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vor. Der eigentliche Grund der Seuche konnte bisher allerdings noch nicht gefunden werden. In dieser Woche sind bis zum Donnerstag sieben Erkrankungen zur Anmeldung gebracht worden.

Alfdorf OA. Welzheim 12. Nov. In dem der Freiherr!, von Hotz'schen Güterherrschaft in Alfdorf gehörigen, auf der Markung Alfdorf gelegenen WaldHaselbacher Rain" wurde gestern nachmittag von Holzhauern bei Gelegenheit der Vornahme von Durchforstungsarbeiten das am Boden liegende Skelett eines Mannes gefunden. Dasselbe war teilweise noch mit Kleidungsstücken umgeben. Daneben lag ein zerlegbares Jagdgewehr ohne Schaft, der ab­geschraubt, aber nicht vorzufinden war. Der Lauf des Gewehres, der zweiteilig ist und in der Mitte ein Gewinde besitzt, war zur Hälfte ab­montiert, gleichwohl war es aber noch gebrauchs­fähig. Der Schädel ist zertrümmert. Ein durch die Ortsvorsteher von Alfdorf und Mutlangen vorgenommener polizeilicher Augenschein hat un­zweifelhaft ergeben, daß es sich um das Skelett eines Mannes handelt, der in der Umgebung, namentlich in Kreisen der Jäger, wohl bekannt war und mit den Jagdgesetzen schon wiederholt in Konflikt geraten ist. Eine strafbare Handlung scheint ausgeschlossen zu sein, vielmehr dürfte es sich um einen Selbstmord handeln. Die in Be­tracht kommende Persönlichkeit sollte im November 1909 eine längere Gefängnisstrafe wegen Jagd­vergehens u. a. antreten, deren Vollstreckung er sich vermutlich dadurch entziehen zu sollen glaubte, daß er seinem Leben selbst ein Ende bereitete. Gerichtliche Anzeige ist gleichwohl erstattet.

Lauffen a. N. 12. Nov. Gestern er­eignete sich im Portlandzementwerk ein Un­glücksfall, der leicht schwere Folgen hätte nach sich ziehen können. Drei Arbeiter waren mit dem Transport einer Riemenscheibe von zirka 2 Meter Durchmesser beschäftigt. Plötzlich rutschte der verheiratete Fabrikarbeiter Wilhelm Lang aus, die Scheibe kam ins Wanken, fiel um und traf dabei den Mann am Schenkel und Unterleib, so daß er vom Platze getragen und mittelst Chaise fortgeführt werden mußte. Als ein Glück ist es zu bezeichnen, daß die Riemenscheibe auf einen eben vorbeifahrenden Karren fiel, denn wäre Lang darunter gekommen, so wäre es um sein Leben geschehen gewesen.

Friedrichshafen 12. Nov. Kurz nachdem gestern abend 7.40 Uhr der badische DampferKaiser Wilhelm" den hiesigen Hafen verlassen hatte, versagte die Steuerung. Durch den herrschenden Sturm wurde das Schiff bis in die Nähe von Eriskirch seitwärts abgetrieben und lief, einige hundert Meter vom Ufer ent­fernt, auf sandigen Seegrund auf. Noch heute nacht 11 Uhr wurden in dem furchtbaren Sturm unter den äußersten Anstrengungen durch das MotorbootWürttemberg" des Grafen Zeppelin etwa 20 Paffagiere an Land gebracht, die übrigen Fahrgäste getrauten sich nicht, den Dampfer zu verlassen, was bei dem hohen Wellengang des Sees ziemlich gefährlich war. Auch das württembergische DampfbootCharlotte" wollte Hilfe bringen, konnte aber wegen des sandigen Grundes nicht an das gefährdete Schiff herankommen. Bis heute nachmittag 2 Uhr war es den beiden Motorbooten des Graf Zeppelin noch nicht gelungen, das Schiff flott zu bekommen, da es sehr stark aufgelaufen und der schwere Sturm den Arbeiten sehr hinderlich ist.

