzenlose Verwirrung überkam sie, er schien es nicht zu bemerken, schwang sich vom Pferd, schlang die Zügel um den Arm und trat an ihre Seite.
„Sie gehen spazieren, Cousine Inge? Erlauben Sie, daß ich Sie begleite, es ist schon viel zu spät für eine Dame allein auf der einsamen Landstraße."
„Ich fürchte mich nicht, ich gehe ja immer allein."
„Es mag auch sonst keine Gefahr haben, aber ein toller Hund soll sich in der Gegend Herumtreiben, und ich möchte sie nicht der Eventualität aussetzen, eine Begegnung mit ihm zu haben. Um sie zu benachrichtigen, ritt ich nach Pareicken, und als Tante Lie mir sagte, Sie seien schon gegangen, bin ich Ihnen gefolgt. Wie haben Sie den heutigen Tag verlebt?" fuhr er fort, an ihrer Seite bleibend. Die Frage an sich klang gleichgültig, freundlich, wie man so fragt, und den prüfenden Blick, den er seitwärts auf ihr Gesicht warf, sah sie nicht. Auch er bemerkte, daß sie geweint hatte, wie der andere am Morgen es gesehen, und ein kleines Triumpfgefühl regte sich. Er dachte es sich wohl, warum ihre Tränen geflossen.
„Armand war zum Frühstück bei uns", erzählte sie.
„Er wollte Absolution, weil er gestern nicht gekommen."
„Absolution hatte er nicht nötig, es war doch natürlich, daß er der Einladung Folge leistete, die er zuerst angenommen", entgegnete sie kühl.
„Hm — das käme nur darauf an. Für mich z. B. ginge ein Ruf der Frau, die ich liebte, über jeden anderen."
„Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie imstande wären, so schrankenlos zu lieben", bemerkte sie mit einem leisen Sarkasmus in ihrer Stimme.
„Und weshalb nicht? Wenn man Ihnen von mir erzählt hat, daß ich ein Mann bin, der eines tiefen, leidenschaftlichen, treuen Gefühls nicht fähig ist, dann hat man Ihnen die Unwahrheit gesagt. Wenn ich auch nicht leugnen will, daß manche Frau durch mein Leben gegangen ist, so hat das mit dem, was ich unter Liebe verstehe nichts zu tun. Ich habe noch nie wirklich geliebt, nie so, daß eine Frau mein ganzes Denken, Fühlen und Empfinden ausgefüllt und befriedigt, nicht so, daß ich für den Besitz dieser Frau meine Seligkeit hingegeben hätte. Die Frau, die ich wirklich liebe, hätte die Macht in Händen, mich zum Verbrecher oder zu einem guten