Vom badischen Oberland 10. Nov. Eine junge Dame ließ sich nach einer benach­barten schweizerischen Poststation Portoersparnis halber aus einer Schweizer Apotheke ein Fläsch - chen mit Medizin senden. Als sie damit auf bad. Gebiet kam, wurde ihr bei der Zoll­station eröffnet, daß sie für die Medizin 2 Mark Zoll bezahlen müsse. Das war ihr zu hoch und sie verbrachte deshalb den Zaubertrank wieder in den Schweizer Ort zurück. Ein Herr, der sich der Dame gefällig zeigen wollte, versuchte später die Medizin über die Grenze zu schmuggeln. Er wurde dabei von Zollbeamten erwischt und da er des Paschens überführt war in eine Geld­strafe von 20 Mk. genommen; auch das Medizin- fläschen mußte er auf der Zollstation zurücklassen. Eine teure Medizin!

München 12. Nov. Die Abgeordneten­kammer hat heute das Warenhaus st euer- gesetz mit 100 gegen 24 Stimmen angenom­men. Dagegen stimmten alle Sozialdemokraten und einige Liberale.

Berlin 12. Nov. Die Köpenickiade im Landgerichtsgebäude zieht immer weitere Kreise. Ein Kaufmann zahlte auf eine ihm präsentierte Kostenrechnung 100 Er gedenkt jetzt gegen den Fiskus Klage auf Schadenersatz zu erheben. In München erschien ein Mann im Kriegs- und Verkehrsministerium und holte, angeblich im Auftrag der zuständigen Vorgesetzten die Schreibmaschine zur Reparatur ab. Bei der Eisenbahndirektion wurde der Gauner abgewiesen, aber leider nicht festgehalten.

Paris 12. Nov. (Steinheil-Prozeß.) In der heutigen Verhandlung des Steinheil­prozesses erscheint der Gerichtshof erst um 12 V« Uhr. Der Staatsanwalt fährt in seinem gestern abgebrochenen Plaidoper fort. Er spricht von den Personen, die zuerst auf der Szene des Verbrechens erschienen sind und die ersten Fest­stellungen gemacht haben. Vorher gibt er noch eine Beschreibung der Oertlichkeiten in der Straße. Dann geht der Staatsanwalt zur Beschreibung der Szene über, die sich am Morgen nach dem Verbrechen abspielte, als der junge Hausdiener Rene Couillard herunterkam und ins Zimmer trat, in dem Frau Steinheil lag. Bei seinem Eintritt rief ihm die Steinheil zu:Luft, Luft!" Darauf machte dieser die Fenster auf und die Läden, weil es ganz dunkel war. Der Staats­anwalt wendet sich hierauf noch einmal an die Geschworenen mit den Worten: Meine Herren Geschworenen! Wir alle suchen die Wahrheit. Der Diener Couillard ist ein wahrheitsliebender Mann, er hat auch die ganze Wahrheit gesagt. Nur war aus Versehen seine erste Aussage vor dem Polizeikommiffär im Protokoll falsch dar­gestellt worden, so daß mit seiner jetzigen Aussage die Schilderung der Angelegenheit übereinstimmt. Was er jetzt gesagt hat, verdient Glauben. Heute ist Frau Steinheil sehr gefaßt und blickt den Staatsanwalt ruhig an. Heute wird der Staatsanwalt sein Plaidoper beenden, gegen 3 Uhr beginnt dann der Verteidiger, der schwerlich in 2 Stunden fertig sein wird. Das Verdikt der Geschworenen ist vor morgen nachmittag kaum zu erwarten. So bleibt wahrscheinlich das Ende für Samstag Vorbehalten, das Ende, aber nicht die Lösung. Im Justizpalast geht das natürlich unkontrollierbare Gerücht um, daß in den Kreisen der Geschworenen die Absicht besteht, die An­geklagte wegen Mitwisserschaft schuldig zu sprechen.

Neapel 12. Nov. Frau Roosevelt, welche sich nach New-Dork eingeschifft hat, erhielt kurz vor ihrer Abreise ein Telegramm ihres Gatten aus Ugande via Momboso, worin Roose­velt mitteilt, daß er bei bester Gesundheit sei und seine Expedition fortsetze.

Cuxhaven 12. Nov. In der bei Cux­haven gelegenen Elbmarsch Hadeln haben sich gegen 200 Tpphusfälle ereignet. Infolge­dessen sind alle öffentlichen Veranstaltungen untersagt worden.

London 12. Nov. Die 4 unterseeischen Kabel nach Jamaika scheinen in unmittelbarer Nähe der Insel abgebrochen zu sein. Es ist unmöglich, eine Verbindung mit der Insel zu erhalten. Zahlreiche Schiffe versuchen, sich mittelst drahtloser Telegraphie in' Verbindung mit der Insel zu setzen, aber bisher ohne Erfolg. Die Besorgnisse über das Schicksal der Bevölkerung wachsen immer mehr. Mehrere Dampfer sind nach Jamaika abgegangen, um Nachrichten einzuholen.

London 12. Nov. Aus New-Dork wird telegraphiert: lieber den Orkan auf Jamaika fehlen noch immer direkte Nachrichten, doch geht aus indirekten Meldungen hervor, daß weit ausgedehnte Ueberschwemmungen be­gleitet von Erd stürzen die ganze Insel heimgesucht haben. In den Städten sind große Verwüstungen angerichtet und überall wurde die Ernte vernichtet. Im Hafen von Kingston befanden sich einige 20 Dachten. Die Verbindung mit Kingston ist abgeschnitten und man hegt große Besorgnis für die Fahrzeuge.

Unter den Dachten befindet sich diejenige des Milliardärs Astor und seines Sohnes.

Buenos Aires 12. Nov. Ein Bom­benanschlag, dessen Gelingen die schwersten Folgen gehabt hätte, ist hier in letzter Stunde vereitelt worden. JnderKarmeliter.-Kirche entdeckte man auf dem Hochaltar eine Höllen­maschine. Es gelang, diese noch vor der Ex­plosion unschädlich zu machen und den Urheber des Attentats zu verhaften. Es ist ein russischer Anarchist. Als Grund für seine Tat giebt er an, er habe Ferrer rächen wollen. Wäre sein Vorhaben gelungen, so wäre zweifellos die ganze Gemeinde unter den Trümmern der Kirche begraben worden.

Die List im Beichtstuhl. In Trient wurden die Mutter und Schwester des verhaf­teten Kassierers der Banca Cooperativa festge­nommen. Bekanntlich wurde durch einen Priester der ganze gestohlene Betrag, den er im Beicht­stuhl empfangen hatte (470 000 Kronen) zurück­erstattet mit der Begründung, der Dieb könne nicht ertragen, daß statt seiner ein Unschuldiger im Kerker schmachte. Nun besteht begründeter Verdacht, daß der verhaftete Kassierer dennoch schuldig ist, mit seinen Angehörigen sich verstän­digte und diese dann, um ihn zu befreien, die Komödie mit dem reuigen Diebe im Beichtstuhl aussührten. Weitere Verhaftungen in dieser Angelegenheit stehen bevor.

Standesamt Calw.

Geborene.

5. Nov. Anna Paultne, T. d. Anna Grau geb.

Loeffler, Zugmeisters Witwe.

6. Albert Otto, S. d. Otto Schlatterer,

Metzgermeisters.

8. Helene Mathilde, T. d. August Walz,

Buchbinders.

8. Oskar Albert, S. d. Albert Josef Dal-

colmo, Schreinermeisters. Gestorbene.

7. Nov. Christian Friedrich Stotz, Schuhmacher­

meister, 73V- Jahre alt.

Reklameteil.

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